B ein Südpol. -- Und genau so findet es sich. -- Lägen die Um- wickelungen umgekehrt, so daß CG hinter der Nadel einen hinauf- steigenden Strom, GH vor der Nadel einen herabsteigenden gäbe, so würde die Nadel die gegen uns gekehrte Seite der Zeichnung nach Osten wenden, und A wäre ein Südpol.
Dieser Versuch läßt sich mit so einfachen Mitteln ausführen, daß er deswegen ganz vorzüglich empfohlen zu werden verdient; Ampere hat ihn aber noch vollkommener dargestellt. Sind nämlich die wirklichen electrischen Ströme, die wir in einem Schließungsdrathe fortleiten, einer eben solchen Einwirkung von Seiten der magnetischen Kraft der Erde unterworfen, wie unsre Magnetnadeln, so wird sich dies wohl auch auf eine solche Weise, wie sie bei unsern Inclinationsnadeln statt findet, zeigen, das heißt, die umkreisenden Ströme werden sich nicht allein senkrecht gegen die Richtung des magnetischen Meridians, sondern auch senkrecht gegen die Richtung der Neigungsnadel stellen. Um diese Vermu- thung zu prüfen, bediente Ampere sich eines beinahe in völligem Gleichgewichte aufgehängten electrischen Stromes, der sich um eine horizontale Axe drehen konnte, und an dem sich dann deutlich das Bestreben, jene Stellung anzunehmen, zeigte. Am besten ist es, zu diesem Zwecke die Quecksilbergefäße (Fig. 171.) A, B, die jedes mit einem Pole der Säule in Verbindung stehen, in der Richtung des magnetischen Ost und West horizontal neben ein- ander aufzustellen, damit die Axe CD horizontal und gegen den magnetischen Meridian senkrecht sei. Geht dann der electrische Strom von D nach EFGHIKC, so daß GH von Osten nach Westen geht, und ist der ganze Leitungsdrath durch die Glasstäbchen LM, N, äquilibrirt, so hebt GH sich nach Süden. In der Neigungs- nadel nämlich, die ihre herabgesenkte Spitze gegen Norden kehrt, gehen, wie wir annehmen, die umkreisenden electrischen Ströme an der unteren Seite, das ist an der gegen Süden gekehrten Seite, von Osten nach Westen, und dieser Lage ähnlich hebt sich auch in unserm wirklichen electrischen Umkreisungsstrome der von Osten nach Westen fließende Strom südwärts.
Um die Wirkung verstärkt zu zeigen, hat Schweigger folgende Einrichtung vorgeschlagen. (Fig. 172.) In dem Kreise ABC ist ein mit Seide umsponnener Leitungsdrath so aneinander
B ein Suͤdpol. — Und genau ſo findet es ſich. — Laͤgen die Um- wickelungen umgekehrt, ſo daß CG hinter der Nadel einen hinauf- ſteigenden Strom, GH vor der Nadel einen herabſteigenden gaͤbe, ſo wuͤrde die Nadel die gegen uns gekehrte Seite der Zeichnung nach Oſten wenden, und A waͤre ein Suͤdpol.
Dieſer Verſuch laͤßt ſich mit ſo einfachen Mitteln ausfuͤhren, daß er deswegen ganz vorzuͤglich empfohlen zu werden verdient; Ampère hat ihn aber noch vollkommener dargeſtellt. Sind naͤmlich die wirklichen electriſchen Stroͤme, die wir in einem Schließungsdrathe fortleiten, einer eben ſolchen Einwirkung von Seiten der magnetiſchen Kraft der Erde unterworfen, wie unſre Magnetnadeln, ſo wird ſich dies wohl auch auf eine ſolche Weiſe, wie ſie bei unſern Inclinationsnadeln ſtatt findet, zeigen, das heißt, die umkreiſenden Stroͤme werden ſich nicht allein ſenkrecht gegen die Richtung des magnetiſchen Meridians, ſondern auch ſenkrecht gegen die Richtung der Neigungsnadel ſtellen. Um dieſe Vermu- thung zu pruͤfen, bediente Ampère ſich eines beinahe in voͤlligem Gleichgewichte aufgehaͤngten electriſchen Stromes, der ſich um eine horizontale Axe drehen konnte, und an dem ſich dann deutlich das Beſtreben, jene Stellung anzunehmen, zeigte. Am beſten iſt es, zu dieſem Zwecke die Queckſilbergefaͤße (Fig. 171.) A, B, die jedes mit einem Pole der Saͤule in Verbindung ſtehen, in der Richtung des magnetiſchen Oſt und Weſt horizontal neben ein- ander aufzuſtellen, damit die Axe CD horizontal und gegen den magnetiſchen Meridian ſenkrecht ſei. Geht dann der electriſche Strom von D nach EFGHIKC, ſo daß GH von Oſten nach Weſten geht, und iſt der ganze Leitungsdrath durch die Glasſtaͤbchen LM, N, aͤquilibrirt, ſo hebt GH ſich nach Suͤden. In der Neigungs- nadel naͤmlich, die ihre herabgeſenkte Spitze gegen Norden kehrt, gehen, wie wir annehmen, die umkreiſenden electriſchen Stroͤme an der unteren Seite, das iſt an der gegen Suͤden gekehrten Seite, von Oſten nach Weſten, und dieſer Lage aͤhnlich hebt ſich auch in unſerm wirklichen electriſchen Umkreiſungsſtrome der von Oſten nach Weſten fließende Strom ſuͤdwaͤrts.
