Um diesen großen Unglücksfällen, die schon zahlreichen Men- schen das Leben gekostet haben, vorzubeugen, hat man mehrere Vorschläge gethan. Gegen eine nicht allzu plötzlich eintretende Ver- mehrung der Kraft des Dampfes thut gewöhnlich das Sicherheits- ventil vollkommen genügende Dienste, jedoch hat man nöthig gefun- den, das Ventil nicht so, daß es einen breiten Rand rund um die Oeffnung herum bedeckt, anzubringen, weil das Hervordringen des Dampfes zwischen diesen Rändern ebenso wie das Hervordringen verdichteter Luft gehindert wird *), und so das Entweichen des Dampfes nicht in hinreichendem Maaße statt findet. Aber da so sehr oft das Zerspringen des Kessels durch eine plötzlich vermehrte Dampf-Entwickelung bewirkt zu werden scheint, da das Zersprin- gen zuweilen eingetreten ist, gleich nachdem das Sicherheitsventil sich wirklich geöffnet hatte; so sieht man, daß dieses für solche Fälle nicht ausreicht. Man hat daher, und dieses hat namentlich Per- kins bei seinen Maschinen angebracht, einen Theil der Röhren (Fig. 30. bei M.) viel schwächer, als alle übrige dem Drucke des Dampfes ausgesetzten Wände gemacht, und diesem schwachen Theile eine solche Stellung gegeben, daß die Röhre hier, indem sie zer- sprengt wird, keine Nachtheile hervorbringen kann. Je größer der so dem Dampfe geöffnete Ausgang ist, desto mehr Sicherheit gewähren gewiß diese Sicherungsröhren. Indeß bleibt doch, wie mir scheint, auch hier noch die Bedenklichkeit übrig, ob für eine plötzliche, beinahe vollkommen explodirende, Entwickelung von Dampf dieses Mittel ausreiche, und ob nicht der durch den Wechsel der Temperatur zum Zerspringen vorbereitete Kessel, seiner größern Stärke ungeachtet, schon in eben dem Augenblicke platzen kann, wo jene Röhre zerstört wird.
Das wirksamste Mittel gegen das Zerspringen des Kessels scheint daher ein solches zu sein, was die zu große Erhitzung des Kessels unmöglich macht. Wasserdämpfe können, das dürfen wir doch wohl mit aller Sicherheit behaupten, niemals eine Elasticität
Theil, weshalb denn dieses Herausbeugen und Hereinbeugen, wobei die von der Wasserfläche bezeichnete Linie ruhend bleibe, mir nicht statt zu finden scheint.
*) Vergl. I. Th. S. 269.
Um dieſen großen Ungluͤcksfaͤllen, die ſchon zahlreichen Men- ſchen das Leben gekoſtet haben, vorzubeugen, hat man mehrere Vorſchlaͤge gethan. Gegen eine nicht allzu ploͤtzlich eintretende Ver- mehrung der Kraft des Dampfes thut gewoͤhnlich das Sicherheits- ventil vollkommen genuͤgende Dienſte, jedoch hat man noͤthig gefun- den, das Ventil nicht ſo, daß es einen breiten Rand rund um die Oeffnung herum bedeckt, anzubringen, weil das Hervordringen des Dampfes zwiſchen dieſen Raͤndern ebenſo wie das Hervordringen verdichteter Luft gehindert wird *), und ſo das Entweichen des Dampfes nicht in hinreichendem Maaße ſtatt findet. Aber da ſo ſehr oft das Zerſpringen des Keſſels durch eine ploͤtzlich vermehrte Dampf-Entwickelung bewirkt zu werden ſcheint, da das Zerſprin- gen zuweilen eingetreten iſt, gleich nachdem das Sicherheitsventil ſich wirklich geoͤffnet hatte; ſo ſieht man, daß dieſes fuͤr ſolche Faͤlle nicht ausreicht. Man hat daher, und dieſes hat namentlich Per- kins bei ſeinen Maſchinen angebracht, einen Theil der Roͤhren (Fig. 30. bei M.) viel ſchwaͤcher, als alle uͤbrige dem Drucke des Dampfes ausgeſetzten Waͤnde gemacht, und dieſem ſchwachen Theile eine ſolche Stellung gegeben, daß die Roͤhre hier, indem ſie zer- ſprengt wird, keine Nachtheile hervorbringen kann. Je groͤßer der ſo dem Dampfe geoͤffnete Ausgang iſt, deſto mehr Sicherheit gewaͤhren gewiß dieſe Sicherungsroͤhren. Indeß bleibt doch, wie mir ſcheint, auch hier noch die Bedenklichkeit uͤbrig, ob fuͤr eine ploͤtzliche, beinahe vollkommen explodirende, Entwickelung von Dampf dieſes Mittel ausreiche, und ob nicht der durch den Wechſel der Temperatur zum Zerſpringen vorbereitete Keſſel, ſeiner groͤßern Staͤrke ungeachtet, ſchon in eben dem Augenblicke platzen kann, wo jene Roͤhre zerſtoͤrt wird.
