bei höher steigender Wärme der innern Luft auch der Wärmeverlust durch die äußere Wand hindurch zunimmt, weshalb jene Steigerung der Wärme, durch zwei Wärmequellen hervorgebracht, um so weiter von der Verdoppelung der Wärmezunahme entfernt bleiben wird, je besser die äußere Wand geneigt ist, die ihr zuströmende Wärme von innen aufzunehmen, in ihrer eignen Masse fortzuleiten, und außen wieder zu entlassen; nur da also, wo die Umhüllung aus einer schlecht leitenden Materie besteht, und wo sie innen und außen eine polirte Oberfläche hat, um das Aufnehmen und Entlassen der Wärme zu erschweren, kann man einigermaaßen darauf rechnen, daß zwei Wärmequellen, drei Wärmequellen u. s. w. in regelmäßi- ger Steigerung die Temperatur des innern Raumes über die der äußeren Luft erheben. -- Freilich Folgerungen, die sich fast von selbst zu verstehen scheinen, die aber doch, was die genaue Maaß- bestimmung betrifft, erst theoretisch gefunden werden mußten. -- Und ebenso wie hier die Wirkung mehrerer Wärmequellen bestimmt wird, so läßt sich auch der Vortheil, den mehrere Umhüllungen gewähren, durch die hier angedeutete Rechnung angeben, und be- stimmen, in welchem Maaße die Wärmequelle weniger Wärme verliert, wenn der sie umgebende Raum durch eine Umhüllung oder durch mehrere Umhüllungen gegen den Wärmeverlust gesichert ist, als im entgegengesetzten Falle. Fourier bemerkt mit Recht, daß zwar im Allgemeinen auch ohne genauere Theorie erhellete, daß ein solcher Unterschied statt finden müsse; aber daß die Abmessung dieses Unterschiedes doch erst sich aus einer strengen Theorie ergebe.
Diese Untersuchungen betrafen den nach längerer Einwirkung gleichmäßiger Wärme allemal eintretenden Beharrungsstand der Wärme; aber auch von den Gesetzen der nach und nach erfolgenden Veränderungen des Wärmezustandes handeln Fouriers Unter- suchungen. Ich will in Beziehung auf diese nur den Fall erwäh- nen, wo ein kreisförmiger Ring, dessen einzelne sehr kleine Quer- schnitte in jedem Puncte gleich erwärmt sind, an verschiedenen Puncten einen beliebigen Grad ungleicher Wärme erhalten hat, während er einer kalten Luft ausgesetzt ist. Wir nennen den Zu- stand den anfänglichen Zustand, für den wir die Austheilung der Wärme als durch irgend ein Mittel willkürlich hervorgebracht an- sehn, und fragen nun, wie die Austheilung der Wärme sich im
bei hoͤher ſteigender Waͤrme der innern Luft auch der Waͤrmeverluſt durch die aͤußere Wand hindurch zunimmt, weshalb jene Steigerung der Waͤrme, durch zwei Waͤrmequellen hervorgebracht, um ſo weiter von der Verdoppelung der Waͤrmezunahme entfernt bleiben wird, je beſſer die aͤußere Wand geneigt iſt, die ihr zuſtroͤmende Waͤrme von innen aufzunehmen, in ihrer eignen Maſſe fortzuleiten, und außen wieder zu entlaſſen; nur da alſo, wo die Umhuͤllung aus einer ſchlecht leitenden Materie beſteht, und wo ſie innen und außen eine polirte Oberflaͤche hat, um das Aufnehmen und Entlaſſen der Waͤrme zu erſchweren, kann man einigermaaßen darauf rechnen, daß zwei Waͤrmequellen, drei Waͤrmequellen u. ſ. w. in regelmaͤßi- ger Steigerung die Temperatur des innern Raumes uͤber die der aͤußeren Luft erheben. — Freilich Folgerungen, die ſich faſt von ſelbſt zu verſtehen ſcheinen, die aber doch, was die genaue Maaß- beſtimmung betrifft, erſt theoretiſch gefunden werden mußten. — Und ebenſo wie hier die Wirkung mehrerer Waͤrmequellen beſtimmt wird, ſo laͤßt ſich auch der Vortheil, den mehrere Umhuͤllungen gewaͤhren, durch die hier angedeutete Rechnung angeben, und be- ſtimmen, in welchem Maaße die Waͤrmequelle weniger Waͤrme verliert, wenn der ſie umgebende Raum durch eine Umhuͤllung oder durch mehrere Umhuͤllungen gegen den Waͤrmeverluſt geſichert iſt, als im entgegengeſetzten Falle. Fourier bemerkt mit Recht, daß zwar im Allgemeinen auch ohne genauere Theorie erhellete, daß ein ſolcher Unterſchied ſtatt finden muͤſſe; aber daß die Abmeſſung dieſes Unterſchiedes doch erſt ſich aus einer ſtrengen Theorie ergebe.
