Um zu entscheiden, ob vielleicht eine unmerklich geringe Quantität Eisen in der Mischung dieser Körper die Wirkung her- vorbringe, verfertigte Coulomb Nadeln aus einer Mischung von Wachs und Eisenfeile und fand, daß die Kraft, mit welcher sie vom Magnete angezogen wurden, der Menge von Eisen propor- tional war. Da sich nun die Wirkung des Magnets auf chemisch reines Silber 415 mal schwächer fand, als wenn dem Silber ab- sichtlich an Eisen beigemischt war, so schloß Coulomb, daß jenes reine Silber so wirkte, als ob der 132800ste Theil an Eisen beigemischt wäre, und es blieb daher unentschieden, ob so geringe Beimischungen von Eisen unsern chemischen Untersuchungen ent- gehen, oder ob das Silber als absolut rein dennoch diese geringe Wirkung ausübt.
Ein viel neuerer Versuch von Muncke machte darauf auf- merksam, daß längere Nadeln ab (Fig. 151.) aus einem, nur wenig Eisen enthaltenden Messingdrathe sich zwar in die Richtung eines unter ihnen liegenden Magnetes NS stellen, wenn oberhalb ein zweiter Magnet ns seinen Nordpol n über dem Südpole S des andern Magnetes hat, daß dagegen die Nadel ab eine schiefe Stellung gegen beide Magnete annimmt, wenn n sowohl als S ein Südpol oder n sowohl als S ein Nordpol ist. Seebeck wie- derholte diesen Versuch auch mit andern Metallmischungen, in denen sich einige Procente Eisen befanden, und fand den Erfolg immer übereinstimmend. Auch wenn die Lage der Nadel zwischen den Magneten so war, daß (Fig. 152.) SN, sn, die mit gleich- namigen Polen übereinander liegenden Magnete sind, zwischen welchen die Nadel sich aufgehängt befindet, trat eine eben solche Stellung, abweichend von der Richtung der Magnete, ein. Um diese Sonderbarkeit aufzuklären, wandte Seebeck Röhren mit Eisenfeile gefüllt an, und auch diese, ebenso aufgehängt, kamen zwischen den beiden Magneten zur Ruhe, wenn die oberhalb und unterhalb liegenden Pole von entgegengesetzter Art waren, dagegen kamen sie in einer seitwärts abweichenden Richtung zur Ruhe, wenn die über einander liegenden Pole gleichnamig waren. See- beck erkannte hierin eine Eigenthümlichkeit der Einwirkung der Magnete auf zertheilte Eisenpartikelchen, und überzeugte sich von dieser durch einen andern Versuch. Wenn man das eine Ende
Um zu entſcheiden, ob vielleicht eine unmerklich geringe Quantitaͤt Eiſen in der Miſchung dieſer Koͤrper die Wirkung her- vorbringe, verfertigte Coulomb Nadeln aus einer Miſchung von Wachs und Eiſenfeile und fand, daß die Kraft, mit welcher ſie vom Magnete angezogen wurden, der Menge von Eiſen propor- tional war. Da ſich nun die Wirkung des Magnets auf chemiſch reines Silber 415 mal ſchwaͤcher fand, als wenn dem Silber ab- ſichtlich an Eiſen beigemiſcht war, ſo ſchloß Coulomb, daß jenes reine Silber ſo wirkte, als ob der 132800ſte Theil an Eiſen beigemiſcht waͤre, und es blieb daher unentſchieden, ob ſo geringe Beimiſchungen von Eiſen unſern chemiſchen Unterſuchungen ent- gehen, oder ob das Silber als abſolut rein dennoch dieſe geringe Wirkung ausuͤbt.
