Die Kloaken- oder Gabelthiere. -- Der Ameisenigel.
auffallender. Mit den Beutelthieren stehen sie in Beziehung wegen der Eigenthümlichkeit der Knochen am Becken; auch werfen sie fast ebenso unreife Junge, wie diese merkwürdigen Geschöpfe: -- aber sie haben keinen Beutel und tragen also ihre Jungen nicht mit sich herum; und auch im übrigen wider- spricht ihr Leibesbau ihrer Einreihung in die Ordnung der Bentelthiere. So bleibt nur übrig, sie zu den Zahnarmen zu stellen; denn dieses eine Merkmal, das Fehlen der Zähne, haben sie mit den an- deren verwandten Ordnungen gemein.
Die Gabelthiere sind kleine Säugethiere mit gedrungenem, etwas plattgedrückten Körper, sehr niederen Beinen, schnabelförmigen Kiefern, welche von einer trockenen Haut bedeckt werden, kleinen Augen, kurzem und flachen Schwanze, fünfzehigen und auswärts gestellten Füßen mit langen Zehen und kräftigen Krallen, sowie einem durchbohrten Hornsporn an der Ferse der Männchen, welcher mit einer besonderen Drüse in Verbindung steht. Die äußere Ohrmuschel fehlt gänzlich; die Zähne bestehen bei den einen in hornigen Platten, welche in den Kiefern aufliegen, und fehlen bei den an- deren gänzlich. Sechszehn bis siebzehn Wirbel tragen Rippen, zwei bis drei sind rippenlos; dreizehn bis ein und zwanzig bilden den Schwanz. Am Schädel verschwinden viele Nähte sehr früh, und die Rippenknorpel verknöchern vollständig. Das Schlüsselbein ist doppelt, die Unterarme und Schenkel- knochen sind vollständig ausgebildet. Die Speicheldrüsen sind noch groß, wie bei den Ameisenfressern. Der Magen ist einfach, der Blinddarm sehr kurz.
Bisjetzt hat man noch keine vorweltlichen Thiere gefunden, welche mit den Gabel- oder Kloaken- thieren Aehnlichkeit hätten, und so ist diese eigenthümliche Ordnung auf die zwei Familien der Stacheligel und der Schnabelthiere beschränkt. Von diesen Familien enthält die letztere wieder- um nur eine, die erstere nur zwei bekannte Arten; denn die wiederholt aufgestellten Arten der Schna- belthiere haben sich bei näherer Prüfung nicht als stichhaltig erwiesen. Wir sind ziemlich bekannt mit dem Leben der einen und der anderen Art, weil tüchtige Forscher sich mit der Erforschung desselben beschäftigt haben.
Der Ameisenigel (Echidna Hystrix), welcher mit einer zweiten, wenig verschiedenen Art (Echidna setosa) als Vertreter der ersten Familie gilt, kennzeichnet sich durch seinen plumpen, größtentheils mit Stacheln oder Borsten bedeckten Leib, den walzenförmigen, nur am vorderen Ende gespaltenen Schnabel, den kurzen Schwanz, die freien, unvollkommen beweglichen Zehen und die lange, gestreckte, dünne, wurmartige Zunge, welche, wie bei den Ameisenfressern, lang aus dem Munde hervorgestoßen werden kann. Jn seiner äußeren Erscheinung weicht er viel mehr von dem Schnabelthiere ab, als im inneren Leibesbau, denn hier zeigt er die innigste Verwandtschaft mit jenem. Er scheint gleichsam ein Verbindungsglied zwischen den Schuppenthieren und dem Schnabel- thiere darzustellen und kann als der australische Vertreter der Schuppenthiere betrachtet werden. Sein deutscher Name, welcher der ihm von den Ausiedlern gegebenen Benennung vollkommen entspricht, ist für ihn bezeichnend. Der Leib ist gedrungen und schwerfällig, etwas flach gedrückt, der kurze Hals geht allmählich in den Leib und auf der anderen Seite in den länglich runden, verhältnißmäßig kleinen Kopf über, an welchen sich plötzlich die langgestreckte, dünne, walzen- oder röhrenförmige Schnauze ansetzt. Sie ist an der Wurzel noch ziemlich breit, verschmälert sich aber gegen das Ende hin und endigt in eine abgestumpfte Spitze, an welcher sich die sehr kleine und enge Mundspalte befindet. Die Oberseite der Schnauze ist gewölbt, die untere flach. Der Oberkiefer reicht ein wenig über den Unter- kiefer vor; die kleinen eiförmigen Nasenlöcher stehen fast am Ende der Oberseite des Schnabels, dort, wo die nackte Haut, welche ihn überzieht, weich ist und der Schnauze einige Beweglichkeit erlaubt. Die kleinen Augen liegen tief an den Seiten des Kopfes und zeichnen sich vor allem dadurch aus, daß sie, wie die der Vögel, außer den Lidern noch eine Nickhaut haben. Von äußeren Ohrmuscheln sieht man nicht die geringste Spur, der Gehörgang liegt weit hinten am Kopfe und ist ganz unter der stacheligen Bedeckung desselben verborgen. Er ist auffallend weit, erscheint aber nur in Gestalt einer Sförmig geschlitzten Oeffnung, weil er von einem Hautsaume bedeckt ist, welchen das Thier, wie die
Die Kloaken- oder Gabelthiere. — Der Ameiſenigel.
