blos die Jndianer; denn es hat einen eigenen, widrigen Fettgeschmack, welcher die Europäer anekelt; wird es aber erst mit Wasser gekocht und gebeizt, so ist es so schmackhaft, wie das zarteste Kalbfleisch. Die weißen Einwohner Südamerikas jagen unser Thier zuweilen zu ihrer Belustigung, indem sie es unvermuthet überfallen, ihm den Weg abschneiden und es mit ihren Wurfschlingen zu Boden reißen. Häufiger aber jagt man es vom Strome aus. Wird es blos angeschossen, so stürzt es sogleich ins Wasser, sucht aber bald wieder das Land zu gewinnen, wenn es durch die Verwundung sich nicht ent- kräftet fühlt. Jm Nothfalle vertheidigt sich das angeschossene Wasserschwein noch kräftig mit den Zähnen und bringt seinem Gegner nicht selten schwere Wunden bei. Auf das im Wasser schwim- mende Thier zu schießen, ist nicht rathsam, weil es, wenn es rasch getödtet wird, unter- und verloren geht. Außer dem Menschen dürfte der Jaguar der schlimmste Feind des Capybara sein. Tag und Nacht ist dieser schlaue Räuber auf seiner Fährte, und an den Flußniederungen ist es wahr- scheinlich die häufigste Beute, welche der Katze überhaupt zum Opfer fällt.
Der Paka (Coelogenys Paca) mag für uns das letzte Mitglied der Hufpfötler sein. Der eigenthümlich dicke Kopf, die großen Augen und kleinen Ohren, der stummelartige Schwanz, die hohen Beine, die fünfzehigen Vorder- und Hinterfüße, das borstige, dünnanliegende Haarkleid, vier Schneide- und sechszehn Backenzähne, und besonders der merkwürdig ausgedehnte, nach innen mit einer Höhle versehene Jochbogen, sind die Kennzeichen des Thieres. Dieser ausgehöhlte Knochen ist gleichsam als eine Fortsetzung der Backentaschen zu betrachten. Solche sind zwar auch vorhanden, haben aber nicht die Größe und Ausdehnung, wie bei anderen Nagern. Sie bilden eigentlich nur eine Hautfalte. Von ihnen aus führt eine enge, nach unten sich öffnende Spalte in die Höhlung des Jochbogens, welche als die eigentliche Backentasche betrachtet werden muß. Sie ist im Jnnern mit einer dünnen Haut ausgekleidet und zur Hälfte verschlossen, so daß sie nur durch eine kleine Oeff- nung mit der Mundhöhle in Verbindung steht. Jhre eigentliche Bestimmung ist mit Sicherheit bis- jetzt noch nicht ermittelt worden; doch haben einige Naturforscher Nahrung in ihr gefunden. Durch die Ausdehnung des Jochbogens bekommt der Schädel des Thieres ein eigenthümliches Gepräge; er wird auffallend hoch und eckig. Bei keinem anderen Säugethiere wiederholt sich diese auf- fallende Bildung. Das Fell des Paka besteht aus kurzen, eng am Körper liegenden Haaren, welche oben und an den äußeren Theilen gelbbraun, auf der Unterseite und an der Jnnenseite der Beine gelblichweiß sind. Fünf Reihen von gelblichweißen Flecken von runder oder eiförmiger Gestalt lau- fen zu beiden Seiten von der Schulter bis zum hinteren Rande des Schenkels. Die untere Reihe ver- mischt sich zum Theil mit der Farbe des Körpers. Um den Mund und über den Augen stehen einige steife, rückwärts gerichtete Fühlborsten. Das Ohr ist kurz und wenig behaart, die Sohlen und die Fußspitzen sind nackt. Ausgewachsene Männchen werden über 2 Fuß lang und etwas über einen Fuß hoch. -- "Das Aussehen des Paka," sagt Rengger, "ist dem eines jungen Schweines nicht unähnlich. Sein Kopf ist breit, die Schnauze stumpf, die Oberlippe gespalten, die Nasenlöcher länglich, die Ohren kurz, oben abgerundet, der Hals kurz, der Rumpf dick, die Beine stark gebaut, und die Zehen mit Rägeln versehen. Der Schwanz zeigt sich blos als eine haarartige Hervor- ragung."
