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Brandes, Heinrich Wilhelm: Vorlesungen über die Naturlehre. Bd. 3. Leipzig, 1832.

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Waage gelegt und der freien Luft ausgesetzt, allmählig schwerer
wird; die Gewichtszunahme ist bei feuchtem Wetter am schnellsten
und größten. Sie übersehen leicht, daß diese Bestimmung der
Feuchtigkeit an sich keine große Genauigkeit gestattet, und daß we-
gen der längeren Zeit, die allemal vergehen muß, ehe das Salz die
angemessene Menge von Wasser aufnimmt, schnelle Aenderungen
der Feuchtigkeit in der Luft gar nicht beobachtet werden können.
Indeß können diese Mittel dienen, um z. B. zu prüfen, in welchem
Grade feucht ein dumpfes Zimmer oder ein Keller ist, und es ist
bekannt, daß es oft genug vorkömmt, daß ein mit salzigem Wasser
durchzogenes Holz an einem feuchten Orte nie trocknet.

Einen bedeutenden Vorzug vor diesen Hygrometern haben
diejenigen, die von der Aenderung der Gestalt der Körper abhängen.
Es ist bekannt, daß gedrehte Seile sich durch Feuchtigkeit verkürzen,
daß dadurch eine aufwickelnde Drehung entsteht, und hierauf allein
hat man schon Anordnungen von sehr unvollkommenen Hygrome-
tern gegründet. Eben darauf gegründet, aber auch ziemlich ebenso
unvollkommen sind die Hygrometer, die aus einer unten mit einer
thierischen Haut geschlossenen und mit Quecksilber gefüllten Glas-
röhre bestehen; zieht sich bei veränderter Trockenheit der Luft diese
Haut zusammen, verkleinert sich also der von derselben gebildete, das
Quecksilber fassende Sack, so steigt das Quecksilber in der Röhre.
Diese Hygrometer werden mit der Zeit unempfindlicher, und es
ist auch kaum möglich, sie so übereinstimmend zu machen, daß die
Grade zweier Hygrometer als gleichen Feuchtigkeiten entsprechend
können angesehen werden.

Etwas tauglicher sind die Federkielhygrometer und die Elfen-
beinhygrometer. Aus der Beschreibung der letztern, die Leslie
da anzuwenden empfielt, wo andre Hygrometer sich nicht gut
anwenden lassen, z. B. um die Feuchtigkeit im Innern eines Korn-
haufens zu untersuchen, wird sich auch die Einrichtung der erstern,
bei welchen ein dazu besonders präparirter Federkiel gebraucht wird,
übersehen lassen. Man drechselt (Fig. 31.) aus recht fein geader-
tem Elfenbein einen eiförmigen Körper A etwa Zoll lang,
aber von so dünnen Wänden, daß er nur 8 bis 10 Gran wiegt,
und doch 300 Gran Quecksilber faßt; an dem obern Ende wird
mit einer feinen Schraube ein etwas dickeres Stück B eingesetzt,

Waage gelegt und der freien Luft ausgeſetzt, allmaͤhlig ſchwerer
wird; die Gewichtszunahme iſt bei feuchtem Wetter am ſchnellſten
und groͤßten. Sie uͤberſehen leicht, daß dieſe Beſtimmung der
Feuchtigkeit an ſich keine große Genauigkeit geſtattet, und daß we-
gen der laͤngeren Zeit, die allemal vergehen muß, ehe das Salz die
angemeſſene Menge von Waſſer aufnimmt, ſchnelle Aenderungen
der Feuchtigkeit in der Luft gar nicht beobachtet werden koͤnnen.
Indeß koͤnnen dieſe Mittel dienen, um z. B. zu pruͤfen, in welchem
Grade feucht ein dumpfes Zimmer oder ein Keller iſt, und es iſt
bekannt, daß es oft genug vorkoͤmmt, daß ein mit ſalzigem Waſſer
durchzogenes Holz an einem feuchten Orte nie trocknet.

Einen bedeutenden Vorzug vor dieſen Hygrometern haben
diejenigen, die von der Aenderung der Geſtalt der Koͤrper abhaͤngen.
Es iſt bekannt, daß gedrehte Seile ſich durch Feuchtigkeit verkuͤrzen,
daß dadurch eine aufwickelnde Drehung entſteht, und hierauf allein
hat man ſchon Anordnungen von ſehr unvollkommenen Hygrome-
tern gegruͤndet. Eben darauf gegruͤndet, aber auch ziemlich ebenſo
unvollkommen ſind die Hygrometer, die aus einer unten mit einer
thieriſchen Haut geſchloſſenen und mit Queckſilber gefuͤllten Glas-
roͤhre beſtehen; zieht ſich bei veraͤnderter Trockenheit der Luft dieſe
Haut zuſammen, verkleinert ſich alſo der von derſelben gebildete, das
Queckſilber faſſende Sack, ſo ſteigt das Queckſilber in der Roͤhre.
Dieſe Hygrometer werden mit der Zeit unempfindlicher, und es
iſt auch kaum moͤglich, ſie ſo uͤbereinſtimmend zu machen, daß die
Grade zweier Hygrometer als gleichen Feuchtigkeiten entſprechend
koͤnnen angeſehen werden.

