verdünnten, mittlern Theil bezeichnen. Da nun die vordringende und die vom festen Körper, hier von der zweiten Oberfläche der Luftschichte, reflectirte Welle sich in Rücksicht der Ordnung dieser Theile nicht ändern, die an der ersten Oberfläche der Luftschichte zurückgehende dagegen gleichsam plötzlich in das Entgegengesetzte des Zustandes übergeht; so ist leicht zu übersehen, daß für eine Dicke = 1/4 Wellenlänge, der eindringende am meisten verdichtete Theil die zweite Seite der Luftschichte erreicht, wenn der von mittlerer Dichtigkeit an der ersten Seite eindringt, daß der am meisten ver- dichtete Theil wieder durch die erste Oberfläche zurückgeht, wenn der am meisten verdünnte Theil dort antrifft und dort eine rückge- hende Welle erregt, die sogleich mit ihrem am meisten verdichteten Theile in eben dem Momente hier ausgeht; so gehen also nun zwei verdichtete Wellentheile, die einen verstärkten Eindruck bewirken, zugleich von hier aus, und geben dem die reflectirten Strahlen em- pfangenden Auge den Anblick einer Licht-Erscheinung oder einer Farben-Erscheinung. Drittens: da wo die Dicke der Luftschichte eine halbe Wellenlänge beträgt, ist die von der zweiten Oberfläche zurückkehrende Welle, weil ihr Weg vorwärts und rückwärts eine ganze Wellenlänge beträgt, bei der Ankunft an der ersten Oberfläche in eben dem Zustande, wie die eben dort eintretende; aber da die letztere hier eine in entgegengesetztem Zustande befindliche Welle erregt, so hebt Verdichtung der von der zweiten und Verdünnung der von der ersten Welle erregten zurückkehrenden Welle sich auf, und diese Interferenz hindert an dieser Stelle die Licht-Erscheinung, man sieht hier kein reflectirtes Licht. Viertens: bei einem Abstande von 3/4, , , einer Wellenlänge geht es wie bei dem Abstande = 1/4, und bei einem Abstande = 1/2, = 1, = , = 2, = , geht es ebenfalls gleichmäßig, also sieht das Auge in jenen Fällen Licht- verstärkungen, in diesen Fällen dagegen bringen die Interferenzen Dunkelheit hervor. Endlich muß ich noch den Fall betrachten, wo die Dicke der Luftschichte etwas größer als 1/4 und kleiner als 1/2 ist. Hier ist die von der zweiten Oberfläche zurückkehrende Welle nicht genau in dem Zustande, in welchem sich die, sich mit ihr verbin- dende von der ersten Oberfläche zurückgehende befindet; indeß so lange die Dicke nicht viel von 1/4 Wellenlänge abweicht, verstärken sie sich dennoch einander, aber das Licht erscheint hier minder lebhaft; --
verduͤnnten, mittlern Theil bezeichnen. Da nun die vordringende und die vom feſten Koͤrper, hier von der zweiten Oberflaͤche der Luftſchichte, reflectirte Welle ſich in Ruͤckſicht der Ordnung dieſer Theile nicht aͤndern, die an der erſten Oberflaͤche der Luftſchichte zuruͤckgehende dagegen gleichſam ploͤtzlich in das Entgegengeſetzte des Zuſtandes uͤbergeht; ſo iſt leicht zu uͤberſehen, daß fuͤr eine Dicke = ¼ Wellenlaͤnge, der eindringende am meiſten verdichtete Theil die zweite Seite der Luftſchichte erreicht, wenn der von mittlerer Dichtigkeit an der erſten Seite eindringt, daß der am meiſten ver- dichtete Theil wieder durch die erſte Oberflaͤche zuruͤckgeht, wenn der am meiſten verduͤnnte Theil dort antrifft und dort eine ruͤckge- hende Welle erregt, die ſogleich mit ihrem am meiſten verdichteten Theile in eben dem Momente hier ausgeht; ſo gehen alſo nun zwei verdichtete Wellentheile, die einen verſtaͤrkten Eindruck bewirken, zugleich von hier aus, und geben dem die reflectirten Strahlen em- pfangenden Auge den Anblick einer Licht-Erſcheinung oder einer Farben-Erſcheinung. Drittens: da wo die Dicke der Luftſchichte eine halbe Wellenlaͤnge betraͤgt, iſt die von der