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Brandes, Heinrich Wilhelm: Vorlesungen über die Naturlehre. Bd. 3. Leipzig, 1832.

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messer, und noch dazu zwei zugleich an einer Axe gedreht, aus-
geführt worden. Ginge nun jener Cylinder auch viermal um,
während die Scheibe eine Umdrehung macht, so betrüge dort die
geriebene Fläche etwa 25 Quadratfuß in der Zeit, wo die Scheibe
einmal umläuft; an dieser aber ist die an jeder Seite geriebene
Fläche wenigstens 10 Quadratfuß und also an zwei verbundenen
Scheiben 40 Quadratfuß und die Scheiben haben dann selbst in
ihren entferntesten Puncten noch nicht die sehr große Geschwin-
digkeit, die ich dem Cylinder beigelegt habe, so daß, wenn man
jenen eben diese Geschwindigkeit ertheilte, der Vortheil noch bedeu-
tender auf der Seite der Scheibe wäre. Auch in Hinsicht auf die
immer gleiche Wirksamkeit scheint es leichter, der ganz ebnen
Scheibe größere Vollkommenheit zu geben, als dem Cylinder, dessen
wahre Axe schwerlich so genau mit der eingesetzten Axe zusammen-
stimmen wird, und der daher leicht in einigem Grade ungleich sich
an das Reibzeug preßt. Versuche, besonders von Cuthbertson
und Singer, haben auch diesen Vorzug dargethan.

Damit man aber mit einem Cylinder oder mit einer Scheibe
von gegebner Größe alle die Wirkungen hervorbringe, deren sie
fähig sind, kömmt es auf eine Menge einzelner Umstände an.
Die Schnelligkeit der Reibung ist, so fern man sie ohne andre
Unbequemlichkeit steigern kann, eines der wichtigsten Beförderungs-
mittel. Eine gute Isolirung, damit keine Electricität verloren
gehe; ein gutes Amalgam an dem Reibzeuge *), eine starke Zu-
leitung der Electricität zu dem Reibzeuge hin; selbst die richtig
gewählte Dicke des Wachstaffents, der zwischen dem Reibzeuge und
dem Conductor den Cylinder oder die Glasscheibe bedeckt, und sich
glatt anlegen muß, tragen zu Verstärkung der Wirkung wesentlich
bei. Auch die Größe und Gestalt des Conductors ist nicht gleich-

*) Das Kienmayersche Amalgam aus 2 Th. Quecksilber, 1 Th.
Zink und 1 Th. engl. Zinn, oder das Singersche aus 6 Th. Queck-
silber, 2 Th. Zink und 1 Th. Zinn sind zu empfehlen, doch muß man
auch bei der Bereitungs-Art auf bestimmte Weise (S. Gehlers
Wörterb. Art. Amalgama) verfahren. Verschiedene Glas-Arten scheinen
auch etwas ungleiche Amalgame zu fordern. Ohne Zweifel sind diese
Amalgame darum so wirksam, weil sie selbst sehr geneigt sind, negativ
zu werden.

meſſer, und noch dazu zwei zugleich an einer Axe gedreht, aus-
gefuͤhrt worden. Ginge nun jener Cylinder auch viermal um,
waͤhrend die Scheibe eine Umdrehung macht, ſo betruͤge dort die
geriebene Flaͤche etwa 25 Quadratfuß in der Zeit, wo die Scheibe
einmal umlaͤuft; an dieſer aber iſt die an jeder Seite geriebene
Flaͤche wenigſtens 10 Quadratfuß und alſo an zwei verbundenen
Scheiben 40 Quadratfuß und die Scheiben haben dann ſelbſt in
ihren entfernteſten Puncten noch nicht die ſehr große Geſchwin-
digkeit, die ich dem Cylinder beigelegt habe, ſo daß, wenn man
jenen eben dieſe Geſchwindigkeit ertheilte, der Vortheil noch bedeu-
tender auf der Seite der Scheibe waͤre. Auch in Hinſicht auf die
immer gleiche Wirkſamkeit ſcheint es leichter, der ganz ebnen
Scheibe groͤßere Vollkommenheit zu geben, als dem Cylinder, deſſen
wahre Axe ſchwerlich ſo genau mit der eingeſetzten Axe zuſammen-
ſtimmen wird, und der daher leicht in einigem Grade ungleich ſich
an das Reibzeug preßt. Verſuche, beſonders von Cuthbertſon
und Singer, haben auch dieſen Vorzug dargethan.

