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Brandes, Heinrich Wilhelm: Vorlesungen über die Naturlehre. Bd. 3. Leipzig, 1832.

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vermindern oder wenn er sich in unrichtiger Lage gegen die Erde
befindet.

Die verschiedenen Aufstellungen der Nadel, um sie bequem
zu gebrauchen, muß ich doch noch erwähnen. Will man die Magnet-
nadel in ganz ruhiger Stellung mit möglichst großer Genauigkeit
beobachten, so ist es vortheilhaft, ihr eine solche Form zu geben,
daß eine auf ihrer obern Fläche gezogene feine Linie die eigentliche
genaue magnetische Richtung anzeige. Die Nadel muß dann mit
sehr großer Sorgfalt magnetisirt sein, damit beim Bestreichen die
eigentliche magnetische Axe der Nadel nicht durch eine schiefe Rich-
tung des Streichens von dieser Linie abweiche. Befindet sich dann
die Nadel in einem eingetheilten Kreise aufgestellt, dessen Mittel-
punct mit ihrem Drehungspuncte zusammentrifft, so kann man
vermittelst eines Microscops den Theilungspunct des Kreises genau
ablesen, auf dem jene Linie einspielt. In diesem Falle muß der
getheilte Kreis durch astronomische Mittel genau gestellt sein, damit
man die Lage der Nadel gegen den astronomischen Meridian mit
aller Strenge bestimme.

Der Compaß, wie der Schiffer ihn gebraucht, hat fast im-
mer die Einrichtung, daß auf die Nadel der in seine 32 Wind-
striche oder auch noch in kleinere Theile getheilte Kreis aufgeklebt
ist, wobei sich dann die Stelle, die dem Nordpuncte entspricht, durch
eine bestimmte Bezeichnung kenntlich macht. Damit der Compaß
bei den Schwankungen des Schiffes immer horizontal bleibe, hat
das Kästchen LM, worin er sich befindet, eine doppelte Aufhän-
gung. Es ist nämlich zuerst (Fig. 131.) mit der Axe AB in einen
Ring eingehängt und um diese Axe beweglich; der Ring selbst aber
dreht sich um die Axe CD, welche auf jene senkrecht ist, und ist
dadurch in dem größern Kasten befestigt. Hierdurch wird bewirkt,
daß bei einer Hebung oder Senkung von C in Vergleichung gegen
D eine Drehung um AB eintritt; bei einer Hebung des Punctes
A eine Drehung um CD, und bei einer Hebung oder Senkung
in einer gegen AB und CD schiefen Richtung eine Drehung um
beide Axen.

Für die Zwecke des Feldmessers eignet sich sehr gut die
Schmalkaldersche Boussole (Fig. 132.), welche den Vor-
theil gewährt, die Theilungen des Kreises zugleich mit dem Gegen-

vermindern oder wenn er ſich in unrichtiger Lage gegen die Erde
befindet.

Die verſchiedenen Aufſtellungen der Nadel, um ſie bequem
zu gebrauchen, muß ich doch noch erwaͤhnen. Will man die Magnet-
nadel in ganz ruhiger Stellung mit moͤglichſt großer Genauigkeit
beobachten, ſo iſt es vortheilhaft, ihr eine ſolche Form zu geben,
daß eine auf ihrer obern Flaͤche gezogene feine Linie die eigentliche
genaue magnetiſche Richtung anzeige. Die Nadel muß dann mit
ſehr großer Sorgfalt magnetiſirt ſein, damit beim Beſtreichen die
eigentliche magnetiſche Axe der Nadel nicht durch eine ſchiefe Rich-
tung des Streichens von dieſer Linie abweiche. Befindet ſich dann
die Nadel in einem eingetheilten Kreiſe aufgeſtellt, deſſen Mittel-
punct mit ihrem Drehungspuncte zuſammentrifft, ſo kann man
vermittelſt eines Microſcops den Theilungspunct des Kreiſes genau
ableſen, auf dem jene Linie einſpielt. In dieſem Falle muß der
getheilte Kreis durch aſtronomiſche Mittel genau geſtellt ſein, damit
man die Lage der Nadel gegen den aſtronomiſchen Meridian mit
aller Strenge beſtimme.