auffallender. Mit den Beutelthieren ſtehen ſie in Beziehung wegen der Eigenthümlichkeit der Knochen am Becken; auch werfen ſie faſt ebenſo unreife Junge, wie dieſe merkwürdigen Geſchöpfe: — aber ſie haben keinen Beutel und tragen alſo ihre Jungen nicht mit ſich herum; und auch im übrigen wider- ſpricht ihr Leibesbau ihrer Einreihung in die Ordnung der Bentelthiere. So bleibt nur übrig, ſie zu den Zahnarmen zu ſtellen; denn dieſes eine Merkmal, das Fehlen der Zähne, haben ſie mit den an- deren verwandten Ordnungen gemein.
Die Gabelthiere ſind kleine Säugethiere mit gedrungenem, etwas plattgedrückten Körper, ſehr niederen Beinen, ſchnabelförmigen Kiefern, welche von einer trockenen Haut bedeckt werden, kleinen Augen, kurzem und flachen Schwanze, fünfzehigen und auswärts geſtellten Füßen mit langen Zehen und kräftigen Krallen, ſowie einem durchbohrten Hornſporn an der Ferſe der Männchen, welcher mit einer beſonderen Drüſe in Verbindung ſteht. Die äußere Ohrmuſchel fehlt gänzlich; die Zähne beſtehen bei den einen in hornigen Platten, welche in den Kiefern aufliegen, und fehlen bei den an- deren gänzlich. Sechszehn bis ſiebzehn Wirbel tragen Rippen, zwei bis drei ſind rippenlos; dreizehn bis ein und zwanzig bilden den Schwanz. Am Schädel verſchwinden viele Nähte ſehr früh, und die Rippenknorpel verknöchern vollſtändig. Das Schlüſſelbein iſt doppelt, die Unterarme und Schenkel- knochen ſind vollſtändig ausgebildet. Die Speicheldrüſen ſind noch groß, wie bei den Ameiſenfreſſern. Der Magen iſt einfach, der Blinddarm ſehr kurz.
Bisjetzt hat man noch keine vorweltlichen Thiere gefunden, welche mit den Gabel- oder Kloaken- thieren Aehnlichkeit hätten, und ſo iſt dieſe eigenthümliche Ordnung auf die zwei Familien der Stacheligel und der Schnabelthiere beſchränkt. Von dieſen Familien enthält die letztere wieder- um nur eine, die erſtere nur zwei bekannte Arten; denn die wiederholt aufgeſtellten Arten der Schna- belthiere haben ſich bei näherer Prüfung nicht als ſtichhaltig erwieſen. Wir ſind ziemlich bekannt mit dem Leben der einen und der anderen Art, weil tüchtige Forſcher ſich mit der Erforſchung deſſelben beſchäftigt haben.
