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Brehm, Alfred Edmund: Illustrirtes Thierleben. Bd. 1. Hildburghausen, 1864.

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Kennzeichnung, Heimat und Lebensweise der Schleichkatzen. Beschreibung der Civette.

Merkwürdig ist der ziemlich starke Moschusgeruch, welchen viele Arten verbreiten. Derselbe
stammt aus den erwähnten nahe am After gelegenen Drüsen, und rührt von einer öligen oder fettigen,
schmierigen und wohlriechenden Masse her, welche sich in dem Drüsenbeutel absetzt und uns unter dem
Namen Zibet bekannt ist. Die stärkere oder schwächere Absonderung dieser Flüssigkeit hängt mit der
geschlechtlichen Thätigkeit zusammen.

Wie bei den übrigen Raubthieren, schwankt auch unter den Schleichkatzen die Zahl der Jungen
ziemlich erheblich; soviel man etwa weiß, zwischen Eins bis Sechs. Die Mütter lieben ihre Brut
überaus zärtlich; aber bei einer oder einigen Arten nimmt auch der Vater wenigstens am Erziehungs-
geschäfte Theil. Die Jungen können durchschnittlich leicht gezähmt werden und zeigen sich dann ebenso
zutraulich und gutmüthig, wie die Alten bissig, wild und störrisch. Sie halten die Gefangenschaft
leicht aus, und manche Arten werden deshalb in gewissen Gegenden in großer Menge zahm gehalten,
damit ihre kostbare Drüsenabsonderung leichter gewonnen werden kann. Andere verwendet man mit
Erfolg zur Kammerjagd.

Jm Ganzen mag der Nutzen, welchen die Schleichkatzen bringen, den durch sie verursachten
Schaden aufwiegen. Jn ihrer Heimat fallen ihre Räubereien nicht so ins Gewicht; der Nutzen aber,
welchen sie auch freilebend durch Wegfangen schädlichen Ungeziefers bringen, wird um so mehr aner-
kannt, und dieser Nutzen war denn auch Ursache, daß eines unserer Thiere im hohen Alterthume von
dem merkwürdigen Volke Egyptens für heilig erklärt und von Jedermann hoch geachtet wurde.



Die kleine Gruppe der eigentlichen Zibetkatzen (Viverra) erinnert in ihrem ganzen Wesen noch
lebhaft an den Erdwolf. Jhr Leibesbau ist der der ganzen Familie. Der Körper ist leicht und
gestreckt, die Beine sind aber ziemlich hoch und die Füße haben fünf Zehen mit halb einziehbaren
Krallen; die Sohlen sind ganz behaart. Die Ohren sind stumpf, die Zunge ist mit scharfen Warzen
besetzt; der lange Schwanz kann nicht eingerollt werden. Ganz eigenthümlich ist die große Drüsen-
tasche zwischen dem After und den Geschlechtstheilen. Die Thiere sind gegenwärtig besonders über
Asien und Afrika verbreitet, waren aber in der Vorwelt auch in Europa heimisch. Jn allen ihren
Bewegungen sind sie behend und gewandt, wie überhaupt ihre ganze Erscheinung viel Anmuthiges
und Zierliches hat. Jhre Nahrung theilen sie ebenfalls mit ihrer ganzen Familie. So räuberisch und
bissig sie aber sind, so leicht lassen sich doch die meisten zähmen, und dann bringen sie noch heutigen
Tags durch den heilkräftigen und von allen morgenländischen und afrikanischen Völkerschaften hoch-
gepriesenen Zibet großen Nutzen. Diesen liefern hauptsächlich zwei Arten, welche ich deshalb auch den
übrigen voranstellen will. Es sind die Civette und die Zibete, oder die afrikanische und die
asiatische Zibetkatze.

