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Brandes, Heinrich Wilhelm: Vorlesungen über die Naturlehre. Bd. 2. Leipzig, 1831.

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die mich am wenigsten nöthigen, in tiefere und mannigfaltigere
chemische Angaben einzugehn.

Der Phosphor verbindet sich mit dem Sauerstoff zu Phos-
phorsäure, und nimmt so, in einem sehr langsamen Verbrennen,
den Sauerstoff aus der Luft auf. Hat man nun atmosphärische
Luft nach bestimmtem Maaße in eine weite Glasröhre gethan und
über Quecksilber gesperrt ein Stück Phosphor hineingebracht, so
wird nach und nach das Sauerstoffgas absorbirt, und der endlich
übrig bleibende Rest von reiner Stickluft zeigt, welchen Antheil von
beiden Gas-Arten die angewandte atmosphärische Luft enthielt.
Man sperrt die Luft mit Quecksilber, da aus dem Wasser sich Luft
entwickeln oder von demselben Luft aufgenommen werden könnte;
aber etwas Wasser muß man, damit es die Phosphorsäure auf-
nehme, in den gesperrten Raum bringen. Man könnte durch hö-
here Temperatur die Vollendung der Zerstörung des Sauerstoffes
beschleunigen, was aber leicht ein Zersprengen der Röhre zur Folge
hat, wenn man dieses nicht etwa durch langsames Hinzulassen der
zu prüfenden Luft hindert. Ein auffallender Umstand bei dem lang-
samen Verbrennen des Phosphors in niedrigen Temperaturen ist,
daß es in ganz reinem Sauerstoffgas nicht eintritt, sondern die Ent-
wickelung der mit Sauerstoff verbundenen Phosphordämpfe einen
geschwächten Druck des Sauerstoffgas fordert, wenn sie eintreten
soll.

Ein zweites eudiometrisches Mittel bietet das Verbrennen
oder Verknallen des Wasserstoffgas dar, wenn es mit Sauerstoffgas
verbunden ist. Man bringt in eine aus starkem Glase verfertigte
Maaßröhre eine Quantität der zu prüfenden Luft und setzt ihr rei-
nes Wasserstoffgas zu, läßt dann einen electrischen Funken durch-
schlagen, der das Gemisch entzündet, wenn sich Sauerstoffgas
darin befindet. Nach dem Explodiren sieht man, wie viel Maaß
Luft verlohren gegangen, bei dem Verbrennen in Wasser verwan-
delt worden sind, und ein Drittel dieser Quantität ist der aufge-
zehrte Antheil an Sauerstoffgas, weil mit jeden 2 Maaß Wasser-
stoffgas 1 Maaß Sauerstoffgas verzehrt wird. Hätte man zu wenig
Wasserstoffgas zugesetzt, so würde man das daran erkennen, daß
der ganze Luftverlust nach dem Explodiren 11/2 mal so viel als die
zugesetzte Luft betrüge; in dem Falle könnte noch Sauerstoffgas

die mich am wenigſten noͤthigen, in tiefere und mannigfaltigere
chemiſche Angaben einzugehn.

Der Phosphor verbindet ſich mit dem Sauerſtoff zu Phos-
phorſaͤure, und nimmt ſo, in einem ſehr langſamen Verbrennen,
den Sauerſtoff aus der Luft auf. Hat man nun atmoſphaͤriſche
Luft nach beſtimmtem Maaße in eine weite Glasroͤhre gethan und
uͤber Queckſilber geſperrt ein Stuͤck Phosphor hineingebracht, ſo
wird nach und nach das Sauerſtoffgas abſorbirt, und der endlich
uͤbrig bleibende Reſt von reiner Stickluft zeigt, welchen Antheil von
beiden Gas-Arten die angewandte atmoſphaͤriſche Luft enthielt.
Man ſperrt die Luft mit Queckſilber, da aus dem Waſſer ſich Luft
entwickeln oder von demſelben Luft aufgenommen werden koͤnnte;
aber etwas Waſſer muß man, damit es die Phosphorſaͤure auf-
nehme, in den geſperrten Raum bringen. Man koͤnnte durch hoͤ-
here Temperatur die Vollendung der Zerſtoͤrung des Sauerſtoffes
beſchleunigen, was aber leicht ein Zerſprengen der Roͤhre zur Folge
hat, wenn man dieſes nicht etwa durch langſames Hinzulaſſen der
zu pruͤfenden Luft hindert. Ein auffallender Umſtand bei dem lang-
ſamen Verbrennen des Phosphors in niedrigen Temperaturen iſt,
daß es in ganz reinem Sauerſtoffgas nicht eintritt, ſondern die Ent-
wickelung der mit Sauerſtoff verbundenen Phosphordaͤmpfe einen
geſchwaͤchten Druck des Sauerſtoffgas fordert, wenn ſie eintreten
ſoll.

