und hätten viele noch gelebt, weil sie heruntergefallen, welche er aber nach einiger Zeit auch todt- geschmissen. Sechzehn Stück Ratten wären an einander feste geflochten gewesen und zwar 15 Stück mit den Schwänzen, die 16. aber mit einer anderen auf dem Rücken mit dem Schwanze in ihren Haaren eingeflochten gewesen. Durch das Herunterfallen von dem berührten Unterzuge wäre keine von der andern abgelöst gewesen, auch hätten nachher noch viele einige Zeit gelebt und gesprungen, sich aber nicht von einander durch das Springen losmachen können. So feste wären sie in einander geflochten gewesen, daß er nicht glaubte, daß es möglich gewesen, we- nigstens mit schwerer Mühe, sie von einander zu reißen u. s. w."
Nun folgen noch einige andere Zeugenberichte, welche wesentlich Dasselbe feststellen. Und endlich findet sich die Beschreibung des Arztes und Wundarztes, welche auf Wunsch der Landstube die Sache genauer untersuchten. Der betreffende Arzt theilt darüber Folgendes mit:
"Um zu untersuchen, was von der von Vielen sehr fabelhaft erzählten Geschichte des Ratten- königs zu halten sei, habe ich mich am 16. Januarii nach Lindenau begeben und daselbst gefunden,
daß in der Schenke zum Posthorn in einem kühlen Zimmer auf einem Tische eine Anzahl von 16 todten Ratten gelegen, davon 15 Stück mit den Schwänzen, gleich als ein aus vielen Enden bestehender Strick, in einen großen Knoten in einander so verwickelt, daß einige dieser Schwänze ganz in den Knoten bis ungefähr 1 bis 2 Zoll von dem Rumpfe an verknüpft gewesen. Jhre Köpfe waren nach der Peripherie, die Schwänze nach dem Centro, so der aus ihnen bestehende Knoten ausmachte, gerichtet. Neben diesen an einander hangenden Ratten lag die 16., die nach Vorgeben des dabei stehenden Malers Faßhauer's von einem Studioso von der Verwicklung mit denen übrigen losgerissen worden."
"Meine Neugierde beschäftigte sich am allerwenigsten mit Fragen, besonders, da denen nach uns häufig beikommenden Bewunderern auf vielerlei Fragen die ungereimtesten und lächerlichsten Antworten gegeben wurden, sondern ich untersuchte blos die Körper und Schwänze der Ratten und fand 1) daß alle diese Ratten an ihrem Kopfe, Rumpf und vier Füßen ihre natürliche Gestalt hatten; 2) daß sie ihrer Farbe nach einige aschgrau, andere etwas dunkler und wieder andere fast ganz schwarz waren; 3) daß einige ihrer Größe nach einer guten Spanne, 4) daß ihre Dicke und Breite nach ihrer Länge proportionirt war, doch so, daß sie mehr abgehungert, als gemästet zu sein schienen; 5) daß ihre Schwänze von 1/4 bis 1/2 leipziger Elle lang, wenig darüber oder darunter gerechnet werden konnten, an welchen etwas Unreinigkeit und Feuchtig- keit anzutreffen war."
