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Brandes, Heinrich Wilhelm: Vorlesungen über die Naturlehre. Bd. 3. Leipzig, 1832.

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der gemeinschaftlichen Axe zweier dieser Räder ein gezahntes Rad an-
gebracht, und dieses durch die Dampfmaschine in Bewegung gesetzt
werden müsse; -- es ist ganz offenbar, daß dann diese beiden Räder in
Umdrehung gesetzt werden und durch ihr Fortwälzen über dem Bo-
den den ganzen Apparat fortbewegen. Aber dieser einfache Gedanke
ist nicht so leicht ausgeführt. Wenn man eine Dampfmaschine in
einer Fabrik und selbst, wenn gleich da schon bei beschränkterem
Raume, in einem Dampfschiffe einrichtet, so kann man sich hin-
reichenden Platz, um die Maschine gehörig groß anzulegen, nehmen;
es kömmt auch auf ein größeres Gewicht aller Theile der Dampf-
maschine nicht so sehr an, und man kann alle Mittel zu Verstär-
kung des Feuers durch große Blasebälge und durch hohe Schorn-
steinröhren ohne Schwierigkeit anbringen; bei einem Dampfwagen
hingegen ist der Raum im höchsten Grade beschränkt, die Anbrin-
gung hoher Schornsteine unbequem und fast unmöglich, und so
findet der Erbauer der Maschine sich mannigfaltig von allen Seiten
eingeengt. Die Maschinen von hohem Drucke, die in kleinen Ab-
messungen ausgeführt doch große Wirkung geben, bieten hier aller-
dings ein wichtiges Hülfsmittel dar; aber je stärkere Elasticität der
Dämpfe sie fordern, desto heftiger muß auch die Hitze sein, desto
mehr Mittel, um das Feuer kräftig anzublasen, muß man besitzen,
und dieses in so kleinem Raume auszuführen, ist daher eine Haupt-
Aufgabe, mit deren immer vollständigerer Auflösung sich die Ver-
fertiger von Dampfwagen beschäftigen. Auf unsern gewöhnlichen
Wegen sind, selbst wenn sie horizontal fortgehen, noch mehr aber
wenn sie aufwärts gehen, die Hindernisse so groß, daß man sogar
in England es noch nicht zweckmäßig gefunden hat, auf Chausseen
Dampfwagen anzuwenden, sondern diese nur auf den Eisenbahnen
gebraucht. Die englischen Eisenbahnen gewähren nämlich eine so
große Erleichterung bei der Fortschaffung von Lasten, daß man dort
viel eher eine Dampffahrt zu Stande bringen kann. Nach eng-
lischen Berichten *) rechnet man auf vollkommen guten Chausseen
doch nur 1500 Pfund für ein Pferd, wenn es die Last mit ziem-
licher Geschwindigkeit fortbringen soll; auf den Eisenbahnen aber
bringt ein Pferd 20000 Pfund fort. Bei der Beförderung von

*) Quaterly Review XLII. 343.


der gemeinſchaftlichen Axe zweier dieſer Raͤder ein gezahntes Rad an-
gebracht, und dieſes durch die Dampfmaſchine in Bewegung geſetzt
werden muͤſſe; — es iſt ganz offenbar, daß dann dieſe beiden Raͤder in
Umdrehung geſetzt werden und durch ihr Fortwaͤlzen uͤber dem Bo-
den den ganzen Apparat fortbewegen. Aber dieſer einfache Gedanke
iſt nicht ſo leicht ausgefuͤhrt. Wenn man eine Dampfmaſchine in
einer Fabrik und ſelbſt, wenn gleich da ſchon bei beſchraͤnkterem
Raume, in einem Dampfſchiffe einrichtet, ſo kann man ſich hin-
reichenden Platz, um die Maſchine gehoͤrig groß anzulegen, nehmen;
es koͤmmt auch auf ein groͤßeres Gewicht aller Theile der Dampf-
maſchine nicht ſo ſehr an, und man kann alle Mittel zu Verſtaͤr-
kung des Feuers durch große Blaſebaͤlge und durch hohe Schorn-
ſteinroͤhren ohne Schwierigkeit anbringen; bei einem Dampfwagen
hingegen iſt der Raum im hoͤchſten Grade beſchraͤnkt, die Anbrin-
gung hoher Schornſteine unbequem und faſt unmoͤglich, und ſo
findet der Erbauer der Maſchine ſich mannigfaltig von allen Seiten
eingeengt. Die Maſchinen von hohem Drucke, die in kleinen Ab-
meſſungen ausgefuͤhrt doch große Wirkung geben, bieten hier aller-
dings ein wichtiges Huͤlfsmittel dar; aber je ſtaͤrkere Elaſticitaͤt der
Daͤmpfe ſie fordern, deſto heftiger muß auch die Hitze ſein, deſto
mehr Mittel, um das Feuer kraͤftig anzublaſen, muß man beſitzen,
und dieſes in ſo kleinem Raume auszufuͤhren, iſt daher eine Haupt-
Aufgabe, mit deren immer vollſtaͤndigerer Aufloͤſung ſich die Ver-
fertiger von Dampfwagen beſchaͤftigen. Auf unſern gewoͤhnlichen
Wegen ſind, ſelbſt wenn ſie horizontal fortgehen, noch mehr aber
wenn ſie aufwaͤrts gehen, die Hinderniſſe ſo groß, daß man ſogar
in England es noch nicht zweckmaͤßig gefunden hat, auf Chauſſeen
Dampfwagen anzuwenden, ſondern dieſe nur auf den Eiſenbahnen
gebraucht. Die engliſchen Eiſenbahnen gewaͤhren naͤmlich eine ſo
große Erleichterung bei der Fortſchaffung von Laſten, daß man dort
viel eher eine Dampffahrt zu Stande bringen kann. Nach eng-
liſchen Berichten *) rechnet man auf vollkommen guten Chauſſeen
doch nur 1500 Pfund fuͤr ein Pferd, wenn es die Laſt mit ziem-
licher Geſchwindigkeit fortbringen ſoll; auf den Eiſenbahnen aber
bringt ein Pferd 20000 Pfund fort. Bei der Befoͤrderung von