Der Paka ist über den größten Theil von Südamerika verbreitet; er reicht von Surinam und durch Brasilien bis Paraguay hinunter; kommt aber auch auf den südlichen Antillen vor. Je ein- samer und wilder die Gegend ist, um so häufiger findet man ihn, in den bevölkerten Theilen ist er überall selten geworden. Der Saum der Wälder bildet seinen Aufenthaltsort. Hier gräbt er sich eine Höhle von vier bis fünf Fuß Tiefe in die Erde, und bringt in ihr den ganzen Tag schlafend zu. Mit der Dämmerung geht er seiner Nahrung nach und besucht dabei wohl auch die Zuckerrohr- und Melonenpflanzungen, in denen er bedeutenden Schaden anrichtet. Sonst nährt er sich von Blättern,
Die Ferkelhaſen oder Hufpfötler. — Der Paka.
blos die Jndianer; denn es hat einen eigenen, widrigen Fettgeſchmack, welcher die Europäer anekelt; wird es aber erſt mit Waſſer gekocht und gebeizt, ſo iſt es ſo ſchmackhaft, wie das zarteſte Kalbfleiſch. Die weißen Einwohner Südamerikas jagen unſer Thier zuweilen zu ihrer Beluſtigung, indem ſie es unvermuthet überfallen, ihm den Weg abſchneiden und es mit ihren Wurfſchlingen zu Boden reißen. Häufiger aber jagt man es vom Strome aus. Wird es blos angeſchoſſen, ſo ſtürzt es ſogleich ins Waſſer, ſucht aber bald wieder das Land zu gewinnen, wenn es durch die Verwundung ſich nicht ent- kräftet fühlt. Jm Nothfalle vertheidigt ſich das angeſchoſſene Waſſerſchwein noch kräftig mit den Zähnen und bringt ſeinem Gegner nicht ſelten ſchwere Wunden bei. Auf das im Waſſer ſchwim- mende Thier zu ſchießen, iſt nicht rathſam, weil es, wenn es raſch getödtet wird, unter- und verloren geht. Außer dem Menſchen dürfte der Jaguar der ſchlimmſte Feind des Capybara ſein. Tag und Nacht iſt dieſer ſchlaue Räuber auf ſeiner Fährte, und an den Flußniederungen iſt es wahr- ſcheinlich die häufigſte Beute, welche der Katze überhaupt zum Opfer fällt.
Der Paka (Coelogenys Paca) mag für uns das letzte Mitglied der Hufpfötler ſein. Der eigenthümlich dicke Kopf, die großen Augen und kleinen Ohren, der ſtummelartige Schwanz, die hohen Beine, die fünfzehigen Vorder- und Hinterfüße, das borſtige, dünnanliegende Haarkleid, vier Schneide- und ſechszehn Backenzähne, und beſonders der merkwürdig ausgedehnte, nach innen mit einer Höhle verſehene Jochbogen, ſind die Kennzeichen des Thieres. Dieſer ausgehöhlte Knochen iſt gleichſam als eine Fortſetzung der Backentaſchen zu betrachten. Solche ſind zwar auch vorhanden, haben aber nicht die Größe und Ausdehnung, wie bei anderen Nagern. Sie bilden eigentlich nur eine Hautfalte. Von ihnen aus führt eine enge, nach unten ſich öffnende Spalte in die Höhlung des Jochbogens, welche als die eigentliche Backentaſche betrachtet werden muß. Sie iſt im Jnnern mit einer dünnen Haut ausgekleidet und zur Hälfte verſchloſſen, ſo daß ſie nur durch eine kleine Oeff- nung mit der Mundhöhle in Verbindung ſteht. Jhre eigentliche Beſtimmung iſt mit Sicherheit bis- jetzt noch nicht ermittelt worden; doch haben einige Naturforſcher Nahrung in ihr gefunden. Durch die Ausdehnung des Jochbogens bekommt der Schädel des Thieres ein eigenthümliches