Peru und Bolivias, die andere den nördlichen Theil Perus und Ecuadors. Unsere Abbildung stellt die erstere (Lagotis Cuvieri) dar.
Das Thier hat ungefähr Kaninchengröße und Gestalt; nur sind die Hinterbeine viel mehr ver- längert, als bei den eigentlichen Kaninchen, und der lange Schwanz läßt sich ja gar nicht mit dem un- seres Königshasen vergleichen. Die Ohren sind ungefähr drei Zoll lang, an ihrem äußeren Rande etwas eingerollt, an der Spitze gerundet. Sie sind außen spärlich behaart und innen fast nackt; der Rand aber trägt eine ziemlich dichte Haarbürste. Der Pelz ist sehr weich und lang; die Haare sind mit Ausnahme einzelner dunkler, an der Wurzel weiß, an der Spitze aber schmuzig weiß, gelblich- braun gemischt, der Pelz erhält somit eine aschgraue Gesammtfärbung, welche an den Seiten etwas lichter ist, sich mehr ins Gelbliche zieht. Der Schwanz ist unten und an den Seiten kurz, oben lang und struppig behaart. Dort ist die Färbung der Haare bräunlichschwarz, hier weiß und schwarz, gegen die Spitze hin ganz schwarz. Besonders auffallend sind die langen, schwarzen Schnurren; sie reichen bis an die Schulter.
Ein anderes Glied unserer Familie ist der Vertreter der dritten Sippe, die Viscacha oder Wiskatscha, wie auch wir sie nennen (Lagostomus trichodactylus), ähnelt mehr der großen Chinchilla, als den Arten der vorhergehenden Sippe. Der ziemlich kurze Leib hat stark gewölbten Rücken, die Vorderbeine sind kurz und vierzehig, die kräftigen Hinterbeine doppelt so lang, als jene, und dreizehig. Der Hals ist kurz, der Kopf dick, rundlich, oben abgeflacht und an den Seiten auf- getrieben, die Schnauze kurz und stumpf. Auf Lippen und Wangen sitzen Schnurren von sonder- barer Steifheit. Sie ähneln mehr Stahldraht, als Horngebilden, besitzen große Federkraft und klin- gen, wenn man über sie streicht. Mittelgroße, aber schmale, stumpf zugespitzte, häutige, fast nackte Ohren, weit auseinanderstehende, mittelgroße Augen, die behaarte Nase und tief eingeschnittene Ober- lippen kennzeichnen diesen Kopf. Die Fußsohlen sind vorn behaart, in ihrer hinteren Hälfte aber nackt und schwielig, die Handsohlen dagegen ganz nackt. Kurze, von weichen Haaren umkleidete Nägel bewaffnen die Vorderfüße, längere und stärkere die Hinterfüße. Das Gebiß und der innere Leibesbau bieten nichts Auffallendes. Ein ziemlich dichter Pelz bedeckt den Leib. Die Ober- seite des Pelzes besteht aus gleichmäßig vertheilten grauen und schwarzen Haaren, weshalb der Rücken ziemlich dunkel erscheint. Der Kopf ist graulicher, als die Seiten des Leibes; eine breite Binde, welche sich über den oberen Theil der Schnauze und der Wangen zieht, die ganze Unter- und die Jnnenseite der Beine sind weiß, der Schwanz ist schmuzig weiß und braun gefleckt. Mehrere Abweichungen sind bisjetzt bekannt geworden. Die am häufigsten vorkommenden haben mehr röthlich- grauen, schwarz gewölkten Rücken, weiße Unterseite, röthlichbraune Querbinde über die Wangen, schwarze Schnauze und schmuzig kastanienbraunen Schwanz. Die Leibeslänge beträgt 20 Zoll, die des Schwanzes 7 Zoll, die Höhe am Widerrist 5 Zoll.
