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Brehm, Alfred Edmund: Illustrirtes Thierleben. Bd. 1. Hildburghausen, 1864.

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Die Raubthiere. Schleichkatzen. Zibetkatzen. -- Civette, Zibeta und Rasse.

Bis jetzt haben sich die Weisheitspriester vergeblich bemüht, den Nutzen dieser Drüsenabsonde-
rung für das Thier zu erklären. Daß es seinen Zibet nicht in derselben Weise benutzt, wie das
amerikanische Stinkthier, welches, wie wir später kennen lernen werden, seinen höllischen Gestank zur
Abwehr seiner Feinde anwendet, steht wohl fest. Warum und wozu es ihn sonst gebrauchen könnte,
ist aber nicht wohl einzusehen; denn auch diejenige Erklärung, welche die größte Wahrscheinlichkeit für
sich hat und annimmt, daß die Zibetkatze mit ihrem wohlriechenden After kleine Säugethiere an sich
heranlocke, kann nicht bewiesen werden. Jm Ganzen kann es uns übrigens ziemlich gleichgiltig sein,
den wahren Grund solcher Begabung zu kennen oder nicht; viel wichtiger wäre es, wenn wir etwas
Genaueres über die Lebensweise unsers Thieres sowohl im Freien, wie in der Gefangenschaft, und
namentlich über seine Fortpflanzung erfahren könnten. Aber merkwürdiger Weise sind alle Natur-

[Abbildung] Die astatische Zibetkatze (Viverra Zibetha).
geschichten hierüber so leer, als sie nur sein können, und man muß sich billig wundern, daß auch die
Laien ein so merkwürdiges und nützliches Thier so wenig gewürdigt haben. Jch selbst hatte nur
einmal Gelegenheit, die afrikanische Zibetkatze zu beobachten. Der Hamburger Thiergarten erhielt ein
Paar Junge, deren Betragen für das älterer Thiere erklärlicher Weise nicht maßgebend sein kann.
Sie waren still und langweilig, verschliefen den ganzen Tag, kamen erst spät abends zum Vorschein
und lagen vor Sonnenaufgang bereits wieder in ihrem Neste. Gelegentlich eines Streites erbiß die
eine die andere, und diese erlag den erhaltenen Wunden ebenfalls -- leider schon wenige Tage nach
beider Erwerbung.

Fast genau Dasselbe, was ich über die eigentliche Civette sagen konnte, gilt auch für die echte
oder asiatische Zibetkatze (Viverra Zibetha). Früher hielten sie Viele nur für eine Abänderung
der afrikanischen Art. Sie ist jedoch von dieser nicht blos durch die Farbezeichnungen unterschieden,
sondern zeigt auch mancherlei Abweichungen von ihr in Bezug auf die Gestalt. Jhr Kopf ist spitzer,
die Ohren sind länger, der Leib ist schmächtiger, als bei der Civette, und die Behaarung bildet nirgends
eine Mähne. Jhre Grundfärbung ist ein Bräunlichgelb, von welchem sich eine große Anzahl dicht-

Die Raubthiere. Schleichkatzen. Zibetkatzen. — Civette, Zibeta und Raſſe.

Bis jetzt haben ſich die Weisheitsprieſter vergeblich bemüht, den Nutzen dieſer Drüſenabſonde-
rung für das Thier zu erklären. Daß es ſeinen Zibet nicht in derſelben Weiſe benutzt, wie das
amerikaniſche Stinkthier, welches, wie wir ſpäter kennen lernen werden, ſeinen hölliſchen Geſtank zur
Abwehr ſeiner Feinde anwendet, ſteht wohl feſt. Warum und wozu es ihn ſonſt gebrauchen könnte,
iſt aber nicht wohl einzuſehen; denn auch diejenige Erklärung, welche die größte Wahrſcheinlichkeit für
ſich hat und annimmt, daß die Zibetkatze mit ihrem wohlriechenden After kleine Säugethiere an ſich
heranlocke, kann nicht bewieſen werden. Jm Ganzen kann es uns übrigens ziemlich gleichgiltig ſein,
den wahren Grund ſolcher Begabung zu kennen oder nicht; viel wichtiger wäre es, wenn wir etwas
Genaueres über die Lebensweiſe unſers Thieres ſowohl im Freien, wie in der Gefangenſchaft, und
namentlich über ſeine Fortpflanzung erfahren könnten. Aber merkwürdiger Weiſe ſind alle Natur-