Der Compaß, wie der Schiffer ihn gebraucht, hat faſt im-
mer die Einrichtung, daß auf die Nadel der in ſeine 32 Wind-
ſtriche oder auch noch in kleinere Theile getheilte Kreis aufgeklebt
iſt, wobei ſich dann die Stelle, die dem Nordpuncte entſpricht, durch
eine beſtimmte Bezeichnung kenntlich macht. Damit der Compaß
bei den Schwankungen des Schiffes immer horizontal bleibe, hat
das Kaͤſtchen LM, worin er ſich befindet, eine doppelte Aufhaͤn-
gung. Es iſt naͤmlich zuerſt (Fig. 131.) mit der Axe AB in einen
Ring eingehaͤngt und um dieſe Axe beweglich; der Ring ſelbſt aber
dreht ſich um die Axe CD, welche auf jene ſenkrecht iſt, und iſt
dadurch in dem groͤßern Kaſten befeſtigt. Hierdurch wird bewirkt,
daß bei einer Hebung oder Senkung von C in Vergleichung gegen
D eine Drehung um AB eintritt; bei einer Hebung des Punctes
A eine Drehung um CD, und bei einer Hebung oder Senkung
in einer gegen AB und CD ſchiefen Richtung eine Drehung um
beide Axen.

Fuͤr die Zwecke des Feldmeſſers eignet ſich ſehr gut die
Schmalkalderſche Bouſſole (Fig. 132.), welche den Vor-
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[421/0435] vermindern oder wenn er ſich in unrichtiger Lage gegen die Erde befindet. Die verſchiedenen Aufſtellungen der Nadel, um ſie bequem zu gebrauchen, muß ich doch noch erwaͤhnen. Will man die Magnet- nadel in ganz ruhiger Stellung mit moͤglichſt großer Genauigkeit beobachten, ſo iſt es vortheilhaft, ihr eine ſolche Form zu geben, daß eine auf ihrer obern Flaͤche gezogene feine Linie die eigentliche genaue magnetiſche Richtung anzeige. Die Nadel muß dann mit ſehr großer Sorgfalt magnetiſirt ſein, damit beim Beſtreichen die eigentliche magnetiſche Axe der Nadel nicht durch eine ſchiefe Rich- tung des Streichens von dieſer Linie abweiche. Befindet ſich dann die Nadel in einem eingetheilten Kreiſe aufgeſtellt, deſſen Mittel- punct mit ihrem Drehungspuncte zuſammentrifft, ſo kann man vermittelſt eines Microſcops den Theilungspunct des Kreiſes genau ableſen, auf dem jene Linie einſpielt. In dieſem Falle muß der getheilte Kreis durch aſtronomiſche Mittel genau geſtellt ſein, damit man die Lage der Nadel gegen den aſtronomiſchen Meridian mit aller Strenge beſtimme. Der Compaß, wie der Schiffer ihn gebraucht, hat faſt im- mer die Einrichtung, daß auf die Nadel der in ſeine 32 Wind- ſtriche oder auch noch in kleinere Theile getheilte Kreis aufgeklebt iſt, wobei ſich dann die Stelle, die dem Nordpuncte entſpricht, durch eine beſtimmte Bezeichnung kenntlich macht. Damit der Compaß bei den Schwankungen des Schiffes immer horizontal bleibe, hat das Kaͤſtchen LM, worin er ſich befindet, eine doppelte Aufhaͤn- gung. Es iſt naͤmlich zuerſt (Fig. 131.) mit der Axe AB in einen Ring eingehaͤngt und um dieſe Axe beweglich; der Ring ſelbſt aber dreht ſich um die Axe CD, welche auf jene ſenkrecht iſt, und iſt dadurch in dem groͤßern Kaſten befeſtigt. Hierdurch wird bewirkt, daß bei einer Hebung oder Senkung von C in Vergleichung gegen D eine Drehung um AB eintritt; bei einer Hebung des Punctes A eine Drehung um CD, und bei einer Hebung oder Senkung in einer gegen AB und CD ſchiefen Richtung eine Drehung um beide Axen. Fuͤr die Zwecke des Feldmeſſers eignet ſich ſehr gut die Schmalkalderſche Bouſſole (Fig. 132.), welche den Vor- theil gewaͤhrt, die Theilungen des Kreiſes zugleich mit dem Gegen-

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Zitationshilfe: Brandes, Heinrich Wilhelm: Vorlesungen über die Naturlehre. Bd. 3. Leipzig, 1832, S. 421. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/brandes_naturlehre03_1832/435>, abgerufen am 22.11.2024.