Das Temmincksche Schuppenthier. -- Kloaken- oder Gabelthiere.
Schlag auf den Kopf und hing es dann als Siegeszeichen an das Pferd seines Herrn, welcher sich ein Vergnügen daraus machte, seine Beute uns als Geschenk zu übergeben.
Später sah ich das merkwürdige Geschöpf lebend bei einem Kaufmann in Charthum, welcher es mit Milch und Weißbrod ernährte. Es war vollkommen harmlos wie seine übrigen Sippschaftsver- wandten; man konnte mit ihm machen, was man wollte. Bei Tage lag es zusammengerollt in irgend einer Ecke, nachts kam es hervor und fraß, indem es die Zunge wiederholt in die Milch eintauchte und schließlich auch das Weißbrod anleimte. Das gefangene, welches Heuglin hatte, fraß auch Durrah körner. Es war sehr reinlich und eifrig bemüht, seinen Unrath immer sorgfältig zu ver- bergen. Ehe es seinem Bedürfnisse genügte, grub es nach Art der Katzen jedesmal ein Loch und deckte dieses dann sorgfältig mit Erde wieder zu. Jn der Mittagszeit schwitzte es außerordentlich stark
[Abbildung]
Das Temmincksche Schuppenthier (Manis Temminckii).
und verbreitete dann einen höchst unangenehmen Geruch. Mit Läusen und Flöhen war es sehr ge- plagt. Es konnte diesen Schmarotzern nirgends beikommen und machte oft die allersonderbarsten Anstrengungen, um sich von den lästigen Gästen zu befreien.
Zehnte Ordnung. Kloaken- oder Gabelthiere (Monotremata).
Die letzte Ordnung der Zahnarmen enthält nicht nur die merkwürdigsten Geschöpfe der ganzen Reihe, sondern geradezu die merkwürdigsten Säugethiere überhaupt. Von jeher hat es großen Streit unter den Naturforschern gegeben, welchen Ordnungen oder Reihen man die Kloakenthiere beige- sellen sollte, und noch heutzutage ist dieser Streit nicht erledigt. Die einstige Ansicht älterer Thier-
Das Temminckſche Schuppenthier. — Kloaken- oder Gabelthiere.
Schlag auf den Kopf und hing es dann als Siegeszeichen an das Pferd ſeines Herrn, welcher ſich ein Vergnügen daraus machte, ſeine Beute uns als Geſchenk zu übergeben.
Später ſah ich das merkwürdige Geſchöpf lebend bei einem Kaufmann in Charthum, welcher es mit Milch und Weißbrod ernährte. Es war vollkommen harmlos wie ſeine übrigen Sippſchaftsver- wandten; man konnte mit ihm machen, was man wollte. Bei Tage lag es zuſammengerollt in irgend einer Ecke, nachts kam es hervor und fraß, indem es die Zunge wiederholt in die Milch eintauchte und ſchließlich auch das Weißbrod anleimte. Das gefangene, welches Heuglin hatte, fraß auch Durrah körner. Es war ſehr reinlich und eifrig bemüht, ſeinen Unrath immer ſorgfältig zu ver- bergen. Ehe es ſeinem Bedürfniſſe genügte, grub es nach Art der Katzen jedesmal ein Loch und deckte dieſes dann ſorgfältig mit Erde wieder zu. Jn der Mittagszeit ſchwitzte es außerordentlich ſtark
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Das Temminckſche Schuppenthier (Manis Temminckii).
und verbreitete dann einen höchſt unangenehmen Geruch. Mit Läuſen und Flöhen war es ſehr ge- plagt. Es konnte dieſen Schmarotzern nirgends beikommen und machte oft die allerſonderbarſten Anſtrengungen, um ſich von den läſtigen Gäſten zu befreien.
Zehnte Ordnung. Kloaken- oder Gabelthiere (Monotremata).
Die letzte Ordnung der Zahnarmen enthält nicht nur die merkwürdigſten Geſchöpfe der ganzen Reihe, ſondern geradezu die merkwürdigſten Säugethiere überhaupt. Von jeher hat es großen Streit unter den Naturforſchern gegeben, welchen Ordnungen oder Reihen man die Kloakenthiere beige- ſellen ſollte, und noch heutzutage iſt dieſer Streit nicht erledigt. Die einſtige Anſicht älterer Thier-
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Das Temminckſche Schuppenthier. — Kloaken- oder Gabelthiere.
Schlag auf den Kopf und hing es dann als Siegeszeichen an das Pferd ſeines Herrn, welcher ſich ein
Vergnügen daraus machte, ſeine Beute uns als Geſchenk zu übergeben.
Später ſah ich das merkwürdige Geſchöpf lebend bei einem Kaufmann in Charthum, welcher es
mit Milch und Weißbrod ernährte. Es war vollkommen harmlos wie ſeine übrigen Sippſchaftsver-
wandten; man konnte mit ihm machen, was man wollte. Bei Tage lag es zuſammengerollt in irgend
einer Ecke, nachts kam es hervor und fraß, indem es die Zunge wiederholt in die Milch eintauchte
und ſchließlich auch das Weißbrod anleimte. Das gefangene, welches Heuglin hatte, fraß auch
Durrah körner. Es war ſehr reinlich und eifrig bemüht, ſeinen Unrath immer ſorgfältig zu ver-
bergen. Ehe es ſeinem Bedürfniſſe genügte, grub es nach Art der Katzen jedesmal ein Loch und deckte
dieſes dann ſorgfältig mit Erde wieder zu. Jn der Mittagszeit ſchwitzte es außerordentlich ſtark
[Abbildung Das Temminckſche Schuppenthier (Manis Temminckii).]
und verbreitete dann einen höchſt unangenehmen Geruch. Mit Läuſen und Flöhen war es ſehr ge-
plagt. Es konnte dieſen Schmarotzern nirgends beikommen und machte oft die allerſonderbarſten
Anſtrengungen, um ſich von den läſtigen Gäſten zu befreien.
Zehnte Ordnung.
Kloaken- oder Gabelthiere (Monotremata).
Die letzte Ordnung der Zahnarmen enthält nicht nur die merkwürdigſten Geſchöpfe der ganzen
Reihe, ſondern geradezu die merkwürdigſten Säugethiere überhaupt. Von jeher hat es großen Streit
unter den Naturforſchern gegeben, welchen Ordnungen oder Reihen man die Kloakenthiere beige-
ſellen ſollte, und noch heutzutage iſt dieſer Streit nicht erledigt. Die einſtige Anſicht älterer Thier-
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Brehm, Alfred Edmund: Illustrirtes Thierleben. Bd. 2. Hildburghausen, 1865, S. 316. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/brehm_thierleben02_1865/336>, abgerufen am 23.11.2024.
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