seine Behaarung eine so eigenthümliche und zugleich so zierliche, wie kaum noch bei einem andern Thiere. Das Verdienst der Entdeckung dieses wunderschönen Geschöpfes gebührt unserm ausgezeich- neten Landsmann Rüppell, welcher es, bei seiner großen Reise in Abissinien, in der Provinz Godjam auffand und den im Lande gebräuchlichen Namen zum wissenschaftlichen machte. Uebrigens war der Affe schon früher bekannt; bereits Hiob Ludolf erwähnte seiner in einem sehr schätzbaren Werke über Aethiopien, gab aber zu der sehr mangelhaften Beschreibung eine noch mangelhaftere, ja falsche Abbildung und machte es dadurch den Kundigen unmöglich, das Thier als besondere Art anzu- erkennen und aufzuzeichnen. Auch ein anderer Reisender, Salt, gedenkt des Guereza. giebt aber ebenfalls eine ganz fehlerhafte Beschreibung und eine Abbildung, zu welcher er die Ludolf'sche Zeich-
[Abbildung]
Der Stummelaffe (Colobus ursinus) Der Teufelsaffe (Colobus Satanas).
nung und die Bruchstücke einer Haut, in deren Besitz er zufällig gekommen war, benutzte. Rüppell sah den Guereza lebend und konnte so aus eigner Anschauung über ihn berichten. Später haben auch andere Naturforscher ihn beobachtet. Jch selbst fand in den Händen eines Hassanie am untern weißen Nil ein Fell desselben, welches der Mann als Tabaksbeutel benutzte, und erfuhr von dem Eigner, daß der Asse weiter südlich keineswegs zu den Seltenheiten gehöre. Heuglin, der Er- forscher Afrikas, beobachtete ihn öfters in Abissinien und auf dem weißen Flusse und erhielt sichere Nachrichten über sein Vorkommen in ganz anderen Gegenden Mittelafrikas, woraus hervorgeht, daß der Verbreitungskreis des Thieres viel größer ist, als wir gewöhnlich angenommen haben.
Brehm, Thierleben. 4
Entdeckung. Heimat.
ſeine Behaarung eine ſo eigenthümliche und zugleich ſo zierliche, wie kaum noch bei einem andern Thiere. Das Verdienſt der Entdeckung dieſes wunderſchönen Geſchöpfes gebührt unſerm ausgezeich- neten Landsmann Rüppell, welcher es, bei ſeiner großen Reiſe in Abiſſinien, in der Provinz Godjam auffand und den im Lande gebräuchlichen Namen zum wiſſenſchaftlichen machte. Uebrigens war der Affe ſchon früher bekannt; bereits Hiob Ludolf erwähnte ſeiner in einem ſehr ſchätzbaren Werke über Aethiopien, gab aber zu der ſehr mangelhaften Beſchreibung eine noch mangelhaftere, ja falſche Abbildung und machte es dadurch den Kundigen unmöglich, das Thier als beſondere Art anzu- erkennen und aufzuzeichnen. Auch ein anderer Reiſender, Salt, gedenkt des Guereza. giebt aber ebenfalls eine ganz fehlerhafte Beſchreibung und eine Abbildung, zu welcher er die Ludolf’ſche Zeich-
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Der Stummelaffe (Colobus ursinus) Der Teufelsaffe (Colobus Satanas).
nung und die Bruchſtücke einer Haut, in deren Beſitz er zufällig gekommen war, benutzte. Rüppell ſah den Guereza lebend und konnte ſo aus eigner Anſchauung über ihn berichten. Später haben auch andere Naturforſcher ihn beobachtet. Jch ſelbſt fand in den Händen eines Haſſanïe am untern weißen Nil ein Fell deſſelben, welches der Mann als Tabaksbeutel benutzte, und erfuhr von dem Eigner, daß der Aſſe weiter ſüdlich keineswegs zu den Seltenheiten gehöre. Heuglin, der Er- forſcher Afrikas, beobachtete ihn öfters in Abiſſinien und auf dem weißen Fluſſe und erhielt ſichere Nachrichten über ſein Vorkommen in ganz anderen Gegenden Mittelafrikas, woraus hervorgeht, daß der Verbreitungskreis des Thieres viel größer iſt, als wir gewöhnlich angenommen haben.
Brehm, Thierleben. 4
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Entdeckung. Heimat.
ſeine Behaarung eine ſo eigenthümliche und zugleich ſo zierliche, wie kaum noch bei einem andern
Thiere. Das Verdienſt der Entdeckung dieſes wunderſchönen Geſchöpfes gebührt unſerm ausgezeich-
neten Landsmann Rüppell, welcher es, bei ſeiner großen Reiſe in Abiſſinien, in der Provinz
Godjam auffand und den im Lande gebräuchlichen Namen zum wiſſenſchaftlichen machte. Uebrigens war
der Affe ſchon früher bekannt; bereits Hiob Ludolf erwähnte ſeiner in einem ſehr ſchätzbaren Werke
über Aethiopien, gab aber zu der ſehr mangelhaften Beſchreibung eine noch mangelhaftere, ja falſche
Abbildung und machte es dadurch den Kundigen unmöglich, das Thier als beſondere Art anzu-
erkennen und aufzuzeichnen. Auch ein anderer Reiſender, Salt, gedenkt des Guereza. giebt aber
ebenfalls eine ganz fehlerhafte Beſchreibung und eine Abbildung, zu welcher er die Ludolf’ſche Zeich-
[Abbildung Der Stummelaffe (Colobus ursinus) Der Teufelsaffe (Colobus Satanas).]
nung und die Bruchſtücke einer Haut, in deren Beſitz er zufällig gekommen war, benutzte. Rüppell
ſah den Guereza lebend und konnte ſo aus eigner Anſchauung über ihn berichten. Später haben
auch andere Naturforſcher ihn beobachtet. Jch ſelbſt fand in den Händen eines Haſſanïe am untern
weißen Nil ein Fell deſſelben, welches der Mann als Tabaksbeutel benutzte, und erfuhr von dem
Eigner, daß der Aſſe weiter ſüdlich keineswegs zu den Seltenheiten gehöre. Heuglin, der Er-
forſcher Afrikas, beobachtete ihn öfters in Abiſſinien und auf dem weißen Fluſſe und erhielt ſichere
Nachrichten über ſein Vorkommen in ganz anderen Gegenden Mittelafrikas, woraus hervorgeht, daß
der Verbreitungskreis des Thieres viel größer iſt, als wir gewöhnlich angenommen haben.
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Brehm, Alfred Edmund: Illustrirtes Thierleben. Bd. 1. Hildburghausen, 1864, S. 49. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/brehm_thierleben01_1864/101>, abgerufen am 22.07.2024.
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