im dichtesten Gesträuch oder zwischen recht laubigen Aesten, vielleicht auch in einem hohlen Stamme zu; nachts geht sie nach Nahrung aus. Nur während der Paarungszeit findet man Männchen und Weibchen zusammen; den übrigen Theil des Jahres leben die Geschlechter für sich. Jhre fünf bis sechs Jungen kommen noch sehr unausgebildet zur Welt, saugen sich aber sogleich an den Zitzen fest und hängen hier wie Früchte an einem Baume. Wenn sie Haare bekommen haben, setzen sie sich der Mutter auf den Rücken und halten sich mit ihren Schwänzen fest, indem sie dieselben um den Schwanz der Alten schlingen. Selbst wenn sie schon fast erwachsen sind und der mütterlichen Pflege oder der Muttermilch kaum mehr bedürfen, bleiben sie noch immer in der Nähe der Alten, und flüchten bei drohender Gefahr schnell auf deren Rücken, klammern sich an und lassen sich von ihr nach einem sicheren Orte tragen. Hiervon erhielt das Thier seinen Namen. Jn der Angst sträubt die Alte die Haare ihres Rückens, gibt einen zischenden Laut von sich und verbreitet einen eigenthüm- lichen, unangenehmen, fast knoblauchartigen Geruch aus ihren Afterdrüsen.
Der Schaden, welchen das Thier verursacht, ist sehr gering, der Nutzen aber eben so unbedeu- tend. Die Neger essen ihr Fleisch.
Die letzte Sippe unserer Familie enthält das einzige, bis jetzt bekannte Beutelthier, welches vor- zugsweise im Wasser lebt, den Schwimmbeutler (Chironectes variegatus) nämlich. Man hat bis jetzt blos diese eine Art der Sippe aufgefunden und auch von ihrem Leben und Treiben nur wenig erfahren können. Der Schwimmbeutler ist schon längst bekannt, jedoch niemals ordentlich beobachtet worden. Buffon nennt ihn den kleinen Otter von Guyana, andere Naturforscher erwähnen seiner unter dem Namen des Demeraraotters. Die Engländer bezeichnen es mit dem Landnamen Yapock.
Jm Ganzen ähnelt der Schwimmbeutler den eigentlichen Beutelratten noch am meisten; nur der Bau seiner Füße ist es, welcher ihn unterscheidet. Die Vorder- und Hinterfüße sind fünfzehig, diese aber merklich größer, als jene, und durch große Schwimmhäute, welche die Zehen verbinden, sowie durch starke, lange und sichelförmige Krallen vor den Vorderfüßen ausgezeichnet. Die Zehen der letz- teren tragen blos kleine, schwache und kurze Krallen, welche so in den Ballen eingesenkt sind, daß sie beim Gehen den Boden nicht berühren. Der Daumen ist verlängert, und hinter ihm befindet sich noch ein knöcherner Fortsatz, aus einer Verlängerung des Fersenbeines herrührend, gleichsam als sechste Zehe. Der sehr lange Schwanz ist blos an der Wurzel kurz und dicht behaart, im übrigen mit ver- schoben-vierseitigen Schüppchen bekleidet. Der Kopf ist verhältnißmäßig klein, die Schnauze lang und zugespitzt; die Sohlen sind nackt, der Pelz ist weich. Das Weibchen hat einen vollständigen Beutel, das Männchen einen dicht und pelzig behaarten Hodensack. Jm Zahnbau ähnelt der Schwimmbeutler den eigentlichen Beutelratten fast vollständig. Von seinem inneren Leibesbau ist noch nichts Genügendes bekannt.