Etwas tauglicher ſind die Federkielhygrometer und die Elfen-
beinhygrometer. Aus der Beſchreibung der letztern, die Leslie
da anzuwenden empfielt, wo andre Hygrometer ſich nicht gut
anwenden laſſen, z. B. um die Feuchtigkeit im Innern eines Korn-
haufens zu unterſuchen, wird ſich auch die Einrichtung der erſtern,
bei welchen ein dazu beſonders praͤparirter Federkiel gebraucht wird,
uͤberſehen laſſen. Man drechſelt (Fig. 31.) aus recht fein geader-
tem Elfenbein einen eifoͤrmigen Koͤrper A etwa Zoll lang,
aber von ſo duͤnnen Waͤnden, daß er nur 8 bis 10 Gran wiegt,
und doch 300 Gran Queckſilber faßt; an dem obern Ende wird
mit einer feinen Schraube ein etwas dickeres Stuͤck B eingeſetzt,

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[144/0158] Waage gelegt und der freien Luft ausgeſetzt, allmaͤhlig ſchwerer wird; die Gewichtszunahme iſt bei feuchtem Wetter am ſchnellſten und groͤßten. Sie uͤberſehen leicht, daß dieſe Beſtimmung der Feuchtigkeit an ſich keine große Genauigkeit geſtattet, und daß we- gen der laͤngeren Zeit, die allemal vergehen muß, ehe das Salz die angemeſſene Menge von Waſſer aufnimmt, ſchnelle Aenderungen der Feuchtigkeit in der Luft gar nicht beobachtet werden koͤnnen. Indeß koͤnnen dieſe Mittel dienen, um z. B. zu pruͤfen, in welchem Grade feucht ein dumpfes Zimmer oder ein Keller iſt, und es iſt bekannt, daß es oft genug vorkoͤmmt, daß ein mit ſalzigem Waſſer durchzogenes Holz an einem feuchten Orte nie trocknet. Einen bedeutenden Vorzug vor dieſen Hygrometern haben diejenigen, die von der Aenderung der Geſtalt der Koͤrper abhaͤngen. Es iſt bekannt, daß gedrehte Seile ſich durch Feuchtigkeit verkuͤrzen, daß dadurch eine aufwickelnde Drehung entſteht, und hierauf allein hat man ſchon Anordnungen von ſehr unvollkommenen Hygrome- tern gegruͤndet. Eben darauf gegruͤndet, aber auch ziemlich ebenſo unvollkommen ſind die Hygrometer, die aus einer unten mit einer thieriſchen Haut geſchloſſenen und mit Queckſilber gefuͤllten Glas- roͤhre beſtehen; zieht ſich bei veraͤnderter Trockenheit der Luft dieſe Haut zuſammen, verkleinert ſich alſo der von derſelben gebildete, das Queckſilber faſſende Sack, ſo ſteigt das Queckſilber in der Roͤhre. Dieſe Hygrometer werden mit der Zeit unempfindlicher, und es iſt auch kaum moͤglich, ſie ſo uͤbereinſtimmend zu machen, daß die Grade zweier Hygrometer als gleichen Feuchtigkeiten entſprechend koͤnnen angeſehen werden. Etwas tauglicher ſind die Federkielhygrometer und die Elfen- beinhygrometer. Aus der Beſchreibung der letztern, die Leslie da anzuwenden empfielt, wo andre Hygrometer ſich nicht gut anwenden laſſen, z. B. um die Feuchtigkeit im Innern eines Korn- haufens zu unterſuchen, wird ſich auch die Einrichtung der erſtern, bei welchen ein dazu beſonders praͤparirter Federkiel gebraucht wird, uͤberſehen laſſen. Man drechſelt (Fig. 31.) aus recht fein geader- tem Elfenbein einen eifoͤrmigen Koͤrper A etwa [FORMEL] Zoll lang, aber von ſo duͤnnen Waͤnden, daß er nur 8 bis 10 Gran wiegt, und doch 300 Gran Queckſilber faßt; an dem obern Ende wird mit einer feinen Schraube ein etwas dickeres Stuͤck B eingeſetzt,

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Zitationshilfe: Brandes, Heinrich Wilhelm: Vorlesungen über die Naturlehre. Bd. 3. Leipzig, 1832, S. 144. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/brandes_naturlehre03_1832/158>, abgerufen am 27.11.2024.