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Brehm, Alfred Edmund: Illustrirtes Thierleben. Bd. 1. Hildburghausen, 1864.

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Ein Blick auf das Leben der Gesammtheit.
Kehlkopf, welcher im Anfange der Röhre liegt und aus sieben Knorpeln besteht. Mit ihm stehen
bei einigen Säugethieren eigenthümliche Stimmsäcke in Verbindung.

Gehirn und Nerven sind sehr verschieden ausgebildet. Ersteres füllt zwar regelmäßig die
Schädelhöhle aus: allein die Schädelhöhle ist auch oft verhältnißmäßig sehr klein und die Masse des
Gehirns dann äußerst gering. Bei keinem einzigen andern Säugethiere überwiegt das Gehirn das
Rückenmark in demselben Grade, wie bei dem Menschen, und bei keinem ist das große Gehirn so ent-
wickelt, wie bei ihm. Hierin gibt sich schon leiblich die geistige Ueberlegenheit des Menschen über alle
übrigen Thiere kund. Bei den geistesarmen Säugethieren ähnelt das Gehirn noch ganz dem der
Vögel; doch erhebt es sich von den am wenigsten Begünstigten zu den vollkommeneren rasch und zu
außerordentlicher Entwickelung und zeigt bald die eigenthümlichen Windungen, deren Anzahl und Aus-
dehnung im Verhältniß zu der geistigen Befähigung stehen. Die Sinneswerkzeuge zeigen eine
große Uebereinstimmung in ihrer Anordnung; nur bei den Walen finden sich Abweichungen von der
allgemeinen Regel. Diese besitzen wohl noch eine Nase, aber in ihr keinen Geruchssinn: denn ihr Riech-
nerv fehlt gänzlich, und die Nase ist einzig und allein zu einer Athmungshöhle bestimmt. Uebrigens sind
die Nasenlöcher bei allen Säugethieren paarig und von Knochen und Knorpeln umgeben, welche ihre Ge-
stalt bedingen. Auffallend verlängerte Nasen oder Rüssel, welche zuweilen sehr umfassend bewegt wer-
den können, sind regelmäßig Tastwerkzeuge geworden. Die Riechmuscheln, auf denen der Riechnerv
sich ausbreitet, stehen hinsichtlich ihrer Größe und Ausdehnung mit der Ausbildung des Sinnes in ge-
radem Einklange. Die Werkzeuge des Gehörs sind weit vollkommener, als die aller anderen Klassen; das
Ohr besitzt stets die drei Ohrknöchelchen, Hammer, Ambos und Steigbügel, und bei allen höheren
Ordnungen und namentlich bei den Landbewohnern eine oft sehr große Muschel. Das Gesicht
überwiegt die übrigen Sinne nicht in dem Grade, wie bei den Vögeln; die stets paarigen Augen
sind immer verhältnißmäßig klein und niemals im Junern willkürlich beweglich, wie die der zweiten
Thierklasse; die Rickhaut ist bereits verkümmert, die Lider aber sind vollkommen und auch die Wim-
pern
schon hier und da vorhanden; der Stern ist rund oder senkrecht und seitlich verlängert. Bei
einigen Säugethieren, wie bei dem Blindmoll, verkümmern die Augen. Die Muskeln, welche den
Augapfel bewegen, sind oft zusammengesetzter und zahlreicher, als bei dem Menschen; denn zu den vier
geraden und zwei schiefen, welche hier wirken, treten noch andere hinzu. Der Geschmack ist weit voll-
kommener, als der der Vögel, wie schon die fleischige, nervenreiche Zunge schließen läßt. Diese zeigt sich
übrigens höchst verschieden hinsichtlich ihrer Gestalt, Beschaffenheit und Bewegungsfähigkeit: sie kann
breit, platt, flach und unbeweglich, oder schmal, lang, ja wurmförmig und vorstreckbar sein; sie ist zu-
weilen an den Seiten gefranst, zuweilen mit Hautstacheln besetzt, wie z. B. die Zunge des Löwen oder

[Abbildung] Zunge eines Löwen.
aller Katzen überhaupt. Sie kann unter der eigentlichen Zunge noch Anhängsel, die Unterzunge,
haben etc. Das Gefühl endlich zeigt sich als Tastsinn in ziemlich hohem Grade und kann durch die
Nase oder durch die Hand oder auch durch Schnurrhaare vermittelt werden. Das Vermögen der
Empfindung macht sich stets und fast an allen Leibestheilen bemerklich.

Ein Blick auf das Leben der Geſammtheit.
Kehlkopf, welcher im Anfange der Röhre liegt und aus ſieben Knorpeln beſteht. Mit ihm ſtehen
bei einigen Säugethieren eigenthümliche Stimmſäcke in Verbindung.