Unser Thier gehört unzweifelhaft zu den merkwürdigsten Mitgliedern der ganzen Ordnung. Jm Allgemeinen hat es ungefähr das Aussehen einer Ratte. Die Ohren sind ziemlich groß, eiförmig ge- rundet, häutig und nackt, die Augen klein. Große Backentaschen, welche sich weit rückwärts in die Mundhöhle öffnen, lassen das Gesicht oft dicker erscheinen, als es wirklich ist. Der gestreckte, walzenförmige, aber eher untersetzte als schlanke Leib ruht auf kurzen Beinen mit breiten Füßen, deren Vorderpaar vollkommen getrennte, sehr lange und dünne Zehen hat, während die Hinterfüße sich als starke Ruder kennzeichnen. Der Schwanz ist fast von gleicher Länge mit dem Körper, und ein Rollschwanz, obgleich er wohl nicht als Greifwerkzeug benutzt wird. Eigenthümlich ist die Zeich- nung. Der weiche, glatte, anliegende Pelz, welcher aus zerstreuteren längeren Grannen und dichtem Wollhaar besteht, ist auf dem Rücken schön aschgrau gefärbt und sticht scharf ab von der weißen Un- terseite. Auf dem grauen Grunde des Rückens liegen sechs schwarze, breite Querbinden und zwar läuft davon eine über das Gesicht, eine über den Scheitel, eine über die Vorderbeine, die vierte über
Der Schwimmbeutler.
im dichteſten Geſträuch oder zwiſchen recht laubigen Aeſten, vielleicht auch in einem hohlen Stamme zu; nachts geht ſie nach Nahrung aus. Nur während der Paarungszeit findet man Männchen und Weibchen zuſammen; den übrigen Theil des Jahres leben die Geſchlechter für ſich. Jhre fünf bis ſechs Jungen kommen noch ſehr unausgebildet zur Welt, ſaugen ſich aber ſogleich an den Zitzen feſt und hängen hier wie Früchte an einem Baume. Wenn ſie Haare bekommen haben, ſetzen ſie ſich der Mutter auf den Rücken und halten ſich mit ihren Schwänzen feſt, indem ſie dieſelben um den Schwanz der Alten ſchlingen. Selbſt wenn ſie ſchon faſt erwachſen ſind und der mütterlichen Pflege oder der Muttermilch kaum mehr bedürfen, bleiben ſie noch immer in der Nähe der Alten, und flüchten bei drohender Gefahr ſchnell auf deren Rücken, klammern ſich an und laſſen ſich von ihr nach einem ſicheren Orte tragen. Hiervon erhielt das Thier ſeinen Namen. Jn der Angſt ſträubt die Alte die Haare ihres Rückens, gibt einen ziſchenden Laut von ſich und verbreitet einen eigenthüm- lichen, unangenehmen, faſt knoblauchartigen Geruch aus ihren Afterdrüſen.
Der Schaden, welchen das Thier verurſacht, iſt ſehr gering, der Nutzen aber eben ſo unbedeu- tend. Die Neger eſſen ihr Fleiſch.
Die letzte Sippe unſerer Familie enthält das einzige, bis jetzt bekannte Beutelthier, welches vor- zugsweiſe im Waſſer lebt, den Schwimmbeutler (Chironectes variegatus) nämlich. Man hat bis jetzt blos dieſe eine Art der Sippe aufgefunden und auch von ihrem Leben und Treiben nur wenig erfahren können. Der Schwimmbeutler iſt ſchon längſt bekannt, jedoch niemals ordentlich beobachtet worden. Buffon nennt ihn den kleinen Otter von Guyana, andere Naturforſcher erwähnen ſeiner unter dem Namen des Demeraraotters. Die Engländer bezeichnen es mit dem Landnamen Yapock.