Dieſe Unterſuchungen betrafen den nach laͤngerer Einwirkung gleichmaͤßiger Waͤrme allemal eintretenden Beharrungsſtand der Waͤrme; aber auch von den Geſetzen der nach und nach erfolgenden Veraͤnderungen des Waͤrmezuſtandes handeln Fouriers Unter- ſuchungen. Ich will in Beziehung auf dieſe nur den Fall erwaͤh- nen, wo ein kreisfoͤrmiger Ring, deſſen einzelne ſehr kleine Quer- ſchnitte in jedem Puncte gleich erwaͤrmt ſind, an verſchiedenen Puncten einen beliebigen Grad ungleicher Waͤrme erhalten hat, waͤhrend er einer kalten Luft ausgeſetzt iſt. Wir nennen den Zu- ſtand den anfaͤnglichen Zuſtand, fuͤr den wir die Austheilung der Waͤrme als durch irgend ein Mittel willkuͤrlich hervorgebracht an- ſehn, und fragen nun, wie die Austheilung der Waͤrme ſich im
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bei hoͤher ſteigender Waͤrme der innern Luft auch der Waͤrmeverluſt
durch die aͤußere Wand hindurch zunimmt, weshalb jene Steigerung
der Waͤrme, durch zwei Waͤrmequellen hervorgebracht, um ſo weiter
von der Verdoppelung der Waͤrmezunahme entfernt bleiben wird,
je beſſer die aͤußere Wand geneigt iſt, die ihr zuſtroͤmende Waͤrme
von innen aufzunehmen, in ihrer eignen Maſſe fortzuleiten, und
außen wieder zu entlaſſen; nur da alſo, wo die Umhuͤllung aus einer
ſchlecht leitenden Materie beſteht, und wo ſie innen und außen eine
polirte Oberflaͤche hat, um das Aufnehmen und Entlaſſen der
Waͤrme zu erſchweren, kann man einigermaaßen darauf rechnen,
daß zwei Waͤrmequellen, drei Waͤrmequellen u. ſ. w. in regelmaͤßi-
ger Steigerung die Temperatur des innern Raumes uͤber die der
aͤußeren Luft erheben. — Freilich Folgerungen, die ſich faſt von
ſelbſt zu verſtehen ſcheinen, die aber doch, was die genaue Maaß-
beſtimmung betrifft, erſt theoretiſch gefunden werden mußten. —
Und ebenſo wie hier die Wirkung mehrerer Waͤrmequellen beſtimmt
wird, ſo laͤßt ſich auch der Vortheil, den mehrere Umhuͤllungen
gewaͤhren, durch die hier angedeutete Rechnung angeben, und be-
ſtimmen, in welchem Maaße die Waͤrmequelle weniger Waͤrme
verliert, wenn der ſie umgebende Raum durch eine Umhuͤllung
oder durch mehrere Umhuͤllungen gegen den Waͤrmeverluſt geſichert
iſt, als im entgegengeſetzten Falle. Fourier bemerkt mit Recht,
daß zwar im Allgemeinen auch ohne genauere Theorie erhellete, daß
ein ſolcher Unterſchied ſtatt finden muͤſſe; aber daß die Abmeſſung
dieſes Unterſchiedes doch erſt ſich aus einer ſtrengen Theorie ergebe.
Dieſe Unterſuchungen betrafen den nach laͤngerer Einwirkung
gleichmaͤßiger Waͤrme allemal eintretenden Beharrungsſtand der
Waͤrme; aber auch von den Geſetzen der nach und nach erfolgenden
Veraͤnderungen des Waͤrmezuſtandes handeln Fouriers Unter-
ſuchungen. Ich will in Beziehung auf dieſe nur den Fall erwaͤh-
nen, wo ein kreisfoͤrmiger Ring, deſſen einzelne ſehr kleine Quer-
ſchnitte in jedem Puncte gleich erwaͤrmt ſind, an verſchiedenen
Puncten einen beliebigen Grad ungleicher Waͤrme erhalten hat,
waͤhrend er einer kalten Luft ausgeſetzt iſt. Wir nennen den Zu-
ſtand den anfaͤnglichen Zuſtand, fuͤr den wir die Austheilung der
Waͤrme als durch irgend ein Mittel willkuͤrlich hervorgebracht an-
ſehn, und fragen nun, wie die Austheilung der Waͤrme ſich im
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Brandes, Heinrich Wilhelm: Vorlesungen über die Naturlehre. Bd. 3. Leipzig, 1832, S. 60. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/brandes_naturlehre03_1832/74>, abgerufen am 24.11.2024.
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