*) Quaterly Review XLII. 343.
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[132/0146] der gemeinſchaftlichen Axe zweier dieſer Raͤder ein gezahntes Rad an- gebracht, und dieſes durch die Dampfmaſchine in Bewegung geſetzt werden muͤſſe; — es iſt ganz offenbar, daß dann dieſe beiden Raͤder in Umdrehung geſetzt werden und durch ihr Fortwaͤlzen uͤber dem Bo- den den ganzen Apparat fortbewegen. Aber dieſer einfache Gedanke iſt nicht ſo leicht ausgefuͤhrt. Wenn man eine Dampfmaſchine in einer Fabrik und ſelbſt, wenn gleich da ſchon bei beſchraͤnkterem Raume, in einem Dampfſchiffe einrichtet, ſo kann man ſich hin- reichenden Platz, um die Maſchine gehoͤrig groß anzulegen, nehmen; es koͤmmt auch auf ein groͤßeres Gewicht aller Theile der Dampf- maſchine nicht ſo ſehr an, und man kann alle Mittel zu Verſtaͤr- kung des Feuers durch große Blaſebaͤlge und durch hohe Schorn- ſteinroͤhren ohne Schwierigkeit anbringen; bei einem Dampfwagen hingegen iſt der Raum im hoͤchſten Grade beſchraͤnkt, die Anbrin- gung hoher Schornſteine unbequem und faſt unmoͤglich, und ſo findet der Erbauer der Maſchine ſich mannigfaltig von allen Seiten eingeengt. Die Maſchinen von hohem Drucke, die in kleinen Ab- meſſungen ausgefuͤhrt doch große Wirkung geben, bieten hier aller- dings ein wichtiges Huͤlfsmittel dar; aber je ſtaͤrkere Elaſticitaͤt der Daͤmpfe ſie fordern, deſto heftiger muß auch die Hitze ſein, deſto mehr Mittel, um das Feuer kraͤftig anzublaſen, muß man beſitzen, und dieſes in ſo kleinem Raume auszufuͤhren, iſt daher eine Haupt- Aufgabe, mit deren immer vollſtaͤndigerer Aufloͤſung ſich die Ver- fertiger von Dampfwagen beſchaͤftigen. Auf unſern gewoͤhnlichen Wegen ſind, ſelbſt wenn ſie horizontal fortgehen, noch mehr aber wenn ſie aufwaͤrts gehen, die Hinderniſſe ſo groß, daß man ſogar in England es noch nicht zweckmaͤßig gefunden hat, auf Chauſſeen Dampfwagen anzuwenden, ſondern dieſe nur auf den Eiſenbahnen gebraucht. Die engliſchen Eiſenbahnen gewaͤhren naͤmlich eine ſo große Erleichterung bei der Fortſchaffung von Laſten, daß man dort viel eher eine Dampffahrt zu Stande bringen kann. Nach eng- liſchen Berichten *) rechnet man auf vollkommen guten Chauſſeen doch nur 1500 Pfund fuͤr ein Pferd, wenn es die Laſt mit ziem- licher Geſchwindigkeit fortbringen ſoll; auf den Eiſenbahnen aber bringt ein Pferd 20000 Pfund fort. Bei der Befoͤrderung von *) Quaterly Review XLII. 343.

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Zitationshilfe: Brandes, Heinrich Wilhelm: Vorlesungen über die Naturlehre. Bd. 3. Leipzig, 1832, S. 132. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/brandes_naturlehre03_1832/146>, abgerufen am 03.12.2024.