dünstung beschleuniget. Doch die Beweise für die bei der Verdam- pfung latent werdende Wärme bieten sich uns in der Folge noch auffallender dar.
Elasticität der Dämpfe.
Die Dämpfe sind ein elastisches, in vieler Hinsicht der Luft ähnliches Fluidum. Um sich von der Elasticität der Dämpfe zu überzeugen, ist vielleicht kein Versuch besser geeignet, als der fol- gende, wo sich die Dämpfe in gewöhnlicher Luftwärme entwickeln und sogleich eine bedeutende Quecksilbersäule tragen. Man bedient sich zweier verbundener Glasröhren TT, FA (Fig. 21.), deren eine TT oben ganz offen bleibt, die andere FA mit einem Hahne Y oben geschlossen werden kann. Füllt man nun, indem man den oberen Ansatz ganz abschraubt, beide Röhren bis an Hh mit Queck- silber, so steht dieses gewiß in beiden Röhren gleich hoch, weil der freie Luftdruck auf beide Oberflächen statt findet, und eben das dauert fort, wenn man das obere Stück mit dem schließenden Hahne wieder aufschraubt. Dieser Hahn Y, der gar keine Bohrung hat, dient bei jeder Stellung, um das kleine oberhalb Y befindliche Ge- fäß von der Röhre FA abzusperren; aber seine Fassung hat sowohl nach oben als gegen A zu eine Oeffnung, und in der, übrigens genau cylindrischen, Oberfläche des Hahnes selbst befindet sich eine genau unter die Oeffnung t des oberhalb Y befindlichen Gefäßes V pas- sende Vertiefung, damit, wenn das Gefäß mit einer Flüssigkeit, z. B. Aether, gefüllt ist, und diese Vertiefung sich an der Oeffnung t befindet, auch sie einen Tropfen eben jener Flüssigkeit aufnehme. Wird nun der Hahn in seiner genau schließenden Fassung gedreht, so daß der in der Höhlung aufgefaßte kleine Tropfen auf die untere Seite des Hahnes, also vor die nach der Röhre AF gehende Oeff- nung kömmt, so verdampft er und diese Dämpfe füllen die Röhre AF; sogleich aber steigt auch das Quecksilber in der andern Röhre, während es in AF herabgedrückt wird, und man sieht deutlich, daß die Elasticität der Dämpfe stark genug ist, um selbst bei mäßiger Temperatur eine erhebliche Quecksilbersäule zu tragen. Man be- dient sich hiezu gern des Schwefel-Aethers, weil er, schnell ver- dampfend, die Wirkung sogleich hervorbringt, und weil die Elasti- cität seiner Dämpfe größer ist, als die des Wassers.
duͤnſtung beſchleuniget. Doch die Beweiſe fuͤr die bei der Verdam- pfung latent werdende Waͤrme bieten ſich uns in der Folge noch auffallender dar.
Elaſticitaͤt der Daͤmpfe.
Die Daͤmpfe ſind ein elaſtiſches, in vieler Hinſicht der Luft aͤhnliches Fluidum. Um ſich von der Elaſticitaͤt der Daͤmpfe zu uͤberzeugen, iſt vielleicht kein Verſuch beſſer geeignet, als der fol- gende, wo ſich die Daͤmpfe in gewoͤhnlicher Luftwaͤrme entwickeln und ſogleich eine bedeutende Queckſilberſaͤule tragen. Man bedient ſich zweier verbundener Glasroͤhren TT, FA (Fig. 21.), deren eine TT oben ganz offen bleibt, die andere FA mit einem Hahne Y oben geſchloſſen werden kann. Fuͤllt man nun, indem man den oberen Anſatz ganz abſchraubt, beide Roͤhren bis an Hh mit Queck- ſilber, ſo ſteht dieſes gewiß in beiden Roͤhren gleich hoch, weil der freie Luftdruck auf beide Oberflaͤchen ſtatt findet, und eben das dauert fort, wenn man das obere Stuͤck mit dem ſchließenden Hahne wieder aufſchraubt. Dieſer Hahn Y, der gar keine Bohrung hat, dient bei jeder Stellung, um das kleine oberhalb Y befindliche Ge- faͤß von der Roͤhre FA abzuſperren; aber ſeine Faſſung hat ſowohl nach oben als gegen A zu eine Oeffnung, und in der, uͤbrigens genau cylindriſchen, Oberflaͤche des Hahnes ſelbſt befindet ſich eine genau unter die Oeffnung t des oberhalb Y befindlichen Gefaͤßes V paſ- ſende Vertiefung, damit, wenn das Gefaͤß mit einer Fluͤſſigkeit, z. B. Aether, gefuͤllt iſt, und dieſe Vertiefung ſich an der Oeffnung t befindet, auch ſie einen Tropfen eben jener Fluͤſſigkeit aufnehme. Wird nun der Hahn in ſeiner genau ſchließenden Faſſung gedreht, ſo daß der in der Hoͤhlung aufgefaßte kleine Tropfen auf die untere Seite des Hahnes, alſo vor die nach der Roͤhre AF gehende Oeff- nung koͤmmt, ſo verdampft er und dieſe Daͤmpfe fuͤllen die Roͤhre AF; ſogleich aber ſteigt auch das Queckſilber in der andern Roͤhre, waͤhrend es in AF herabgedruͤckt wird, und man ſieht deutlich, daß die Elaſticitaͤt der Daͤmpfe ſtark genug iſt, um ſelbſt bei maͤßiger Temperatur eine erhebliche Queckſilberſaͤule zu tragen. Man be- dient ſich hiezu gern des Schwefel-Aethers, weil er, ſchnell ver- dampfend, die Wirkung ſogleich hervorbringt, und weil die Elaſti- citaͤt ſeiner Daͤmpfe groͤßer iſt, als die des Waſſers.
