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Brandes, Heinrich Wilhelm: Vorlesungen über die Naturlehre. Bd. 2. Leipzig, 1831.

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ster eines Thurmes jene Gegenstände nur sehen kann, indem man
das Instrument außerhalb des Fensters hinaus hält, und unter
ähnlichen Umständen. Mit Hülfe eines gewöhnlichen Winkelmes-
sers nämlich kann man immer nur einen Gegenstand nach dem
andern beobachten; das zuerst gegen B gerichtete Lineal, dessen rich-
tige Stellung uns den Punct b auf dem Gradbogen kennen gelehrt
hatte, muß nun nach C gewandt werden, damit wir den Bogen
bc ablesen können, und es bedarf daher eines festen Standpunctes,
damit das Instrument in der Zwischenzeit unverrückt bleibe. Um
in einer unsichern, wankenden Stellung oder auf einem nie ganz
unverrückt bleibenden Schiffe diesen Winkel zu messen, müßte man
nach beiden Gegenständen zugleich visiren, und dieses ist mit Hülfe
zweier Spiegel, so wie sie beim Spiegelsextanten vereinigt
sind, möglich. Hier nämlich (Fig. 37.) ist AB der sechste Theil
eines eingetheilten Kreises, (und daher heißt das Instrument ein
Sextant,) an welchem im Mittelpuncte C eine Regel, ein um den
Mittelpunct drehbares Lineal, befestigt ist, welches einen Spiegel
lg, senkrecht stehend auf der Ebne des Kreises, mit sich fortführt;
ein zweiter Spiegel ist feststehend in IF angebracht, und in diesen
hinein sieht man durch das ebenfalls an dem Kreise befestigte Fern-
rohr O. Der Spiegel IF hat nur eine solche Höhe, daß er die
Oeffnung des Fernrohrs ungefähr halb verdeckt, so daß man durch
O sowohl den Gegenstand H über dem Spiegel wegsehend, als die
Bilder von Gegenständen im Spiegel, beobachten kann; und zu-
gleich hat der Spiegel IF die Stellung, daß er mit der nach dem
Nullpuncte B gerichteten Lage des Lineals CB parallel ist. Nun
läßt sich leicht übersehen, daß das durch O beobachtende Auge des
sehr entfernten Gegenstandes H Bild im Spiegel sehen muß, wenn
LG mit IF parallel und beider Lage so ist, daß die Winkel ONF
= INC gleich werden. Der Gegenstand H braucht nämlich nur
einige tausend Fuß entfernt zu sein, so wird man schon die von ihm
herkommenden Lichtstrahlen KC und HNO, als unter sich parallel
ansehen dürfen, und da parallele Linien KC, HN, mit paralle-
len Linien LG, IF, gleiche Winkel machen, so wird, bei der vor-
ausgesetzten Stellung der Spiegel, der Lichtstrahl KC vom ersten
Spiegel LG unter dem Winkel NCG = KCL zurückgeworfen,
und erreicht, zum zweiten Male reflectirt, weil INC = ONF =

ſter eines Thurmes jene Gegenſtaͤnde nur ſehen kann, indem man
das Inſtrument außerhalb des Fenſters hinaus haͤlt, und unter
aͤhnlichen Umſtaͤnden. Mit Huͤlfe eines gewoͤhnlichen Winkelmeſ-
ſers naͤmlich kann man immer nur einen Gegenſtand nach dem
andern beobachten; das zuerſt gegen B gerichtete Lineal, deſſen rich-
tige Stellung uns den Punct b auf dem Gradbogen kennen gelehrt
hatte, muß nun nach C gewandt werden, damit wir den Bogen
bc ableſen koͤnnen, und es bedarf daher eines feſten Standpunctes,
damit das Inſtrument in der Zwiſchenzeit unverruͤckt bleibe. Um
in einer unſichern, wankenden Stellung oder auf einem nie ganz
unverruͤckt bleibenden Schiffe dieſen Winkel zu meſſen, muͤßte man
nach beiden Gegenſtaͤnden zugleich viſiren, und dieſes iſt mit Huͤlfe
zweier Spiegel, ſo wie ſie beim Spiegelſextanten vereinigt
ſind, moͤglich. Hier naͤmlich (Fig. 37.) iſt AB der ſechſte Theil
eines eingetheilten Kreiſes, (und daher heißt das Inſtrument ein
Sextant,) an welchem im Mittelpuncte C eine Regel, ein um den
Mittelpunct drehbares Lineal, befeſtigt iſt, welches einen Spiegel
lg, ſenkrecht ſtehend auf der Ebne des Kreiſes, mit ſich fortfuͤhrt;
ein zweiter Spiegel iſt feſtſtehend in IF angebracht, und in dieſen
hinein ſieht man durch das ebenfalls an dem Kreiſe befeſtigte Fern-
rohr O. Der Spiegel IF hat nur eine ſolche Hoͤhe, daß er die
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O ſowohl den Gegenſtand H uͤber dem Spiegel wegſehend, als die
Bilder von Gegenſtaͤnden im Spiegel, beobachten kann; und zu-
gleich hat der Spiegel IF die Stellung, daß er mit der nach dem
Nullpuncte B gerichteten Lage des Lineals CB parallel iſt. Nun
laͤßt ſich leicht uͤberſehen, daß das durch O beobachtende Auge des
ſehr entfernten Gegenſtandes H Bild im Spiegel ſehen muß, wenn
LG mit IF parallel und beider Lage ſo iſt, daß die Winkel ONF
= INC gleich werden. Der Gegenſtand H braucht naͤmlich nur
einige tauſend Fuß entfernt zu ſein, ſo wird man ſchon die von ihm
herkommenden Lichtſtrahlen KC und HNO, als unter ſich parallel
anſehen duͤrfen, und da parallele Linien KC, HN, mit paralle-
len Linien LG, IF, gleiche Winkel machen, ſo wird, bei der vor-
ausgeſetzten Stellung der Spiegel, der Lichtſtrahl KC vom erſten
Spiegel LG unter dem Winkel NCG = KCL zuruͤckgeworfen,
und erreicht, zum zweiten Male reflectirt, weil INC = ONF =

