läßt sich ein solches Pyrometer, vorausgesetzt, daß beide Körper ihre Fähigkeit für die Ausdehnung durch die Wärme ungeändert behal- ten, gar wohl gebrauchen. Daniells Pyrometer hat eine ähn- liche Einrichtung, und wenn man den Fortgang der Ausdehnung der Körper als der Zunahme der Wärme immer gleichmäßig ent- sprechend ansieht, so erhält man durch dasselbe Angaben für die Schmelzhitzen der Metalle und ähnliche Bestimmungen.
Eine andere Einrichtung der Pyrometer hängt davon ab, daß zwei fest verbundene Platten verschiedener Metalle wegen der un- gleichen Ausdehnung eine Krümmung annehmen. Wären (Fig. 6.) die beiden Platten AB von Silber, CD von Platin durch feste Ver- bindungen E, F, gehindert, sich an einander fortzuschieben; so würden, wegen der großen Gewalt, mit welcher die Wärme die Körper nöthigt, die ihrer Natur gemäße Ausdehnung anzunehmen, die durchgehenden Schrauben E, F eine schiefe Stellung, wie e, f, annehmen, damit das Silber cd seiner mehr als doppelt so starken Ausdehnung nachgebe; sind also beide Platten in mehrern Punc- ten fest verbunden, oder auch überall an einander gelöthet, so ent- steht eine Krümmung, die man ebenfalls durch einen längern Zei- ger kenntlicher machen kann. Der Hauptsache nach ist Breguers Pyrometer ebenso eingerichtet. Hier sind drei Blätter, nämlich Platin, welches sich am schwächsten ausdehnt, Gold, das sich 11/2 mal so stark, und Silber, das sich reichlich doppelt so stark als Platin ausdehnt, auf einander gelöthet, so daß sie, mit der breiten Fläche vereinigt, nun einen dickeren Streifen bilden. Dieser Streifen (Fig. 7.) ist schraubenförmig um einen Cylinder gewun- den, und indem sein oberes Ende festgehalten wird, sein unteres aber mit einem, um die Axe jenes Cylinders beweglichen, Zeiger verbunden ist, führt es bei der Ausdehnung oder Zusammenziehung diesen Zeiger im Kreise herum.
Allen diesen Pyrometern fehlt aber noch ein recht sicheres Maaß; sie zeigen eine Zunahme oder Abnahme der Wärme, eine Wiederkehr gleicher Wärme u. s. w. an; aber ob die Wärme-Un- terschiede doppelt, dreifach sind, ob gleiche Grade des Pyrometers gleichen Unterschieden wahrer Wärme entsprechen, darüber bleiben wir weit mehr in Ungewißheit, als in den mittlern Temperaturen
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laͤßt ſich ein ſolches Pyrometer, vorausgeſetzt, daß beide Koͤrper ihre Faͤhigkeit fuͤr die Ausdehnung durch die Waͤrme ungeaͤndert behal- ten, gar wohl gebrauchen. Daniells Pyrometer hat eine aͤhn- liche Einrichtung, und wenn man den Fortgang der Ausdehnung der Koͤrper als der Zunahme der Waͤrme immer gleichmaͤßig ent- ſprechend anſieht, ſo erhaͤlt man durch daſſelbe Angaben fuͤr die Schmelzhitzen der Metalle und aͤhnliche Beſtimmungen.