Damit man aber mit einem Cylinder oder mit einer Scheibe
von gegebner Groͤße alle die Wirkungen hervorbringe, deren ſie
faͤhig ſind, koͤmmt es auf eine Menge einzelner Umſtaͤnde an.
Die Schnelligkeit der Reibung iſt, ſo fern man ſie ohne andre
Unbequemlichkeit ſteigern kann, eines der wichtigſten Befoͤrderungs-
mittel. Eine gute Iſolirung, damit keine Electricitaͤt verloren
gehe; ein gutes Amalgam an dem Reibzeuge *), eine ſtarke Zu-
leitung der Electricitaͤt zu dem Reibzeuge hin; ſelbſt die richtig
gewaͤhlte Dicke des Wachstaffents, der zwiſchen dem Reibzeuge und
dem Conductor den Cylinder oder die Glasſcheibe bedeckt, und ſich
glatt anlegen muß, tragen zu Verſtaͤrkung der Wirkung weſentlich
bei. Auch die Groͤße und Geſtalt des Conductors iſt nicht gleich-

*) Das Kienmayerſche Amalgam aus 2 Th. Queckſilber, 1 Th.
Zink und 1 Th. engl. Zinn, oder das Singerſche aus 6 Th. Queck-
ſilber, 2 Th. Zink und 1 Th. Zinn ſind zu empfehlen, doch muß man
auch bei der Bereitungs-Art auf beſtimmte Weiſe (S. Gehlers
Woͤrterb. Art. Amalgama) verfahren. Verſchiedene Glas-Arten ſcheinen
auch etwas ungleiche Amalgame zu fordern. Ohne Zweifel ſind dieſe
Amalgame darum ſo wirkſam, weil ſie ſelbſt ſehr geneigt ſind, negativ
zu werden.
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[231/0245] meſſer, und noch dazu zwei zugleich an einer Axe gedreht, aus- gefuͤhrt worden. Ginge nun jener Cylinder auch viermal um, waͤhrend die Scheibe eine Umdrehung macht, ſo betruͤge dort die geriebene Flaͤche etwa 25 Quadratfuß in der Zeit, wo die Scheibe einmal umlaͤuft; an dieſer aber iſt die an jeder Seite geriebene Flaͤche wenigſtens 10 Quadratfuß und alſo an zwei verbundenen Scheiben 40 Quadratfuß und die Scheiben haben dann ſelbſt in ihren entfernteſten Puncten noch nicht die ſehr große Geſchwin- digkeit, die ich dem Cylinder beigelegt habe, ſo daß, wenn man jenen eben dieſe Geſchwindigkeit ertheilte, der Vortheil noch bedeu- tender auf der Seite der Scheibe waͤre. Auch in Hinſicht auf die immer gleiche Wirkſamkeit ſcheint es leichter, der ganz ebnen Scheibe groͤßere Vollkommenheit zu geben, als dem Cylinder, deſſen wahre Axe ſchwerlich ſo genau mit der eingeſetzten Axe zuſammen- ſtimmen wird, und der daher leicht in einigem Grade ungleich ſich an das Reibzeug preßt. Verſuche, beſonders von Cuthbertſon und Singer, haben auch dieſen Vorzug dargethan. Damit man aber mit einem Cylinder oder mit einer Scheibe von gegebner Groͤße alle die Wirkungen hervorbringe, deren ſie faͤhig ſind, koͤmmt es auf eine Menge einzelner Umſtaͤnde an. Die Schnelligkeit der Reibung iſt, ſo fern man ſie ohne andre Unbequemlichkeit ſteigern kann, eines der wichtigſten Befoͤrderungs- mittel. Eine gute Iſolirung, damit keine Electricitaͤt verloren gehe; ein gutes Amalgam an dem Reibzeuge *), eine ſtarke Zu- leitung der Electricitaͤt zu dem Reibzeuge hin; ſelbſt die richtig gewaͤhlte Dicke des Wachstaffents, der zwiſchen dem Reibzeuge und dem Conductor den Cylinder oder die Glasſcheibe bedeckt, und ſich glatt anlegen muß, tragen zu Verſtaͤrkung der Wirkung weſentlich bei. Auch die Groͤße und Geſtalt des Conductors iſt nicht gleich- *) Das Kienmayerſche Amalgam aus 2 Th. Queckſilber, 1 Th. Zink und 1 Th. engl. Zinn, oder das Singerſche aus 6 Th. Queck- ſilber, 2 Th. Zink und 1 Th. Zinn ſind zu empfehlen, doch muß man auch bei der Bereitungs-Art auf beſtimmte Weiſe (S. Gehlers Woͤrterb. Art. Amalgama) verfahren. Verſchiedene Glas-Arten ſcheinen auch etwas ungleiche Amalgame zu fordern. Ohne Zweifel ſind dieſe Amalgame darum ſo wirkſam, weil ſie ſelbſt ſehr geneigt ſind, negativ zu werden.

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Zitationshilfe: Brandes, Heinrich Wilhelm: Vorlesungen über die Naturlehre. Bd. 3. Leipzig, 1832, S. 231. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/brandes_naturlehre03_1832/245>, abgerufen am 04.05.2024.