wesentlich ändern, und darum schlägt der Funke beinahe geradezu von A auf den Metallstreifen; die electrische Materie durchläuft nun den Metallstreifen CD und erst in diesem Augenblicke tritt die volle Wirkung der negativen Electricität in B hervor, wodurch das zweite Ueberschlagen bei B bewirkt wird. Es versteht sich, daß die Erklärung durch zwei electrische Materien eben so leicht ist. Den Umstand, daß die Löcher nach beiden äußern Seiten aufgeworfene Ränder haben, erklärt man durch die explodirende Gewalt, die mit dem Schlage verbunden ist.
Ein Versuch, der vorzüglich die Gewalt des electrischen Fun- kens zeigt, ist das Durchbohren oder Zersprengen einer Glasplatte; aber dieser Versuch fordert schon eine starke Batterie. Man stellt eine große Glasplatte auf dem Auslader auf, bringt die beiden Kugeln gerade einander gegenüber mit ihr in Berührung, und ent- ladet die Batterie. Hier ereignet es sich nun oft, daß die Glas- platte zu dick ist, und keine Entladung erfolgt, weil der Uebergang der Electricität durch die Glasplatte gehindert wird; aber noch öfter schlägt der Versuch dadurch fehl, daß der Funke, wenn er auch meh- rere Zolle auf der einen Seite und eben so mehrere Zolle zurück auf der andern Seite der Glasplatte durchlaufen muß, dennoch diesen Weg lieber wählt, und ohne das Glas zu zerschlagen, die Entladung bewirkt. Dem letzten Umstande kann man dadurch vorbeugen, daß man den ganzen Rand des Glases an beiden Seiten mit einem Lackfirniß überzieht. Da wo der Funke über das Glas schlägt, bemerkt man, selbst bei nur schwachen Funken, daß sein Weg auf dem Glase durch eine Verletzung der Oberfläche bezeichnet ist.
Einer der auffallendsten hieher gehörenden Versuche ist fol- gender von van Marum. In einen Cylinder von sehr festem Buxbaumholze waren Metalldräthe in der Axe hineingedrückt, so daß sie in ziemlicher Entfernung im Innern einander gegenüber standen. Indem nun der Funke auf die Dräthe und durch die Materie des Holzes schlug, ward der Cylinder gespalten, obgleich er 4 Zoll hoch und 4 Zoll dick war, also 16 Quadratzoll Fläche aus einander gesprengt werden mußten, wozu nach van Ma- rums Berechnung eine Kraft von 9800 Pfund erforderlich war.
weſentlich aͤndern, und darum ſchlaͤgt der Funke beinahe geradezu von A auf den Metallſtreifen; die electriſche Materie durchlaͤuft nun den Metallſtreifen CD und erſt in dieſem Augenblicke tritt die volle Wirkung der negativen Electricitaͤt in B hervor, wodurch das zweite Ueberſchlagen bei B bewirkt wird. Es verſteht ſich, daß die Erklaͤrung durch zwei electriſche Materien eben ſo leicht iſt. Den Umſtand, daß die Loͤcher nach beiden aͤußern Seiten aufgeworfene Raͤnder haben, erklaͤrt man durch die explodirende Gewalt, die mit dem Schlage verbunden iſt.
Ein Verſuch, der vorzuͤglich die Gewalt des electriſchen Fun- kens zeigt, iſt das Durchbohren oder Zerſprengen einer Glasplatte; aber dieſer Verſuch fordert ſchon eine ſtarke Batterie. Man ſtellt eine große Glasplatte auf dem Auslader auf, bringt die beiden Kugeln gerade einander gegenuͤber mit ihr in Beruͤhrung, und ent- ladet die Batterie. Hier ereignet es ſich nun oft, daß die Glas- platte zu dick iſt, und keine Entladung erfolgt, weil der Uebergang der Electricitaͤt durch die Glasplatte gehindert wird; aber noch oͤfter ſchlaͤgt der Verſuch dadurch fehl, daß der Funke, wenn er auch meh- rere Zolle auf der einen Seite und eben ſo mehrere Zolle zuruͤck auf der andern Seite der Glasplatte durchlaufen muß, dennoch dieſen Weg lieber waͤhlt, und ohne das Glas zu zerſchlagen, die Entladung bewirkt. Dem letzten Umſtande kann man dadurch vorbeugen, daß man den ganzen Rand des Glaſes an beiden Seiten mit einem Lackfirniß uͤberzieht. Da wo der Funke uͤber das Glas ſchlaͤgt, bemerkt man, ſelbſt bei nur ſchwachen Funken, daß ſein Weg auf dem Glaſe durch eine Verletzung der Oberflaͤche bezeichnet iſt.