Erstere (Viverra Civetta) hat ungefähr die Größe eines mittelgroßen Hundes, aber ein mehr
katzenartiges Aussehen und steht in ihrem gesammten Bau zwischen einem Marder und einer Katze
mitten inne. Der gewölbte, breite Kopf trägt eine etwas spitze Schnauze, kurz zugespitzte Ohren und
schiefgestellte Augen mit runder Pupille. Der Leib ist gestreckt, aber nicht besonders schmächtig,
sondern einer der kräftigsten in der ganzen Familie. Der Schwanz ist mittellang oder etwa von
halber Körperlänge. Die Beine sind mittelhoch und die Sohlen ganz behaart; der Pelz ist dicht,
grob und locker, doch nicht besonders lang, aber durch eine aufrichtbare, ziemlich lange Mähne aus-
gezeichnet, welche sich über die ganze Firste des Halses und Rücken zieht und selbst auf dem Schwanze
noch sichtbar ist. Jhre Grundfarbe ist ein schönes Aschgrau, welches bisweilen ins Gelbliche fällt.
Von ihr zeichnen sich zahlreiche runde und eckige, schwarzbraune Flecken ab, welche die allerverschiedenste
Gestalt und Größe haben, auf den Seiten des Körpers bald der Länge nach, bald der Quere an
einander gereiht sind und auf den Hinterschenkeln deutliche Querstreifen bilden. Der Bauch ist heller,
als die Oberseite, und die schwarzen Flecken sind hier weniger deutlich begrenzt. Die Rückenmähne ist
schwarzbraun: der Schwanz, welcher an der Wurzel noch ziemlich dick behaart ist, hat etwa sechs bis

Kennzeichnung, Heimat und Lebensweiſe der Schleichkatzen. Beſchreibung der Civette.

Merkwürdig iſt der ziemlich ſtarke Moſchusgeruch, welchen viele Arten verbreiten. Derſelbe
ſtammt aus den erwähnten nahe am After gelegenen Drüſen, und rührt von einer öligen oder fettigen,
ſchmierigen und wohlriechenden Maſſe her, welche ſich in dem Drüſenbeutel abſetzt und uns unter dem
Namen Zibet bekannt iſt. Die ſtärkere oder ſchwächere Abſonderung dieſer Flüſſigkeit hängt mit der
geſchlechtlichen Thätigkeit zuſammen.

Wie bei den übrigen Raubthieren, ſchwankt auch unter den Schleichkatzen die Zahl der Jungen
ziemlich erheblich; ſoviel man etwa weiß, zwiſchen Eins bis Sechs. Die Mütter lieben ihre Brut
überaus zärtlich; aber bei einer oder einigen Arten nimmt auch der Vater wenigſtens am Erziehungs-
geſchäfte Theil. Die Jungen können durchſchnittlich leicht gezähmt werden und zeigen ſich dann ebenſo
zutraulich und gutmüthig, wie die Alten biſſig, wild und ſtörriſch. Sie halten die Gefangenſchaft
leicht aus, und manche Arten werden deshalb in gewiſſen Gegenden in großer Menge zahm gehalten,
damit ihre koſtbare Drüſenabſonderung leichter gewonnen werden kann. Andere verwendet man mit
Erfolg zur Kammerjagd.

Jm Ganzen mag der Nutzen, welchen die Schleichkatzen bringen, den durch ſie verurſachten
Schaden aufwiegen. Jn ihrer Heimat fallen ihre Räubereien nicht ſo ins Gewicht; der Nutzen aber,
welchen ſie auch freilebend durch Wegfangen ſchädlichen Ungeziefers bringen, wird um ſo mehr aner-
kannt, und dieſer Nutzen war denn auch Urſache, daß eines unſerer Thiere im hohen Alterthume von
dem merkwürdigen Volke Egyptens für heilig erklärt und von Jedermann hoch geachtet wurde.



