denheiten zeigen sich bei allen Körpern, und man legt jedem daher eine specifische Wärmecapacität bei. Ein Körper, der bei gleicher Masse und gleich viel zugeführter Wärme sich doppelt so sehr erhitzt als ein andrer, hat eine halb so große specifische Wärme- capacität als dieser. Man vergleicht die specifische Wärme mit der des Wassers, und würde also, wenn nicht die Mischungen oft aus andern Gründen zu unsichern Resultaten führten, die spe- cifische Wärme am leichtesten durch Mischung gleicher Gewichte warmen Wassers mit einem kalten Körper finden, indem, bei Gleichheit der Gewichte, der Körper, dessen specifische Wärme 1/2 ist, doppelt so viel an Temperatur gewinnt, als das Wasser verliert; indem der, dessen specifische Wärme 1/3 ist, dreimal so viel an Tem- peratur gewinnt, als das Wasser verliert, u. s. w. Diese Mitthei- lung der Wärme läßt sich, wenn man auf den während der Mi- schung statt findenden Wärmeverlust Rücksicht nimmt, bei festen und bei flüssigen Körpern anwenden. Man würde zum Beispiel, wenn ein Pfund Quecksilber mit einem Pfunde Wasser gemischt, oder durch einander gerührt würde, bis die Temperatur gleich ist, das Quecksilber sich um 33 Grade erwärmen sehen, wenn das Was- ser sich um 1 Gr. abkühlt; man würde ein Pfund Kupfer sich um 9 Gr. erwärmen sehen, während ein Pfund Wasser, in welches das Kupfer gebracht ist, sich um 1 Gr. abkühlt; denn jenes hat ungefähr die Specifische Wärme = = 0,03, dieses die specifische Wärme = = 0,11. Hätte man gleiche Volumina gemischt, so verhielte es sich anders, indem gleiche Maaße ungefähr 14 Gewichts- theile Quecksilber gegen einen Gewichtstheil Wasser enthalten, wo dann das Wasser 14 Grade verliert während das Quecksilber 33 Gr. gewinnt, oder 1 Gr. während das Quecksilber 2 gewinnt; die Vergleichung, welche man so anstellt, und die man die Verglei- chung der relativen Wärmecapacitäten nennt, gäbe also zwischen Wasser und Quecksilber das Verhältniß 2 zu 1 oder 1 zu , das ist, 1 zu 0,42; statt daß das Verhältniß der specifischen Wärmecapacitäten 1 zu 0,03 ist.
Diese Methode, die specifische oder auch die relative Wärme durch Mischung zu finden, scheint nur die Unbequemlichkeit zu ha- ben, daß man, vorzüglich bei festen Körpern einige Zeit warten muß, bis die Mittheilung der Wärme statt findet, und daß man
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denheiten zeigen ſich bei allen Koͤrpern, und man legt jedem daher eine ſpecifiſche Waͤrmecapacitaͤt bei. Ein Koͤrper, der bei gleicher Maſſe und gleich viel zugefuͤhrter Waͤrme ſich doppelt ſo ſehr erhitzt als ein andrer, hat eine halb ſo große ſpecifiſche Waͤrme- capacitaͤt als dieſer. Man vergleicht die ſpecifiſche Waͤrme mit der des Waſſers, und wuͤrde alſo, wenn nicht die Miſchungen oft aus andern Gruͤnden zu unſichern Reſultaten fuͤhrten, die ſpe- cifiſche Waͤrme am leichteſten durch Miſchung gleicher Gewichte warmen Waſſers mit einem kalten Koͤrper finden, indem, bei Gleichheit der Gewichte, der Koͤrper, deſſen ſpecifiſche Waͤrme ½ iſt, doppelt ſo viel an Temperatur gewinnt, als das Waſſer verliert; indem der, deſſen ſpecifiſche Waͤrme ⅓ iſt, dreimal ſo viel an Tem- peratur gewinnt, als das Waſſer verliert, u. ſ. w. Dieſe Mitthei- lung der Waͤrme laͤßt ſich, wenn man auf den waͤhrend der Mi- ſchung ſtatt findenden Waͤrmeverluſt Ruͤckſicht nimmt, bei feſten und bei fluͤſſigen Koͤrpern anwenden. Man wuͤrde zum Beiſpiel, wenn ein Pfund Queckſilber mit einem Pfunde Waſſer gemiſcht, oder durch einander geruͤhrt wuͤrde, bis die Temperatur gleich iſt, das Queckſilber ſich um 33 Grade erwaͤrmen ſehen, wenn das Waſ- ſer ſich um 1 Gr. abkuͤhlt; man wuͤrde ein Pfund Kupfer ſich um 9 Gr. erwaͤrmen ſehen, waͤhrend ein Pfund Waſſer, in welches das Kupfer gebracht iſt, ſich um 1 Gr. abkuͤhlt; denn jenes hat ungefaͤhr die Specifiſche Waͤrme = = 0,03, dieſes die ſpecifiſche Waͤrme = = 0,11. Haͤtte man gleiche Volumina gemiſcht, ſo verhielte es ſich anders, indem gleiche Maaße ungefaͤhr 14 Gewichts- theile Queckſilber gegen einen Gewichtstheil Waſſer enthalten, wo dann das Waſſer 14 Grade verliert waͤhrend das Queckſilber 33 Gr. gewinnt, oder 1 Gr. waͤhrend das Queckſilber 2 gewinnt; die Vergleichung, welche man ſo anſtellt, und die man die Verglei- chung der relativen Waͤrmecapacitaͤten nennt, gaͤbe alſo zwiſchen Waſſer und Queckſilber das Verhaͤltniß 2 zu 1 oder 1 zu , das iſt, 1 zu 0,42; ſtatt daß das Verhaͤltniß der ſpecifiſchen Waͤrmecapacitaͤten 1 zu 0,03 iſt.
Dieſe Methode, die ſpecifiſche oder auch die relative Waͤrme durch Miſchung zu finden, ſcheint nur die Unbequemlichkeit zu ha- ben, daß man, vorzuͤglich bei feſten Koͤrpern einige Zeit warten muß, bis die Mittheilung der Waͤrme ſtatt findet, und daß man
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denheiten zeigen ſich bei allen Koͤrpern, und man legt jedem daher
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bei gleicher Maſſe und gleich viel zugefuͤhrter Waͤrme ſich doppelt ſo
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wenn ein Pfund Queckſilber mit einem Pfunde Waſſer gemiſcht,
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ſer ſich um 1 Gr. abkuͤhlt; man wuͤrde ein Pfund Kupfer ſich um
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durch Miſchung zu finden, ſcheint nur die Unbequemlichkeit zu ha-
ben, daß man, vorzuͤglich bei feſten Koͤrpern einige Zeit warten
muß, bis die Mittheilung der Waͤrme ſtatt findet, und daß man
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Brandes, Heinrich Wilhelm: Vorlesungen über die Naturlehre. Bd. 3. Leipzig, 1832, S. 67. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/brandes_naturlehre03_1832/81>, abgerufen am 22.12.2024.
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