welcher das Thier nicht blos sein Auge, sondern auch den größten Theil des Kopfes bedecken und schützen kann (wahrscheinlich wenn es sich zusammenrollt). Die drei Binden, welche der Matako be- sitzt, sind auf dem Rücken 8 Linien lang, verschmälern sich aber nach den Seiten zu, das Kreuzschild ist 6 Zoll hoch. Alle einzelnen Schuppen der Schilder und Binden sind unregelmäßig, rauh, holprig und jede wieder aus einer Menge kleinerer, unregelmäßiger Stückchen zusammengesetzt. Die Farbe des ganzen Thieres ist dunkel bleifarbig, glänzend oder bräunlich. Die eigentliche Haut zwischen den Binden ist weißlich, an der Unterseite aber dunkel. Hier findet man kaum Schildchen, aber dieselben sind sehr dicht und groß auf den Außenseiten der vier Beine und an den Seiten, wo sich die Binden vereinigen. Dort bemerkt man auch die Muskeln, welche die Schilder zusammenziehen, um eine Kugel daraus zu gestalten. Die einzelnen Pfoten sind schuppenlos, obgleich sie einzelne Schildchen zeigen."
[Abbildung]
Die Bolita (Euphractus Apar).
Andere Reisende erzählen auch von diesem Gürtelthiere und heben namentlich hervor, daß die Hunde dasselbe mit großer Wuth angriffen, weil sie nicht im Stande sind, den Panzer zu zerbeißen und umsonst versuchen, das zusammengerollte Thier fortzuschleppen. Wenn sie die Bolita von der einen Seite packen, entschlüpft die große glatte Kugel ihren Zähnen, und der Ball rollt auf den Boden, ohne Schaden zu nehmen. Dies erbittert alle Hunde auf's höchste, und ihre Wuth steigert sich mehr und mehr, je weniger ihre Bemühungen von erwünschtem Erfolg sind, gerade so wie es bei unserm Jgel auch der Fall ist.
Anton Göring erhielt eine lebende Bolita aus St. Louis, ihrer eigentlichen Heimat, oder derjenigen Gegend, wo sie am häufigsten vorkommt. Dort lebt das Thier ganz wie Azara angibt, im freien Felde, ob auch in selbst gegrabenen Höhlen, konnte Göring nicht erfahren. Die Einge- borenen nehmen es beim Fange der andern Gürtelthiere, welche, wie bemerkt, eine Lieblingsspeise der
Die Gürtelthiere. — Die Bolita.
welcher das Thier nicht blos ſein Auge, ſondern auch den größten Theil des Kopfes bedecken und ſchützen kann (wahrſcheinlich wenn es ſich zuſammenrollt). Die drei Binden, welche der Matako be- ſitzt, ſind auf dem Rücken 8 Linien lang, verſchmälern ſich aber nach den Seiten zu, das Kreuzſchild iſt 6 Zoll hoch. Alle einzelnen Schuppen der Schilder und Binden ſind unregelmäßig, rauh, holprig und jede wieder aus einer Menge kleinerer, unregelmäßiger Stückchen zuſammengeſetzt. Die Farbe des ganzen Thieres iſt dunkel bleifarbig, glänzend oder bräunlich. Die eigentliche Haut zwiſchen den Binden iſt weißlich, an der Unterſeite aber dunkel. Hier findet man kaum Schildchen, aber dieſelben ſind ſehr dicht und groß auf den Außenſeiten der vier Beine und an den Seiten, wo ſich die Binden vereinigen. Dort bemerkt man auch die Muskeln, welche die Schilder zuſammenziehen, um eine Kugel daraus zu geſtalten. Die einzelnen Pfoten ſind ſchuppenlos, obgleich ſie einzelne Schildchen zeigen.‟
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Die Bolita (Euphractus Apar).
