Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Brehm, Alfred Edmund: Illustrirtes Thierleben. Bd. 1. Hildburghausen, 1864.

Bild:
<< vorherige Seite

Der Pudel.
erleichtert ihm aus diesem Grunde den Aufenthalt im Wasser nicht wenig; denn ein wirklicher Wasser-
wachtelhund wird schon wenige Minuten, nachdem er den Fluthen entstiegen, wieder trocken. Diese
Eigenschaften haben natürlich seit langer Zeit die Aufmerksamkeit der Jäger auf ihn gezogen und ihn
zu einem Liebling aller Wasserjäger gemacht.

Einer der bekanntesten Seidenhunde und, seiner geistigen Fähigkeiten wegen, auch der merk-
würdigste von ihnen ist der Pudel (Canis genuinus). Jhn zu beschreiben ist fast unnöthig, da er so
ausgezeichnet ist, daß Jedermann ihn kennt. Der gedrungene Körperbau mit den langen, wolligen,
zottigen Haaren, welche hier und da förmliche Locken bilden und den ganzen Hund dicht einhüllen,
die langen und breiten Ohren kennzeichnen ihn vor seinen übrigen Verwandten. Ein schöner Pudel
muß ganz weiß oder ganz schwarz sein, er darf höchstens bei ganz schwarzer Farbe einen weißen Stirn-
oder Brustflecken haben.

[Abbildung] Der Pudel.

Der Pudel zeigt durch seine Liebe für das Wasser seine Verwandtschaft mit den übrigen Seiden-
hunden an. Er schwimmt gut und gern und kann wohl auch zur Jagd abgerichtet werden. Weit
mehr aber eignet er sich zum Gesellschafter des Menschen, und als solcher leistet er das Größte, was
überhaupt ein Thier zu leisten vermag. Um ihn vollständig zu kennzeichnen, borge ich mir Scheitlins
Meisterworte und zwar aus dem Grunde, weil ich es für Unrecht halte, etwas anerkannt Gutes, auf
irgendwelche Weise umschrieben, als eigenes Erzeugniß zu Markte zu tragen.

"Der Pudel ist unter allen Hunden am besten gebaut. Er hat die schönste Kopfform, den wohl-
gebildetsten Leib, die schönste Gestalt, eine volle, breite Brust, wohlgebaute Beine, ist nicht hoch und
nicht niedrig, nicht lang und nicht kurz und stellt sich am würdigsten dar. Schon körperlich ist
er zu allen Künsten vorzugsweise geeignet. Tanzen kann er von selbst lernen; denn seine halb-

Brehm, Thierleben. 25

Der Pudel.
erleichtert ihm aus dieſem Grunde den Aufenthalt im Waſſer nicht wenig; denn ein wirklicher Waſſer-
wachtelhund wird ſchon wenige Minuten, nachdem er den Fluthen entſtiegen, wieder trocken. Dieſe
Eigenſchaften haben natürlich ſeit langer Zeit die Aufmerkſamkeit der Jäger auf ihn gezogen und ihn
zu einem Liebling aller Waſſerjäger gemacht.

Einer der bekannteſten Seidenhunde und, ſeiner geiſtigen Fähigkeiten wegen, auch der merk-
würdigſte von ihnen iſt der Pudel (Canis genuinus). Jhn zu beſchreiben iſt faſt unnöthig, da er ſo
ausgezeichnet iſt, daß Jedermann ihn kennt. Der gedrungene Körperbau mit den langen, wolligen,
zottigen Haaren, welche hier und da förmliche Locken bilden und den ganzen Hund dicht einhüllen,
die langen und breiten Ohren kennzeichnen ihn vor ſeinen übrigen Verwandten. Ein ſchöner Pudel
muß ganz weiß oder ganz ſchwarz ſein, er darf höchſtens bei ganz ſchwarzer Farbe einen weißen Stirn-
oder Bruſtflecken haben.

[Abbildung] Der Pudel.