Die Viscacha vertritt ihre Familienverwandten im Osten der Anden; ihr Vaterland sind gegen- wärtig die Pampas oder Grassteppen von Buenos Ayres bis Patagonien. Ehe die Anbauung des Bodens soweit gediehen war, als gegenwärtig, fand man sie auch in Paraguay. Das Thier ist, wo es noch vorkommt, in großer Menge vorhanden. An manchen Orten trifft man es so häufig, daß man beständig zu beiden Seiten des Weges ganze Rudel sitzen sieht, jedoch niemals am Tage. Gerade die einsamsten und wüstesten Gegenden sind seine Aufenthaltsorte; doch kommt es bis dicht an die angebauten Gegenden heran, ja die Reisenden wissen sogar, daß die spanischen Ansiedelungen nicht mehr fern sind, wenn man eine Menge "Viscacheras" oder Baue unseres Thieres findet.
Verschiedene Reisende haben uns über das Leben und Treiben der Feldviscacha berichtet. Man hat sie auch lebend nach Europa gebracht, und so ist es möglich geworden, ein ziemlich genaues Bild von ihr zu entwerfen.
Die Haſenmäuſe oder Chinchillen. — Die Viscacha.
Peru und Bolivias, die andere den nördlichen Theil Perus und Ecuadors. Unſere Abbildung ſtellt die erſtere (Lagotis Cuvieri) dar.
Das Thier hat ungefähr Kaninchengröße und Geſtalt; nur ſind die Hinterbeine viel mehr ver- längert, als bei den eigentlichen Kaninchen, und der lange Schwanz läßt ſich ja gar nicht mit dem un- ſeres Königshaſen vergleichen. Die Ohren ſind ungefähr drei Zoll lang, an ihrem äußeren Rande etwas eingerollt, an der Spitze gerundet. Sie ſind außen ſpärlich behaart und innen faſt nackt; der Rand aber trägt eine ziemlich dichte Haarbürſte. Der Pelz iſt ſehr weich und lang; die Haare ſind mit Ausnahme einzelner dunkler, an der Wurzel weiß, an der Spitze aber ſchmuzig weiß, gelblich- braun gemiſcht, der Pelz erhält ſomit eine aſchgraue Geſammtfärbung, welche an den Seiten etwas lichter iſt, ſich mehr ins Gelbliche zieht. Der Schwanz iſt unten und an den Seiten kurz, oben lang und ſtruppig behaart. Dort iſt die Färbung der Haare bräunlichſchwarz, hier weiß und ſchwarz, gegen die Spitze hin ganz ſchwarz. Beſonders auffallend ſind die langen, ſchwarzen Schnurren; ſie reichen bis an die Schulter.
Ein anderes Glied unſerer Familie iſt der Vertreter der dritten Sippe, die Viscacha oder Wiskatſcha, wie auch wir ſie nennen (Lagostomus trichodactylus), ähnelt mehr der großen Chinchilla, als den Arten der vorhergehenden Sippe. Der ziemlich kurze Leib hat ſtark gewölbten Rücken, die Vorderbeine ſind kurz und vierzehig, die kräftigen Hinterbeine doppelt ſo lang, als jene, und dreizehig. Der Hals iſt kurz, der Kopf dick, rundlich, oben abgeflacht und an den Seiten auf- getrieben, die Schnauze kurz und ſtumpf. Auf Lippen und Wangen ſitzen Schnurren von ſonder- barer Steifheit. Sie ähneln mehr Stahldraht, als Horngebilden, beſitzen große Federkraft und klin- gen, wenn man über ſie ſtreicht. Mittelgroße, aber ſchmale, ſtumpf zugeſpitzte, häutige, faſt nackte Ohren, weit auseinanderſtehende, mittelgroße Augen, die behaarte Naſe und tief eingeſchnittene Ober- lippen kennzeichnen dieſen Kopf. Die Fußſohlen ſind vorn behaart, in ihrer hinteren Hälfte aber nackt und ſchwielig, die Handſohlen dagegen ganz nackt. Kurze, von weichen Haaren umkleidete Nägel bewaffnen die Vorderfüße, längere und ſtärkere die Hinterfüße. Das Gebiß und der innere Leibesbau bieten nichts Auffallendes. Ein ziemlich dichter Pelz bedeckt den Leib. Die Ober- ſeite des Pelzes beſteht aus gleichmäßig vertheilten grauen und ſchwarzen Haaren, weshalb der Rücken ziemlich dunkel erſcheint. Der Kopf iſt graulicher, als die Seiten des Leibes; eine breite Binde, welche ſich über den oberen Theil der Schnauze und der Wangen zieht, die ganze Unter- und die Jnnenſeite der Beine ſind weiß, der Schwanz iſt ſchmuzig weiß und braun gefleckt. Mehrere Abweichungen ſind bisjetzt bekannt geworden. Die am häufigſten vorkommenden haben mehr röthlich- grauen, ſchwarz gewölkten Rücken, weiße Unterſeite, röthlichbraune Querbinde über die Wangen, ſchwarze Schnauze und ſchmuzig kaſtanienbraunen Schwanz. Die Leibeslänge beträgt 20 Zoll, die des Schwanzes 7 Zoll, die Höhe am Widerriſt 5 Zoll.