Andere Reiſende erzählen auch von dieſem Gürtelthiere und heben namentlich hervor, daß die Hunde daſſelbe mit großer Wuth angriffen, weil ſie nicht im Stande ſind, den Panzer zu zerbeißen und umſonſt verſuchen, das zuſammengerollte Thier fortzuſchleppen. Wenn ſie die Bolita von der einen Seite packen, entſchlüpft die große glatte Kugel ihren Zähnen, und der Ball rollt auf den Boden, ohne Schaden zu nehmen. Dies erbittert alle Hunde auf’s höchſte, und ihre Wuth ſteigert ſich mehr und mehr, je weniger ihre Bemühungen von erwünſchtem Erfolg ſind, gerade ſo wie es bei unſerm Jgel auch der Fall iſt.
Anton Göring erhielt eine lebende Bolita aus St. Louis, ihrer eigentlichen Heimat, oder derjenigen Gegend, wo ſie am häufigſten vorkommt. Dort lebt das Thier ganz wie Azara angibt, im freien Felde, ob auch in ſelbſt gegrabenen Höhlen, konnte Göring nicht erfahren. Die Einge- borenen nehmen es beim Fange der andern Gürtelthiere, welche, wie bemerkt, eine Lieblingsſpeiſe der
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Die Gürtelthiere. — Die Bolita.
welcher das Thier nicht blos ſein Auge, ſondern auch den größten Theil des Kopfes bedecken und
ſchützen kann (wahrſcheinlich wenn es ſich zuſammenrollt). Die drei Binden, welche der Matako be-
ſitzt, ſind auf dem Rücken 8 Linien lang, verſchmälern ſich aber nach den Seiten zu, das Kreuzſchild
iſt 6 Zoll hoch. Alle einzelnen Schuppen der Schilder und Binden ſind unregelmäßig, rauh, holprig
und jede wieder aus einer Menge kleinerer, unregelmäßiger Stückchen zuſammengeſetzt. Die Farbe
des ganzen Thieres iſt dunkel bleifarbig, glänzend oder bräunlich. Die eigentliche Haut zwiſchen den
Binden iſt weißlich, an der Unterſeite aber dunkel. Hier findet man kaum Schildchen, aber dieſelben
ſind ſehr dicht und groß auf den Außenſeiten der vier Beine und an den Seiten, wo ſich die Binden
vereinigen. Dort bemerkt man auch die Muskeln, welche die Schilder zuſammenziehen, um eine
Kugel daraus zu geſtalten. Die einzelnen Pfoten ſind ſchuppenlos, obgleich ſie einzelne Schildchen
zeigen.‟
[Abbildung Die Bolita (Euphractus Apar).]
Andere Reiſende erzählen auch von dieſem Gürtelthiere und heben namentlich hervor, daß die
Hunde daſſelbe mit großer Wuth angriffen, weil ſie nicht im Stande ſind, den Panzer zu zerbeißen
und umſonſt verſuchen, das zuſammengerollte Thier fortzuſchleppen. Wenn ſie die Bolita von der
einen Seite packen, entſchlüpft die große glatte Kugel ihren Zähnen, und der Ball rollt auf den
Boden, ohne Schaden zu nehmen. Dies erbittert alle Hunde auf’s höchſte, und ihre Wuth ſteigert ſich
mehr und mehr, je weniger ihre Bemühungen von erwünſchtem Erfolg ſind, gerade ſo wie es bei
unſerm Jgel auch der Fall iſt.
Anton Göring erhielt eine lebende Bolita aus St. Louis, ihrer eigentlichen Heimat, oder
derjenigen Gegend, wo ſie am häufigſten vorkommt. Dort lebt das Thier ganz wie Azara angibt,
im freien Felde, ob auch in ſelbſt gegrabenen Höhlen, konnte Göring nicht erfahren. Die Einge-
borenen nehmen es beim Fange der andern Gürtelthiere, welche, wie bemerkt, eine Lieblingsſpeiſe der
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Brehm, Alfred Edmund: Illustrirtes Thierleben. Bd. 2. Hildburghausen, 1865, S. 292. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/brehm_thierleben02_1865/312>, abgerufen am 23.11.2024.
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