Der Pudel zeigt durch ſeine Liebe für das Waſſer ſeine Verwandtſchaft mit den übrigen Seiden-
hunden an. Er ſchwimmt gut und gern und kann wohl auch zur Jagd abgerichtet werden. Weit
mehr aber eignet er ſich zum Geſellſchafter des Menſchen, und als ſolcher leiſtet er das Größte, was
überhaupt ein Thier zu leiſten vermag. Um ihn vollſtändig zu kennzeichnen, borge ich mir Scheitlins
Meiſterworte und zwar aus dem Grunde, weil ich es für Unrecht halte, etwas anerkannt Gutes, auf
irgendwelche Weiſe umſchrieben, als eigenes Erzeugniß zu Markte zu tragen.

„Der Pudel iſt unter allen Hunden am beſten gebaut. Er hat die ſchönſte Kopfform, den wohl-
gebildetſten Leib, die ſchönſte Geſtalt, eine volle, breite Bruſt, wohlgebaute Beine, iſt nicht hoch und
nicht niedrig, nicht lang und nicht kurz und ſtellt ſich am würdigſten dar. Schon körperlich iſt
er zu allen Künſten vorzugsweiſe geeignet. Tanzen kann er von ſelbſt lernen; denn ſeine halb-

Brehm, Thierleben. 25
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="2">
        <div n="3">
          <p><pb facs="#f0451" n="385"/><fw place="top" type="header">Der <hi rendition="#g">Pudel.</hi></fw><lb/>
erleichtert ihm aus die&#x017F;em Grunde den Aufenthalt im Wa&#x017F;&#x017F;er nicht wenig; denn ein wirklicher Wa&#x017F;&#x017F;er-<lb/>
wachtelhund wird &#x017F;chon wenige Minuten, nachdem er den Fluthen ent&#x017F;tiegen, wieder trocken. Die&#x017F;e<lb/>
Eigen&#x017F;chaften haben natürlich &#x017F;eit langer Zeit die Aufmerk&#x017F;amkeit der Jäger auf ihn gezogen und ihn<lb/>
zu einem Liebling aller Wa&#x017F;&#x017F;erjäger gemacht.</p><lb/>
          <p>Einer der bekannte&#x017F;ten Seidenhunde und, &#x017F;einer gei&#x017F;tigen Fähigkeiten wegen, auch der merk-<lb/>
würdig&#x017F;te von ihnen i&#x017F;t der <hi rendition="#g">Pudel</hi> (<hi rendition="#aq">Canis genuinus</hi>). Jhn zu be&#x017F;chreiben i&#x017F;t fa&#x017F;t unnöthig, da er &#x017F;o<lb/>
ausgezeichnet i&#x017F;t, daß Jedermann ihn kennt. Der gedrungene Körperbau mit den langen, wolligen,<lb/>
zottigen Haaren, welche hier und da förmliche Locken bilden und den ganzen Hund dicht einhüllen,<lb/>
die langen und breiten Ohren kennzeichnen ihn vor &#x017F;einen übrigen Verwandten. Ein &#x017F;chöner Pudel<lb/>
muß ganz weiß oder ganz &#x017F;chwarz &#x017F;ein, er darf höch&#x017F;tens bei ganz &#x017F;chwarzer Farbe einen weißen Stirn-<lb/>
oder Bru&#x017F;tflecken haben.</p><lb/>
          <figure>
            <head> <hi rendition="#c"> <hi rendition="#g">Der Pudel.</hi> </hi> </head>
          </figure><lb/>
          <p>Der Pudel zeigt durch &#x017F;eine Liebe für das Wa&#x017F;&#x017F;er &#x017F;eine Verwandt&#x017F;chaft mit den übrigen Seiden-<lb/>
hunden an. Er &#x017F;chwimmt gut und gern und kann wohl auch zur Jagd abgerichtet werden. Weit<lb/>
mehr aber eignet er &#x017F;ich zum Ge&#x017F;ell&#x017F;chafter des Men&#x017F;chen, und als &#x017F;olcher lei&#x017F;tet er das Größte, was<lb/>
überhaupt ein Thier zu lei&#x017F;ten vermag. Um ihn voll&#x017F;tändig zu kennzeichnen, borge ich mir <hi rendition="#g">Scheitlins</hi><lb/>
Mei&#x017F;terworte und zwar aus dem Grunde, weil ich es für Unrecht halte, etwas anerkannt Gutes, auf<lb/>
