Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Brandes, Heinrich Wilhelm: Vorlesungen über die Naturlehre. Bd. 2. Leipzig, 1831.

Bild:
<< vorherige Seite

man sie den rothen Strahlen aussetzt. Einige Diamanten, welche
die Eigenschaft leuchtend zu werden, nicht besaßen, haben sie, nach
Dessaigne's Erzählung erlangt, wenn man sie gegen einander
gestoßen, oder mit Feilen geschlagen hatte. Auch der Flußspath, der
durch Erwärmung so bedeutend leuchtet, wird durch eine auch nur
kurze Zeit dauernde Bestrahlung auf geraume Zeit selbstleuchtend,
nur muß man, wie sich versteht, die Beobachtung sogleich im tiefen
Dunkel anstellen, nachdem man ihn so eben den Sonnenstrahlen
ausgesetzt hatte.

Vorzüglich verdienen einige künstlich bereitete Körper hier
erwähnt zu werden. Der Bononische oder Bolognesische Leucht-
stein, aus gepulvertem Schwerspath durch Eiweiß wieder zu einer
Masse verbunden, und lange stark geglüht, braucht nur 1/4 Min.
der Sonne ausgesetzt zu werden, um längere Zeit, zuweilen 1
Stunde lang, im Dunkeln feurig roth zu erscheinen. Der Can-
ton'sche Phosphor, gebrannte Austerschalen mit ein Drittel so
viel Schwefelleber gemischt und 1 Stunde lang stark geglüht,
zeigt ähnliche Erfolge. Aber noch schöner zeigt, nach Osann's
Beobachtung, der Antimonphosphor diese Eigenschaft. Diesen
erhielt Osann, indem er calcinirte Austerschalen mit Schwefel-
Antimon eben so behandelte, wie es bei Verfertigung des Canton'-
schen Phosphors geschieht, und fand ihn, unter gleichen Umständen
mit dem Bononischen Phosphor 1 Minute lang dem Tageslichte
ausgesetzt, 149 Minuten leuchtend, statt daß das Leuchten bei
dem Bononischen nur 4 Minuten dauerte. Auch durch Erwär-
mung zeigt dieser Leuchtstein schöne Wirkungen.

In Hinsicht auf die Schlüsse, welche sich vielleicht über die
Entstehung dieses Leuchtens ziehen lassen, sind vorzüglich einige
von v. Grotthus angestellte Versuche merkwürdig. Er beob-
achtete das Leuchten sowohl durch Erwärmung als durch Bestrah-
lung an einer Flußspath-Art, die den Namen Chlorophan führt,
und fand hier Folgendes: Wenn dieser Stein sehr lange im
Dunkeln aufbewahrt war, und nun, ohne dem Lichte ausgesetzt
gewesen zu sein, im Dunkeln beobachtet wurde, so leuchtete er nicht
und ward auch durch eine mäßige Wärme nicht leuchtend; war er aber

man ſie den rothen Strahlen ausſetzt. Einige Diamanten, welche
die Eigenſchaft leuchtend zu werden, nicht beſaßen, haben ſie, nach
Deſſaigne's Erzaͤhlung erlangt, wenn man ſie gegen einander
geſtoßen, oder mit Feilen geſchlagen hatte. Auch der Flußſpath, der
durch Erwaͤrmung ſo bedeutend leuchtet, wird durch eine auch nur
kurze Zeit dauernde Beſtrahlung auf geraume Zeit ſelbſtleuchtend,
nur muß man, wie ſich verſteht, die Beobachtung ſogleich im tiefen
Dunkel anſtellen, nachdem man ihn ſo eben den Sonnenſtrahlen
ausgeſetzt hatte.

Vorzuͤglich verdienen einige kuͤnſtlich bereitete Koͤrper hier
erwaͤhnt zu werden. Der Bononiſche oder Bologneſiſche Leucht-
ſtein, aus gepulvertem Schwerſpath durch Eiweiß wieder zu einer
Maſſe verbunden, und lange ſtark gegluͤht, braucht nur ¼ Min.
der Sonne ausgeſetzt zu werden, um laͤngere Zeit, zuweilen 1
Stunde lang, im Dunkeln feurig roth zu erſcheinen. Der Can-
ton'ſche Phosphor, gebrannte Auſterſchalen mit ein Drittel ſo
viel Schwefelleber gemiſcht und 1 Stunde lang ſtark gegluͤht,
zeigt aͤhnliche Erfolge. Aber noch ſchoͤner zeigt, nach Oſann's
Beobachtung, der Antimonphosphor dieſe Eigenſchaft. Dieſen
erhielt Oſann, indem er calcinirte Auſterſchalen mit Schwefel-
Antimon eben ſo behandelte, wie es bei Verfertigung des Canton'-
ſchen Phosphors geſchieht, und fand ihn, unter gleichen Umſtaͤnden
mit dem Bononiſchen Phosphor 1 Minute lang dem Tageslichte
ausgeſetzt, 149 Minuten leuchtend, ſtatt daß das Leuchten bei
dem Bononiſchen nur 4 Minuten dauerte. Auch durch Erwaͤr-
mung zeigt dieſer Leuchtſtein ſchoͤne Wirkungen.