Einer der auffallendſten hieher gehoͤrenden Verſuche iſt fol- gender von van Marum. In einen Cylinder von ſehr feſtem Buxbaumholze waren Metalldraͤthe in der Axe hineingedruͤckt, ſo daß ſie in ziemlicher Entfernung im Innern einander gegenuͤber ſtanden. Indem nun der Funke auf die Draͤthe und durch die Materie des Holzes ſchlug, ward der Cylinder geſpalten, obgleich er 4 Zoll hoch und 4 Zoll dick war, alſo 16 Quadratzoll Flaͤche aus einander geſprengt werden mußten, wozu nach van Ma- rums Berechnung eine Kraft von 9800 Pfund erforderlich war.
<TEI><text><body><divn="1"><divn="2"><p><pbfacs="#f0318"n="304"/>
weſentlich aͤndern, und darum ſchlaͤgt der Funke beinahe geradezu<lb/>
von <hirendition="#aq"><hirendition="#b">A</hi></hi> auf den Metallſtreifen; die electriſche Materie durchlaͤuft<lb/>
nun den Metallſtreifen <hirendition="#aq"><hirendition="#b">CD</hi></hi> und erſt in dieſem Augenblicke tritt<lb/>
die volle Wirkung der negativen Electricitaͤt in <hirendition="#aq"><hirendition="#b">B</hi></hi> hervor, wodurch<lb/>
das zweite Ueberſchlagen bei <hirendition="#aq"><hirendition="#b">B</hi></hi> bewirkt wird. Es verſteht ſich, daß<lb/>
die Erklaͤrung durch zwei electriſche Materien eben ſo leicht iſt. Den<lb/>
Umſtand, daß die Loͤcher nach beiden aͤußern Seiten aufgeworfene<lb/>
Raͤnder haben, erklaͤrt man durch die explodirende Gewalt, die<lb/>
mit dem Schlage verbunden iſt.</p><lb/><p>Ein Verſuch, der vorzuͤglich die Gewalt des electriſchen Fun-<lb/>
kens zeigt, iſt das Durchbohren oder Zerſprengen einer Glasplatte;<lb/>
aber dieſer Verſuch fordert ſchon eine ſtarke Batterie. Man ſtellt<lb/>
eine große Glasplatte auf dem Auslader auf, bringt die beiden<lb/>
Kugeln gerade einander gegenuͤber mit ihr in Beruͤhrung, und ent-<lb/>
ladet die Batterie. Hier ereignet es ſich nun oft, daß die Glas-<lb/>
platte zu dick iſt, und keine Entladung erfolgt, weil der Uebergang<lb/>
der Electricitaͤt durch die Glasplatte gehindert wird; aber noch oͤfter<lb/>ſchlaͤgt der Verſuch dadurch fehl, daß der Funke, wenn er auch meh-<lb/>
rere Zolle auf der einen Seite und eben ſo mehrere Zolle zuruͤck auf<lb/>
der andern Seite der Glasplatte durchlaufen muß, dennoch dieſen<lb/>
Weg lieber waͤhlt, und ohne das Glas zu zerſchlagen, die Entladung<lb/>
bewirkt. Dem letzten Umſtande kann man dadurch vorbeugen, daß<lb/>
man den ganzen Rand des Glaſes an beiden Seiten mit einem<lb/>
Lackfirniß uͤberzieht. Da wo der Funke uͤber das Glas ſchlaͤgt,<lb/>
bemerkt man, ſelbſt bei nur ſchwachen Funken, daß ſein Weg auf<lb/>
dem Glaſe durch eine Verletzung der Oberflaͤche bezeichnet iſt.</p><lb/><p>Einer der auffallendſten hieher gehoͤrenden Verſuche iſt fol-<lb/>
gender von <hirendition="#g">van Marum</hi>. In einen Cylinder von ſehr feſtem<lb/>
Buxbaumholze waren Metalldraͤthe in der Axe hineingedruͤckt, ſo<lb/>
daß ſie in ziemlicher Entfernung im Innern einander gegenuͤber<lb/>ſtanden. Indem nun der Funke auf die Draͤthe und durch die<lb/>
Materie des Holzes ſchlug, ward der Cylinder geſpalten, obgleich<lb/>
er 4 Zoll hoch und 4 Zoll dick war, alſo 16 Quadratzoll Flaͤche<lb/>
aus einander geſprengt werden mußten, wozu nach <hirendition="#g">van Ma-<lb/>
rums</hi> Berechnung eine Kraft von 9800 Pfund erforderlich war.</p></div><lb/></div></body></text></TEI>
[304/0318]
weſentlich aͤndern, und darum ſchlaͤgt der Funke beinahe geradezu
von A auf den Metallſtreifen; die electriſche Materie durchlaͤuft
nun den Metallſtreifen CD und erſt in dieſem Augenblicke tritt
die volle Wirkung der negativen Electricitaͤt in B hervor, wodurch
das zweite Ueberſchlagen bei B bewirkt wird. Es verſteht ſich, daß
die Erklaͤrung durch zwei electriſche Materien eben ſo leicht iſt. Den
Umſtand, daß die Loͤcher nach beiden aͤußern Seiten aufgeworfene
Raͤnder haben, erklaͤrt man durch die explodirende Gewalt, die
mit dem Schlage verbunden iſt.