Gepräge; er wird auffallend hoch und eckig. Bei keinem anderen Säugethiere wiederholt ſich dieſe auf- fallende Bildung. Das Fell des Paka beſteht aus kurzen, eng am Körper liegenden Haaren, welche oben und an den äußeren Theilen gelbbraun, auf der Unterſeite und an der Jnnenſeite der Beine gelblichweiß ſind. Fünf Reihen von gelblichweißen Flecken von runder oder eiförmiger Geſtalt lau- fen zu beiden Seiten von der Schulter bis zum hinteren Rande des Schenkels. Die untere Reihe ver- miſcht ſich zum Theil mit der Farbe des Körpers. Um den Mund und über den Augen ſtehen einige ſteife, rückwärts gerichtete Fühlborſten. Das Ohr iſt kurz und wenig behaart, die Sohlen und die Fußſpitzen ſind nackt. Ausgewachſene Männchen werden über 2 Fuß lang und etwas über einen Fuß hoch. — „Das Ausſehen des Paka,‟ ſagt Rengger, „iſt dem eines jungen Schweines nicht unähnlich. Sein Kopf iſt breit, die Schnauze ſtumpf, die Oberlippe geſpalten, die Naſenlöcher länglich, die Ohren kurz, oben abgerundet, der Hals kurz, der Rumpf dick, die Beine ſtark gebaut, und die Zehen mit Rägeln verſehen. Der Schwanz zeigt ſich blos als eine haarartige Hervor- ragung.‟
Der Paka iſt über den größten Theil von Südamerika verbreitet; er reicht von Surinam und durch Braſilien bis Paraguay hinunter; kommt aber auch auf den ſüdlichen Antillen vor. Je ein- ſamer und wilder die Gegend iſt, um ſo häufiger findet man ihn, in den bevölkerten Theilen iſt er überall ſelten geworden. Der Saum der Wälder bildet ſeinen Aufenthaltsort. Hier gräbt er ſich eine Höhle von vier bis fünf Fuß Tiefe in die Erde, und bringt in ihr den ganzen Tag ſchlafend zu. Mit der Dämmerung geht er ſeiner Nahrung nach und beſucht dabei wohl auch die Zuckerrohr- und Melonenpflanzungen, in denen er bedeutenden Schaden anrichtet. Sonſt nährt er ſich von Blättern,
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[246/0264]
Die Ferkelhaſen oder Hufpfötler. — Der Paka.
blos die Jndianer; denn es hat einen eigenen, widrigen Fettgeſchmack, welcher die Europäer anekelt;
wird es aber erſt mit Waſſer gekocht und gebeizt, ſo iſt es ſo ſchmackhaft, wie das zarteſte Kalbfleiſch.
Die weißen Einwohner Südamerikas jagen unſer Thier zuweilen zu ihrer Beluſtigung, indem ſie es
unvermuthet überfallen, ihm den Weg abſchneiden und es mit ihren Wurfſchlingen zu Boden reißen.
Häufiger aber jagt man es vom Strome aus. Wird es blos angeſchoſſen, ſo ſtürzt es ſogleich ins
Waſſer, ſucht aber bald wieder das Land zu gewinnen, wenn es durch die Verwundung ſich nicht ent-
kräftet fühlt. Jm Nothfalle vertheidigt ſich das angeſchoſſene Waſſerſchwein noch kräftig mit den
Zähnen und bringt ſeinem Gegner nicht ſelten ſchwere Wunden bei. Auf das im Waſſer ſchwim-
mende Thier zu ſchießen, iſt nicht rathſam, weil es, wenn es raſch getödtet wird, unter- und
verloren geht. Außer dem Menſchen dürfte der Jaguar der ſchlimmſte Feind des Capybara ſein.
Tag und Nacht iſt dieſer ſchlaue Räuber auf ſeiner Fährte, und an den Flußniederungen iſt es wahr-
ſcheinlich die häufigſte Beute, welche der Katze überhaupt zum Opfer fällt.
