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Brehm, Alfred Edmund: Illustrirtes Thierleben. Bd. 2. Hildburghausen, 1865.

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Der Schildwurf.
den. Sie sind durchgehends lang, stark zusammengedrückt, schwach gekrümmt und am äußeren
Rande scharf, und nehmen von der zweiten bis zur Außenzehe an Breite allmählich zu, so daß diese
am breitesten erscheint, sowie sie auch am Außenrande scharfschneidig und beinahe schaufelförmig ist.
Die Krallen der Hinterfüße dagegen sind bedeutend kleiner, fast gerade und abgeflacht. Der Schwanz,
welcher am unteren Rande des den Hintertheil des Körpers deckenden Panzers zwischen einer Aus-
terbung desselben angeheftet ist, macht plötzlich eine Krümmung nach abwärts und schlägt sich
längs des Unterleibes zwischen den Hinterbeinen zurück, so daß er völlig am Bauche aufliegt. Er
ist kurz, vollkommen steif und fast ohne alle Bewegung, an der Wurzel dicker, dann allmählich ver-
schmälert und zusammengedrückt und gegen das Ende plötzlich in eine längliche, plattgedrückte Scheibe
erweitert, die an ihren Rändern eingekerbt ist und beinahe spatelförmig erscheint. Die ganze Ober-
seite des Körpers ist von einem fast lederartigen, hornigen Schildpanzer bedeckt, der ziemlich dick und
weniger biegsam als Sohlenleder ist, auf dem Kopfe nahe an der Schnauzenspitze beginnt, sich über
den ganzen Rücken bis auf den Hintertheil erstreckt und daselbst senkrecht abfällt, wodurch das Thier
wie abgestutzt und gleichsam wie verstümmelt erscheint. Dieser Panzer, welchen meist regelmäßige
Querreihen oder Gürtel von größtentheils rechteckigen, zum Theil aber auch rautenförmigen und selbst
unregelmäßigen, höckerartigen Schildern zusammensetzen, ist keineswegs so, wie bei den Gürtelthieren,
allenthalben fest mit der Körperhaut verbunden, sondern liegt größtentheils nur lose auf derselben
auf, indem er blos längs seiner Mitte an den Dornfortsätzen der Wirbelsäule mittelst einer Haut
befestigt und auch am Scheitel nur mittelst zweier Schilder an den beiden halbkugeligen Vorragungen
des Stirnbeines angeheftet ist, daher er auch an den Seiten des Körpers klafft und aufgehoben wer-
den kann. Dagegen ist er am Vordertheile des Kopfes fest mit den Knochen verbunden und ebenso
am Hintertheile des Körpers, wo er eine abgestutzte Fläche bildet. Der nicht bewegliche Theil des
Kopfpanzers enthält nur fünf Querreihen von Schildchen, deren Zahl in den beiden vordersten
Reihen vier, in den drei hinteren fünf beträgt. Der Rückenpanzer dagegen, dessen vorderste Gürtel
das Hinterhaupt decken und dasselbe äußerlich nicht unterscheiden lassen, ist aus vierundzwanzig, meist
regelmäßigen Querreihen zusammengesetzt, von denen die beiden dem Kopfe zunächst liegenden Reihen
aus sieben bis acht unregelmäßigen, höckerartigen Schildchen verschiedener Größe bestehen, während
die übrigen Reihen durchaus regelmäßige, rechteckige Schildchen enthalten, deren Zahl von 15 oder
17 bis 24 steigt und in den drei hintersten Reihen bis auf 22 herabfällt. Alle diese Querreihen
oder Gürtel sind durch eine Haut von einander geschieden, die unter und über den einzelnen Schilder-
reihen so angewachsen und zurückgeschlagen ist, daß der Vorderrand jeder Reihe unter dem Hinter-
rande der vorangehenden liegt. Obgleich die Zwischenräume, welche hierdurch entstehen, nicht be-
sonders groß sind, so gestatten sie doch den einzelnen Gürteln einen ziemlichen Grad von Beweglichkeit,
der sogar auf die Fähigkeit des Thieres schließen läßt, seinen Leib kugelförmig zusammenrollen zu
können. Der vollkommen unbewegliche, mit dem Schwanze blos durch eine Haut verbundene Pan-
zer des Hintertheiles endlich, welcher in einem rechten Winkel von dem Körper abfällt und völlig
flach ist, besteht aus fünf bis sechs halbkreisförmig gestellten Reihen von Schildchen, theils recht-
eckiger, theils rautenförmiger Gestalt, und zeigt an seinem unteren Rande einen Ausschnitt, zwischen
welchem der Schwanz an den Körper angeheftet ist. Die erste oder oberste dieser Reihen enthält 20,
die letzte aber nur 6 Schildchen. Der ganze Schilderpanzer ist auf seiner Oberseite sowohl, wie auch
an seiner freien Unterseite unbehaart und völlig glatt, nur an den unteren Rändern desselben befinden
sich zahlreiche und ziemlich lange, seidenartige Haare. Dagegen ist die Haut des Thieres allenthalben
und selbst unterhalb des Panzers, mit alleiniger Ausnahme des Schwanzes, der Sohlen, der
Schnauzenspitze und des Kinnes, welche vollkommen nackt sind, ziemlich dicht von langen, feinen
und weichen, fast seidenartigen Haaren bedeckt, die viel länger als bei den Maulwürfen, aber keines-
wegs so dicht wie bei diesen gestellt sind. Am längsten sind die Haare an den Seiten und den
Beinen, am kürzesten und spärlichsten auf der Oberseite der Füße, wo sie zwischen einigen horn-
artigen, warzenförmigen Erhabenheiten hervortreten. Der Schwanz ist von einer lederartigen Haut

Der Schildwurf.