Ein viel neuerer Verſuch von Muncke machte darauf auf- merkſam, daß laͤngere Nadeln ab (Fig. 151.) aus einem, nur wenig Eiſen enthaltenden Meſſingdrathe ſich zwar in die Richtung eines unter ihnen liegenden Magnetes NS ſtellen, wenn oberhalb ein zweiter Magnet ns ſeinen Nordpol n uͤber dem Suͤdpole S des andern Magnetes hat, daß dagegen die Nadel ab eine ſchiefe Stellung gegen beide Magnete annimmt, wenn n ſowohl als S ein Suͤdpol oder n ſowohl als S ein Nordpol iſt. Seebeck wie- derholte dieſen Verſuch auch mit andern Metallmiſchungen, in denen ſich einige Procente Eiſen befanden, und fand den Erfolg immer uͤbereinſtimmend. Auch wenn die Lage der Nadel zwiſchen den Magneten ſo war, daß (Fig. 152.) SN, sn, die mit gleich- namigen Polen uͤbereinander liegenden Magnete ſind, zwiſchen welchen die Nadel ſich aufgehaͤngt befindet, trat eine eben ſolche Stellung, abweichend von der Richtung der Magnete, ein. Um dieſe Sonderbarkeit aufzuklaͤren, wandte Seebeck Roͤhren mit Eiſenfeile gefuͤllt an, und auch dieſe, ebenſo aufgehaͤngt, kamen zwiſchen den beiden Magneten zur Ruhe, wenn die oberhalb und unterhalb liegenden Pole von entgegengeſetzter Art waren, dagegen kamen ſie in einer ſeitwaͤrts abweichenden Richtung zur Ruhe, wenn die uͤber einander liegenden Pole gleichnamig waren. See- beck erkannte hierin eine Eigenthuͤmlichkeit der Einwirkung der Magnete auf zertheilte Eiſenpartikelchen, und uͤberzeugte ſich von dieſer durch einen andern Verſuch. Wenn man das eine Ende
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Um zu entſcheiden, ob vielleicht eine unmerklich geringe
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von Wachs und Eiſenfeile und fand, daß die Kraft, mit welcher
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tional war. Da ſich nun die Wirkung des Magnets auf chemiſch
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jenes reine Silber ſo wirkte, als ob der 132800ſte Theil an Eiſen
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gehen, oder ob das Silber als abſolut rein dennoch dieſe geringe
Wirkung ausuͤbt.
Ein viel neuerer Verſuch von Muncke machte darauf auf-
merkſam, daß laͤngere Nadeln ab (Fig. 151.) aus einem, nur wenig
Eiſen enthaltenden Meſſingdrathe ſich zwar in die Richtung eines
unter ihnen liegenden Magnetes NS ſtellen, wenn oberhalb ein
zweiter Magnet ns ſeinen Nordpol n uͤber dem Suͤdpole S des
andern Magnetes hat, daß dagegen die Nadel ab eine ſchiefe
Stellung gegen beide Magnete annimmt, wenn n ſowohl als S
ein Suͤdpol oder n ſowohl als S ein Nordpol iſt. Seebeck wie-
derholte dieſen Verſuch auch mit andern Metallmiſchungen, in
denen ſich einige Procente Eiſen befanden, und fand den Erfolg
immer uͤbereinſtimmend. Auch wenn die Lage der Nadel zwiſchen
den Magneten ſo war, daß (Fig. 152.) SN, sn, die mit gleich-
namigen Polen uͤbereinander liegenden Magnete ſind, zwiſchen
welchen die Nadel ſich aufgehaͤngt befindet, trat eine eben ſolche
Stellung, abweichend von der Richtung der Magnete, ein. Um
dieſe Sonderbarkeit aufzuklaͤren, wandte Seebeck Roͤhren mit
Eiſenfeile gefuͤllt an, und auch dieſe, ebenſo aufgehaͤngt, kamen
zwiſchen den beiden Magneten zur Ruhe, wenn die oberhalb und
unterhalb liegenden Pole von entgegengeſetzter Art waren, dagegen
kamen ſie in einer ſeitwaͤrts abweichenden Richtung zur Ruhe,
wenn die uͤber einander liegenden Pole gleichnamig waren. See-
beck erkannte hierin eine Eigenthuͤmlichkeit der Einwirkung der
Magnete auf zertheilte Eiſenpartikelchen, und uͤberzeugte ſich von
dieſer durch einen andern Verſuch. Wenn man das eine Ende
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Brandes, Heinrich Wilhelm: Vorlesungen über die Naturlehre. Bd. 3. Leipzig, 1832, S. 468. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/brandes_naturlehre03_1832/482>, abgerufen am 22.11.2024.
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