"Als ich vermittelst eines Stückchen Holzes den Knoten und die an demselben hängenden Ratten in die Höhe heben wollte: so bemerkte ich gar deutlich, daß es mir nicht schwer fallen würde, einige der verwickelten Schwänze aus einander zu zerren, wovon ich aber von dem dabei- stehenden Maler mit einigem Unwillen abgehalten wurde. An der oben erwähnten 16. Ratte habe ich deutlich wahrgenommen, daß ihr Schwanz, ohne die geringste Verletzung erlitten zu haben, noch an ihr befindlich und sie also mit leichter Mühe von dem Knoten der übrigen los- gelöst worden. -- Nachdem ich nun alle diese Umstände mit vielem Fleiß erwogen, so bin ich vollkommen überzeugt worden, daß besagte 16 Ratten kein aus einem Stück bestehender Rattenkönig, sondern daß es eine Anzahl von Ratten, so von verschiedener Größe, Stärke und Farbe und (nach meiner Meinung) auch von verschiedenem Alter und Geschlecht gewesen. Die Art und Weise, wie oft gedachte Ratten sich mit einander so verwickelt haben, stelle ich mir also vor. Jn der wenig Tage vor der Entdeckung dieser häßlichen Versammlung eingefallenen sehr strengen Kälte haben diese Thiere sich in einem Winkel zusammenrottirt, um durch ihr Neben- und Uebereinanderliegen sich zu erwärmen; ohnfehlbar haben sie eine solche Richtung genommen, daß sie die Schwänze mehr nach einer freien Gegend und die Köpfe nach einer vor Kälte mehr geschützten Gegend zugewendet haben. Sollten nicht die Excrementa der oben gesessenen Ratten, welche nothwendig auf die Schwänze der unteren gefallen, Gelegenheit ge-
Die eigentlichen Mäuſe.
und hätten viele noch gelebt, weil ſie heruntergefallen, welche er aber nach einiger Zeit auch todt- geſchmiſſen. Sechzehn Stück Ratten wären an einander feſte geflochten geweſen und zwar 15 Stück mit den Schwänzen, die 16. aber mit einer anderen auf dem Rücken mit dem Schwanze in ihren Haaren eingeflochten geweſen. Durch das Herunterfallen von dem berührten Unterzuge wäre keine von der andern abgelöſt geweſen, auch hätten nachher noch viele einige Zeit gelebt und geſprungen, ſich aber nicht von einander durch das Springen losmachen können. So feſte wären ſie in einander geflochten geweſen, daß er nicht glaubte, daß es möglich geweſen, we- nigſtens mit ſchwerer Mühe, ſie von einander zu reißen u. ſ. w.‟
Nun folgen noch einige andere Zeugenberichte, welche weſentlich Daſſelbe feſtſtellen. Und endlich findet ſich die Beſchreibung des Arztes und Wundarztes, welche auf Wunſch der Landſtube die Sache genauer unterſuchten. Der betreffende Arzt theilt darüber Folgendes mit:
„Um zu unterſuchen, was von der von Vielen ſehr fabelhaft erzählten Geſchichte des Ratten- königs zu halten ſei, habe ich mich am 16. Januarii nach Lindenau begeben und daſelbſt gefunden,
daß in der Schenke zum Poſthorn in einem kühlen Zimmer auf einem Tiſche eine Anzahl von 16 todten Ratten gelegen, davon 15 Stück mit den Schwänzen, gleich als ein aus vielen Enden beſtehender Strick, in einen großen Knoten in einander ſo verwickelt, daß einige dieſer Schwänze ganz in den Knoten bis ungefähr 1 bis 2 Zoll von dem Rumpfe an verknüpft geweſen. Jhre Köpfe waren nach der Peripherie, die Schwänze nach dem Centro, ſo der aus ihnen beſtehende Knoten ausmachte, gerichtet. Neben dieſen an einander hangenden Ratten lag die 16., die nach Vorgeben des dabei ſtehenden Malers Faßhauer’s von einem Studioſo von der Verwicklung mit denen übrigen losgeriſſen worden.‟