den. Sie ſind durchgehends lang, ſtark zuſammengedrückt, ſchwach gekrümmt und am äußeren
Rande ſcharf, und nehmen von der zweiten bis zur Außenzehe an Breite allmählich zu, ſo daß dieſe
am breiteſten erſcheint, ſowie ſie auch am Außenrande ſcharfſchneidig und beinahe ſchaufelförmig iſt.
Die Krallen der Hinterfüße dagegen ſind bedeutend kleiner, faſt gerade und abgeflacht. Der Schwanz,
welcher am unteren Rande des den Hintertheil des Körpers deckenden Panzers zwiſchen einer Aus-
terbung deſſelben angeheftet iſt, macht plötzlich eine Krümmung nach abwärts und ſchlägt ſich
längs des Unterleibes zwiſchen den Hinterbeinen zurück, ſo daß er völlig am Bauche aufliegt. Er
iſt kurz, vollkommen ſteif und faſt ohne alle Bewegung, an der Wurzel dicker, dann allmählich ver-
ſchmälert und zuſammengedrückt und gegen das Ende plötzlich in eine längliche, plattgedrückte Scheibe
erweitert, die an ihren Rändern eingekerbt iſt und beinahe ſpatelförmig erſcheint. Die ganze Ober-
ſeite des Körpers iſt von einem faſt lederartigen, hornigen Schildpanzer bedeckt, der ziemlich dick und
weniger biegſam als Sohlenleder iſt, auf dem Kopfe nahe an der Schnauzenſpitze beginnt, ſich über
den ganzen Rücken bis auf den Hintertheil erſtreckt und daſelbſt ſenkrecht abfällt, wodurch das Thier
wie abgeſtutzt und gleichſam wie verſtümmelt erſcheint. Dieſer Panzer, welchen meiſt regelmäßige
Querreihen oder Gürtel von größtentheils rechteckigen, zum Theil aber auch rautenförmigen und ſelbſt
unregelmäßigen, höckerartigen Schildern zuſammenſetzen, iſt keineswegs ſo, wie bei den Gürtelthieren,
allenthalben feſt mit der Körperhaut verbunden, ſondern liegt größtentheils nur loſe auf derſelben
auf, indem er blos längs ſeiner Mitte an den Dornfortſätzen der Wirbelſäule mittelſt einer Haut
befeſtigt und auch am Scheitel nur mittelſt zweier Schilder an den beiden halbkugeligen Vorragungen
des Stirnbeines angeheftet iſt, daher er auch an den Seiten des Körpers klafft und aufgehoben wer-
den kann. Dagegen iſt er am Vordertheile des Kopfes feſt mit den Knochen verbunden und ebenſo
am Hintertheile des Körpers, wo er eine abgeſtutzte Fläche bildet. Der nicht bewegliche Theil des
Kopfpanzers enthält nur fünf Querreihen von Schildchen, deren Zahl in den beiden vorderſten
Reihen vier, in den drei hinteren fünf beträgt. Der Rückenpanzer dagegen, deſſen vorderſte Gürtel
das Hinterhaupt decken und daſſelbe äußerlich nicht unterſcheiden laſſen, iſt aus vierundzwanzig, meiſt
regelmäßigen Querreihen zuſammengeſetzt, von denen die beiden dem Kopfe zunächſt liegenden Reihen
aus ſieben bis acht unregelmäßigen, höckerartigen Schildchen verſchiedener Größe beſtehen, während
die übrigen Reihen durchaus regelmäßige, rechteckige Schildchen enthalten, deren Zahl von 15 oder
17 bis 24 ſteigt und in den drei hinterſten Reihen bis auf 22 herabfällt. Alle dieſe Querreihen
oder Gürtel ſind durch eine Haut von einander geſchieden, die unter und über den einzelnen Schilder-
reihen ſo angewachſen und zurückgeſchlagen iſt, daß der Vorderrand jeder Reihe unter dem Hinter-
rande der vorangehenden liegt. Obgleich die Zwiſchenräume, welche hierdurch entſtehen, nicht be-
ſonders groß ſind, ſo geſtatten ſie doch den einzelnen Gürteln einen ziemlichen Grad von Beweglichkeit,
