zu vorrücken, von den noch ruhend bleibenden, entstehen. Diese Spalten erstrecken sich oft, vielleicht gewöhnlich, bis an die untern Höhlungen, in welchen das aufgethaute Wasser am Boden fort- fließt, und es sind einzelne Fälle vorgekommen, wo Menschen, die in den Spalten hinabgestürzt waren, und glücklich genug den Bo- den unverletzt erreichten, in diesen Eisgewölben, die dem Wasser den Ausfluß gestatten, sich wieder hervorarbeiteten. Diese Spalten rücken selbst mit hinab dem Thale zu, indem jede oben sich ablösende Masse herabsinkt, wenn das Abthauen ihr unten die Stütze raubt; und so geschieht es, daß Körper, die vor mehreren Jahren in eine solche Spalte hinabgefallen sind, ohne den Boden zu erreichen, end- lich an der Seite des Gletschers auf der Oberfläche sichtbar werden. Fig. 20. stellt dies dar. Denn wenn hier, nachdem bei B das Eis abgethaut ist, die nachrückende Masse A den Raum einnimmt, den früher die Masse B einnahm, so ist ein bei a in der dort angezeig- ten Spalte hinabgefallener Körper jetzt in b auf der freien Ober- fläche. Von den Gletschern an der Küste der Davisstraße scheinen die großen Eismassen in das Meer herabzugleiten, die als Eisberge in jenen Gegenden so häufig sind, und zuweilen Erde und Steine mit sich fortführen.
Auch die Lawinen gehören zu den großen Natur-Erscheinun- gen, die von der Entstehung des Schnees abhängen. Sie entstehen theils im Winter, wenn frisch gefallener, lockerer Schnee irgendwo seine Stützpuncte verliert und nun über einer stark geneigten Ebne herabgleitet oder gar über Abhänge herabstürzt, theils im Frühling, wenn die dicht gelagerten Schneemassen durch Aufthauen an den Stellen, wo sie eine Stütze fanden, zum Stürzen kommen. Die erstern stürzen mit mehr Schnelligkeit in das Thal hinab, und da durch die entstandene Erschütterung gewöhnlich eine große Masse Schnee in Bewegung kömmt, da diese in ihrem schnellen Sturze die Luft heftig zusammendrückt und Bäume und Häuser im Sturme mit sich fortreißt, so werden diese Winterlawinen für gefährlicher gehalten, als die beim Frühlingsthauwetter gewöhnlich langsamer herabkommenden, aber wo sie hinfallen auch mit ihrer dichten Masse alles begrabenden Frühlingslawinen *).
*)Gilb. Ann. LXIV. 184. 209.
zu vorruͤcken, von den noch ruhend bleibenden, entſtehen. Dieſe Spalten erſtrecken ſich oft, vielleicht gewoͤhnlich, bis an die untern Hoͤhlungen, in welchen das aufgethaute Waſſer am Boden fort- fließt, und es ſind einzelne Faͤlle vorgekommen, wo Menſchen, die in den Spalten hinabgeſtuͤrzt waren, und gluͤcklich genug den Bo- den unverletzt erreichten, in dieſen Eisgewoͤlben, die dem Waſſer den Ausfluß geſtatten, ſich wieder hervorarbeiteten. Dieſe Spalten ruͤcken ſelbſt mit hinab dem Thale zu, indem jede oben ſich abloͤſende Maſſe herabſinkt, wenn das Abthauen ihr unten die Stuͤtze raubt; und ſo geſchieht es, daß Koͤrper, die vor mehreren Jahren in eine ſolche Spalte hinabgefallen ſind, ohne den Boden zu erreichen, end- lich an der Seite des Gletſchers auf der Oberflaͤche ſichtbar werden. Fig. 20. ſtellt dies dar. Denn wenn hier, nachdem bei B das Eis abgethaut iſt, die nachruͤckende Maſſe A den Raum einnimmt, den fruͤher die Maſſe B einnahm, ſo iſt ein bei a in der dort angezeig- ten Spalte hinabgefallener Koͤrper jetzt in b auf der freien Ober- flaͤche. Von den Gletſchern an der Kuͤſte der Davisſtraße ſcheinen die großen Eismaſſen in das Meer herabzugleiten, die als Eisberge in jenen Gegenden ſo haͤufig ſind, und zuweilen Erde und Steine mit ſich fortfuͤhren.