Ein zweites eudiometriſches Mittel bietet das Verbrennen
oder Verknallen des Waſſerſtoffgas dar, wenn es mit Sauerſtoffgas
verbunden iſt. Man bringt in eine aus ſtarkem Glaſe verfertigte
Maaßroͤhre eine Quantitaͤt der zu pruͤfenden Luft und ſetzt ihr rei-
nes Waſſerſtoffgas zu, laͤßt dann einen electriſchen Funken durch-
ſchlagen, der das Gemiſch entzuͤndet, wenn ſich Sauerſtoffgas
darin befindet. Nach dem Explodiren ſieht man, wie viel Maaß
Luft verlohren gegangen, bei dem Verbrennen in Waſſer verwan-
delt worden ſind, und ein Drittel dieſer Quantitaͤt iſt der aufge-
zehrte Antheil an Sauerſtoffgas, weil mit jeden 2 Maaß Waſſer-
ſtoffgas 1 Maaß Sauerſtoffgas verzehrt wird. Haͤtte man zu wenig
Waſſerſtoffgas zugeſetzt, ſo wuͤrde man das daran erkennen, daß
der ganze Luftverluſt nach dem Explodiren 1½ mal ſo viel als die
zugeſetzte Luft betruͤge; in dem Falle koͤnnte noch Sauerſtoffgas

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[46/0060] die mich am wenigſten noͤthigen, in tiefere und mannigfaltigere chemiſche Angaben einzugehn. Der Phosphor verbindet ſich mit dem Sauerſtoff zu Phos- phorſaͤure, und nimmt ſo, in einem ſehr langſamen Verbrennen, den Sauerſtoff aus der Luft auf. Hat man nun atmoſphaͤriſche Luft nach beſtimmtem Maaße in eine weite Glasroͤhre gethan und uͤber Queckſilber geſperrt ein Stuͤck Phosphor hineingebracht, ſo wird nach und nach das Sauerſtoffgas abſorbirt, und der endlich uͤbrig bleibende Reſt von reiner Stickluft zeigt, welchen Antheil von beiden Gas-Arten die angewandte atmoſphaͤriſche Luft enthielt. Man ſperrt die Luft mit Queckſilber, da aus dem Waſſer ſich Luft entwickeln oder von demſelben Luft aufgenommen werden koͤnnte; aber etwas Waſſer muß man, damit es die Phosphorſaͤure auf- nehme, in den geſperrten Raum bringen. Man koͤnnte durch hoͤ- here Temperatur die Vollendung der Zerſtoͤrung des Sauerſtoffes beſchleunigen, was aber leicht ein Zerſprengen der Roͤhre zur Folge hat, wenn man dieſes nicht etwa durch langſames Hinzulaſſen der zu pruͤfenden Luft hindert. Ein auffallender Umſtand bei dem lang- ſamen Verbrennen des Phosphors in niedrigen Temperaturen iſt, daß es in ganz reinem Sauerſtoffgas nicht eintritt, ſondern die Ent- wickelung der mit Sauerſtoff verbundenen Phosphordaͤmpfe einen geſchwaͤchten Druck des Sauerſtoffgas fordert, wenn ſie eintreten ſoll. Ein zweites eudiometriſches Mittel bietet das Verbrennen oder Verknallen des Waſſerſtoffgas dar, wenn es mit Sauerſtoffgas verbunden iſt. Man bringt in eine aus ſtarkem Glaſe verfertigte Maaßroͤhre eine Quantitaͤt der zu pruͤfenden Luft und ſetzt ihr rei- nes Waſſerſtoffgas zu, laͤßt dann einen electriſchen Funken durch- ſchlagen, der das Gemiſch entzuͤndet, wenn ſich Sauerſtoffgas darin befindet. Nach dem Explodiren ſieht man, wie viel Maaß Luft verlohren gegangen, bei dem Verbrennen in Waſſer verwan- delt worden ſind, und ein Drittel dieſer Quantitaͤt iſt der aufge- zehrte Antheil an Sauerſtoffgas, weil mit jeden 2 Maaß Waſſer- ſtoffgas 1 Maaß Sauerſtoffgas verzehrt wird. Haͤtte man zu wenig Waſſerſtoffgas zugeſetzt, ſo wuͤrde man das daran erkennen, daß der ganze Luftverluſt nach dem Explodiren 1½ mal ſo viel als die zugeſetzte Luft betruͤge; in dem Falle koͤnnte noch Sauerſtoffgas

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Zitationshilfe: Brandes, Heinrich Wilhelm: Vorlesungen über die Naturlehre. Bd. 2. Leipzig, 1831, S. 46. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/brandes_naturlehre02_1831/60>, abgerufen am 24.11.2024.