Die Viscacha vertritt ihre Familienverwandten im Oſten der Anden; ihr Vaterland ſind gegen- wärtig die Pampas oder Grasſteppen von Buenos Ayres bis Patagonien. Ehe die Anbauung des Bodens ſoweit gediehen war, als gegenwärtig, fand man ſie auch in Paraguay. Das Thier iſt, wo es noch vorkommt, in großer Menge vorhanden. An manchen Orten trifft man es ſo häufig, daß man beſtändig zu beiden Seiten des Weges ganze Rudel ſitzen ſieht, jedoch niemals am Tage. Gerade die einſamſten und wüſteſten Gegenden ſind ſeine Aufenthaltsorte; doch kommt es bis dicht an die angebauten Gegenden heran, ja die Reiſenden wiſſen ſogar, daß die ſpaniſchen Anſiedelungen nicht mehr fern ſind, wenn man eine Menge „Viscacheras‟ oder Baue unſeres Thieres findet.
Verſchiedene Reiſende haben uns über das Leben und Treiben der Feldviscacha berichtet. Man hat ſie auch lebend nach Europa gebracht, und ſo iſt es möglich geworden, ein ziemlich genaues Bild von ihr zu entwerfen.
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Die Haſenmäuſe oder Chinchillen. — Die Viscacha.
Peru und Bolivias, die andere den nördlichen Theil Perus und Ecuadors. Unſere Abbildung ſtellt
die erſtere (Lagotis Cuvieri) dar.
Das Thier hat ungefähr Kaninchengröße und Geſtalt; nur ſind die Hinterbeine viel mehr ver-
längert, als bei den eigentlichen Kaninchen, und der lange Schwanz läßt ſich ja gar nicht mit dem un-
ſeres Königshaſen vergleichen. Die Ohren ſind ungefähr drei Zoll lang, an ihrem äußeren Rande
etwas eingerollt, an der Spitze gerundet. Sie ſind außen ſpärlich behaart und innen faſt nackt; der
Rand aber trägt eine ziemlich dichte Haarbürſte. Der Pelz iſt ſehr weich und lang; die Haare ſind
mit Ausnahme einzelner dunkler, an der Wurzel weiß, an der Spitze aber ſchmuzig weiß, gelblich-
braun gemiſcht, der Pelz erhält ſomit eine aſchgraue Geſammtfärbung, welche an den Seiten etwas
lichter iſt, ſich mehr ins Gelbliche zieht. Der Schwanz iſt unten und an den Seiten kurz, oben lang
und ſtruppig behaart. Dort iſt die Färbung der Haare bräunlichſchwarz, hier weiß und ſchwarz,
gegen die Spitze hin ganz ſchwarz. Beſonders auffallend ſind die langen, ſchwarzen Schnurren;
ſie reichen bis an die Schulter.