„Meine Neugierde beſchäftigte ſich am allerwenigſten mit Fragen, beſonders, da denen nach uns häufig beikommenden Bewunderern auf vielerlei Fragen die ungereimteſten und lächerlichſten Antworten gegeben wurden, ſondern ich unterſuchte blos die Körper und Schwänze der Ratten und fand 1) daß alle dieſe Ratten an ihrem Kopfe, Rumpf und vier Füßen ihre natürliche Geſtalt hatten; 2) daß ſie ihrer Farbe nach einige aſchgrau, andere etwas dunkler und wieder andere faſt ganz ſchwarz waren; 3) daß einige ihrer Größe nach einer guten Spanne, 4) daß ihre Dicke und Breite nach ihrer Länge proportionirt war, doch ſo, daß ſie mehr abgehungert, als gemäſtet zu ſein ſchienen; 5) daß ihre Schwänze von ¼ bis ½ leipziger Elle lang, wenig darüber oder darunter gerechnet werden konnten, an welchen etwas Unreinigkeit und Feuchtig- keit anzutreffen war.‟
„Als ich vermittelſt eines Stückchen Holzes den Knoten und die an demſelben hängenden Ratten in die Höhe heben wollte: ſo bemerkte ich gar deutlich, daß es mir nicht ſchwer fallen würde, einige der verwickelten Schwänze aus einander zu zerren, wovon ich aber von dem dabei- ſtehenden Maler mit einigem Unwillen abgehalten wurde. An der oben erwähnten 16. Ratte habe ich deutlich wahrgenommen, daß ihr Schwanz, ohne die geringſte Verletzung erlitten zu haben, noch an ihr befindlich und ſie alſo mit leichter Mühe von dem Knoten der übrigen los- gelöſt worden. — Nachdem ich nun alle dieſe Umſtände mit vielem Fleiß erwogen, ſo bin ich vollkommen überzeugt worden, daß beſagte 16 Ratten kein aus einem Stück beſtehender Rattenkönig, ſondern daß es eine Anzahl von Ratten, ſo von verſchiedener Größe, Stärke und Farbe und (nach meiner Meinung) auch von verſchiedenem Alter und Geſchlecht geweſen. Die Art und Weiſe, wie oft gedachte Ratten ſich mit einander ſo verwickelt haben, ſtelle ich mir alſo vor. Jn der wenig Tage vor der Entdeckung dieſer häßlichen Verſammlung eingefallenen ſehr ſtrengen Kälte haben dieſe Thiere ſich in einem Winkel zuſammenrottirt, um durch ihr Neben- und Uebereinanderliegen ſich zu erwärmen; ohnfehlbar haben ſie eine ſolche Richtung genommen, daß ſie die Schwänze mehr nach einer freien Gegend und die Köpfe nach einer vor Kälte mehr geſchützten Gegend zugewendet haben. Sollten nicht die Excrementa der oben geſeſſenen Ratten, welche nothwendig auf die Schwänze der unteren gefallen, Gelegenheit ge-
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Die eigentlichen Mäuſe.
und hätten viele noch gelebt, weil ſie heruntergefallen, welche er aber nach einiger Zeit auch todt-
geſchmiſſen. Sechzehn Stück Ratten wären an einander feſte geflochten geweſen und zwar 15
Stück mit den Schwänzen, die 16. aber mit einer anderen auf dem Rücken mit dem Schwanze
in ihren Haaren eingeflochten geweſen. Durch das Herunterfallen von dem berührten Unterzuge
wäre keine von der andern abgelöſt geweſen, auch hätten nachher noch viele einige Zeit gelebt
und geſprungen, ſich aber nicht von einander durch das Springen losmachen können. So feſte
wären ſie in einander geflochten geweſen, daß er nicht glaubte, daß es möglich geweſen, we-
nigſtens mit ſchwerer Mühe, ſie von einander zu reißen u. ſ. w.‟
Nun folgen noch einige andere Zeugenberichte, welche weſentlich Daſſelbe feſtſtellen. Und endlich
findet ſich die Beſchreibung des Arztes und Wundarztes, welche auf Wunſch der Landſtube die Sache
genauer unterſuchten. Der betreffende Arzt theilt darüber Folgendes mit:
„Um zu unterſuchen, was von der von Vielen ſehr fabelhaft erzählten Geſchichte des Ratten-