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[82/0096] ſter eines Thurmes jene Gegenſtaͤnde nur ſehen kann, indem man das Inſtrument außerhalb des Fenſters hinaus haͤlt, und unter aͤhnlichen Umſtaͤnden. Mit Huͤlfe eines gewoͤhnlichen Winkelmeſ- ſers naͤmlich kann man immer nur einen Gegenſtand nach dem andern beobachten; das zuerſt gegen B gerichtete Lineal, deſſen rich- tige Stellung uns den Punct b auf dem Gradbogen kennen gelehrt hatte, muß nun nach C gewandt werden, damit wir den Bogen bc ableſen koͤnnen, und es bedarf daher eines feſten Standpunctes, damit das Inſtrument in der Zwiſchenzeit unverruͤckt bleibe. Um in einer unſichern, wankenden Stellung oder auf einem nie ganz unverruͤckt bleibenden Schiffe dieſen Winkel zu meſſen, muͤßte man nach beiden Gegenſtaͤnden zugleich viſiren, und dieſes iſt mit Huͤlfe zweier Spiegel, ſo wie ſie beim Spiegelſextanten vereinigt ſind, moͤglich. Hier naͤmlich (Fig. 37.) iſt AB der ſechſte Theil eines eingetheilten Kreiſes, (und daher heißt das Inſtrument ein Sextant,) an welchem im Mittelpuncte C eine Regel, ein um den Mittelpunct drehbares Lineal, befeſtigt iſt, welches einen Spiegel lg, ſenkrecht ſtehend auf der Ebne des Kreiſes, mit ſich fortfuͤhrt; ein zweiter Spiegel iſt feſtſtehend in IF angebracht, und in dieſen hinein ſieht man durch das ebenfalls an dem Kreiſe befeſtigte Fern- rohr O. Der Spiegel IF hat nur eine ſolche Hoͤhe, daß er die Oeffnung des Fernrohrs ungefaͤhr halb verdeckt, ſo daß man durch O ſowohl den Gegenſtand H uͤber dem Spiegel wegſehend, als die Bilder von Gegenſtaͤnden im Spiegel, beobachten kann; und zu- gleich hat der Spiegel IF die Stellung, daß er mit der nach dem Nullpuncte B gerichteten Lage des Lineals CB parallel iſt. Nun laͤßt ſich leicht uͤberſehen, daß das durch O beobachtende Auge des ſehr entfernten Gegenſtandes H Bild im Spiegel ſehen muß, wenn LG mit IF parallel und beider Lage ſo iſt, daß die Winkel ONF = INC gleich werden. Der Gegenſtand H braucht naͤmlich nur einige tauſend Fuß entfernt zu ſein, ſo wird man ſchon die von ihm herkommenden Lichtſtrahlen KC und HNO, als unter ſich parallel anſehen duͤrfen, und da parallele Linien KC, HN, mit paralle- len Linien LG, IF, gleiche Winkel machen, ſo wird, bei der vor- ausgeſetzten Stellung der Spiegel, der Lichtſtrahl KC vom erſten Spiegel LG unter dem Winkel NCG = KCL zuruͤckgeworfen, und erreicht, zum zweiten Male reflectirt, weil INC = ONF =

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Zitationshilfe: Brandes, Heinrich Wilhelm: Vorlesungen über die Naturlehre. Bd. 2. Leipzig, 1831, S. 82. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/brandes_naturlehre02_1831/96>, abgerufen am 12.05.2024.