Der Ameiſenigel (Echidna Hystrix), welcher mit einer zweiten, wenig verſchiedenen Art (Echidna setosa) als Vertreter der erſten Familie gilt, kennzeichnet ſich durch ſeinen plumpen, größtentheils mit Stacheln oder Borſten bedeckten Leib, den walzenförmigen, nur am vorderen Ende geſpaltenen Schnabel, den kurzen Schwanz, die freien, unvollkommen beweglichen Zehen und die lange, geſtreckte, dünne, wurmartige Zunge, welche, wie bei den Ameiſenfreſſern, lang aus dem Munde hervorgeſtoßen werden kann. Jn ſeiner äußeren Erſcheinung weicht er viel mehr von dem Schnabelthiere ab, als im inneren Leibesbau, denn hier zeigt er die innigſte Verwandtſchaft mit jenem. Er ſcheint gleichſam ein Verbindungsglied zwiſchen den Schuppenthieren und dem Schnabel- thiere darzuſtellen und kann als der auſtraliſche Vertreter der Schuppenthiere betrachtet werden. Sein deutſcher Name, welcher der ihm von den Auſiedlern gegebenen Benennung vollkommen entſpricht, iſt für ihn bezeichnend. Der Leib iſt gedrungen und ſchwerfällig, etwas flach gedrückt, der kurze Hals geht allmählich in den Leib und auf der anderen Seite in den länglich runden, verhältnißmäßig kleinen Kopf über, an welchen ſich plötzlich die langgeſtreckte, dünne, walzen- oder röhrenförmige Schnauze anſetzt. Sie iſt an der Wurzel noch ziemlich breit, verſchmälert ſich aber gegen das Ende hin und endigt in eine abgeſtumpfte Spitze, an welcher ſich die ſehr kleine und enge Mundſpalte befindet. Die Oberſeite der Schnauze iſt gewölbt, die untere flach. Der Oberkiefer reicht ein wenig über den Unter- kiefer vor; die kleinen eiförmigen Naſenlöcher ſtehen faſt am Ende der Oberſeite des Schnabels, dort, wo die nackte Haut, welche ihn überzieht, weich iſt und der Schnauze einige Beweglichkeit erlaubt. Die kleinen Augen liegen tief an den Seiten des Kopfes und zeichnen ſich vor allem dadurch aus, daß ſie, wie die der Vögel, außer den Lidern noch eine Nickhaut haben. Von äußeren Ohrmuſcheln ſieht man nicht die geringſte Spur, der Gehörgang liegt weit hinten am Kopfe und iſt ganz unter der ſtacheligen Bedeckung deſſelben verborgen. Er iſt auffallend weit, erſcheint aber nur in Geſtalt einer Sförmig geſchlitzten Oeffnung, weil er von einem Hautſaume bedeckt iſt, welchen das Thier, wie die
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Die Kloaken- oder Gabelthiere. — Der Ameiſenigel.
auffallender. Mit den Beutelthieren ſtehen ſie in Beziehung wegen der Eigenthümlichkeit der Knochen
am Becken; auch werfen ſie faſt ebenſo unreife Junge, wie dieſe merkwürdigen Geſchöpfe: — aber ſie
haben keinen Beutel und tragen alſo ihre Jungen nicht mit ſich herum; und auch im übrigen wider-
ſpricht ihr Leibesbau ihrer Einreihung in die Ordnung der Bentelthiere. So bleibt nur übrig, ſie zu
den Zahnarmen zu ſtellen; denn dieſes eine Merkmal, das Fehlen der Zähne, haben ſie mit den an-
deren verwandten Ordnungen gemein.
Die Gabelthiere ſind kleine Säugethiere mit gedrungenem, etwas plattgedrückten Körper, ſehr
niederen Beinen, ſchnabelförmigen Kiefern, welche von einer trockenen Haut bedeckt werden, kleinen
Augen, kurzem und flachen Schwanze, fünfzehigen und auswärts geſtellten Füßen mit langen Zehen
und kräftigen Krallen, ſowie einem durchbohrten Hornſporn an der Ferſe der Männchen, welcher mit
einer beſonderen Drüſe in Verbindung ſteht. Die äußere Ohrmuſchel fehlt gänzlich; die Zähne
beſtehen bei den einen in hornigen Platten, welche in den Kiefern aufliegen, und fehlen bei den an-
deren gänzlich. Sechszehn bis ſiebzehn Wirbel tragen Rippen, zwei bis drei ſind rippenlos; dreizehn
bis ein und zwanzig bilden den Schwanz. Am Schädel verſchwinden viele Nähte ſehr früh, und die
Rippenknorpel verknöchern vollſtändig. Das Schlüſſelbein iſt doppelt, die Unterarme und Schenkel-
knochen ſind vollſtändig ausgebildet. Die Speicheldrüſen ſind noch groß, wie bei den Ameiſenfreſſern.