königs zu halten ſei, habe ich mich am 16. Januarii nach Lindenau begeben und daſelbſt gefunden,
daß in der Schenke zum Poſthorn in einem kühlen Zimmer auf einem Tiſche eine Anzahl von
16 todten Ratten gelegen, davon 15 Stück mit den Schwänzen, gleich als ein aus vielen Enden
beſtehender Strick, in einen großen Knoten in einander ſo verwickelt, daß einige dieſer Schwänze
ganz in den Knoten bis ungefähr 1 bis 2 Zoll von dem Rumpfe an verknüpft geweſen. Jhre
Köpfe waren nach der Peripherie, die Schwänze nach dem Centro, ſo der aus ihnen beſtehende
Knoten ausmachte, gerichtet. Neben dieſen an einander hangenden Ratten lag die 16., die nach
Vorgeben des dabei ſtehenden Malers Faßhauer’s von einem Studioſo von der Verwicklung mit
denen übrigen losgeriſſen worden.‟
„Meine Neugierde beſchäftigte ſich am allerwenigſten mit Fragen, beſonders, da denen nach
uns häufig beikommenden Bewunderern auf vielerlei Fragen die ungereimteſten und lächerlichſten
Antworten gegeben wurden, ſondern ich unterſuchte blos die Körper und Schwänze der Ratten
und fand 1) daß alle dieſe Ratten an ihrem Kopfe, Rumpf und vier Füßen ihre natürliche
Geſtalt hatten; 2) daß ſie ihrer Farbe nach einige aſchgrau, andere etwas dunkler und wieder
andere faſt ganz ſchwarz waren; 3) daß einige ihrer Größe nach einer guten Spanne, 4) daß
ihre Dicke und Breite nach ihrer Länge proportionirt war, doch ſo, daß ſie mehr abgehungert,
als gemäſtet zu ſein ſchienen; 5) daß ihre Schwänze von ¼ bis ½ leipziger Elle lang, wenig
darüber oder darunter gerechnet werden konnten, an welchen etwas Unreinigkeit und Feuchtig-
keit anzutreffen war.‟
„Als ich vermittelſt eines Stückchen Holzes den Knoten und die an demſelben hängenden
Ratten in die Höhe heben wollte: ſo bemerkte ich gar deutlich, daß es mir nicht ſchwer fallen
würde, einige der verwickelten Schwänze aus einander zu zerren, wovon ich aber von dem dabei-
ſtehenden Maler mit einigem Unwillen abgehalten wurde. An der oben erwähnten 16. Ratte
habe ich deutlich wahrgenommen, daß ihr Schwanz, ohne die geringſte Verletzung erlitten zu
haben, noch an ihr befindlich und ſie alſo mit leichter Mühe von dem Knoten der übrigen los-
gelöſt worden. — Nachdem ich nun alle dieſe Umſtände mit vielem Fleiß erwogen, ſo bin ich
vollkommen überzeugt worden, daß beſagte 16 Ratten kein aus einem Stück beſtehender
Rattenkönig, ſondern daß es eine Anzahl von Ratten, ſo von verſchiedener Größe, Stärke
und Farbe und (nach meiner Meinung) auch von verſchiedenem Alter und Geſchlecht geweſen.
Die Art und Weiſe, wie oft gedachte Ratten ſich mit einander ſo verwickelt haben, ſtelle ich mir
alſo vor. Jn der wenig Tage vor der Entdeckung dieſer häßlichen Verſammlung eingefallenen
ſehr ſtrengen Kälte haben dieſe Thiere ſich in einem Winkel zuſammenrottirt, um durch ihr
Neben- und Uebereinanderliegen ſich zu erwärmen; ohnfehlbar haben ſie eine ſolche Richtung
genommen, daß ſie die Schwänze mehr nach einer freien Gegend und die Köpfe nach einer vor
Kälte mehr geſchützten Gegend zugewendet haben. Sollten nicht die Excrementa der oben
geſeſſenen Ratten, welche nothwendig auf die Schwänze der unteren gefallen, Gelegenheit ge-
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Brehm, Alfred Edmund: Illustrirtes Thierleben. Bd. 2. Hildburghausen, 1865, S. 126. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/brehm_thierleben02_1865/140>, abgerufen am 27.11.2024.
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