Das wirkſamſte Mittel gegen das Zerſpringen des Keſſels ſcheint daher ein ſolches zu ſein, was die zu große Erhitzung des Keſſels unmoͤglich macht. Waſſerdaͤmpfe koͤnnen, das duͤrfen wir doch wohl mit aller Sicherheit behaupten, niemals eine Elaſticitaͤt
Theil, weshalb denn dieſes Herausbeugen und Hereinbeugen, wobei die von der Waſſerflaͤche bezeichnete Linie ruhend bleibe, mir nicht ſtatt zu finden ſcheint.
*) Vergl. I. Th. S. 269.
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Um dieſen großen Ungluͤcksfaͤllen, die ſchon zahlreichen Men-
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mehrung der Kraft des Dampfes thut gewoͤhnlich das Sicherheits-
ventil vollkommen genuͤgende Dienſte, jedoch hat man noͤthig gefun-
den, das Ventil nicht ſo, daß es einen breiten Rand rund um die
Oeffnung herum bedeckt, anzubringen, weil das Hervordringen des
Dampfes zwiſchen dieſen Raͤndern ebenſo wie das Hervordringen
verdichteter Luft gehindert wird *), und ſo das Entweichen des
Dampfes nicht in hinreichendem Maaße ſtatt findet. Aber da ſo
ſehr oft das Zerſpringen des Keſſels durch eine ploͤtzlich vermehrte
Dampf-Entwickelung bewirkt zu werden ſcheint, da das Zerſprin-
gen zuweilen eingetreten iſt, gleich nachdem das Sicherheitsventil
ſich wirklich geoͤffnet hatte; ſo ſieht man, daß dieſes fuͤr ſolche Faͤlle
nicht ausreicht. Man hat daher, und dieſes hat namentlich Per-
kins bei ſeinen Maſchinen angebracht, einen Theil der Roͤhren
(Fig. 30. bei M.) viel ſchwaͤcher, als alle uͤbrige dem Drucke des
Dampfes ausgeſetzten Waͤnde gemacht, und dieſem ſchwachen Theile
eine ſolche Stellung gegeben, daß die Roͤhre hier, indem ſie zer-
ſprengt wird, keine Nachtheile hervorbringen kann. Je groͤßer der
ſo dem Dampfe geoͤffnete Ausgang iſt, deſto mehr Sicherheit
gewaͤhren gewiß dieſe Sicherungsroͤhren. Indeß bleibt doch, wie
mir ſcheint, auch hier noch die Bedenklichkeit uͤbrig, ob fuͤr eine
ploͤtzliche, beinahe vollkommen explodirende, Entwickelung von Dampf
dieſes Mittel ausreiche, und ob nicht der durch den Wechſel der
Temperatur zum Zerſpringen vorbereitete Keſſel, ſeiner groͤßern
Staͤrke ungeachtet, ſchon in eben dem Augenblicke platzen kann,
wo jene Roͤhre zerſtoͤrt wird.
Das wirkſamſte Mittel gegen das Zerſpringen des Keſſels
ſcheint daher ein ſolches zu ſein, was die zu große Erhitzung des
Keſſels unmoͤglich macht. Waſſerdaͤmpfe koͤnnen, das duͤrfen wir
doch wohl mit aller Sicherheit behaupten, niemals eine Elaſticitaͤt
*)
*) Vergl. I. Th. S. 269.
*) Theil, weshalb denn dieſes Herausbeugen und Hereinbeugen, wobei die
von der Waſſerflaͤche bezeichnete Linie ruhend bleibe, mir nicht ſtatt zu
finden ſcheint.
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Brandes, Heinrich Wilhelm: Vorlesungen über die Naturlehre. Bd. 3. Leipzig, 1832, S. 138. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/brandes_naturlehre03_1832/152>, abgerufen am 23.11.2024.
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