gefährlich soll es in solchen Fällen sein, daß große Eismassen, die eine drehende Bewegung angenommen haben, durch diese mit aller der Gewalt, deren eine so große Masse fähig ist, an einander stoßen, und sich und alles, was ihnen in den Weg kömmt, zertrümmern. Andre Gefahren drohen den Schiffen von umstürzenden Eisbergen. Su- chen sie bei Sturm zwischen Eisbergen Schutz, oder können sie nicht vermeiden, sich in der Nähe derselben länger aufzuhalten, so ereig- net es sich, daß die Eismassen zertrümmert herabstürzen und das Schiff beschädigen, oder daß sie durch eine Veränderung ihres Schwerpunctes, etwa dadurch daß große Stücke unter Wasser sich von ihnen lostrennen, eine andre Lage annehmen, und so umstür- zend das Schiff bedecken. Oft erstrecken sich diese großen Eismassen unter dem Wasser weiter seitwärts als oben, und das Schiff befin- det sich oberhalb eines Theiles der Eismasse; nimmt dann die ganze Masse eine etwas veränderte Lage an, so hebt sich zuweilen jener unter dem Wasser befindliche Theil plötzlich hervor und stößt von unten an das Schiff oder hebt es aus dem Wasser hervor. Wie dies geschehen kann, zeigt Fig. 19., wo die Masse B, so lange sie mit C vereinigt ist, recht wohl in der angegebnen Stellung schwimmend bleiben kann, statt daß die Masse B sogleich umstürzen und das Schiff bei A bedecken wird, wenn sich die Masse C los- trennte. Dagegen würde das Schiff bei A durch die Masse D aus dem Wasser gehoben werden können, wenn sich plötzlich der Theil E von der Eismasse D trennte, mit welcher er bisher verbunden war. Nirgends scheinen die dem Seefahrer drohenden Unglücksfälle so zahlreich und mannigfaltig zu sein, nirgends scheinen sie eine so unausgesetzte Achtsamkeit auf alle Umstände, so viel Entschlossen- heit, um schnell einen günstigen Umstand zu benutzen, nirgends so viel Thätigkeit und Arbeit, um selbst durch Durchsägen des Eises und ähnliche Mittel sich frei zu machen, zu fordern, als in diesen nördlichen und südlichen Polarmeeren, wo überdies beständige Nebel und öftere Stürme die Gefahren noch vergrößern.
Auch das Gefrieren kleinerer Gewässer, der großen Ströme, Landsee u. s. w. bietet manche merkwürdige Erscheinungen dar. Das Losbrechen des Eises in den großen Strömen, wo oft dichte Eisstücke von mehrern tausend Quadratfußen und einem oder mehr Fuß dick, Masse genug haben, um ganze Brücken fortzuführen,
gefaͤhrlich ſoll es in ſolchen Faͤllen ſein, daß große Eismaſſen, die eine drehende Bewegung angenommen haben, durch dieſe mit aller der Gewalt, deren eine ſo große Maſſe faͤhig iſt, an einander ſtoßen, und ſich und alles, was ihnen in den Weg koͤmmt, zertruͤmmern. Andre Gefahren drohen den Schiffen von umſtuͤrzenden Eisbergen. Su- chen ſie bei Sturm zwiſchen Eisbergen Schutz, oder koͤnnen ſie nicht vermeiden, ſich in der Naͤhe derſelben laͤnger aufzuhalten, ſo ereig- net es ſich, daß die Eismaſſen zertruͤmmert herabſtuͤrzen und das Schiff beſchaͤdigen, oder daß ſie durch eine Veraͤnderung ihres Schwerpunctes, etwa dadurch daß große Stuͤcke unter Waſſer ſich von ihnen lostrennen, eine andre Lage annehmen, und ſo umſtuͤr- zend das Schiff bedecken. Oft erſtrecken ſich dieſe großen Eismaſſen unter dem Waſſer weiter ſeitwaͤrts als oben, und das Schiff befin- det ſich oberhalb eines Theiles der Eismaſſe; nimmt dann die ganze Maſſe eine etwas veraͤnderte Lage an, ſo hebt ſich zuweilen jener unter dem Waſſer befindliche Theil ploͤtzlich hervor und ſtoͤßt von unten an das Schiff oder hebt es aus dem Waſſer hervor. Wie dies geſchehen kann, zeigt Fig. 19., wo die Maſſe B, ſo lange ſie mit C vereinigt iſt, recht wohl in der angegebnen Stellung ſchwimmend bleiben kann, ſtatt daß die Maſſe B ſogleich umſtuͤrzen und das Schiff bei A bedecken wird, wenn ſich die Maſſe C los- trennte. Dagegen wuͤrde das Schiff bei A durch die Maſſe D aus dem Waſſer gehoben werden koͤnnen, wenn ſich ploͤtzlich der Theil E von der Eismaſſe D trennte, mit welcher er bisher verbunden war. Nirgends ſcheinen die dem Seefahrer drohenden Ungluͤcksfaͤlle ſo zahlreich und mannigfaltig zu ſein, nirgends ſcheinen ſie eine ſo unausgeſetzte Achtſamkeit auf alle Umſtaͤnde, ſo viel Entſchloſſen- heit, um ſchnell einen guͤnſtigen Umſtand zu benutzen, nirgends ſo viel Thaͤtigkeit und Arbeit, um ſelbſt durch Durchſaͤgen des Eiſes und aͤhnliche Mittel ſich frei zu machen, zu fordern, als in dieſen noͤrdlichen und ſuͤdlichen Polarmeeren, wo uͤberdies beſtaͤndige Nebel und oͤftere Stuͤrme die Gefahren noch vergroͤßern.
