schwarzer Färbung. Genaue Untersuchungen haben ergeben, daß weder Krankheit, noch eine betrü- gerische Fälschung Seitens der Besitzer Ursache dieser Nacktheit sind.
Als Hausthier dürfte das merkwürdige Geschöpf nicht zu empfehlen sein. Die Haut ist so empfindlich, daß sie schon durch das bestgewählteste Geschirr wund gedrückt wird.
Das leichte Pferd (Equus velox) ist über einen großen Theil des altweltlichen Nordens ver- breitet; es reicht von Norwegen bis an die chinesischen Gebirge. Sein Leibesbau ist etwas plump, aber nicht gerade ungefällig, die Behaarung fein und dicht, die Färbung ein unbestimmtes fahles Grau oder Gelb, meist mit dunklen Mittelstreifen längs des Rückens.
Ueber die ursprüngliche Heimat des schweren Pferdes (Equus robustus) ist gar Nichts zu sagen. Diese Art oder die Rassen, welche Fitzinger unter dem Namen des schweren Pferdes ver- einigt, finden sich in Mitteleuropa. Das flämisch-englische Karrenpferd, ein wahrer Elefant unter den Rossen, scheint das schwere Pferd in seiner Vollendung darzustellen.
Heutzutage ist das zahme Pferd fast über den ganzen Erdball verbreitet. Es fehlt nur in den kältesten Gegenden und auf mehreren Jnseln, wo der Mensch seiner noch nicht bedarf. Seine Nah- rung ist, wie wir schon sahen, sehr verschieden nach der Oertlichkeit, welche es bewohnt. Pflanzen verschiedener Art und die Körner einiger Getreidearten sind das natürliche Futter. Jn trockenen Gegenden gedeiht es entschieden besser, als in feuchten, sumpfigen, obwohl es schlechtere Gräser ver- zehrt, als andere Hausthiere. Man züchtet es entweder in wilden oder in halbwilden und endlich in zahmen Gestüten. Jn jenen werden die Herden das ganze Jahr hindurch sich selbst überlassen. Die dort geborenen Pferde sind sehr dauerhaft, kräftig und genügsam, werden aber niemals so schön, als die unter Aufsicht des Menschen geborenen und erzogenen. Solche wilde Gestüte finden sich in Europa nur in Rußland. Halbwilde Gestüte sind solche, wo sich die Pferdeherden vom Frühjahr bis zum Herbst in Wäldern und auf großen Weideplätzen herumtreiben, im Winter aber in Ställen gehalten und beaufsichtigt werden, wie in Norwegen. Zahme Gestüte endlich sind jene, wo die Pferdezucht unter strengster Aufsicht des Menschen getrieben wird. Die größten Gestüte befinden sich in Rußland, Polen und Ungarn. Jn Rußland soll ein Graf Orlow in einem einzigen seiner Gestüte an 8000 theils zahme, theils halbwilde Pferde besitzen. Das größte Gestüt des österreichischen Kaiserreichs be- findet sich in Niederungarn und zählt an 3000 Pferde.
Zur Veredelung der Pferderassen sind gute Hengste unumgängliche Bedingung. Die Araber werden noch heutigen Tages sehr bevorzugt; sie verbessern alle übrigen Rassen. Die Paarungszeit des Pferdes fällt zwischen das Ende des März und den Anfang des Juni. Dreijährige Stuten sind fortpflanzungsfähig; den Hengst läßt man nicht gern vor dem vierten Jahre zur Paarung. Von seinem siebenten Jahre an genügt er für 50 bis 100 Stuten. Letztere werfen 101/2 bis 12 Monate nach der Begattung ein einziges Füllen, welches sehend und behaart geboren wird und nach wenigen Minuten schon stehen und gehen kann. Man läßt es etwa fünf Monate saugen, sich tummeln und spielen; dann entwöhnt man es von der Mutter, nachdem man ihm gelehrt hat, nach und nach allein zu fressen. Jm ersten Jahre trägt es einen wolligen Pelz, eine kurze, aufrecht stehende, gekräuselte Mähne und ähnlichen Schweif, im zweiten Jahre werden die Haare glänzender, Mähne und Schweif länger und schlichter. Das spätere Alter erkennt man ziemlich richtig an den Schneidezähnen. Acht bis vierzehn Tage nach der Geburt erscheinen oben und unten die beiden mittelsten, die sogenannten Zangen; zwei oder drei Wochen später bricht zu jeder Seite der Zangen wieder ein Zahn aus, und nun sind die sogenannten Mittelzähne vollständig. Nach fünf bis sechs Monaten erscheinen die äußeren Schneidezähne, und damit sind die Milch- oder Füllenzähne, kurze, glatte, glänzende, milch- weiße Gebilde, vollendet. Nach dem Ausfallen der Füllenzähne erhält das Roß die Pferdezähne. Jm Alter von 21/2 Jahren werden die Zangen ausgestoßen und durch neue Zähne ersetzt; ein Jahr später wechseln die Mittelzähne, im nächsten Jahre die sogenannten Eckzähne oder besser die äußeren Schneide- zähne. Mit ihnen brechen die wirklichen Eckzähne oder die Haken durch, zum Zeichen, daß die Aus- bildung des Thieres beendet ist. Vom fünften Jahr ab sieht der Beurtheiler des Alters bei Pferden
Brehm, Thierleben. II. 23
Das leichte Pferd. Das ſchwere Pferd.