Gehirn und Nerven ſind ſehr verſchieden ausgebildet. Erſteres füllt zwar regelmäßig die
Schädelhöhle aus: allein die Schädelhöhle iſt auch oft verhältnißmäßig ſehr klein und die Maſſe des
Gehirns dann äußerſt gering. Bei keinem einzigen andern Säugethiere überwiegt das Gehirn das
Rückenmark in demſelben Grade, wie bei dem Menſchen, und bei keinem iſt das große Gehirn ſo ent-
wickelt, wie bei ihm. Hierin gibt ſich ſchon leiblich die geiſtige Ueberlegenheit des Menſchen über alle
übrigen Thiere kund. Bei den geiſtesarmen Säugethieren ähnelt das Gehirn noch ganz dem der
Vögel; doch erhebt es ſich von den am wenigſten Begünſtigten zu den vollkommeneren raſch und zu
außerordentlicher Entwickelung und zeigt bald die eigenthümlichen Windungen, deren Anzahl und Aus-
dehnung im Verhältniß zu der geiſtigen Befähigung ſtehen. Die Sinneswerkzeuge zeigen eine
große Uebereinſtimmung in ihrer Anordnung; nur bei den Walen finden ſich Abweichungen von der
allgemeinen Regel. Dieſe beſitzen wohl noch eine Naſe, aber in ihr keinen Geruchsſinn: denn ihr Riech-
nerv fehlt gänzlich, und die Naſe iſt einzig und allein zu einer Athmungshöhle beſtimmt. Uebrigens ſind
die Naſenlöcher bei allen Säugethieren paarig und von Knochen und Knorpeln umgeben, welche ihre Ge-
ſtalt bedingen. Auffallend verlängerte Naſen oder Rüſſel, welche zuweilen ſehr umfaſſend bewegt wer-
den können, ſind regelmäßig Taſtwerkzeuge geworden. Die Riechmuſcheln, auf denen der Riechnerv
ſich ausbreitet, ſtehen hinſichtlich ihrer Größe und Ausdehnung mit der Ausbildung des Sinnes in ge-
radem Einklange. Die Werkzeuge des Gehörs ſind weit vollkommener, als die aller anderen Klaſſen; das
Ohr beſitzt ſtets die drei Ohrknöchelchen, Hammer, Ambos und Steigbügel, und bei allen höheren
Ordnungen und namentlich bei den Landbewohnern eine oft ſehr große Muſchel. Das Geſicht
überwiegt die übrigen Sinne nicht in dem Grade, wie bei den Vögeln; die ſtets paarigen Augen
ſind immer verhältnißmäßig klein und niemals im Junern willkürlich beweglich, wie die der zweiten
Thierklaſſe; die Rickhaut iſt bereits verkümmert, die Lider aber ſind vollkommen und auch die Wim-
pern
ſchon hier und da vorhanden; der Stern iſt rund oder ſenkrecht und ſeitlich verlängert. Bei
einigen Säugethieren, wie bei dem Blindmoll, verkümmern die Augen. Die Muskeln, welche den
Augapfel bewegen, ſind oft zuſammengeſetzter und zahlreicher, als bei dem Menſchen; denn zu den vier
geraden und zwei ſchiefen, welche hier wirken, treten noch andere hinzu. Der Geſchmack iſt weit voll-
kommener, als der der Vögel, wie ſchon die fleiſchige, nervenreiche Zunge ſchließen läßt. Dieſe zeigt ſich
übrigens höchſt verſchieden hinſichtlich ihrer Geſtalt, Beſchaffenheit und Bewegungsfähigkeit: ſie kann
breit, platt, flach und unbeweglich, oder ſchmal, lang, ja wurmförmig und vorſtreckbar ſein; ſie iſt zu-
weilen an den Seiten gefranſt, zuweilen mit Hautſtacheln beſetzt, wie z. B. die Zunge des Löwen oder

[Abbildung] Zunge eines Löwen.
aller Katzen überhaupt. Sie kann unter der eigentlichen Zunge noch Anhängſel, die Unterzunge,
haben ꝛc. Das Gefühl endlich zeigt ſich als Taſtſinn in ziemlich hohem Grade und kann durch die
Naſe oder durch die Hand oder auch durch Schnurrhaare vermittelt werden. Das Vermögen der
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Zitationshilfe: Brehm, Alfred Edmund: Illustrirtes Thierleben. Bd. 1. Hildburghausen, 1864, S. XIV[XIV]. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/brehm_thierleben01_1864/24>, abgerufen am 23.11.2024.