Ein anderes Glied unſerer Familie iſt der Vertreter der dritten Sippe, die Viscacha oder
Wiskatſcha, wie auch wir ſie nennen (Lagostomus trichodactylus), ähnelt mehr der großen
Chinchilla, als den Arten der vorhergehenden Sippe. Der ziemlich kurze Leib hat ſtark gewölbten
Rücken, die Vorderbeine ſind kurz und vierzehig, die kräftigen Hinterbeine doppelt ſo lang, als jene,
und dreizehig. Der Hals iſt kurz, der Kopf dick, rundlich, oben abgeflacht und an den Seiten auf-
getrieben, die Schnauze kurz und ſtumpf. Auf Lippen und Wangen ſitzen Schnurren von ſonder-
barer Steifheit. Sie ähneln mehr Stahldraht, als Horngebilden, beſitzen große Federkraft und klin-
gen, wenn man über ſie ſtreicht. Mittelgroße, aber ſchmale, ſtumpf zugeſpitzte, häutige, faſt nackte
Ohren, weit auseinanderſtehende, mittelgroße Augen, die behaarte Naſe und tief eingeſchnittene Ober-
lippen kennzeichnen dieſen Kopf. Die Fußſohlen ſind vorn behaart, in ihrer hinteren Hälfte aber
nackt und ſchwielig, die Handſohlen dagegen ganz nackt. Kurze, von weichen Haaren umkleidete
Nägel bewaffnen die Vorderfüße, längere und ſtärkere die Hinterfüße. Das Gebiß und der innere
Leibesbau bieten nichts Auffallendes. Ein ziemlich dichter Pelz bedeckt den Leib. Die Ober-
ſeite des Pelzes beſteht aus gleichmäßig vertheilten grauen und ſchwarzen Haaren, weshalb der
Rücken ziemlich dunkel erſcheint. Der Kopf iſt graulicher, als die Seiten des Leibes; eine breite
Binde, welche ſich über den oberen Theil der Schnauze und der Wangen zieht, die ganze Unter-
und die Jnnenſeite der Beine ſind weiß, der Schwanz iſt ſchmuzig weiß und braun gefleckt. Mehrere
Abweichungen ſind bisjetzt bekannt geworden. Die am häufigſten vorkommenden haben mehr röthlich-
grauen, ſchwarz gewölkten Rücken, weiße Unterſeite, röthlichbraune Querbinde über die Wangen,
ſchwarze Schnauze und ſchmuzig kaſtanienbraunen Schwanz. Die Leibeslänge beträgt 20 Zoll, die
des Schwanzes 7 Zoll, die Höhe am Widerriſt 5 Zoll.
Die Viscacha vertritt ihre Familienverwandten im Oſten der Anden; ihr Vaterland ſind gegen-
wärtig die Pampas oder Grasſteppen von Buenos Ayres bis Patagonien. Ehe die Anbauung des
Bodens ſoweit gediehen war, als gegenwärtig, fand man ſie auch in Paraguay. Das Thier iſt, wo
es noch vorkommt, in großer Menge vorhanden. An manchen Orten trifft man es ſo häufig, daß
man beſtändig zu beiden Seiten des Weges ganze Rudel ſitzen ſieht, jedoch niemals am Tage. Gerade
die einſamſten und wüſteſten Gegenden ſind ſeine Aufenthaltsorte; doch kommt es bis dicht an die
angebauten Gegenden heran, ja die Reiſenden wiſſen ſogar, daß die ſpaniſchen Anſiedelungen nicht
mehr fern ſind, wenn man eine Menge „Viscacheras‟ oder Baue unſeres Thieres findet.
Verſchiedene Reiſende haben uns über das Leben und Treiben der Feldviscacha berichtet. Man
hat ſie auch lebend nach Europa gebracht, und ſo iſt es möglich geworden, ein ziemlich genaues
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Brehm, Alfred Edmund: Illustrirtes Thierleben. Bd. 2. Hildburghausen, 1865, S. 200. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/brehm_thierleben02_1865/216>, abgerufen am 23.11.2024.
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