ſchwarzer Färbung. Genaue Unterſuchungen haben ergeben, daß weder Krankheit, noch eine betrü- geriſche Fälſchung Seitens der Beſitzer Urſache dieſer Nacktheit ſind.
Als Hausthier dürfte das merkwürdige Geſchöpf nicht zu empfehlen ſein. Die Haut iſt ſo empfindlich, daß ſie ſchon durch das beſtgewählteſte Geſchirr wund gedrückt wird.
Das leichte Pferd (Equus velox) iſt über einen großen Theil des altweltlichen Nordens ver- breitet; es reicht von Norwegen bis an die chineſiſchen Gebirge. Sein Leibesbau iſt etwas plump, aber nicht gerade ungefällig, die Behaarung fein und dicht, die Färbung ein unbeſtimmtes fahles Grau oder Gelb, meiſt mit dunklen Mittelſtreifen längs des Rückens.
Ueber die urſprüngliche Heimat des ſchweren Pferdes (Equus robustus) iſt gar Nichts zu ſagen. Dieſe Art oder die Raſſen, welche Fitzinger unter dem Namen des ſchweren Pferdes ver- einigt, finden ſich in Mitteleuropa. Das flämiſch-engliſche Karrenpferd, ein wahrer Elefant unter den Roſſen, ſcheint das ſchwere Pferd in ſeiner Vollendung darzuſtellen.
Heutzutage iſt das zahme Pferd faſt über den ganzen Erdball verbreitet. Es fehlt nur in den kälteſten Gegenden und auf mehreren Jnſeln, wo der Menſch ſeiner noch nicht bedarf. Seine Nah- rung iſt, wie wir ſchon ſahen, ſehr verſchieden nach der Oertlichkeit, welche es bewohnt. Pflanzen verſchiedener Art und die Körner einiger Getreidearten ſind das natürliche Futter. Jn trockenen Gegenden gedeiht es entſchieden beſſer, als in feuchten, ſumpfigen, obwohl es ſchlechtere Gräſer ver- zehrt, als andere Hausthiere. Man züchtet es entweder in wilden oder in halbwilden und endlich in zahmen Geſtüten. Jn jenen werden die Herden das ganze Jahr hindurch ſich ſelbſt überlaſſen. Die dort geborenen Pferde ſind ſehr dauerhaft, kräftig und genügſam, werden aber niemals ſo ſchön, als die unter Aufſicht des Menſchen geborenen und erzogenen. Solche wilde Geſtüte finden ſich in Europa nur in Rußland. Halbwilde Geſtüte ſind ſolche, wo ſich die Pferdeherden vom Frühjahr bis zum Herbſt in Wäldern und auf großen Weideplätzen herumtreiben, im Winter aber in Ställen gehalten und beaufſichtigt werden, wie in Norwegen. Zahme Geſtüte endlich ſind jene, wo die Pferdezucht unter ſtrengſter Aufſicht des Menſchen getrieben wird. Die größten Geſtüte befinden ſich in Rußland, Polen und Ungarn. Jn Rußland ſoll ein Graf Orlow in einem einzigen ſeiner Geſtüte an 8000 theils zahme, theils halbwilde Pferde beſitzen. Das größte Geſtüt des öſterreichiſchen Kaiſerreichs be- findet ſich in Niederungarn und zählt an 3000 Pferde.