Ein Verſuch, der vorzuͤglich die Gewalt des electriſchen Fun-
kens zeigt, iſt das Durchbohren oder Zerſprengen einer Glasplatte;
aber dieſer Verſuch fordert ſchon eine ſtarke Batterie. Man ſtellt
eine große Glasplatte auf dem Auslader auf, bringt die beiden
Kugeln gerade einander gegenuͤber mit ihr in Beruͤhrung, und ent-
ladet die Batterie. Hier ereignet es ſich nun oft, daß die Glas-
platte zu dick iſt, und keine Entladung erfolgt, weil der Uebergang
der Electricitaͤt durch die Glasplatte gehindert wird; aber noch oͤfter
ſchlaͤgt der Verſuch dadurch fehl, daß der Funke, wenn er auch meh-
rere Zolle auf der einen Seite und eben ſo mehrere Zolle zuruͤck auf
der andern Seite der Glasplatte durchlaufen muß, dennoch dieſen
Weg lieber waͤhlt, und ohne das Glas zu zerſchlagen, die Entladung
bewirkt. Dem letzten Umſtande kann man dadurch vorbeugen, daß
man den ganzen Rand des Glaſes an beiden Seiten mit einem
Lackfirniß uͤberzieht. Da wo der Funke uͤber das Glas ſchlaͤgt,
bemerkt man, ſelbſt bei nur ſchwachen Funken, daß ſein Weg auf
dem Glaſe durch eine Verletzung der Oberflaͤche bezeichnet iſt.
Einer der auffallendſten hieher gehoͤrenden Verſuche iſt fol-
gender von van Marum. In einen Cylinder von ſehr feſtem
Buxbaumholze waren Metalldraͤthe in der Axe hineingedruͤckt, ſo
daß ſie in ziemlicher Entfernung im Innern einander gegenuͤber
ſtanden. Indem nun der Funke auf die Draͤthe und durch die
Materie des Holzes ſchlug, ward der Cylinder geſpalten, obgleich
er 4 Zoll hoch und 4 Zoll dick war, alſo 16 Quadratzoll Flaͤche
aus einander geſprengt werden mußten, wozu nach van Ma-
rums Berechnung eine Kraft von 9800 Pfund erforderlich war.
Informationen zur CAB-Ansicht
Diese Ansicht bietet Ihnen die Darstellung des Textes in normalisierter Orthographie.
Diese Textvariante wird vollautomatisch erstellt und kann aufgrund dessen auch Fehler enthalten.
Alle veränderten Wortformen sind grau hinterlegt. Als fremdsprachliches Material erkannte
Textteile sind ausgegraut dargestellt.
Brandes, Heinrich Wilhelm: Vorlesungen über die Naturlehre. Bd. 3. Leipzig, 1832, S. 304. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/brandes_naturlehre03_1832/318>, abgerufen am 23.11.2024.
Alle Inhalte dieser Seite unterstehen, soweit nicht anders gekennzeichnet, einer
Creative-Commons-Lizenz.
Die Rechte an den angezeigten Bilddigitalisaten, soweit nicht anders gekennzeichnet, liegen bei den besitzenden Bibliotheken.
Weitere Informationen finden Sie in den DTA-Nutzungsbedingungen.
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf
diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken
dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder
nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der
Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden.
Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des
§ 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen
Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung
der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu
vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
Zitierempfehlung: Deutsches Textarchiv. Grundlage für ein Referenzkorpus der neuhochdeutschen Sprache. Herausgegeben von der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften, Berlin 2024. URL: https://www.deutschestextarchiv.de/.