Die durch den Schweigger'schen Multiplicator so sehr erleichterte Auffindung, selbst der schwächsten electrischen Ströme, hat noch zu einer sehr merkwürdigen und unerwarteten Entdeckung geführt. Seebeck nämlich, indem er den durch electromotorische Einwirkung zweier Metalle auf einander entstehenden electrischen Strom untersuchte, bemerkte, daß zwei Metalle auch ohne einen feuchten Leiter magnetische Einwirkungen hervorbringen können, und daß besonders Antimon und Wismuth sonderbare Ungleichhei- ten der hervorgebrachten Wirkungen zeigen. Eine Reihe von Ver- suchen, wo entweder eines dieser Metalle oder auch Zink mit Kupfer in Berührung gebracht wurde, dienten, um die Umstände, welche ohne Einfluß waren, kennen zu lernen, und führte endlich dahin, ungleiche Erwärmung als die Ursache einer bei trockener Berührung zweier Metalle hervorgehenden Einwirkung auf die Magnetnadel, oder eines entstehenden electrischen Stromes anzu- erkennen. Diese Erscheinungen haben daher den Namen der ther- momagnetischen (durch Wärme erregten magnetischen) oder ther- mo-electrischen erhalten. Um den Versuch am einfachsten anzu- stellen, verbindet man einen Kupferstreifen (Fig. 190.) ABC mit einem Wismuthstabe AC, bringt auf die Spitze D eine Magnet- nadel und stellt den Kupferstreifen in die Richtung des magnetischen Meridians; erwärmt man nun die eine Löthungsstelle C des Wis- muths und des Kupfers, (ich nehme hier an, das untere Ende des südlich stehenden Wismuths) so weicht die Nadel östlich ab; er- wärmt man das obere Ende A des südlich stehenden an das Kupfer bei A befestigten Wismuths, so weicht die Nadel westlich ab. Wenn Antimon statt des Wismuths angebracht wird, so erfolgen beide Erscheinungen entgegengesetzt; und dieser Gegensatz zeigt sich nicht bloß bei der Verbindung mit Kupfer, sondern in jeder ähnlichen Verbindung scheinen Wismuth und Antimon die beiden äußersten
Zwei und dreißigſte Vorleſung.
Thermomagnetismus.
Die durch den Schweigger'ſchen Multiplicator ſo ſehr erleichterte Auffindung, ſelbſt der ſchwaͤchſten electriſchen Stroͤme, hat noch zu einer ſehr merkwuͤrdigen und unerwarteten Entdeckung gefuͤhrt. Seebeck naͤmlich, indem er den durch electromotoriſche Einwirkung zweier Metalle auf einander entſtehenden electriſchen Strom unterſuchte, bemerkte, daß zwei Metalle auch ohne einen feuchten Leiter magnetiſche Einwirkungen hervorbringen koͤnnen, und daß beſonders Antimon und Wismuth ſonderbare Ungleichhei- ten der hervorgebrachten Wirkungen zeigen. Eine Reihe von Ver- ſuchen, wo entweder eines dieſer Metalle oder auch Zink mit Kupfer in Beruͤhrung gebracht wurde, dienten, um die Umſtaͤnde, welche ohne Einfluß waren, kennen zu lernen, und fuͤhrte endlich dahin, ungleiche Erwaͤrmung als die Urſache einer bei trockener Beruͤhrung zweier Metalle hervorgehenden Einwirkung auf die Magnetnadel, oder eines entſtehenden electriſchen Stromes anzu- erkennen. Dieſe Erſcheinungen haben daher den Namen der ther- momagnetiſchen (durch Waͤrme erregten magnetiſchen) oder ther- mo-electriſchen erhalten. Um den Verſuch am einfachſten anzu- ſtellen, verbindet man einen Kupferſtreifen (Fig. 190.) ABC mit einem Wismuthſtabe AC, bringt auf die Spitze D eine Magnet- nadel und ſtellt den Kupferſtreifen in die Richtung des magnetiſchen Meridians; erwaͤrmt man nun