irgendwelche Wei&#x017F;e um&#x017F;chrieben, als eigenes Erzeugniß zu Markte zu tragen.</p><lb/>
          <p>&#x201E;Der Pudel i&#x017F;t unter allen Hunden am be&#x017F;ten gebaut. Er hat die &#x017F;chön&#x017F;te Kopfform, den wohl-<lb/>
gebildet&#x017F;ten Leib, die &#x017F;chön&#x017F;te Ge&#x017F;talt, eine volle, breite Bru&#x017F;t, wohlgebaute Beine, i&#x017F;t nicht hoch und<lb/>
nicht niedrig, nicht lang und nicht kurz und &#x017F;tellt &#x017F;ich am würdig&#x017F;ten dar. Schon körperlich i&#x017F;t<lb/>
er zu allen Kün&#x017F;ten vorzugswei&#x017F;e geeignet. Tanzen kann er von &#x017F;elb&#x017F;t lernen; denn &#x017F;eine halb-<lb/>
<fw place="bottom" type="sig"><hi rendition="#g">Brehm,</hi> Thierleben. 25</fw><lb/></p>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[385/0451] Der Pudel. erleichtert ihm aus dieſem Grunde den Aufenthalt im Waſſer nicht wenig; denn ein wirklicher Waſſer- wachtelhund wird ſchon wenige Minuten, nachdem er den Fluthen entſtiegen, wieder trocken. Dieſe Eigenſchaften haben natürlich ſeit langer Zeit die Aufmerkſamkeit der Jäger auf ihn gezogen und ihn zu einem Liebling aller Waſſerjäger gemacht. Einer der bekannteſten Seidenhunde und, ſeiner geiſtigen Fähigkeiten wegen, auch der merk- würdigſte von ihnen iſt der Pudel (Canis genuinus). Jhn zu beſchreiben iſt faſt unnöthig, da er ſo ausgezeichnet iſt, daß Jedermann ihn kennt. Der gedrungene Körperbau mit den langen, wolligen, zottigen Haaren, welche hier und da förmliche Locken bilden und den ganzen Hund dicht einhüllen, die langen und breiten Ohren kennzeichnen ihn vor ſeinen übrigen Verwandten. Ein ſchöner Pudel muß ganz weiß oder ganz ſchwarz ſein, er darf höchſtens bei ganz ſchwarzer Farbe einen weißen Stirn- oder Bruſtflecken haben. [Abbildung Der Pudel.] Der Pudel zeigt durch ſeine Liebe für das Waſſer ſeine Verwandtſchaft mit den übrigen Seiden- hunden an. Er ſchwimmt gut und gern und kann wohl auch zur Jagd abgerichtet werden. Weit mehr aber eignet er ſich zum Geſellſchafter des Menſchen, und als ſolcher leiſtet er das Größte, was überhaupt ein Thier zu leiſten vermag. Um ihn vollſtändig zu kennzeichnen, borge ich mir Scheitlins Meiſterworte und zwar aus dem Grunde, weil ich es für Unrecht halte, etwas anerkannt Gutes, auf irgendwelche Weiſe umſchrieben, als eigenes Erzeugniß zu Markte zu tragen. „Der Pudel iſt unter allen Hunden am beſten gebaut. Er hat die ſchönſte Kopfform, den wohl- gebildetſten Leib, die ſchönſte Geſtalt, eine volle, breite Bruſt, wohlgebaute Beine, iſt nicht hoch und nicht niedrig, nicht lang und nicht kurz und ſtellt ſich am würdigſten dar. Schon körperlich iſt er zu allen Künſten vorzugsweiſe geeignet. Tanzen kann er von ſelbſt lernen; denn ſeine halb- Brehm, Thierleben. 25

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/brehm_thierleben01_1864
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/brehm_thierleben01_1864/451
Zitationshilfe: Brehm, Alfred Edmund: Illustrirtes Thierleben. Bd. 1. Hildburghausen, 1864, S. 385. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/brehm_thierleben01_1864/451>, abgerufen am 22.11.2024.