In Hinſicht auf die Schluͤſſe, welche ſich vielleicht uͤber die
Entſtehung dieſes Leuchtens ziehen laſſen, ſind vorzuͤglich einige
von v. Grotthus angeſtellte Verſuche merkwuͤrdig. Er beob-
achtete das Leuchten ſowohl durch Erwaͤrmung als durch Beſtrah-
lung an einer Flußſpath-Art, die den Namen Chlorophan fuͤhrt,
und fand hier Folgendes: Wenn dieſer Stein ſehr lange im
Dunkeln aufbewahrt war, und nun, ohne dem Lichte ausgeſetzt
geweſen zu ſein, im Dunkeln beobachtet wurde, ſo leuchtete er nicht
und ward auch durch eine maͤßige Waͤrme nicht leuchtend; war er aber

<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <p><pb facs="#f0374" n="360"/>
man &#x017F;ie den rothen Strahlen                         aus&#x017F;etzt. Einige Diamanten, welche<lb/>
die Eigen&#x017F;chaft                         leuchtend zu werden, nicht be&#x017F;aßen, haben &#x017F;ie,                             nach<lb/><hi rendition="#g">De&#x017F;&#x017F;aigne</hi>'s                         Erza&#x0364;hlung erlangt, wenn man &#x017F;ie gegen                         einander<lb/>
ge&#x017F;toßen, oder mit Feilen ge&#x017F;chlagen                         hatte. Auch der Fluß&#x017F;path, der<lb/>
durch Erwa&#x0364;rmung                         &#x017F;o bedeutend leuchtet, wird durch eine auch nur<lb/>
kurze Zeit                         dauernde Be&#x017F;trahlung auf geraume Zeit                         &#x017F;elb&#x017F;tleuchtend,<lb/>
nur muß man, wie &#x017F;ich                         ver&#x017F;teht, die Beobachtung &#x017F;ogleich im                         tiefen<lb/>
Dunkel an&#x017F;tellen, nachdem man ihn &#x017F;o eben                         den Sonnen&#x017F;trahlen<lb/>
ausge&#x017F;etzt hatte.</p><lb/>
          <p>Vorzu&#x0364;glich verdienen einige ku&#x0364;n&#x017F;tlich                         bereitete Ko&#x0364;rper hier<lb/>
erwa&#x0364;hnt zu werden. Der                         Bononi&#x017F;che oder Bologne&#x017F;i&#x017F;che                         Leucht-<lb/>
&#x017F;tein, aus gepulvertem Schwer&#x017F;path durch                         Eiweiß wieder zu einer<lb/>
Ma&#x017F;&#x017F;e verbunden, und lange                         &#x017F;tark geglu&#x0364;ht, braucht nur ¼ Min.<lb/>
der                         Sonne ausge&#x017F;etzt zu werden, um la&#x0364;ngere Zeit, zuweilen                         1<lb/>
Stunde lang, im Dunkeln feurig roth zu er&#x017F;cheinen. Der                         Can-<lb/>
ton'&#x017F;che Phosphor, gebrannte                         Au&#x017F;ter&#x017F;chalen mit ein Drittel &#x017F;o<lb/>
viel                         Schwefelleber gemi&#x017F;cht und 1 Stunde lang &#x017F;tark                         geglu&#x0364;ht,<lb/>
zeigt a&#x0364;hnliche Erfolge. Aber noch                         &#x017F;cho&#x0364;ner zeigt, nach <hi rendition="#g">O&#x017F;ann</hi>'s<lb/>
Beobachtung, der Antimonphosphor                         die&#x017F;e Eigen&#x017F;chaft. Die&#x017F;en<lb/>
erhielt <hi rendition="#g">O&#x017F;ann</hi>, indem er calcinirte                         Au&#x017F;ter&#x017F;chalen mit Schwefel-<lb/>
Antimon eben                         &#x017F;o behandelte, wie es bei Verfertigung des                         Canton'-<lb/>
&#x017F;chen Phosphors ge&#x017F;chieht, und fand ihn,                         unter gleichen Um&#x017F;ta&#x0364;nden<lb/>
mit dem                         Bononi&#x017F;chen Phosphor 1 Minute lang dem                         Tageslichte<lb/>
ausge&#x017F;etzt, 149 Minuten leuchtend,                         &#x017F;tatt daß das Leuchten bei<lb/>
dem Bononi&#x017F;chen nur 4                         Minuten dauerte. Auch durch Erwa&#x0364;r-<lb/>
mung zeigt                         die&#x017F;er Leucht&#x017F;tein &#x017F;cho&#x0364;ne                         Wirkungen.</p><lb/>