Der Magen iſt einfach, der Blinddarm ſehr kurz.
Bisjetzt hat man noch keine vorweltlichen Thiere gefunden, welche mit den Gabel- oder Kloaken-
thieren Aehnlichkeit hätten, und ſo iſt dieſe eigenthümliche Ordnung auf die zwei Familien der
Stacheligel und der Schnabelthiere beſchränkt. Von dieſen Familien enthält die letztere wieder-
um nur eine, die erſtere nur zwei bekannte Arten; denn die wiederholt aufgeſtellten Arten der Schna-
belthiere haben ſich bei näherer Prüfung nicht als ſtichhaltig erwieſen. Wir ſind ziemlich bekannt mit
dem Leben der einen und der anderen Art, weil tüchtige Forſcher ſich mit der Erforſchung deſſelben
beſchäftigt haben.
Der Ameiſenigel (Echidna Hystrix), welcher mit einer zweiten, wenig verſchiedenen Art
(Echidna setosa) als Vertreter der erſten Familie gilt, kennzeichnet ſich durch ſeinen plumpen,
größtentheils mit Stacheln oder Borſten bedeckten Leib, den walzenförmigen, nur am vorderen Ende
geſpaltenen Schnabel, den kurzen Schwanz, die freien, unvollkommen beweglichen Zehen und die
lange, geſtreckte, dünne, wurmartige Zunge, welche, wie bei den Ameiſenfreſſern, lang aus dem
Munde hervorgeſtoßen werden kann. Jn ſeiner äußeren Erſcheinung weicht er viel mehr von dem
Schnabelthiere ab, als im inneren Leibesbau, denn hier zeigt er die innigſte Verwandtſchaft mit
jenem. Er ſcheint gleichſam ein Verbindungsglied zwiſchen den Schuppenthieren und dem Schnabel-
thiere darzuſtellen und kann als der auſtraliſche Vertreter der Schuppenthiere betrachtet werden. Sein
deutſcher Name, welcher der ihm von den Auſiedlern gegebenen Benennung vollkommen entſpricht,
iſt für ihn bezeichnend. Der Leib iſt gedrungen und ſchwerfällig, etwas flach gedrückt, der kurze Hals
geht allmählich in den Leib und auf der anderen Seite in den länglich runden, verhältnißmäßig kleinen
Kopf über, an welchen ſich plötzlich die langgeſtreckte, dünne, walzen- oder röhrenförmige Schnauze
anſetzt. Sie iſt an der Wurzel noch ziemlich breit, verſchmälert ſich aber gegen das Ende hin und
endigt in eine abgeſtumpfte Spitze, an welcher ſich die ſehr kleine und enge Mundſpalte befindet. Die
Oberſeite der Schnauze iſt gewölbt, die untere flach. Der Oberkiefer reicht ein wenig über den Unter-
kiefer vor; die kleinen eiförmigen Naſenlöcher ſtehen faſt am Ende der Oberſeite des Schnabels, dort,
wo die nackte Haut, welche ihn überzieht, weich iſt und der Schnauze einige Beweglichkeit erlaubt.
Die kleinen Augen liegen tief an den Seiten des Kopfes und zeichnen ſich vor allem dadurch aus,
daß ſie, wie die der Vögel, außer den Lidern noch eine Nickhaut haben. Von äußeren Ohrmuſcheln
ſieht man nicht die geringſte Spur, der Gehörgang liegt weit hinten am Kopfe und iſt ganz unter der
ſtacheligen Bedeckung deſſelben verborgen. Er iſt auffallend weit, erſcheint aber nur in Geſtalt einer
Sförmig geſchlitzten Oeffnung, weil er von einem Hautſaume bedeckt iſt, welchen das Thier, wie die
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Brehm, Alfred Edmund: Illustrirtes Thierleben. Bd. 2. Hildburghausen, 1865, S. 318. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/brehm_thierleben02_1865/338>, abgerufen am 23.11.2024.
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