Eine andere Einrichtung der Pyrometer haͤngt davon ab, daß zwei feſt verbundene Platten verſchiedener Metalle wegen der un- gleichen Ausdehnung eine Kruͤmmung annehmen. Waͤren (Fig. 6.) die beiden Platten AB von Silber, CD von Platin durch feſte Ver- bindungen E, F, gehindert, ſich an einander fortzuſchieben; ſo wuͤrden, wegen der großen Gewalt, mit welcher die Waͤrme die Koͤrper noͤthigt, die ihrer Natur gemaͤße Ausdehnung anzunehmen, die durchgehenden Schrauben E, F eine ſchiefe Stellung, wie e, f, annehmen, damit das Silber cd ſeiner mehr als doppelt ſo ſtarken Ausdehnung nachgebe; ſind alſo beide Platten in mehrern Punc- ten feſt verbunden, oder auch uͤberall an einander geloͤthet, ſo ent- ſteht eine Kruͤmmung, die man ebenfalls durch einen laͤngern Zei- ger kenntlicher machen kann. Der Hauptſache nach iſt Breguers Pyrometer ebenſo eingerichtet. Hier ſind drei Blaͤtter, naͤmlich Platin, welches ſich am ſchwaͤchſten ausdehnt, Gold, das ſich 1½ mal ſo ſtark, und Silber, das ſich reichlich doppelt ſo ſtark als Platin ausdehnt, auf einander geloͤthet, ſo daß ſie, mit der breiten Flaͤche vereinigt, nun einen dickeren Streifen bilden. Dieſer Streifen (Fig. 7.) iſt ſchraubenfoͤrmig um einen Cylinder gewun- den, und indem ſein oberes Ende feſtgehalten wird, ſein unteres aber mit einem, um die Axe jenes Cylinders beweglichen, Zeiger verbunden iſt, fuͤhrt es bei der Ausdehnung oder Zuſammenziehung dieſen Zeiger im Kreiſe herum.
Allen dieſen Pyrometern fehlt aber noch ein recht ſicheres Maaß; ſie zeigen eine Zunahme oder Abnahme der Waͤrme, eine Wiederkehr gleicher Waͤrme u. ſ. w. an; aber ob die Waͤrme-Un- terſchiede doppelt, dreifach ſind, ob gleiche Grade des Pyrometers gleichen Unterſchieden wahrer Waͤrme entſprechen, daruͤber bleiben wir weit mehr in Ungewißheit, als in den mittlern Temperaturen
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laͤßt ſich ein ſolches Pyrometer, vorausgeſetzt, daß beide Koͤrper ihre
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der Koͤrper als der Zunahme der Waͤrme immer gleichmaͤßig ent-
ſprechend anſieht, ſo erhaͤlt man durch daſſelbe Angaben fuͤr die
Schmelzhitzen der Metalle und aͤhnliche Beſtimmungen.
Eine andere Einrichtung der Pyrometer haͤngt davon ab, daß
zwei feſt verbundene Platten verſchiedener Metalle wegen der un-
gleichen Ausdehnung eine Kruͤmmung annehmen. Waͤren (Fig. 6.)
die beiden Platten AB von Silber, CD von Platin durch feſte Ver-
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Koͤrper noͤthigt, die ihrer Natur gemaͤße Ausdehnung anzunehmen,
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Ausdehnung nachgebe; ſind alſo beide Platten in mehrern Punc-
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ger kenntlicher machen kann. Der Hauptſache nach iſt Breguers
Pyrometer ebenſo eingerichtet. Hier ſind drei Blaͤtter, naͤmlich
Platin, welches ſich am ſchwaͤchſten ausdehnt, Gold, das ſich 1½
mal ſo ſtark, und Silber, das ſich reichlich doppelt ſo ſtark als
Platin ausdehnt, auf einander geloͤthet, ſo daß ſie, mit der breiten
Flaͤche vereinigt, nun einen dickeren Streifen bilden. Dieſer
Streifen (Fig. 7.) iſt ſchraubenfoͤrmig um einen Cylinder gewun-
den, und indem ſein oberes Ende feſtgehalten wird, ſein unteres
aber mit einem, um die Axe jenes Cylinders beweglichen, Zeiger
verbunden iſt, fuͤhrt es bei der Ausdehnung oder Zuſammenziehung
dieſen Zeiger im Kreiſe herum.
Allen dieſen Pyrometern fehlt aber noch ein recht ſicheres
Maaß; ſie zeigen eine Zunahme oder Abnahme der Waͤrme, eine
Wiederkehr gleicher Waͤrme u. ſ. w. an; aber ob die Waͤrme-Un-
terſchiede doppelt, dreifach ſind, ob gleiche Grade des Pyrometers
gleichen Unterſchieden wahrer Waͤrme entſprechen, daruͤber bleiben
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Brandes, Heinrich Wilhelm: Vorlesungen über die Naturlehre. Bd. 3. Leipzig, 1832, S. 19. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/brandes_naturlehre03_1832/33>, abgerufen am 21.11.2024.
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