[Abbildung] Die aſtatiſche Zibetkatze (Viverra Zibetha).
geſchichten hierüber ſo leer, als ſie nur ſein können, und man muß ſich billig wundern, daß auch die
Laien ein ſo merkwürdiges und nützliches Thier ſo wenig gewürdigt haben. Jch ſelbſt hatte nur
einmal Gelegenheit, die afrikaniſche Zibetkatze zu beobachten. Der Hamburger Thiergarten erhielt ein
Paar Junge, deren Betragen für das älterer Thiere erklärlicher Weiſe nicht maßgebend ſein kann.
Sie waren ſtill und langweilig, verſchliefen den ganzen Tag, kamen erſt ſpät abends zum Vorſchein
und lagen vor Sonnenaufgang bereits wieder in ihrem Neſte. Gelegentlich eines Streites erbiß die
eine die andere, und dieſe erlag den erhaltenen Wunden ebenfalls — leider ſchon wenige Tage nach
beider Erwerbung.

Faſt genau Daſſelbe, was ich über die eigentliche Civette ſagen konnte, gilt auch für die echte
oder aſiatiſche Zibetkatze (Viverra Zibetha). Früher hielten ſie Viele nur für eine Abänderung
der afrikaniſchen Art. Sie iſt jedoch von dieſer nicht blos durch die Farbezeichnungen unterſchieden,
ſondern zeigt auch mancherlei Abweichungen von ihr in Bezug auf die Geſtalt. Jhr Kopf iſt ſpitzer,
die Ohren ſind länger, der Leib iſt ſchmächtiger, als bei der Civette, und die Behaarung bildet nirgends
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[466/0538] Die Raubthiere. Schleichkatzen. Zibetkatzen. — Civette, Zibeta und Raſſe. Bis jetzt haben ſich die Weisheitsprieſter vergeblich bemüht, den Nutzen dieſer Drüſenabſonde- rung für das Thier zu erklären. Daß es ſeinen Zibet nicht in derſelben Weiſe benutzt, wie das amerikaniſche Stinkthier, welches, wie wir ſpäter kennen lernen werden, ſeinen hölliſchen Geſtank zur Abwehr ſeiner Feinde anwendet, ſteht wohl feſt. Warum und wozu es ihn ſonſt gebrauchen könnte, iſt aber nicht wohl einzuſehen; denn auch diejenige Erklärung, welche die größte Wahrſcheinlichkeit für ſich hat und annimmt, daß die Zibetkatze mit ihrem wohlriechenden After kleine Säugethiere an ſich heranlocke, kann nicht bewieſen werden. Jm Ganzen kann es uns übrigens ziemlich gleichgiltig ſein, den wahren Grund ſolcher Begabung zu kennen oder nicht; viel wichtiger wäre es, wenn wir etwas Genaueres über die Lebensweiſe unſers Thieres ſowohl im Freien, wie in der Gefangenſchaft, und namentlich über ſeine Fortpflanzung erfahren könnten. Aber merkwürdiger Weiſe ſind alle Natur- [Abbildung Die aſtatiſche Zibetkatze (Viverra Zibetha).] geſchichten hierüber ſo leer, als ſie nur ſein können, und man muß ſich billig wundern, daß auch die Laien ein ſo merkwürdiges und nützliches Thier ſo wenig gewürdigt haben. Jch ſelbſt hatte nur einmal Gelegenheit, die afrikaniſche Zibetkatze zu beobachten. Der Hamburger Thiergarten erhielt ein Paar Junge, deren Betragen für das älterer Thiere erklärlicher Weiſe nicht maßgebend ſein kann. Sie waren ſtill und langweilig, verſchliefen den ganzen Tag, kamen erſt ſpät abends zum Vorſchein und lagen vor Sonnenaufgang bereits wieder in ihrem Neſte. Gelegentlich eines Streites erbiß die eine die andere, und dieſe erlag den erhaltenen Wunden ebenfalls — leider ſchon wenige Tage nach beider Erwerbung. Faſt genau Daſſelbe, was ich über die eigentliche Civette ſagen konnte, gilt auch für die echte oder aſiatiſche Zibetkatze (Viverra Zibetha). Früher hielten ſie Viele nur für eine Abänderung der afrikaniſchen Art. Sie iſt jedoch von dieſer nicht blos durch die Farbezeichnungen unterſchieden, ſondern zeigt auch mancherlei Abweichungen von ihr in Bezug auf die Geſtalt. Jhr Kopf iſt ſpitzer, die Ohren ſind länger, der Leib iſt ſchmächtiger, als bei der Civette, und die Behaarung bildet nirgends eine Mähne. Jhre Grundfärbung iſt ein Bräunlichgelb, von welchem ſich eine große Anzahl dicht-

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Zitationshilfe: Brehm, Alfred Edmund: Illustrirtes Thierleben. Bd. 1. Hildburghausen, 1864, S. 466. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/brehm_thierleben01_1864/538>, abgerufen am 26.11.2024.