Jm Ganzen ähnelt der Schwimmbeutler den eigentlichen Beutelratten noch am meiſten; nur der Bau ſeiner Füße iſt es, welcher ihn unterſcheidet. Die Vorder- und Hinterfüße ſind fünfzehig, dieſe aber merklich größer, als jene, und durch große Schwimmhäute, welche die Zehen verbinden, ſowie durch ſtarke, lange und ſichelförmige Krallen vor den Vorderfüßen ausgezeichnet. Die Zehen der letz- teren tragen blos kleine, ſchwache und kurze Krallen, welche ſo in den Ballen eingeſenkt ſind, daß ſie beim Gehen den Boden nicht berühren. Der Daumen iſt verlängert, und hinter ihm befindet ſich noch ein knöcherner Fortſatz, aus einer Verlängerung des Ferſenbeines herrührend, gleichſam als ſechſte Zehe. Der ſehr lange Schwanz iſt blos an der Wurzel kurz und dicht behaart, im übrigen mit ver- ſchoben-vierſeitigen Schüppchen bekleidet. Der Kopf iſt verhältnißmäßig klein, die Schnauze lang und zugeſpitzt; die Sohlen ſind nackt, der Pelz iſt weich. Das Weibchen hat einen vollſtändigen Beutel, das Männchen einen dicht und pelzig behaarten Hodenſack. Jm Zahnbau ähnelt der Schwimmbeutler den eigentlichen Beutelratten faſt vollſtändig. Von ſeinem inneren Leibesbau iſt noch nichts Genügendes bekannt.
Unſer Thier gehört unzweifelhaft zu den merkwürdigſten Mitgliedern der ganzen Ordnung. Jm Allgemeinen hat es ungefähr das Ausſehen einer Ratte. Die Ohren ſind ziemlich groß, eiförmig ge- rundet, häutig und nackt, die Augen klein. Große Backentaſchen, welche ſich weit rückwärts in die Mundhöhle öffnen, laſſen das Geſicht oft dicker erſcheinen, als es wirklich iſt. Der geſtreckte, walzenförmige, aber eher unterſetzte als ſchlanke Leib ruht auf kurzen Beinen mit breiten Füßen, deren Vorderpaar vollkommen getrennte, ſehr lange und dünne Zehen hat, während die Hinterfüße ſich als ſtarke Ruder kennzeichnen. Der Schwanz iſt faſt von gleicher Länge mit dem Körper, und ein Rollſchwanz, obgleich er wohl nicht als Greifwerkzeug benutzt wird. Eigenthümlich iſt die Zeich- nung. Der weiche, glatte, anliegende Pelz, welcher aus zerſtreuteren längeren Grannen und dichtem Wollhaar beſteht, iſt auf dem Rücken ſchön aſchgrau gefärbt und ſticht ſcharf ab von der weißen Un- terſeite. Auf dem grauen Grunde des Rückens liegen ſechs ſchwarze, breite Querbinden und zwar läuft davon eine über das Geſicht, eine über den Scheitel, eine über die Vorderbeine, die vierte über
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[23/0035]
Der Schwimmbeutler.
im dichteſten Geſträuch oder zwiſchen recht laubigen Aeſten, vielleicht auch in einem hohlen Stamme
zu; nachts geht ſie nach Nahrung aus. Nur während der Paarungszeit findet man Männchen und
Weibchen zuſammen; den übrigen Theil des Jahres leben die Geſchlechter für ſich. Jhre fünf bis ſechs
Jungen kommen noch ſehr unausgebildet zur Welt, ſaugen ſich aber ſogleich an den Zitzen feſt und
hängen hier wie Früchte an einem Baume. Wenn ſie Haare bekommen haben, ſetzen ſie ſich der
Mutter auf den Rücken und halten ſich mit ihren Schwänzen feſt, indem ſie dieſelben um den
Schwanz der Alten ſchlingen. Selbſt wenn ſie ſchon faſt erwachſen ſind und der mütterlichen Pflege
oder der Muttermilch kaum mehr bedürfen, bleiben ſie noch immer in der Nähe der Alten, und
flüchten bei drohender Gefahr ſchnell auf deren Rücken, klammern ſich an und laſſen ſich von ihr
nach einem ſicheren Orte tragen. Hiervon erhielt das Thier ſeinen Namen. Jn der Angſt ſträubt
die Alte die Haare ihres Rückens, gibt einen ziſchenden Laut von ſich und verbreitet einen eigenthüm-
lichen, unangenehmen, faſt knoblauchartigen Geruch aus ihren Afterdrüſen.
Der Schaden, welchen das Thier verurſacht, iſt ſehr gering, der Nutzen aber eben ſo unbedeu-
tend. Die Neger eſſen ihr Fleiſch.