Die kleine Gruppe der eigentlichen Zibetkatzen (Viverra) erinnert in ihrem ganzen Weſen noch
lebhaft an den Erdwolf. Jhr Leibesbau iſt der der ganzen Familie. Der Körper iſt leicht und
geſtreckt, die Beine ſind aber ziemlich hoch und die Füße haben fünf Zehen mit halb einziehbaren
Krallen; die Sohlen ſind ganz behaart. Die Ohren ſind ſtumpf, die Zunge iſt mit ſcharfen Warzen
beſetzt; der lange Schwanz kann nicht eingerollt werden. Ganz eigenthümlich iſt die große Drüſen-
taſche zwiſchen dem After und den Geſchlechtstheilen. Die Thiere ſind gegenwärtig beſonders über
Aſien und Afrika verbreitet, waren aber in der Vorwelt auch in Europa heimiſch. Jn allen ihren
Bewegungen ſind ſie behend und gewandt, wie überhaupt ihre ganze Erſcheinung viel Anmuthiges
und Zierliches hat. Jhre Nahrung theilen ſie ebenfalls mit ihrer ganzen Familie. So räuberiſch und
biſſig ſie aber ſind, ſo leicht laſſen ſich doch die meiſten zähmen, und dann bringen ſie noch heutigen
Tags durch den heilkräftigen und von allen morgenländiſchen und afrikaniſchen Völkerſchaften hoch-
geprieſenen Zibet großen Nutzen. Dieſen liefern hauptſächlich zwei Arten, welche ich deshalb auch den
übrigen voranſtellen will. Es ſind die Civette und die Zibete, oder die afrikaniſche und die
aſiatiſche Zibetkatze.

