raschend bleibt, als nicht bloß Gefrierkälte, sondern wirkliches Ge- frieren, eintritt, welches, wie Sie wissen, einen sehr großen und dauernden Verlust von Wärme voraussetzt *).
Einzelne schwierige Erscheinungen bei der Erhitzung flüssiger Körper.
Die bisher vorgetragenen Lehren von der Entstehung und Wirkung der Dämpfe standen alle in so schönem Zusammenhange, daß Sie, m. h. H., die Beantwortung einer Frage, die ich Ihnen sogleich vorlegen will, vermuthlich ohne Bedenken glauben aus- sprechen zu können, und doch einen Irrthum aussprechen werden, wenn Sie den bisherigen Lehrsätzen gemäß Ihre Antwort einrichten. Die Frage ist: Wenn man ein metallenes Gefäß bis zur vollen Glühehitze bringt, und nun einen Wassertropfen auf diese glühende Oberfläche fallen läßt, wird dieser schnell verdampfen? -- Niemand wird Bedenken tragen, zu antworten, daß, da schon eine mäßig erhitzte Ofenplatte Wärme genug besitzt, um Wassertropfen sogleich unter zischendem Geräusche zum schnellen Verkochen und zum Ver- dampfen zu bringen, die Glühehitze dies noch weit schneller bewir- ken müsse; -- und doch ist dies gar nicht der Fall. Der Ver- such, der dies beweiset, ist, wenn man keine sehr große Wasser- kugel verlangt, gar nicht schwer anzustellen, ja es bedarf dazu nicht einmal der Glühehitze. Zuerst bemerkt ist diese Erscheinung von Leidenfrost in der Mitte des vorigen Jahrhunderts und nach- her ist sie in Beziehung auf glühende Metalle öfter wiederholt dar- gestellt worden; später aber hat man bei polirten Metallen schon in viel geringerer Hitze eben das gefunden. Nimmt man nämlich ein silbernes Gefäß mit polirter Oberfläche und erhitzt dieses bedeutend über die Kochhitze, so wird ein hineinfallender einzelner Wassertro- pfen nicht zischend verkochen, sondern in Kugelform auf dem Bo-
*) Die von Muncke gegen diese ganze Ansicht gemachten Ein- würfe (Handb. d. Naturlehre II. 451 und I. 704.) muß ich der nähe- ren Prüfung der Leser überlassen; hier würde es zu viel Raum fordern, wenn ich die Gründe darlegen wollte, die mich, so wenig ich das Ge- wicht dieser Einwürfe geringschätzend beurtheile, veranlaßt haben, der bisherigen Ansicht von Ausstrahlung der Wärme treu zu bleiben.
raſchend bleibt, als nicht bloß Gefrierkaͤlte, ſondern wirkliches Ge- frieren, eintritt, welches, wie Sie wiſſen, einen ſehr großen und dauernden Verluſt von Waͤrme vorausſetzt *).
Einzelne ſchwierige Erſcheinungen bei der Erhitzung fluͤſſiger Koͤrper.
Die bisher vorgetragenen Lehren von der Entſtehung und Wirkung der Daͤmpfe ſtanden alle in ſo ſchoͤnem Zuſammenhange, daß Sie, m. h. H., die Beantwortung einer Frage, die ich Ihnen ſogleich vorlegen will, vermuthlich ohne Bedenken glauben aus- ſprechen zu koͤnnen, und doch einen Irrthum ausſprechen werden, wenn Sie den bisherigen Lehrſaͤtzen gemaͤß Ihre Antwort einrichten. Die Frage iſt: Wenn man ein metallenes Gefaͤß bis zur vollen Gluͤhehitze bringt, und nun einen Waſſertropfen auf dieſe gluͤhende Oberflaͤche fallen laͤßt, wird dieſer ſchnell verdampfen? — Niemand wird Bedenken tragen, zu antworten, daß, da ſchon eine maͤßig erhitzte Ofenplatte Waͤrme genug beſitzt, um Waſſertropfen ſogleich unter ziſchendem Geraͤuſche zum ſchnellen Verkochen und zum Ver- dampfen zu bringen, die Gluͤhehitze dies noch weit ſchneller bewir- ken muͤſſe; — und doch iſt dies gar nicht der Fall. Der Ver- ſuch, der dies beweiſet, iſt, wenn man keine ſehr große Waſſer- kugel verlangt, gar nicht ſchwer anzuſtellen, ja es bedarf dazu nicht einmal der Gluͤhehitze. Zuerſt bemerkt iſt dieſe Erſcheinung von Leidenfroſt in der Mitte des vorigen Jahrhunderts und nach- her iſt ſie in Beziehung auf gluͤhende Metalle oͤfter wiederholt dar- geſtellt worden; ſpaͤter aber hat man bei polirten Metallen ſchon in viel geringerer Hitze eben das gefunden. Nimmt man naͤmlich ein ſilbernes Gefaͤß mit polirter Oberflaͤche und erhitzt dieſes bedeutend uͤber die Kochhitze, ſo wird ein hineinfallender einzelner Waſſertro- pfen nicht ziſchend verkochen, ſondern in Kugelform auf dem Bo-
*) Die von Muncke gegen dieſe ganze Anſicht gemachten Ein- wuͤrfe (Handb. d. Naturlehre II. 451 und I. 704.) muß ich der naͤhe- ren Pruͤfung der Leſer uͤberlaſſen; hier wuͤrde es zu viel Raum fordern, wenn ich die Gruͤnde darlegen wollte, die mich, ſo wenig ich das Ge- wicht dieſer Einwuͤrfe geringſchaͤtzend beurtheile, veranlaßt haben, der bisherigen Anſicht von Ausſtrahlung der Waͤrme treu zu bleiben.