Die letzte Sippe unſerer Familie enthält das einzige, bis jetzt bekannte Beutelthier, welches vor-
zugsweiſe im Waſſer lebt, den Schwimmbeutler (Chironectes variegatus) nämlich. Man hat bis
jetzt blos dieſe eine Art der Sippe aufgefunden und auch von ihrem Leben und Treiben nur wenig
erfahren können. Der Schwimmbeutler iſt ſchon längſt bekannt, jedoch niemals ordentlich beobachtet
worden. Buffon nennt ihn den kleinen Otter von Guyana, andere Naturforſcher erwähnen
ſeiner unter dem Namen des Demeraraotters. Die Engländer bezeichnen es mit dem Landnamen
Yapock.
Jm Ganzen ähnelt der Schwimmbeutler den eigentlichen Beutelratten noch am meiſten; nur der
Bau ſeiner Füße iſt es, welcher ihn unterſcheidet. Die Vorder- und Hinterfüße ſind fünfzehig, dieſe
aber merklich größer, als jene, und durch große Schwimmhäute, welche die Zehen verbinden, ſowie
durch ſtarke, lange und ſichelförmige Krallen vor den Vorderfüßen ausgezeichnet. Die Zehen der letz-
teren tragen blos kleine, ſchwache und kurze Krallen, welche ſo in den Ballen eingeſenkt ſind, daß ſie
beim Gehen den Boden nicht berühren. Der Daumen iſt verlängert, und hinter ihm befindet ſich noch
ein knöcherner Fortſatz, aus einer Verlängerung des Ferſenbeines herrührend, gleichſam als ſechſte
Zehe. Der ſehr lange Schwanz iſt blos an der Wurzel kurz und dicht behaart, im übrigen mit ver-
ſchoben-vierſeitigen Schüppchen bekleidet. Der Kopf iſt verhältnißmäßig klein, die Schnauze lang
und zugeſpitzt; die Sohlen ſind nackt, der Pelz iſt weich. Das Weibchen hat einen vollſtändigen
Beutel, das Männchen einen dicht und pelzig behaarten Hodenſack. Jm Zahnbau ähnelt der
Schwimmbeutler den eigentlichen Beutelratten faſt vollſtändig. Von ſeinem inneren Leibesbau iſt noch
nichts Genügendes bekannt.
Unſer Thier gehört unzweifelhaft zu den merkwürdigſten Mitgliedern der ganzen Ordnung. Jm
Allgemeinen hat es ungefähr das Ausſehen einer Ratte. Die Ohren ſind ziemlich groß, eiförmig ge-
rundet, häutig und nackt, die Augen klein. Große Backentaſchen, welche ſich weit rückwärts in
die Mundhöhle öffnen, laſſen das Geſicht oft dicker erſcheinen, als es wirklich iſt. Der geſtreckte,
walzenförmige, aber eher unterſetzte als ſchlanke Leib ruht auf kurzen Beinen mit breiten Füßen, deren
Vorderpaar vollkommen getrennte, ſehr lange und dünne Zehen hat, während die Hinterfüße ſich
als ſtarke Ruder kennzeichnen. Der Schwanz iſt faſt von gleicher Länge mit dem Körper, und
ein Rollſchwanz, obgleich er wohl nicht als Greifwerkzeug benutzt wird. Eigenthümlich iſt die Zeich-
nung. Der weiche, glatte, anliegende Pelz, welcher aus zerſtreuteren längeren Grannen und dichtem
Wollhaar beſteht, iſt auf dem Rücken ſchön aſchgrau gefärbt und ſticht ſcharf ab von der weißen Un-
terſeite. Auf dem grauen Grunde des Rückens liegen ſechs ſchwarze, breite Querbinden und zwar
läuft davon eine über das Geſicht, eine über den Scheitel, eine über die Vorderbeine, die vierte über
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Brehm, Alfred Edmund: Illustrirtes Thierleben. Bd. 2. Hildburghausen, 1865, S. 23. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/brehm_thierleben02_1865/35>, abgerufen am 23.11.2024.
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