Erſtere (Viverra Civetta) hat ungefähr die Größe eines mittelgroßen Hundes, aber ein mehr
katzenartiges Ausſehen und ſteht in ihrem geſammten Bau zwiſchen einem Marder und einer Katze
mitten inne. Der gewölbte, breite Kopf trägt eine etwas ſpitze Schnauze, kurz zugeſpitzte Ohren und
ſchiefgeſtellte Augen mit runder Pupille. Der Leib iſt geſtreckt, aber nicht beſonders ſchmächtig,
ſondern einer der kräftigſten in der ganzen Familie. Der Schwanz iſt mittellang oder etwa von
halber Körperlänge. Die Beine ſind mittelhoch und die Sohlen ganz behaart; der Pelz iſt dicht,
grob und locker, doch nicht beſonders lang, aber durch eine aufrichtbare, ziemlich lange Mähne aus-
gezeichnet, welche ſich über die ganze Firſte des Halſes und Rücken zieht und ſelbſt auf dem Schwanze
noch ſichtbar iſt. Jhre Grundfarbe iſt ein ſchönes Aſchgrau, welches bisweilen ins Gelbliche fällt.
Von ihr zeichnen ſich zahlreiche runde und eckige, ſchwarzbraune Flecken ab, welche die allerverſchiedenſte
Geſtalt und Größe haben, auf den Seiten des Körpers bald der Länge nach, bald der Quere an
einander gereiht ſind und auf den Hinterſchenkeln deutliche Querſtreifen bilden. Der Bauch iſt heller,
als die Oberſeite, und die ſchwarzen Flecken ſind hier weniger deutlich begrenzt. Die Rückenmähne iſt
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[463/0535] Kennzeichnung, Heimat und Lebensweiſe der Schleichkatzen. Beſchreibung der Civette. Merkwürdig iſt der ziemlich ſtarke Moſchusgeruch, welchen viele Arten verbreiten. Derſelbe ſtammt aus den erwähnten nahe am After gelegenen Drüſen, und rührt von einer öligen oder fettigen, ſchmierigen und wohlriechenden Maſſe her, welche ſich in dem Drüſenbeutel abſetzt und uns unter dem Namen Zibet bekannt iſt. Die ſtärkere oder ſchwächere Abſonderung dieſer Flüſſigkeit hängt mit der geſchlechtlichen Thätigkeit zuſammen. Wie bei den übrigen Raubthieren, ſchwankt auch unter den Schleichkatzen die Zahl der Jungen ziemlich erheblich; ſoviel man etwa weiß, zwiſchen Eins bis Sechs. Die Mütter lieben ihre Brut überaus zärtlich; aber bei einer oder einigen Arten nimmt auch der Vater wenigſtens am Erziehungs- geſchäfte Theil. Die Jungen können durchſchnittlich leicht gezähmt werden und zeigen ſich dann ebenſo zutraulich und gutmüthig, wie die Alten biſſig, wild und ſtörriſch. Sie halten die Gefangenſchaft leicht aus, und manche Arten werden deshalb in gewiſſen Gegenden in großer Menge zahm gehalten, damit ihre koſtbare Drüſenabſonderung leichter gewonnen werden kann. Andere verwendet man mit Erfolg zur Kammerjagd. Jm Ganzen mag der Nutzen, welchen die Schleichkatzen bringen, den durch ſie verurſachten Schaden aufwiegen. Jn ihrer Heimat fallen ihre Räubereien nicht ſo ins Gewicht; der Nutzen aber, welchen ſie auch freilebend durch Wegfangen ſchädlichen Ungeziefers bringen, wird um ſo mehr aner- kannt, und dieſer Nutzen war denn auch Urſache, daß eines unſerer Thiere im hohen Alterthume von dem merkwürdigen Volke Egyptens für heilig erklärt und von Jedermann hoch geachtet wurde. Die kleine Gruppe der eigentlichen Zibetkatzen (Viverra) erinnert in ihrem ganzen Weſen noch lebhaft an den Erdwolf. Jhr Leibesbau iſt der der ganzen Familie. Der Körper iſt leicht und geſtreckt, die Beine ſind aber ziemlich hoch und die Füße haben fünf Zehen mit halb einziehbaren Krallen; die Sohlen ſind ganz behaart. Die Ohren ſind ſtumpf, die Zunge iſt mit ſcharfen Warzen beſetzt; der lange Schwanz kann nicht eingerollt werden. Ganz eigenthümlich iſt die große Drüſen- taſche zwiſchen dem After und den Geſchlechtstheilen. Die Thiere ſind gegenwärtig beſonders über Aſien und Afrika verbreitet, waren aber in der Vorwelt auch in Europa heimiſch. Jn allen ihren Bewegungen ſind ſie behend und gewandt, wie überhaupt ihre ganze Erſcheinung viel Anmuthiges und Zierliches hat. Jhre Nahrung theilen ſie ebenfalls mit ihrer ganzen Familie. So räuberiſch und biſſig ſie aber ſind, ſo leicht laſſen ſich doch die meiſten zähmen, und dann bringen ſie noch heutigen Tags durch den heilkräftigen und von allen morgenländiſchen und afrikaniſchen Völkerſchaften hoch- geprieſenen Zibet großen Nutzen. Dieſen liefern hauptſächlich zwei Arten, welche ich deshalb auch den übrigen voranſtellen will. Es ſind die Civette und die Zibete, oder die afrikaniſche und die aſiatiſche Zibetkatze. Erſtere (Viverra Civetta) hat ungefähr die Größe eines mittelgroßen Hundes, aber ein mehr katzenartiges Ausſehen und ſteht in ihrem geſammten Bau zwiſchen einem Marder und einer Katze mitten inne. Der gewölbte, breite Kopf trägt eine etwas ſpitze Schnauze, kurz zugeſpitzte Ohren und ſchiefgeſtellte Augen mit runder Pupille. Der Leib iſt geſtreckt, aber nicht beſonders ſchmächtig, ſondern einer der kräftigſten in der ganzen Familie. Der Schwanz iſt mittellang oder etwa von halber Körperlänge. Die Beine ſind mittelhoch und die Sohlen ganz behaart; der Pelz iſt dicht, grob und locker, doch nicht beſonders lang, aber durch eine aufrichtbare, ziemlich lange Mähne aus- gezeichnet, welche ſich über die ganze Firſte des Halſes und Rücken zieht und ſelbſt auf dem Schwanze noch ſichtbar iſt. Jhre Grundfarbe iſt ein ſchönes Aſchgrau, welches bisweilen ins Gelbliche fällt. Von ihr zeichnen ſich zahlreiche runde und eckige, ſchwarzbraune Flecken ab, welche die allerverſchiedenſte Geſtalt und Größe haben, auf den Seiten des Körpers bald der Länge nach, bald der Quere an einander gereiht ſind und auf den Hinterſchenkeln deutliche Querſtreifen bilden. Der Bauch iſt heller, als die Oberſeite, und die ſchwarzen Flecken ſind hier weniger deutlich begrenzt. Die Rückenmähne iſt ſchwarzbraun: der Schwanz, welcher an der Wurzel noch ziemlich dick behaart iſt, hat etwa ſechs bis

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Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




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Zitationshilfe: Brehm, Alfred Edmund: Illustrirtes Thierleben. Bd. 1. Hildburghausen, 1864, S. 463. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/brehm_thierleben01_1864/535>, abgerufen am 26.11.2024.