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Brehm, Alfred Edmund: Illustrirtes Thierleben. Bd. 1. Hildburghausen, 1864.

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Die Raubthiere. Hunde. -- Doggen.

Die Griechen und Römer geben eine genaue Beschreibung von diesem Hunde und sprechen mit
Bewunderung von seinen Leistungen gegen Auerochsen, wilde Eber und selbst Löwen. Neuere
Nachrichten erhielt man in den letztvergangenen Jahrzehnten, und erst vor kurzem gelangte eines
dieser Thiere lebend nach England, wahrscheinlich dasselbe, von welchem unsere schöne Abbildung
zeugt. Man sieht aus der ganzen Gestalt, daß diese Dogge der Riese unter allen Hunden ist und
sich gleichwohl dabei durch ebenso große Schönheit, seiner Gestalt wie seiner Farbe auszeichnet. Letztere
ist zum größten Theil schwarz, die Schnauze und die Brauengegend ist gelblich, die Behaarung ist
lang und rauh.

Jn seiner Heimat gilt dieses prächtige Thier für ebenso brauchbar, als lenksam; man findet ihn
deshalb in allen Gebirgsdörfern Tibets (denn in der Hauptstadt des Landes kommt er nicht vor)

[Abbildung] Die Dogge von Tibet.
und zwar ebensowohl als Wächter des Hauses, wie der Herden. Es geschieht sehr oft, daß ein tibeta-
nisches Dorf ganz allein der Wachsamkeit dieser Hunde überlassen wird, während die sämmtliche
männliche Bevölkerung entweder draußen bei den Herden in den Feldern oder auf der Jagd sich befindet.
Dann dienen die Hunde zum Schutze der Frauen und Kinder und gewähren beiden eine vollkommene
Sicherheit. Neuere Berichterstatter behaupten, daß der Muth des Thieres nicht im Verhältniß mit
seiner Kraft stände, Andere sagen, daß er als verständiges Thier blos wirklich furchtbare Feinde mit
voller Kraft anfalle. Gegen Weiße soll er einen unauslöschlichen Haß bewahren und aus diesem
Grunde auch noch wenig bei uns verbreitet sein. Doch dürfte diese Angabe wohl auf einem Jrrthum
beruhen, da es als ganz unzweifelhaft feststeht, daß ein jung aufgezogener Hund sich seinem Herrn
regelmäßig treu anschließt und dann Nichts mehr von Haß gegen denselben weiß.

Die Raubthiere. Hunde. — Doggen.

Die Griechen und Römer geben eine genaue Beſchreibung von dieſem Hunde und ſprechen mit
Bewunderung von ſeinen Leiſtungen gegen Auerochſen, wilde Eber und ſelbſt Löwen. Neuere
Nachrichten erhielt man in den letztvergangenen Jahrzehnten, und erſt vor kurzem gelangte eines
dieſer Thiere lebend nach England, wahrſcheinlich daſſelbe, von welchem unſere ſchöne Abbildung
zeugt. Man ſieht aus der ganzen Geſtalt, daß dieſe Dogge der Rieſe unter allen Hunden iſt und
ſich gleichwohl dabei durch ebenſo große Schönheit, ſeiner Geſtalt wie ſeiner Farbe auszeichnet. Letztere
iſt zum größten Theil ſchwarz, die Schnauze und die Brauengegend iſt gelblich, die Behaarung iſt
lang und rauh.

Jn ſeiner Heimat gilt dieſes prächtige Thier für ebenſo brauchbar, als lenkſam; man findet ihn
deshalb in allen Gebirgsdörfern Tibets (denn in der Hauptſtadt des Landes kommt er nicht vor)

[Abbildung] Die Dogge von Tibet.
und zwar ebenſowohl als Wächter des Hauſes, wie der Herden. Es geſchieht ſehr oft, daß ein tibeta-
niſches Dorf ganz allein der Wachſamkeit dieſer Hunde überlaſſen wird, während die ſämmtliche
männliche Bevölkerung entweder draußen bei den Herden in den Feldern oder auf der Jagd ſich befindet.
Dann dienen die Hunde zum Schutze der Frauen und Kinder und gewähren beiden eine vollkommene
Sicherheit. Neuere Berichterſtatter behaupten, daß der Muth des Thieres nicht im Verhältniß mit
ſeiner Kraft ſtände, Andere ſagen, daß er als verſtändiges Thier blos wirklich furchtbare Feinde mit
voller Kraft anfalle. Gegen Weiße ſoll er einen unauslöſchlichen Haß bewahren und aus dieſem
Grunde auch noch wenig bei uns verbreitet ſein. Doch dürfte dieſe Angabe wohl auf einem Jrrthum
beruhen, da es als ganz unzweifelhaft feſtſteht, daß ein jung aufgezogener Hund ſich ſeinem Herrn
regelmäßig treu anſchließt und dann Nichts mehr von Haß gegen denſelben weiß.

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[360/0426] Die Raubthiere. Hunde. — Doggen. Die Griechen und Römer geben eine genaue Beſchreibung von dieſem Hunde und ſprechen mit Bewunderung von ſeinen Leiſtungen gegen Auerochſen, wilde Eber und ſelbſt Löwen. Neuere Nachrichten erhielt man in den letztvergangenen Jahrzehnten, und erſt vor kurzem gelangte eines dieſer Thiere lebend nach England, wahrſcheinlich daſſelbe, von welchem unſere ſchöne Abbildung zeugt. Man ſieht aus der ganzen Geſtalt, daß dieſe Dogge der Rieſe unter allen Hunden iſt und ſich gleichwohl dabei durch ebenſo große Schönheit, ſeiner Geſtalt wie ſeiner Farbe auszeichnet. Letztere iſt zum größten Theil ſchwarz, die Schnauze und die Brauengegend iſt gelblich, die Behaarung iſt lang und rauh. Jn ſeiner Heimat gilt dieſes prächtige Thier für ebenſo brauchbar, als lenkſam; man findet ihn deshalb in allen Gebirgsdörfern Tibets (denn in der Hauptſtadt des Landes kommt er nicht vor) [Abbildung Die Dogge von Tibet.] und zwar ebenſowohl als Wächter des Hauſes, wie der Herden. Es geſchieht ſehr oft, daß ein tibeta- niſches Dorf ganz allein der Wachſamkeit dieſer Hunde überlaſſen wird, während die ſämmtliche männliche Bevölkerung entweder draußen bei den Herden in den Feldern oder auf der Jagd ſich befindet. Dann dienen die Hunde zum Schutze der Frauen und Kinder und gewähren beiden eine vollkommene Sicherheit. Neuere Berichterſtatter behaupten, daß der Muth des Thieres nicht im Verhältniß mit ſeiner Kraft ſtände, Andere ſagen, daß er als verſtändiges Thier blos wirklich furchtbare Feinde mit voller Kraft anfalle. Gegen Weiße ſoll er einen unauslöſchlichen Haß bewahren und aus dieſem Grunde auch noch wenig bei uns verbreitet ſein. Doch dürfte dieſe Angabe wohl auf einem Jrrthum beruhen, da es als ganz unzweifelhaft feſtſteht, daß ein jung aufgezogener Hund ſich ſeinem Herrn regelmäßig treu anſchließt und dann Nichts mehr von Haß gegen denſelben weiß.

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Zitationshilfe: Brehm, Alfred Edmund: Illustrirtes Thierleben. Bd. 1. Hildburghausen, 1864, S. 360. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/brehm_thierleben01_1864/426>, abgerufen am 22.11.2024.