Auch das Gefrieren kleinerer Gewaͤſſer, der großen Stroͤme, Landſee u. ſ. w. bietet manche merkwuͤrdige Erſcheinungen dar. Das Losbrechen des Eiſes in den großen Stroͤmen, wo oft dichte Eisſtuͤcke von mehrern tauſend Quadratfußen und einem oder mehr Fuß dick, Maſſe genug haben, um ganze Bruͤcken fortzufuͤhren,
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[92/0106]
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ſich und alles, was ihnen in den Weg koͤmmt, zertruͤmmern. Andre
Gefahren drohen den Schiffen von umſtuͤrzenden Eisbergen. Su-
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vermeiden, ſich in der Naͤhe derſelben laͤnger aufzuhalten, ſo ereig-
net es ſich, daß die Eismaſſen zertruͤmmert herabſtuͤrzen und das
Schiff beſchaͤdigen, oder daß ſie durch eine Veraͤnderung ihres
Schwerpunctes, etwa dadurch daß große Stuͤcke unter Waſſer ſich
von ihnen lostrennen, eine andre Lage annehmen, und ſo umſtuͤr-
zend das Schiff bedecken. Oft erſtrecken ſich dieſe großen Eismaſſen
unter dem Waſſer weiter ſeitwaͤrts als oben, und das Schiff befin-
det ſich oberhalb eines Theiles der Eismaſſe; nimmt dann die
ganze Maſſe eine etwas veraͤnderte Lage an, ſo hebt ſich zuweilen
jener unter dem Waſſer befindliche Theil ploͤtzlich hervor und ſtoͤßt
von unten an das Schiff oder hebt es aus dem Waſſer hervor.
Wie dies geſchehen kann, zeigt Fig. 19., wo die Maſſe B, ſo lange
ſie mit C vereinigt iſt, recht wohl in der angegebnen Stellung
ſchwimmend bleiben kann, ſtatt daß die Maſſe B ſogleich umſtuͤrzen
und das Schiff bei A bedecken wird, wenn ſich die Maſſe C los-
trennte. Dagegen wuͤrde das Schiff bei A durch die Maſſe D aus
dem Waſſer gehoben werden koͤnnen, wenn ſich ploͤtzlich der Theil
E von der Eismaſſe D trennte, mit welcher er bisher verbunden war.
Nirgends ſcheinen die dem Seefahrer drohenden Ungluͤcksfaͤlle ſo
zahlreich und mannigfaltig zu ſein, nirgends ſcheinen ſie eine ſo
unausgeſetzte Achtſamkeit auf alle Umſtaͤnde, ſo viel Entſchloſſen-
heit, um ſchnell einen guͤnſtigen Umſtand zu benutzen, nirgends ſo
viel Thaͤtigkeit und Arbeit, um ſelbſt durch Durchſaͤgen des Eiſes
und aͤhnliche Mittel ſich frei zu machen, zu fordern, als in dieſen
noͤrdlichen und ſuͤdlichen Polarmeeren, wo uͤberdies beſtaͤndige Nebel
und oͤftere Stuͤrme die Gefahren noch vergroͤßern.
Auch das Gefrieren kleinerer Gewaͤſſer, der großen Stroͤme,
Landſee u. ſ. w. bietet manche merkwuͤrdige Erſcheinungen dar.
Das Losbrechen des Eiſes in den großen Stroͤmen, wo oft dichte
Eisſtuͤcke von mehrern tauſend Quadratfußen und einem oder mehr
Fuß dick, Maſſe genug haben, um ganze Bruͤcken fortzufuͤhren,
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Brandes, Heinrich Wilhelm: Vorlesungen über die Naturlehre. Bd. 3. Leipzig, 1832, S. 92. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/brandes_naturlehre03_1832/106>, abgerufen am 03.10.2024.
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