Der Paka (Coelogenys Paca) mag für uns das letzte Mitglied der Hufpfötler ſein. Der
eigenthümlich dicke Kopf, die großen Augen und kleinen Ohren, der ſtummelartige Schwanz, die
hohen Beine, die fünfzehigen Vorder- und Hinterfüße, das borſtige, dünnanliegende Haarkleid,
vier Schneide- und ſechszehn Backenzähne, und beſonders der merkwürdig ausgedehnte, nach innen
mit einer Höhle verſehene Jochbogen, ſind die Kennzeichen des Thieres. Dieſer ausgehöhlte Knochen
iſt gleichſam als eine Fortſetzung der Backentaſchen zu betrachten. Solche ſind zwar auch vorhanden,
haben aber nicht die Größe und Ausdehnung, wie bei anderen Nagern. Sie bilden eigentlich nur
eine Hautfalte. Von ihnen aus führt eine enge, nach unten ſich öffnende Spalte in die Höhlung des
Jochbogens, welche als die eigentliche Backentaſche betrachtet werden muß. Sie iſt im Jnnern mit
einer dünnen Haut ausgekleidet und zur Hälfte verſchloſſen, ſo daß ſie nur durch eine kleine Oeff-
nung mit der Mundhöhle in Verbindung ſteht. Jhre eigentliche Beſtimmung iſt mit Sicherheit bis-
jetzt noch nicht ermittelt worden; doch haben einige Naturforſcher Nahrung in ihr gefunden. Durch
die Ausdehnung des Jochbogens bekommt der Schädel des Thieres ein eigenthümliches Gepräge;
er wird auffallend hoch und eckig. Bei keinem anderen Säugethiere wiederholt ſich dieſe auf-
fallende Bildung. Das Fell des Paka beſteht aus kurzen, eng am Körper liegenden Haaren, welche
oben und an den äußeren Theilen gelbbraun, auf der Unterſeite und an der Jnnenſeite der Beine
gelblichweiß ſind. Fünf Reihen von gelblichweißen Flecken von runder oder eiförmiger Geſtalt lau-
fen zu beiden Seiten von der Schulter bis zum hinteren Rande des Schenkels. Die untere Reihe ver-
miſcht ſich zum Theil mit der Farbe des Körpers. Um den Mund und über den Augen ſtehen einige
ſteife, rückwärts gerichtete Fühlborſten. Das Ohr iſt kurz und wenig behaart, die Sohlen und die
Fußſpitzen ſind nackt. Ausgewachſene Männchen werden über 2 Fuß lang und etwas über einen
Fuß hoch. — „Das Ausſehen des Paka,‟ ſagt Rengger, „iſt dem eines jungen Schweines nicht
unähnlich. Sein Kopf iſt breit, die Schnauze ſtumpf, die Oberlippe geſpalten, die Naſenlöcher
länglich, die Ohren kurz, oben abgerundet, der Hals kurz, der Rumpf dick, die Beine ſtark gebaut,
und die Zehen mit Rägeln verſehen. Der Schwanz zeigt ſich blos als eine haarartige Hervor-
ragung.‟
Der Paka iſt über den größten Theil von Südamerika verbreitet; er reicht von Surinam und
durch Braſilien bis Paraguay hinunter; kommt aber auch auf den ſüdlichen Antillen vor. Je ein-
ſamer und wilder die Gegend iſt, um ſo häufiger findet man ihn, in den bevölkerten Theilen iſt er
überall ſelten geworden. Der Saum der Wälder bildet ſeinen Aufenthaltsort. Hier gräbt er ſich
eine Höhle von vier bis fünf Fuß Tiefe in die Erde, und bringt in ihr den ganzen Tag ſchlafend zu.
Mit der Dämmerung geht er ſeiner Nahrung nach und beſucht dabei wohl auch die Zuckerrohr- und
Melonenpflanzungen, in denen er bedeutenden Schaden anrichtet. Sonſt nährt er ſich von Blättern,
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Brehm, Alfred Edmund: Illustrirtes Thierleben. Bd. 2. Hildburghausen, 1865, S. 246. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/brehm_thierleben02_1865/264>, abgerufen am 23.11.2024.
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