fiehlt. Rinder, welche nicht sogleich gehorchen, muß er wirklich beißen; denn sonst haben sie keine Furcht vor ihm. Treibt er die Kuh vor sich her, so darf er ihr nur nach den Hinterbeinen beißen, nie nach dem Schwanze oder an die Seiten, am allerwenigsten nach dem Euter. Schlägt eine Kuh nach ihm aus, so muß er sich gut in Acht nehmen, aber dennoch beißen; widersetzt sich ein Ochse oder eine Kuh geradezu mit den Hörnern, so trägt er, wenn er seinem Amte gewachsen ist, dennoch den Sieg davon, indem er das Thier in die Schnauze beißt und sich daran festhängt. Die spanischen Hirten benutzen während des Hütens auch noch die Schleuder und wissen sie mit unfehlbarer Sicherheit zu gebrauchen. Ein Ochse, welcher einige Mal durch einen ihm an den Kopf geworfenen Stein vom Hirten gestraft worden ist, darf sich vor dem Hunde in Acht nehmen, denn dieser merkt sich den störrischen sehr bald und erlaubt ihm schon nach kurzer Zeit blos die allerbeschränktesten Bewegungen
[Abbildung]
Der Schäferhund (Canis peeuarius).
innerhalb eines gewissen Kreises. Starke Hammel muß der Schäferhund auch beißen, jedoch blos in die Hinterbeine; Lämmer, trächtige oder säugende Schafe aber darf er niemals beißen, sondern er muß dann blos so thun, als ob er beißen wollte.
Uebrigens wird der Hirtenhund ab und zu auch mit zur Jagd benutzt, muß Trüffeln suchen, in gefährlichen Gegenden mit Wölfen oder Schakalen kämpfen etc. Und alles Dieses lernt er in wirklich bewundernswürdiger Weise: -- kurz sein Verstand ist außerordentlich und der Nutzen, welchen er leistet, gar nicht zu berechnen. Es ist nicht zuviel gesagt, wenn behauptet wird, daß ohne ihn das Hüten des Viehes unmöglich sein würde. Trotz seiner außerordentlichen Arbeiten erreicht dieser Hund immerhin ein durchschnittliches Alter von 10 bis 12 Jahren.
Jhm gegenüber ist der Spitz ein großer Herr. Dieser in seiner Art ebenfalls ganz vortreffliche Hund wird in vielen Gegenden Deutschlands, zumal in Thüringen, als Wächter auf Bauerhöfen zum
Der Schäferhund. Seine Leiſtungen.
fiehlt. Rinder, welche nicht ſogleich gehorchen, muß er wirklich beißen; denn ſonſt haben ſie keine Furcht vor ihm. Treibt er die Kuh vor ſich her, ſo darf er ihr nur nach den Hinterbeinen beißen, nie nach dem Schwanze oder an die Seiten, am allerwenigſten nach dem Euter. Schlägt eine Kuh nach ihm aus, ſo muß er ſich gut in Acht nehmen, aber dennoch beißen; widerſetzt ſich ein Ochſe oder eine Kuh geradezu mit den Hörnern, ſo trägt er, wenn er ſeinem Amte gewachſen iſt, dennoch den Sieg davon, indem er das Thier in die Schnauze beißt und ſich daran feſthängt. Die ſpaniſchen Hirten benutzen während des Hütens auch noch die Schleuder und wiſſen ſie mit unfehlbarer Sicherheit zu gebrauchen. Ein Ochſe, welcher einige Mal durch einen ihm an den Kopf geworfenen Stein vom Hirten geſtraft worden iſt, darf ſich vor dem Hunde in Acht nehmen, denn dieſer merkt ſich den ſtörriſchen ſehr bald und erlaubt ihm ſchon nach kurzer Zeit blos die allerbeſchränkteſten Bewegungen
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Der Schäferhund (Canis peeuarius).
innerhalb eines gewiſſen Kreiſes. Starke Hammel muß der Schäferhund auch beißen, jedoch blos in die Hinterbeine; Lämmer, trächtige oder ſäugende Schafe aber darf er niemals beißen, ſondern er muß dann blos ſo thun, als ob er beißen wollte.