Zur Veredelung der Pferderaſſen ſind gute Hengſte unumgängliche Bedingung. Die Araber werden noch heutigen Tages ſehr bevorzugt; ſie verbeſſern alle übrigen Raſſen. Die Paarungszeit des Pferdes fällt zwiſchen das Ende des März und den Anfang des Juni. Dreijährige Stuten ſind fortpflanzungsfähig; den Hengſt läßt man nicht gern vor dem vierten Jahre zur Paarung. Von ſeinem ſiebenten Jahre an genügt er für 50 bis 100 Stuten. Letztere werfen 10½ bis 12 Monate nach der Begattung ein einziges Füllen, welches ſehend und behaart geboren wird und nach wenigen Minuten ſchon ſtehen und gehen kann. Man läßt es etwa fünf Monate ſaugen, ſich tummeln und ſpielen; dann entwöhnt man es von der Mutter, nachdem man ihm gelehrt hat, nach und nach allein zu freſſen. Jm erſten Jahre trägt es einen wolligen Pelz, eine kurze, aufrecht ſtehende, gekräuſelte Mähne und ähnlichen Schweif, im zweiten Jahre werden die Haare glänzender, Mähne und Schweif länger und ſchlichter. Das ſpätere Alter erkennt man ziemlich richtig an den Schneidezähnen. Acht bis vierzehn Tage nach der Geburt erſcheinen oben und unten die beiden mittelſten, die ſogenannten Zangen; zwei oder drei Wochen ſpäter bricht zu jeder Seite der Zangen wieder ein Zahn aus, und nun ſind die ſogenannten Mittelzähne vollſtändig. Nach fünf bis ſechs Monaten erſcheinen die äußeren Schneidezähne, und damit ſind die Milch- oder Füllenzähne, kurze, glatte, glänzende, milch- weiße Gebilde, vollendet. Nach dem Ausfallen der Füllenzähne erhält das Roß die Pferdezähne. Jm Alter von 2½ Jahren werden die Zangen ausgeſtoßen und durch neue Zähne erſetzt; ein Jahr ſpäter wechſeln die Mittelzähne, im nächſten Jahre die ſogenannten Eckzähne oder beſſer die äußeren Schneide- zähne. Mit ihnen brechen die wirklichen Eckzähne oder die Haken durch, zum Zeichen, daß die Aus- bildung des Thieres beendet iſt. Vom fünften Jahr ab ſieht der Beurtheiler des Alters bei Pferden
Brehm, Thierleben. II. 23
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Das leichte Pferd. Das ſchwere Pferd.
ſchwarzer Färbung. Genaue Unterſuchungen haben ergeben, daß weder Krankheit, noch eine betrü-
geriſche Fälſchung Seitens der Beſitzer Urſache dieſer Nacktheit ſind.
Als Hausthier dürfte das merkwürdige Geſchöpf nicht zu empfehlen ſein. Die Haut iſt ſo
empfindlich, daß ſie ſchon durch das beſtgewählteſte Geſchirr wund gedrückt wird.
Das leichte Pferd (Equus velox) iſt über einen großen Theil des altweltlichen Nordens ver-
breitet; es reicht von Norwegen bis an die chineſiſchen Gebirge. Sein Leibesbau iſt etwas plump,
aber nicht gerade ungefällig, die Behaarung fein und dicht, die Färbung ein unbeſtimmtes fahles
Grau oder Gelb, meiſt mit dunklen Mittelſtreifen längs des Rückens.
Ueber die urſprüngliche Heimat des ſchweren Pferdes (Equus robustus) iſt gar Nichts zu
ſagen. Dieſe Art oder die Raſſen, welche Fitzinger unter dem Namen des ſchweren Pferdes ver-
einigt, finden ſich in Mitteleuropa. Das flämiſch-engliſche Karrenpferd, ein wahrer Elefant unter
den Roſſen, ſcheint das ſchwere Pferd in ſeiner Vollendung darzuſtellen.