<TEI><text><body><divn="1"><divn="2"><p><pbfacs="#f0115"n="101"/>
duͤnſtung beſchleuniget. Doch die Beweiſe fuͤr die bei der Verdam-<lb/>
pfung latent werdende Waͤrme bieten ſich uns in der Folge noch<lb/>
auffallender dar.</p></div><lb/><divn="2"><head><hirendition="#g">Elaſticitaͤt der Daͤmpfe</hi>.</head><lb/><p>Die Daͤmpfe ſind ein elaſtiſches, in vieler Hinſicht der Luft<lb/>
aͤhnliches Fluidum. Um ſich von der Elaſticitaͤt der Daͤmpfe zu<lb/>
uͤberzeugen, iſt vielleicht kein Verſuch beſſer geeignet, als der fol-<lb/>
gende, wo ſich die Daͤmpfe in gewoͤhnlicher Luftwaͤrme entwickeln<lb/>
und ſogleich eine bedeutende Queckſilberſaͤule tragen. Man bedient<lb/>ſich zweier verbundener Glasroͤhren <hirendition="#aq"><hirendition="#b">TT, FA</hi></hi> (<hirendition="#aq"><hirendition="#b">Fig. 21.</hi></hi>), deren<lb/>
eine <hirendition="#aq"><hirendition="#b">TT</hi></hi> oben ganz offen bleibt, die andere <hirendition="#aq"><hirendition="#b">FA</hi></hi> mit einem Hahne<lb/><hirendition="#aq"><hirendition="#b">Y</hi></hi> oben geſchloſſen werden kann. Fuͤllt man nun, indem man den<lb/>
oberen Anſatz ganz abſchraubt, beide Roͤhren bis an <hirendition="#aq"><hirendition="#b">Hh</hi></hi> mit Queck-<lb/>ſilber, ſo ſteht dieſes gewiß in beiden Roͤhren gleich hoch, weil der<lb/>
freie Luftdruck auf beide Oberflaͤchen ſtatt findet, und eben das<lb/>
dauert fort, wenn man das obere Stuͤck mit dem ſchließenden Hahne<lb/>
wieder aufſchraubt. Dieſer Hahn <hirendition="#aq"><hirendition="#b">Y,</hi></hi> der gar keine Bohrung hat,<lb/>
dient bei jeder Stellung, um das kleine oberhalb <hirendition="#aq"><hirendition="#b">Y</hi></hi> befindliche Ge-<lb/>
faͤß von der Roͤhre <hirendition="#aq"><hirendition="#b">FA</hi></hi> abzuſperren; aber ſeine Faſſung hat ſowohl<lb/>
nach oben als gegen <hirendition="#aq"><hirendition="#b">A</hi></hi> zu eine Oeffnung, und in der, uͤbrigens genau<lb/>
cylindriſchen, Oberflaͤche des Hahnes ſelbſt befindet ſich eine genau<lb/>
unter die Oeffnung <hirendition="#aq"><hirendition="#b">t</hi></hi> des oberhalb <hirendition="#aq"><hirendition="#b">Y</hi></hi> befindlichen Gefaͤßes <hirendition="#aq"><hirendition="#b">V</hi></hi> paſ-<lb/>ſende Vertiefung, damit, wenn das Gefaͤß mit einer Fluͤſſigkeit,<lb/>
z. B. Aether, gefuͤllt iſt, und dieſe Vertiefung ſich an der Oeffnung<lb/><hirendition="#aq"><hirendition="#b">t</hi></hi> befindet, auch ſie einen Tropfen eben jener Fluͤſſigkeit aufnehme.<lb/>
Wird nun der Hahn in ſeiner genau ſchließenden Faſſung gedreht,<lb/>ſo daß der in der Hoͤhlung aufgefaßte kleine Tropfen auf die untere<lb/>
Seite des Hahnes, alſo vor die nach der Roͤhre <hirendition="#aq"><hirendition="#b">AF</hi></hi> gehende Oeff-<lb/>
nung koͤmmt, ſo verdampft er und dieſe Daͤmpfe fuͤllen die Roͤhre<lb/><hirendition="#aq"><hirendition="#b">AF;</hi></hi>ſogleich aber ſteigt auch das Queckſilber in der andern Roͤhre,<lb/>
waͤhrend es in <hirendition="#aq"><hirendition="#b">AF</hi></hi> herabgedruͤckt wird, und man ſieht deutlich, daß<lb/>
die Elaſticitaͤt der Daͤmpfe ſtark genug iſt, um ſelbſt bei maͤßiger<lb/>
Temperatur eine erhebliche Queckſilberſaͤule zu tragen. Man be-<lb/>
dient ſich hiezu gern des Schwefel-Aethers, weil er, ſchnell ver-<lb/>
dampfend, die Wirkung ſogleich hervorbringt, und weil die Elaſti-<lb/>
citaͤt ſeiner Daͤmpfe groͤßer iſt, als die des Waſſers.</p><lb/></div></div></body></text></TEI>
[101/0115]
duͤnſtung beſchleuniget. Doch die Beweiſe fuͤr die bei der Verdam-
pfung latent werdende Waͤrme bieten ſich uns in der Folge noch
auffallender dar.