Uebrigens wird der Hirtenhund ab und zu auch mit zur Jagd benutzt, muß Trüffeln ſuchen, in gefährlichen Gegenden mit Wölfen oder Schakalen kämpfen ꝛc. Und alles Dieſes lernt er in wirklich bewundernswürdiger Weiſe: — kurz ſein Verſtand iſt außerordentlich und der Nutzen, welchen er leiſtet, gar nicht zu berechnen. Es iſt nicht zuviel geſagt, wenn behauptet wird, daß ohne ihn das Hüten des Viehes unmöglich ſein würde. Trotz ſeiner außerordentlichen Arbeiten erreicht dieſer Hund immerhin ein durchſchnittliches Alter von 10 bis 12 Jahren.
Jhm gegenüber iſt der Spitz ein großer Herr. Dieſer in ſeiner Art ebenfalls ganz vortreffliche Hund wird in vielen Gegenden Deutſchlands, zumal in Thüringen, als Wächter auf Bauerhöfen zum
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Der Schäferhund. Seine Leiſtungen.
fiehlt. Rinder, welche nicht ſogleich gehorchen, muß er wirklich beißen; denn ſonſt haben ſie keine
Furcht vor ihm. Treibt er die Kuh vor ſich her, ſo darf er ihr nur nach den Hinterbeinen beißen, nie
nach dem Schwanze oder an die Seiten, am allerwenigſten nach dem Euter. Schlägt eine Kuh nach
ihm aus, ſo muß er ſich gut in Acht nehmen, aber dennoch beißen; widerſetzt ſich ein Ochſe oder eine
Kuh geradezu mit den Hörnern, ſo trägt er, wenn er ſeinem Amte gewachſen iſt, dennoch den Sieg
davon, indem er das Thier in die Schnauze beißt und ſich daran feſthängt. Die ſpaniſchen Hirten
benutzen während des Hütens auch noch die Schleuder und wiſſen ſie mit unfehlbarer Sicherheit zu
gebrauchen. Ein Ochſe, welcher einige Mal durch einen ihm an den Kopf geworfenen Stein vom
Hirten geſtraft worden iſt, darf ſich vor dem Hunde in Acht nehmen, denn dieſer merkt ſich den
ſtörriſchen ſehr bald und erlaubt ihm ſchon nach kurzer Zeit blos die allerbeſchränkteſten Bewegungen
[Abbildung Der Schäferhund (Canis peeuarius).]
innerhalb eines gewiſſen Kreiſes. Starke Hammel muß der Schäferhund auch beißen, jedoch blos in
die Hinterbeine; Lämmer, trächtige oder ſäugende Schafe aber darf er niemals beißen, ſondern er
muß dann blos ſo thun, als ob er beißen wollte.
Uebrigens wird der Hirtenhund ab und zu auch mit zur Jagd benutzt, muß Trüffeln ſuchen, in
gefährlichen Gegenden mit Wölfen oder Schakalen kämpfen ꝛc. Und alles Dieſes lernt er in wirklich
bewundernswürdiger Weiſe: — kurz ſein Verſtand iſt außerordentlich und der Nutzen, welchen er
leiſtet, gar nicht zu berechnen. Es iſt nicht zuviel geſagt, wenn behauptet wird, daß ohne ihn das
Hüten des Viehes unmöglich ſein würde. Trotz ſeiner außerordentlichen Arbeiten erreicht dieſer Hund
immerhin ein durchſchnittliches Alter von 10 bis 12 Jahren.
Jhm gegenüber iſt der Spitz ein großer Herr. Dieſer in ſeiner Art ebenfalls ganz vortreffliche
Hund wird in vielen Gegenden Deutſchlands, zumal in Thüringen, als Wächter auf Bauerhöfen zum
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Brehm, Alfred Edmund: Illustrirtes Thierleben. Bd. 1. Hildburghausen, 1864, S. 393. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/brehm_thierleben01_1864/459>, abgerufen am 14.06.2024.
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