der ſogar auf die Fähigkeit des Thieres ſchließen läßt, ſeinen Leib kugelförmig zuſammenrollen zu
können. Der vollkommen unbewegliche, mit dem Schwanze blos durch eine Haut verbundene Pan-
zer des Hintertheiles endlich, welcher in einem rechten Winkel von dem Körper abfällt und völlig
flach iſt, beſteht aus fünf bis ſechs halbkreisförmig geſtellten Reihen von Schildchen, theils recht-
eckiger, theils rautenförmiger Geſtalt, und zeigt an ſeinem unteren Rande einen Ausſchnitt, zwiſchen
welchem der Schwanz an den Körper angeheftet iſt. Die erſte oder oberſte dieſer Reihen enthält 20,
die letzte aber nur 6 Schildchen. Der ganze Schilderpanzer iſt auf ſeiner Oberſeite ſowohl, wie auch
an ſeiner freien Unterſeite unbehaart und völlig glatt, nur an den unteren Rändern deſſelben befinden
ſich zahlreiche und ziemlich lange, ſeidenartige Haare. Dagegen iſt die Haut des Thieres allenthalben
und ſelbſt unterhalb des Panzers, mit alleiniger Ausnahme des Schwanzes, der Sohlen, der
Schnauzenſpitze und des Kinnes, welche vollkommen nackt ſind, ziemlich dicht von langen, feinen
und weichen, faſt ſeidenartigen Haaren bedeckt, die viel länger als bei den Maulwürfen, aber keines-
wegs ſo dicht wie bei dieſen geſtellt ſind. Am längſten ſind die Haare an den Seiten und den
Beinen, am kürzeſten und ſpärlichſten auf der Oberſeite der Füße, wo ſie zwiſchen einigen horn-
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[297/0317] Der Schildwurf. den. Sie ſind durchgehends lang, ſtark zuſammengedrückt, ſchwach gekrümmt und am äußeren Rande ſcharf, und nehmen von der zweiten bis zur Außenzehe an Breite allmählich zu, ſo daß dieſe am breiteſten erſcheint, ſowie ſie auch am Außenrande ſcharfſchneidig und beinahe ſchaufelförmig iſt. Die Krallen der Hinterfüße dagegen ſind bedeutend kleiner, faſt gerade und abgeflacht. Der Schwanz, welcher am unteren Rande des den Hintertheil des Körpers deckenden Panzers zwiſchen einer Aus- terbung deſſelben angeheftet iſt, macht plötzlich eine Krümmung nach abwärts und ſchlägt ſich längs des Unterleibes zwiſchen den Hinterbeinen zurück, ſo daß er völlig am Bauche aufliegt. Er iſt kurz, vollkommen ſteif und faſt ohne alle Bewegung, an der Wurzel dicker, dann allmählich ver- ſchmälert und zuſammengedrückt und gegen das Ende plötzlich in eine längliche, plattgedrückte Scheibe erweitert, die an ihren Rändern eingekerbt iſt und beinahe ſpatelförmig erſcheint. Die ganze Ober- ſeite des Körpers iſt von einem faſt lederartigen, hornigen Schildpanzer bedeckt, der ziemlich dick und weniger biegſam als Sohlenleder iſt, auf dem Kopfe nahe an der Schnauzenſpitze beginnt, ſich über den ganzen Rücken bis auf den Hintertheil erſtreckt und daſelbſt ſenkrecht abfällt, wodurch das Thier wie abgeſtutzt und gleichſam wie verſtümmelt erſcheint. Dieſer Panzer, welchen meiſt regelmäßige Querreihen oder Gürtel von größtentheils rechteckigen, zum Theil aber auch rautenförmigen und ſelbſt unregelmäßigen, höckerartigen Schildern zuſammenſetzen, iſt keineswegs ſo, wie bei den Gürtelthieren, allenthalben feſt mit der Körperhaut verbunden, ſondern liegt größtentheils nur loſe auf derſelben auf, indem er blos längs ſeiner Mitte an den Dornfortſätzen der Wirbelſäule