Um die Wirkung verſtaͤrkt zu zeigen, hat Schweigger folgende Einrichtung vorgeſchlagen. (Fig. 172.) In dem Kreiſe ABC iſt ein mit Seide umſponnener Leitungsdrath ſo aneinander
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B ein Suͤdpol. — Und genau ſo findet es ſich. — Laͤgen die Um-
wickelungen umgekehrt, ſo daß CG hinter der Nadel einen hinauf-
ſteigenden Strom, GH vor der Nadel einen herabſteigenden gaͤbe,
ſo wuͤrde die Nadel die gegen uns gekehrte Seite der Zeichnung
nach Oſten wenden, und A waͤre ein Suͤdpol.
Dieſer Verſuch laͤßt ſich mit ſo einfachen Mitteln ausfuͤhren,
daß er deswegen ganz vorzuͤglich empfohlen zu werden verdient;
Ampère hat ihn aber noch vollkommener dargeſtellt. Sind
naͤmlich die wirklichen electriſchen Stroͤme, die wir in einem
Schließungsdrathe fortleiten, einer eben ſolchen Einwirkung von
Seiten der magnetiſchen Kraft der Erde unterworfen, wie unſre
Magnetnadeln, ſo wird ſich dies wohl auch auf eine ſolche Weiſe,
wie ſie bei unſern Inclinationsnadeln ſtatt findet, zeigen, das heißt,
die umkreiſenden Stroͤme werden ſich nicht allein ſenkrecht gegen
die Richtung des magnetiſchen Meridians, ſondern auch ſenkrecht
gegen die Richtung der Neigungsnadel ſtellen. Um dieſe Vermu-
thung zu pruͤfen, bediente Ampère ſich eines beinahe in voͤlligem
Gleichgewichte aufgehaͤngten electriſchen Stromes, der ſich um
eine horizontale Axe drehen konnte, und an dem ſich dann deutlich
das Beſtreben, jene Stellung anzunehmen, zeigte. Am beſten
iſt es, zu dieſem Zwecke die Queckſilbergefaͤße (Fig. 171.) A, B,
die jedes mit einem Pole der Saͤule in Verbindung ſtehen, in der
Richtung des magnetiſchen Oſt und Weſt horizontal neben ein-
ander aufzuſtellen, damit die Axe CD horizontal und gegen den
magnetiſchen Meridian ſenkrecht ſei. Geht dann der electriſche Strom
von D nach EFGHIKC, ſo daß GH von Oſten nach Weſten
geht, und iſt der ganze Leitungsdrath durch die Glasſtaͤbchen LM,
N, aͤquilibrirt, ſo hebt GH ſich nach Suͤden. In der Neigungs-
nadel naͤmlich, die ihre herabgeſenkte Spitze gegen Norden kehrt,
gehen, wie wir annehmen, die umkreiſenden electriſchen Stroͤme
an der unteren Seite, das iſt an der gegen Suͤden gekehrten Seite,
von Oſten nach Weſten, und dieſer Lage aͤhnlich hebt ſich auch in
unſerm wirklichen electriſchen Umkreiſungsſtrome der von Oſten
nach Weſten fließende Strom ſuͤdwaͤrts.
Um die Wirkung verſtaͤrkt zu zeigen, hat Schweigger
folgende Einrichtung vorgeſchlagen. (Fig. 172.) In dem Kreiſe
ABC iſt ein mit Seide umſponnener Leitungsdrath ſo aneinander
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Brandes, Heinrich Wilhelm: Vorlesungen über die Naturlehre. Bd. 3. Leipzig, 1832, S. 489. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/brandes_naturlehre03_1832/503>, abgerufen am 22.11.2024.
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