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raſchend bleibt, als nicht bloß Gefrierkaͤlte, ſondern wirkliches Ge-
frieren, eintritt, welches, wie Sie wiſſen, einen ſehr großen und
dauernden Verluſt von Waͤrme vorausſetzt *).
Einzelne ſchwierige Erſcheinungen bei der Erhitzung
fluͤſſiger Koͤrper.
Die bisher vorgetragenen Lehren von der Entſtehung und
Wirkung der Daͤmpfe ſtanden alle in ſo ſchoͤnem Zuſammenhange,
daß Sie, m. h. H., die Beantwortung einer Frage, die ich Ihnen
ſogleich vorlegen will, vermuthlich ohne Bedenken glauben aus-
ſprechen zu koͤnnen, und doch einen Irrthum ausſprechen werden,
wenn Sie den bisherigen Lehrſaͤtzen gemaͤß Ihre Antwort einrichten.
Die Frage iſt: Wenn man ein metallenes Gefaͤß bis zur vollen
Gluͤhehitze bringt, und nun einen Waſſertropfen auf dieſe gluͤhende
Oberflaͤche fallen laͤßt, wird dieſer ſchnell verdampfen? — Niemand
wird Bedenken tragen, zu antworten, daß, da ſchon eine maͤßig
erhitzte Ofenplatte Waͤrme genug beſitzt, um Waſſertropfen ſogleich
unter ziſchendem Geraͤuſche zum ſchnellen Verkochen und zum Ver-
dampfen zu bringen, die Gluͤhehitze dies noch weit ſchneller bewir-
ken muͤſſe; — und doch iſt dies gar nicht der Fall. Der Ver-
ſuch, der dies beweiſet, iſt, wenn man keine ſehr große Waſſer-
kugel verlangt, gar nicht ſchwer anzuſtellen, ja es bedarf dazu nicht
einmal der Gluͤhehitze. Zuerſt bemerkt iſt dieſe Erſcheinung von
Leidenfroſt in der Mitte des vorigen Jahrhunderts und nach-
her iſt ſie in Beziehung auf gluͤhende Metalle oͤfter wiederholt dar-
geſtellt worden; ſpaͤter aber hat man bei polirten Metallen ſchon in
viel geringerer Hitze eben das gefunden. Nimmt man naͤmlich ein
ſilbernes Gefaͤß mit polirter Oberflaͤche und erhitzt dieſes bedeutend
uͤber die Kochhitze, ſo wird ein hineinfallender einzelner Waſſertro-
pfen nicht ziſchend verkochen, ſondern in Kugelform auf dem Bo-
*) Die von Muncke gegen dieſe ganze Anſicht gemachten Ein-
wuͤrfe (Handb. d. Naturlehre II. 451 und I. 704.) muß ich der naͤhe-
ren Pruͤfung der Leſer uͤberlaſſen; hier wuͤrde es zu viel Raum fordern,
wenn ich die Gruͤnde darlegen wollte, die mich, ſo wenig ich das Ge-
wicht dieſer Einwuͤrfe geringſchaͤtzend beurtheile, veranlaßt haben, der
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Brandes, Heinrich Wilhelm: Vorlesungen über die Naturlehre. Bd. 3. Leipzig, 1832, S. 167. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/brandes_naturlehre03_1832/181>, abgerufen am 19.07.2024.
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