mittelſt einer Haut befeſtigt und auch am Scheitel nur mittelſt zweier Schilder an den beiden halbkugeligen Vorragungen des Stirnbeines angeheftet iſt, daher er auch an den Seiten des Körpers klafft und aufgehoben wer- den kann. Dagegen iſt er am Vordertheile des Kopfes feſt mit den Knochen verbunden und ebenſo am Hintertheile des Körpers, wo er eine abgeſtutzte Fläche bildet. Der nicht bewegliche Theil des Kopfpanzers enthält nur fünf Querreihen von Schildchen, deren Zahl in den beiden vorderſten Reihen vier, in den drei hinteren fünf beträgt. Der Rückenpanzer dagegen, deſſen vorderſte Gürtel das Hinterhaupt decken und daſſelbe äußerlich nicht unterſcheiden laſſen, iſt aus vierundzwanzig, meiſt regelmäßigen Querreihen zuſammengeſetzt, von denen die beiden dem Kopfe zunächſt liegenden Reihen aus ſieben bis acht unregelmäßigen, höckerartigen Schildchen verſchiedener Größe beſtehen, während die übrigen Reihen durchaus regelmäßige, rechteckige Schildchen enthalten, deren Zahl von 15 oder 17 bis 24 ſteigt und in den drei hinterſten Reihen bis auf 22 herabfällt. Alle dieſe Querreihen oder Gürtel ſind durch eine Haut von einander geſchieden, die unter und über den einzelnen Schilder- reihen ſo angewachſen und zurückgeſchlagen iſt, daß der Vorderrand jeder Reihe unter dem Hinter- rande der vorangehenden liegt. Obgleich die Zwiſchenräume, welche hierdurch entſtehen, nicht be- ſonders groß ſind, ſo geſtatten ſie doch den einzelnen Gürteln einen ziemlichen Grad von Beweglichkeit, der ſogar auf die Fähigkeit des Thieres ſchließen läßt, ſeinen Leib kugelförmig zuſammenrollen zu können. Der vollkommen unbewegliche, mit dem Schwanze blos durch eine Haut verbundene Pan- zer des Hintertheiles endlich, welcher in einem rechten Winkel von dem Körper abfällt und völlig flach iſt, beſteht aus fünf bis ſechs halbkreisförmig geſtellten Reihen von Schildchen, theils recht- eckiger, theils rautenförmiger Geſtalt, und zeigt an ſeinem unteren Rande einen Ausſchnitt, zwiſchen welchem der Schwanz an den Körper angeheftet iſt. Die erſte oder oberſte dieſer Reihen enthält 20, die letzte aber nur 6 Schildchen. Der ganze Schilderpanzer iſt auf ſeiner Oberſeite ſowohl, wie auch an ſeiner freien Unterſeite unbehaart und völlig glatt, nur an den unteren Rändern deſſelben befinden ſich zahlreiche und ziemlich lange, ſeidenartige Haare. Dagegen iſt die Haut des Thieres allenthalben und ſelbſt unterhalb des Panzers, mit alleiniger Ausnahme des Schwanzes, der Sohlen, der Schnauzenſpitze und des Kinnes, welche vollkommen nackt ſind, ziemlich dicht von langen, feinen und weichen, faſt ſeidenartigen Haaren bedeckt, die viel länger als bei den Maulwürfen, aber keines- wegs ſo dicht wie bei dieſen geſtellt ſind. Am längſten ſind die Haare an den Seiten und den Beinen, am kürzeſten und ſpärlichſten auf der Oberſeite der Füße, wo ſie zwiſchen einigen horn- artigen, warzenförmigen Erhabenheiten hervortreten. Der Schwanz iſt von einer lederartigen Haut

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Zitationshilfe: Brehm, Alfred Edmund: Illustrirtes Thierleben. Bd. 2. Hildburghausen, 1865, S. 297. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/brehm_thierleben02_1865/317>, abgerufen am 15.05.2024.