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Brandes, Heinrich Wilhelm: Vorlesungen über die Naturlehre. Bd. 3. Leipzig, 1832.

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Der Fisch muß ein eigenthümliches Gefühl für die Leitung,
die den Schlag möglich macht, haben, wenigstens scheint dies aus
folgendem von Walsh angestellten Versuche zu erhellen. Walsh
führte zwei Metalldräthe, aus dem Gefäße mit Wasser, worin der
Fisch sich befand, zu zwei andern mit Wasser gefüllten Gefäßen;
waren nun die letztern durch Leiter verbunden, so kam der Fisch
gern zu den Metalldräthen heran, um den Schlag zu ertheilen;
aber er zeigte keine Neigung, den Schlag zu ertheilen, wenn diese
Leitung unterbrochen war.

Der Schlag geht so schwer durch den geringsten mit Luft
gefüllten Zwischenraum über, daß man fast durchaus keinen Fun-
ken sieht; nur wenn die Unterbrechung des leitenden Metalles
äußerst geringe ist, kann man im Dunkeln den Funken erkennen
Die hier wirksame Electricität ist also von äußerst geringer Span-
nung, so daß jedes Hinderniß der Leitung den Uebergang vollkom-
men aufhält; da sie aber dennoch so mächtig wirkt, so muß die
Menge der in Thätigkeit gesetzten Electricität wohl sehr groß sein.

Am Electrometer oder mit Hülfe des Condensators kann man
keine Spur von Electricität gewahr werden, ohne Zweifel deswegen,
weil hier keine dauernde Ladung, sondern nur eine plötzliche Erzeu-
gung von Electricität statt findet, und weil der Fisch keine Elec-
tricität hervorbringt, wenn, wie es beim Condensator geschehen
muß, die Leitung unterbrochen ist. Eben diese nur momentane
Erregung der Electricität, wobei aber die Menge der in Bewegung
gesetzten electrischen Materie sehr groß ist, mag auch, wie Davy
glaubt, die Ursache sein, warum der electrische Schlag des Zitter-
rochen keine electromagnetischen Wirkungen zeigt, so wenig als
chemische Wirkungen.


Der Fiſch muß ein eigenthuͤmliches Gefuͤhl fuͤr die Leitung,
die den Schlag moͤglich macht, haben, wenigſtens ſcheint dies aus
folgendem von Walſh angeſtellten Verſuche zu erhellen. Walſh
fuͤhrte zwei Metalldraͤthe, aus dem Gefaͤße mit Waſſer, worin der
Fiſch ſich befand, zu zwei andern mit Waſſer gefuͤllten Gefaͤßen;
waren nun die letztern durch Leiter verbunden, ſo kam der Fiſch
gern zu den Metalldraͤthen heran, um den Schlag zu ertheilen;
aber er zeigte keine Neigung, den Schlag zu ertheilen, wenn dieſe
Leitung unterbrochen war.

Der Schlag geht ſo ſchwer durch den geringſten mit Luft
gefuͤllten Zwiſchenraum uͤber, daß man faſt durchaus keinen Fun-
ken ſieht; nur wenn die Unterbrechung des leitenden Metalles
aͤußerſt geringe iſt, kann man im Dunkeln den Funken erkennen
Die hier wirkſame Electricitaͤt iſt alſo von aͤußerſt geringer Span-
nung, ſo daß jedes Hinderniß der Leitung den Uebergang vollkom-
men aufhaͤlt; da ſie aber dennoch ſo maͤchtig wirkt, ſo muß die
Menge der in Thaͤtigkeit geſetzten Electricitaͤt wohl ſehr groß ſein.

Am Electrometer oder mit Huͤlfe des Condenſators kann man
keine Spur von Electricitaͤt gewahr werden, ohne Zweifel deswegen,
weil hier keine dauernde Ladung, ſondern nur eine ploͤtzliche Erzeu-
gung von Electricitaͤt ſtatt findet, und weil der Fiſch keine Elec-
tricitaͤt hervorbringt, wenn, wie es beim Condenſator geſchehen
muß, die Leitung unterbrochen iſt. Eben dieſe nur momentane
Erregung der Electricitaͤt, wobei aber die Menge der in Bewegung
geſetzten electriſchen Materie ſehr groß iſt, mag auch, wie Davy
glaubt, die Urſache ſein, warum der electriſche Schlag des Zitter-
rochen keine electromagnetiſchen Wirkungen zeigt, ſo wenig als
chemiſche Wirkungen.


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[356/0370] Der Fiſch muß ein eigenthuͤmliches Gefuͤhl fuͤr die Leitung, die den Schlag moͤglich macht, haben, wenigſtens ſcheint dies aus folgendem von Walſh angeſtellten Verſuche zu erhellen. Walſh fuͤhrte zwei Metalldraͤthe, aus dem Gefaͤße mit Waſſer, worin der Fiſch ſich befand, zu zwei andern mit Waſſer gefuͤllten Gefaͤßen; waren nun die letztern durch Leiter verbunden, ſo kam der Fiſch gern zu den Metalldraͤthen heran, um den Schlag zu ertheilen; aber er zeigte keine Neigung, den Schlag zu ertheilen, wenn dieſe Leitung unterbrochen war. Der Schlag geht ſo ſchwer durch den geringſten mit Luft gefuͤllten Zwiſchenraum uͤber, daß man faſt durchaus keinen Fun- ken ſieht; nur wenn die Unterbrechung des leitenden Metalles aͤußerſt geringe iſt, kann man im Dunkeln den Funken erkennen Die hier wirkſame Electricitaͤt iſt alſo von aͤußerſt geringer Span- nung, ſo daß jedes Hinderniß der Leitung den Uebergang vollkom- men aufhaͤlt; da ſie aber dennoch ſo maͤchtig wirkt, ſo muß die Menge der in Thaͤtigkeit geſetzten Electricitaͤt wohl ſehr groß ſein. Am Electrometer oder mit Huͤlfe des Condenſators kann man keine Spur von Electricitaͤt gewahr werden, ohne Zweifel deswegen, weil hier keine dauernde Ladung, ſondern nur eine ploͤtzliche Erzeu- gung von Electricitaͤt ſtatt findet, und weil der Fiſch keine Elec- tricitaͤt hervorbringt, wenn, wie es beim Condenſator geſchehen muß, die Leitung unterbrochen iſt. Eben dieſe nur momentane Erregung der Electricitaͤt, wobei aber die Menge der in Bewegung geſetzten electriſchen Materie ſehr groß iſt, mag auch, wie Davy glaubt, die Urſache ſein, warum der electriſche Schlag des Zitter- rochen keine electromagnetiſchen Wirkungen zeigt, ſo wenig als chemiſche Wirkungen.

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Zitationshilfe: Brandes, Heinrich Wilhelm: Vorlesungen über die Naturlehre. Bd. 3. Leipzig, 1832, S. 356. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/brandes_naturlehre03_1832/370>, abgerufen am 24.11.2024.