          <p>In Hin&#x017F;icht auf die Schlu&#x0364;&#x017F;&#x017F;e,                         welche &#x017F;ich vielleicht u&#x0364;ber                         die<lb/>
Ent&#x017F;tehung die&#x017F;es Leuchtens ziehen                         la&#x017F;&#x017F;en, &#x017F;ind vorzu&#x0364;glich                         einige<lb/>
von v. <hi rendition="#g">Grotthus</hi> ange&#x017F;tellte                         Ver&#x017F;uche merkwu&#x0364;rdig. Er beob-<lb/>
achtete das                         Leuchten &#x017F;owohl durch Erwa&#x0364;rmung als durch                         Be&#x017F;trah-<lb/>
lung an einer Fluß&#x017F;path-Art, die den                         Namen Chlorophan fu&#x0364;hrt,<lb/>
und fand hier Folgendes: Wenn                         die&#x017F;er Stein &#x017F;ehr lange im<lb/>
Dunkeln aufbewahrt war,                         und nun, ohne dem Lichte ausge&#x017F;etzt<lb/>
gewe&#x017F;en zu                         &#x017F;ein, im Dunkeln beobachtet wurde, &#x017F;o leuchtete er                         nicht<lb/>
und ward auch durch eine ma&#x0364;ßige Wa&#x0364;rme                         nicht leuchtend; war er aber<lb/></p>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[360/0374] man ſie den rothen Strahlen ausſetzt. Einige Diamanten, welche die Eigenſchaft leuchtend zu werden, nicht beſaßen, haben ſie, nach Deſſaigne's Erzaͤhlung erlangt, wenn man ſie gegen einander geſtoßen, oder mit Feilen geſchlagen hatte. Auch der Flußſpath, der durch Erwaͤrmung ſo bedeutend leuchtet, wird durch eine auch nur kurze Zeit dauernde Beſtrahlung auf geraume Zeit ſelbſtleuchtend, nur muß man, wie ſich verſteht, die Beobachtung ſogleich im tiefen Dunkel anſtellen, nachdem man ihn ſo eben den Sonnenſtrahlen ausgeſetzt hatte. Vorzuͤglich verdienen einige kuͤnſtlich bereitete Koͤrper hier erwaͤhnt zu werden. Der Bononiſche oder Bologneſiſche Leucht- ſtein, aus gepulvertem Schwerſpath durch Eiweiß wieder zu einer Maſſe verbunden, und lange ſtark gegluͤht, braucht nur ¼ Min. der Sonne ausgeſetzt zu werden, um laͤngere Zeit, zuweilen 1 Stunde lang, im Dunkeln feurig roth zu erſcheinen. Der Can- ton'ſche Phosphor, gebrannte Auſterſchalen mit ein Drittel ſo viel Schwefelleber gemiſcht und 1 Stunde lang ſtark gegluͤht, zeigt aͤhnliche Erfolge. Aber noch ſchoͤner zeigt, nach Oſann's Beobachtung, der Antimonphosphor dieſe Eigenſchaft. Dieſen erhielt Oſann, indem er calcinirte Auſterſchalen mit Schwefel- Antimon eben ſo behandelte, wie es bei Verfertigung des Canton'- ſchen Phosphors geſchieht, und fand ihn, unter gleichen Umſtaͤnden mit dem Bononiſchen Phosphor 1 Minute lang dem Tageslichte ausgeſetzt, 149 Minuten leuchtend, ſtatt daß das Leuchten bei dem Bononiſchen nur 4 Minuten dauerte. Auch durch Erwaͤr- mung zeigt dieſer Leuchtſtein ſchoͤne Wirkungen. In Hinſicht auf die Schluͤſſe, welche ſich vielleicht uͤber die Entſtehung dieſes Leuchtens ziehen laſſen, ſind vorzuͤglich einige von v. Grotthus angeſtellte Verſuche merkwuͤrdig. Er beob- achtete das Leuchten ſowohl durch Erwaͤrmung als durch Beſtrah- lung an einer Flußſpath-Art, die den Namen Chlorophan fuͤhrt, und fand hier Folgendes: Wenn dieſer Stein ſehr lange im Dunkeln aufbewahrt war, und nun, ohne dem Lichte ausgeſetzt geweſen zu ſein, im Dunkeln beobachtet wurde, ſo leuchtete er nicht und ward auch durch eine maͤßige Waͤrme nicht leuchtend; war er aber

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
TCF (tokenisiert, serialisiert, lemmatisiert, normalisiert)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/brandes_naturlehre02_1831
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/brandes_naturlehre02_1831/374
Zitationshilfe: Brandes, Heinrich Wilhelm: Vorlesungen über die Naturlehre. Bd. 2. Leipzig, 1831, S. 360. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/brandes_naturlehre02_1831/374>, abgerufen am 10.05.2024.