Elaſticitaͤt der Daͤmpfe.
Die Daͤmpfe ſind ein elaſtiſches, in vieler Hinſicht der Luft
aͤhnliches Fluidum. Um ſich von der Elaſticitaͤt der Daͤmpfe zu
uͤberzeugen, iſt vielleicht kein Verſuch beſſer geeignet, als der fol-
gende, wo ſich die Daͤmpfe in gewoͤhnlicher Luftwaͤrme entwickeln
und ſogleich eine bedeutende Queckſilberſaͤule tragen. Man bedient
ſich zweier verbundener Glasroͤhren TT, FA (Fig. 21.), deren
eine TT oben ganz offen bleibt, die andere FA mit einem Hahne
Y oben geſchloſſen werden kann. Fuͤllt man nun, indem man den
oberen Anſatz ganz abſchraubt, beide Roͤhren bis an Hh mit Queck-
ſilber, ſo ſteht dieſes gewiß in beiden Roͤhren gleich hoch, weil der
freie Luftdruck auf beide Oberflaͤchen ſtatt findet, und eben das
dauert fort, wenn man das obere Stuͤck mit dem ſchließenden Hahne
wieder aufſchraubt. Dieſer Hahn Y, der gar keine Bohrung hat,
dient bei jeder Stellung, um das kleine oberhalb Y befindliche Ge-
faͤß von der Roͤhre FA abzuſperren; aber ſeine Faſſung hat ſowohl
nach oben als gegen A zu eine Oeffnung, und in der, uͤbrigens genau
cylindriſchen, Oberflaͤche des Hahnes ſelbſt befindet ſich eine genau
unter die Oeffnung t des oberhalb Y befindlichen Gefaͤßes V paſ-
ſende Vertiefung, damit, wenn das Gefaͤß mit einer Fluͤſſigkeit,
z. B. Aether, gefuͤllt iſt, und dieſe Vertiefung ſich an der Oeffnung
t befindet, auch ſie einen Tropfen eben jener Fluͤſſigkeit aufnehme.
Wird nun der Hahn in ſeiner genau ſchließenden Faſſung gedreht,
ſo daß der in der Hoͤhlung aufgefaßte kleine Tropfen auf die untere
Seite des Hahnes, alſo vor die nach der Roͤhre AF gehende Oeff-
nung koͤmmt, ſo verdampft er und dieſe Daͤmpfe fuͤllen die Roͤhre
AF; ſogleich aber ſteigt auch das Queckſilber in der andern Roͤhre,
waͤhrend es in AF herabgedruͤckt wird, und man ſieht deutlich, daß
die Elaſticitaͤt der Daͤmpfe ſtark genug iſt, um ſelbſt bei maͤßiger
Temperatur eine erhebliche Queckſilberſaͤule zu tragen. Man be-
dient ſich hiezu gern des Schwefel-Aethers, weil er, ſchnell ver-
dampfend, die Wirkung ſogleich hervorbringt, und weil die Elaſti-
citaͤt ſeiner Daͤmpfe groͤßer iſt, als die des Waſſers.
Informationen zur CAB-Ansicht
Diese Ansicht bietet Ihnen die Darstellung des Textes in normalisierter Orthographie.
Diese Textvariante wird vollautomatisch erstellt und kann aufgrund dessen auch Fehler enthalten.
Alle veränderten Wortformen sind grau hinterlegt. Als fremdsprachliches Material erkannte
Textteile sind ausgegraut dargestellt.
Brandes, Heinrich Wilhelm: Vorlesungen über die Naturlehre. Bd. 3. Leipzig, 1832, S. 101. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/brandes_naturlehre03_1832/115>, abgerufen am 23.11.2024.
Alle Inhalte dieser Seite unterstehen, soweit nicht anders gekennzeichnet, einer
Creative-Commons-Lizenz.
Die Rechte an den angezeigten Bilddigitalisaten, soweit nicht anders gekennzeichnet, liegen bei den besitzenden Bibliotheken.
Weitere Informationen finden Sie in den DTA-Nutzungsbedingungen.
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf
diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken
dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder
nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der
Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden.
Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des
§ 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen
Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung
der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu
vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
Zitierempfehlung: Deutsches Textarchiv. Grundlage für ein Referenzkorpus der neuhochdeutschen Sprache. Herausgegeben von der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften, Berlin 2024. URL: https://www.deutschestextarchiv.de/.