Auch die Lawinen gehoͤren zu den großen Natur-Erſcheinun- gen, die von der Entſtehung des Schnees abhaͤngen. Sie entſtehen theils im Winter, wenn friſch gefallener, lockerer Schnee irgendwo ſeine Stuͤtzpuncte verliert und nun uͤber einer ſtark geneigten Ebne herabgleitet oder gar uͤber Abhaͤnge herabſtuͤrzt, theils im Fruͤhling, wenn die dicht gelagerten Schneemaſſen durch Aufthauen an den Stellen, wo ſie eine Stuͤtze fanden, zum Stuͤrzen kommen. Die erſtern ſtuͤrzen mit mehr Schnelligkeit in das Thal hinab, und da durch die entſtandene Erſchuͤtterung gewoͤhnlich eine große Maſſe Schnee in Bewegung koͤmmt, da dieſe in ihrem ſchnellen Sturze die Luft heftig zuſammendruͤckt und Baͤume und Haͤuſer im Sturme mit ſich fortreißt, ſo werden dieſe Winterlawinen fuͤr gefaͤhrlicher gehalten, als die beim Fruͤhlingsthauwetter gewoͤhnlich langſamer herabkommenden, aber wo ſie hinfallen auch mit ihrer dichten Maſſe alles begrabenden Fruͤhlingslawinen *).
*)Gilb. Ann. LXIV. 184. 209.
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zu vorruͤcken, von den noch ruhend bleibenden, entſtehen. Dieſe
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fließt, und es ſind einzelne Faͤlle vorgekommen, wo Menſchen, die
in den Spalten hinabgeſtuͤrzt waren, und gluͤcklich genug den Bo-
den unverletzt erreichten, in dieſen Eisgewoͤlben, die dem Waſſer
den Ausfluß geſtatten, ſich wieder hervorarbeiteten. Dieſe Spalten
ruͤcken ſelbſt mit hinab dem Thale zu, indem jede oben ſich abloͤſende
Maſſe herabſinkt, wenn das Abthauen ihr unten die Stuͤtze raubt;
und ſo geſchieht es, daß Koͤrper, die vor mehreren Jahren in eine
ſolche Spalte hinabgefallen ſind, ohne den Boden zu erreichen, end-
lich an der Seite des Gletſchers auf der Oberflaͤche ſichtbar werden.
Fig. 20. ſtellt dies dar. Denn wenn hier, nachdem bei B das Eis
abgethaut iſt, die nachruͤckende Maſſe A den Raum einnimmt, den
fruͤher die Maſſe B einnahm, ſo iſt ein bei a in der dort angezeig-
ten Spalte hinabgefallener Koͤrper jetzt in b auf der freien Ober-
flaͤche. Von den Gletſchern an der Kuͤſte der Davisſtraße ſcheinen
die großen Eismaſſen in das Meer herabzugleiten, die als Eisberge
in jenen Gegenden ſo haͤufig ſind, und zuweilen Erde und Steine
mit ſich fortfuͤhren.
Auch die Lawinen gehoͤren zu den großen Natur-Erſcheinun-
gen, die von der Entſtehung des Schnees abhaͤngen. Sie entſtehen
theils im Winter, wenn friſch gefallener, lockerer Schnee irgendwo
ſeine Stuͤtzpuncte verliert und nun uͤber einer ſtark geneigten Ebne
herabgleitet oder gar uͤber Abhaͤnge herabſtuͤrzt, theils im Fruͤhling,
wenn die dicht gelagerten Schneemaſſen durch Aufthauen an den
Stellen, wo ſie eine Stuͤtze fanden, zum Stuͤrzen kommen. Die
erſtern ſtuͤrzen mit mehr Schnelligkeit in das Thal hinab, und da
durch die entſtandene Erſchuͤtterung gewoͤhnlich eine große Maſſe
Schnee in Bewegung koͤmmt, da dieſe in ihrem ſchnellen Sturze
die Luft heftig zuſammendruͤckt und Baͤume und Haͤuſer im Sturme
mit ſich fortreißt, ſo werden dieſe Winterlawinen fuͤr gefaͤhrlicher
gehalten, als die beim Fruͤhlingsthauwetter gewoͤhnlich langſamer
herabkommenden, aber wo ſie hinfallen auch mit ihrer dichten
Maſſe alles begrabenden Fruͤhlingslawinen *).
*) Gilb. Ann. LXIV. 184. 209.
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Brandes, Heinrich Wilhelm: Vorlesungen über die Naturlehre. Bd. 3. Leipzig, 1832, S. 96. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/brandes_naturlehre03_1832/110>, abgerufen am 15.10.2024.
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