Heutzutage iſt das zahme Pferd faſt über den ganzen Erdball verbreitet. Es fehlt nur in den
kälteſten Gegenden und auf mehreren Jnſeln, wo der Menſch ſeiner noch nicht bedarf. Seine Nah-
rung iſt, wie wir ſchon ſahen, ſehr verſchieden nach der Oertlichkeit, welche es bewohnt. Pflanzen
verſchiedener Art und die Körner einiger Getreidearten ſind das natürliche Futter. Jn trockenen
Gegenden gedeiht es entſchieden beſſer, als in feuchten, ſumpfigen, obwohl es ſchlechtere Gräſer ver-
zehrt, als andere Hausthiere. Man züchtet es entweder in wilden oder in halbwilden und endlich in
zahmen Geſtüten. Jn jenen werden die Herden das ganze Jahr hindurch ſich ſelbſt überlaſſen. Die
dort geborenen Pferde ſind ſehr dauerhaft, kräftig und genügſam, werden aber niemals ſo ſchön, als
die unter Aufſicht des Menſchen geborenen und erzogenen. Solche wilde Geſtüte finden ſich in Europa
nur in Rußland. Halbwilde Geſtüte ſind ſolche, wo ſich die Pferdeherden vom Frühjahr bis zum
Herbſt in Wäldern und auf großen Weideplätzen herumtreiben, im Winter aber in Ställen gehalten
und beaufſichtigt werden, wie in Norwegen. Zahme Geſtüte endlich ſind jene, wo die Pferdezucht
unter ſtrengſter Aufſicht des Menſchen getrieben wird. Die größten Geſtüte befinden ſich in Rußland,
Polen und Ungarn. Jn Rußland ſoll ein Graf Orlow in einem einzigen ſeiner Geſtüte an 8000
theils zahme, theils halbwilde Pferde beſitzen. Das größte Geſtüt des öſterreichiſchen Kaiſerreichs be-
findet ſich in Niederungarn und zählt an 3000 Pferde.
Zur Veredelung der Pferderaſſen ſind gute Hengſte unumgängliche Bedingung. Die Araber
werden noch heutigen Tages ſehr bevorzugt; ſie verbeſſern alle übrigen Raſſen. Die Paarungszeit
des Pferdes fällt zwiſchen das Ende des März und den Anfang des Juni. Dreijährige Stuten ſind
fortpflanzungsfähig; den Hengſt läßt man nicht gern vor dem vierten Jahre zur Paarung. Von
ſeinem ſiebenten Jahre an genügt er für 50 bis 100 Stuten. Letztere werfen 10½ bis 12 Monate
nach der Begattung ein einziges Füllen, welches ſehend und behaart geboren wird und nach wenigen
Minuten ſchon ſtehen und gehen kann. Man läßt es etwa fünf Monate ſaugen, ſich tummeln und
ſpielen; dann entwöhnt man es von der Mutter, nachdem man ihm gelehrt hat, nach und nach allein
zu freſſen. Jm erſten Jahre trägt es einen wolligen Pelz, eine kurze, aufrecht ſtehende, gekräuſelte
Mähne und ähnlichen Schweif, im zweiten Jahre werden die Haare glänzender, Mähne und Schweif
länger und ſchlichter. Das ſpätere Alter erkennt man ziemlich richtig an den Schneidezähnen. Acht
bis vierzehn Tage nach der Geburt erſcheinen oben und unten die beiden mittelſten, die ſogenannten
Zangen; zwei oder drei Wochen ſpäter bricht zu jeder Seite der Zangen wieder ein Zahn aus, und
nun ſind die ſogenannten Mittelzähne vollſtändig. Nach fünf bis ſechs Monaten erſcheinen die
äußeren Schneidezähne, und damit ſind die Milch- oder Füllenzähne, kurze, glatte, glänzende, milch-
weiße Gebilde, vollendet. Nach dem Ausfallen der Füllenzähne erhält das Roß die Pferdezähne. Jm
Alter von 2½ Jahren werden die Zangen ausgeſtoßen und durch neue Zähne erſetzt; ein Jahr ſpäter
wechſeln die Mittelzähne, im nächſten Jahre die ſogenannten Eckzähne oder beſſer die äußeren Schneide-
zähne. Mit ihnen brechen die wirklichen Eckzähne oder die Haken durch, zum Zeichen, daß die Aus-
bildung des Thieres beendet iſt. Vom fünften Jahr ab ſieht der Beurtheiler des Alters bei Pferden
Brehm, Thierleben. II. 23
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Brehm, Alfred Edmund: Illustrirtes Thierleben. Bd. 2. Hildburghausen, 1865, S. 353. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/brehm_thierleben02_1865/375>, abgerufen am 23.11.2024.
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