die eine Loͤthungsſtelle C des Wis- muths und des Kupfers, (ich nehme hier an, das untere Ende des ſuͤdlich ſtehenden Wismuths) ſo weicht die Nadel oͤſtlich ab; er- waͤrmt man das obere Ende A des ſuͤdlich ſtehenden an das Kupfer bei A befeſtigten Wismuths, ſo weicht die Nadel weſtlich ab. Wenn Antimon ſtatt des Wismuths angebracht wird, ſo erfolgen beide Erſcheinungen entgegengeſetzt; und dieſer Gegenſatz zeigt ſich nicht bloß bei der Verbindung mit Kupfer, ſondern in jeder aͤhnlichen Verbindung ſcheinen Wismuth und Antimon die beiden aͤußerſten
<TEI><text><body><pbfacs="#f0533"n="519"/><divn="1"><head><hirendition="#b">Zwei und dreißigſte Vorleſung</hi>.</head><lb/><milestonerendition="#hr"unit="section"/><divn="2"><head><hirendition="#g">Thermomagnetismus</hi>.</head><lb/><p>Die durch den <hirendition="#g">Schweigger'ſchen</hi> Multiplicator ſo ſehr<lb/>
erleichterte Auffindung, ſelbſt der ſchwaͤchſten electriſchen Stroͤme,<lb/>
hat noch zu einer ſehr merkwuͤrdigen und unerwarteten Entdeckung<lb/>
gefuͤhrt. <hirendition="#g">Seebeck</hi> naͤmlich, indem er den durch electromotoriſche<lb/>
Einwirkung zweier Metalle auf einander entſtehenden electriſchen<lb/>
Strom unterſuchte, bemerkte, daß zwei Metalle auch ohne einen<lb/>
feuchten Leiter magnetiſche Einwirkungen hervorbringen koͤnnen,<lb/>
und daß beſonders Antimon und Wismuth ſonderbare Ungleichhei-<lb/>
ten der hervorgebrachten Wirkungen zeigen. Eine Reihe von Ver-<lb/>ſuchen, wo entweder eines dieſer Metalle oder auch Zink mit<lb/>
Kupfer in Beruͤhrung gebracht wurde, dienten, um die Umſtaͤnde,<lb/>
welche ohne Einfluß waren, kennen zu lernen, und fuͤhrte endlich<lb/>
dahin, ungleiche Erwaͤrmung als die Urſache einer bei trockener<lb/>
Beruͤhrung zweier Metalle hervorgehenden Einwirkung auf die<lb/>
Magnetnadel, oder eines entſtehenden electriſchen Stromes anzu-<lb/>
erkennen. Dieſe Erſcheinungen haben daher den Namen der ther-<lb/>
momagnetiſchen (durch Waͤrme erregten magnetiſchen) oder ther-<lb/>
mo-electriſchen erhalten. Um den Verſuch am einfachſten anzu-<lb/>ſtellen, verbindet man einen Kupferſtreifen (<hirendition="#aq"><hirendition="#b">Fig. 190.</hi></hi>) <hirendition="#aq"><hirendition="#b">ABC</hi></hi> mit<lb/>
einem Wismuthſtabe <hirendition="#aq"><hirendition="#b">AC</hi>,</hi> bringt auf die Spitze <hirendition="#aq"><hirendition="#b">D</hi></hi> eine Magnet-<lb/>
nadel und ſtellt den Kupferſtreifen in die Richtung des magnetiſchen<lb/>
Meridians; erwaͤrmt man nun die eine Loͤthungsſtelle <hirendition="#aq"><hirendition="#b">C</hi></hi> des Wis-<lb/>
muths und des Kupfers, (ich nehme hier an, das untere Ende des<lb/>ſuͤdlich ſtehenden Wismuths) ſo weicht die Nadel oͤſtlich ab; er-<lb/>
waͤrmt man das obere Ende <hirendition="#aq"><hirendition="#b">A</hi></hi> des ſuͤdlich ſtehenden an das Kupfer<lb/>
bei <hirendition="#aq"><hirendition="#b">A</hi></hi> befeſtigten Wismuths, ſo weicht die Nadel weſtlich ab. Wenn<lb/>
Antimon ſtatt des Wismuths angebracht wird, ſo erfolgen beide<lb/>
Erſcheinungen entgegengeſetzt; und dieſer Gegenſatz zeigt ſich nicht<lb/>
bloß bei der Verbindung mit Kupfer, ſondern in jeder aͤhnlichen<lb/>
Verbindung ſcheinen Wismuth und Antimon die beiden aͤußerſten<lb/></p></div></div></body></text></TEI>
[519/0533]
Zwei und dreißigſte Vorleſung.
Thermomagnetismus.
Die durch den Schweigger'ſchen Multiplicator ſo ſehr
erleichterte Auffindung, ſelbſt der ſchwaͤchſten electriſchen Stroͤme,
hat noch zu einer ſehr merkwuͤrdigen und unerwarteten Entdeckung
gefuͤhrt. Seebeck naͤmlich, indem er den durch electromotoriſche
Einwirkung zweier Metalle auf einander entſtehenden electriſchen
Strom unterſuchte, bemerkte, daß zwei Metalle auch ohne einen
feuchten Leiter magnetiſche Einwirkungen hervorbringen koͤnnen,
und daß beſonders Antimon und Wismuth ſonderbare Ungleichhei-
ten der hervorgebrachten Wirkungen zeigen. Eine Reihe von Ver-
ſuchen, wo entweder eines dieſer Metalle oder auch Zink mit
Kupfer in Beruͤhrung gebracht wurde, dienten, um die Umſtaͤnde,
welche ohne Einfluß waren, kennen zu lernen, und fuͤhrte endlich
dahin, ungleiche Erwaͤrmung als die Urſache einer bei trockener
Beruͤhrung zweier Metalle hervorgehenden Einwirkung auf die
Magnetnadel, oder eines entſtehenden electriſchen Stromes anzu-
erkennen. Dieſe Erſcheinungen haben daher den Namen der ther-
momagnetiſchen (durch Waͤrme erregten magnetiſchen) oder ther-
mo-electriſchen erhalten. Um den Verſuch am einfachſten anzu-
ſtellen, verbindet man einen Kupferſtreifen (Fig. 190.) ABC mit
einem Wismuthſtabe AC, bringt auf die Spitze D eine Magnet-
nadel und ſtellt den Kupferſtreifen in die Richtung des magnetiſchen
Meridians; erwaͤrmt man nun die eine Loͤthungsſtelle C des Wis-
muths und des Kupfers, (ich nehme hier an, das untere Ende des
ſuͤdlich ſtehenden Wismuths) ſo weicht die Nadel oͤſtlich ab; er-
waͤrmt man das obere Ende A des ſuͤdlich ſtehenden an das Kupfer
bei A befeſtigten Wismuths, ſo weicht die Nadel weſtlich ab. Wenn
Antimon ſtatt des Wismuths angebracht wird, ſo erfolgen beide
Erſcheinungen entgegengeſetzt; und dieſer Gegenſatz zeigt ſich nicht
bloß bei der Verbindung mit Kupfer, ſondern in jeder aͤhnlichen
Verbindung ſcheinen Wismuth und Antimon die beiden aͤußerſten
Informationen zur CAB-Ansicht
Diese Ansicht bietet Ihnen die Darstellung des Textes in normalisierter Orthographie.
Diese Textvariante wird vollautomatisch erstellt und kann aufgrund dessen auch Fehler enthalten.
Alle veränderten Wortformen sind grau hinterlegt. Als fremdsprachliches Material erkannte
Textteile sind ausgegraut dargestellt.
Brandes, Heinrich Wilhelm: Vorlesungen über die Naturlehre. Bd. 3. Leipzig, 1832, S. 519. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/brandes_naturlehre03_1832/533>, abgerufen am 22.11.2024.
Alle Inhalte dieser Seite unterstehen, soweit nicht anders gekennzeichnet, einer
Creative-Commons-Lizenz.
Die Rechte an den angezeigten Bilddigitalisaten, soweit nicht anders gekennzeichnet, liegen bei den besitzenden Bibliotheken.
Weitere Informationen finden Sie in den DTA-Nutzungsbedingungen.
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf
diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken
dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder
nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der
Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden.
Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des
§ 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen
Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung
der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu
vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
Zitierempfehlung: Deutsches Textarchiv. Grundlage für ein Referenzkorpus der neuhochdeutschen Sprache. Herausgegeben von der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften, Berlin 2024. URL: https://www.deutschestextarchiv.de/.