zweiten Oberflaͤche zuruͤckkehrende Welle, weil ihr Weg vorwaͤrts und ruͤckwaͤrts eine ganze Wellenlaͤnge betraͤgt, bei der Ankunft an der erſten Oberflaͤche in eben dem Zuſtande, wie die eben dort eintretende; aber da die letztere hier eine in entgegengeſetztem Zuſtande befindliche Welle erregt, ſo hebt Verdichtung der von der zweiten und Verduͤnnung der von der erſten Welle erregten zuruͤckkehrenden Welle ſich auf, und dieſe Interferenz hindert an dieſer Stelle die Licht-Erſcheinung, man ſieht hier kein reflectirtes Licht. Viertens: bei einem Abſtande von ¾, , , einer Wellenlaͤnge geht es wie bei dem Abſtande = ¼, und bei einem Abſtande = ½, = 1, = , = 2, = , geht es ebenfalls gleichmaͤßig, alſo ſieht das Auge in jenen Faͤllen Licht- verſtaͤrkungen, in dieſen Faͤllen dagegen bringen die Interferenzen Dunkelheit hervor. Endlich muß ich noch den Fall betrachten, wo die Dicke der Luftſchichte etwas groͤßer als ¼ und kleiner als ½ iſt. Hier iſt die von der zweiten Oberflaͤche zuruͤckkehrende Welle nicht genau in dem Zuſtande, in welchem ſich die, ſich mit ihr verbin- dende von der erſten Oberflaͤche zuruͤckgehende befindet; indeß ſo lange die Dicke nicht viel von ¼ Wellenlaͤnge abweicht, verſtaͤrken ſie ſich dennoch einander, aber das Licht erſcheint hier minder lebhaft; —
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verduͤnnten, mittlern Theil bezeichnen. Da nun die vordringende
und die vom feſten Koͤrper, hier von der zweiten Oberflaͤche der
Luftſchichte, reflectirte Welle ſich in Ruͤckſicht der Ordnung dieſer
Theile nicht aͤndern, die an der erſten Oberflaͤche der Luftſchichte
zuruͤckgehende dagegen gleichſam ploͤtzlich in das Entgegengeſetzte des
Zuſtandes uͤbergeht; ſo iſt leicht zu uͤberſehen, daß fuͤr eine Dicke
= ¼ Wellenlaͤnge, der eindringende am meiſten verdichtete Theil
die zweite Seite der Luftſchichte erreicht, wenn der von mittlerer
Dichtigkeit an der erſten Seite eindringt, daß der am meiſten ver-
dichtete Theil wieder durch die erſte Oberflaͤche zuruͤckgeht, wenn
der am meiſten verduͤnnte Theil dort antrifft und dort eine ruͤckge-
hende Welle erregt, die ſogleich mit ihrem am meiſten verdichteten
Theile in eben dem Momente hier ausgeht; ſo gehen alſo nun zwei
verdichtete Wellentheile, die einen verſtaͤrkten Eindruck bewirken,
zugleich von hier aus, und geben dem die reflectirten Strahlen em-
pfangenden Auge den Anblick einer Licht-Erſcheinung oder einer
Farben-Erſcheinung. Drittens: da wo die Dicke der Luftſchichte
eine halbe Wellenlaͤnge betraͤgt, iſt die von der zweiten Oberflaͤche
zuruͤckkehrende Welle, weil ihr Weg vorwaͤrts und ruͤckwaͤrts eine
ganze Wellenlaͤnge betraͤgt, bei der Ankunft an der erſten Oberflaͤche
in eben dem Zuſtande, wie die eben dort eintretende; aber da die
letztere hier eine in entgegengeſetztem Zuſtande befindliche Welle
erregt, ſo hebt Verdichtung der von der zweiten und Verduͤnnung
der von der erſten Welle erregten zuruͤckkehrenden Welle ſich auf, und
dieſe Interferenz hindert an dieſer Stelle die Licht-Erſcheinung,
man ſieht hier kein reflectirtes Licht. Viertens: bei einem Abſtande
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¼, und bei einem Abſtande = ½, = 1, = [FORMEL], = 2, = [FORMEL], geht
es ebenfalls gleichmaͤßig, alſo ſieht das Auge in jenen Faͤllen Licht-
verſtaͤrkungen, in dieſen Faͤllen dagegen bringen die Interferenzen
Dunkelheit hervor. Endlich muß ich noch den Fall betrachten, wo
die Dicke der Luftſchichte etwas groͤßer als ¼ und kleiner als ½ iſt.
Hier iſt die von der zweiten Oberflaͤche zuruͤckkehrende Welle nicht
genau in dem Zuſtande, in welchem ſich die, ſich mit ihr verbin-
dende von der erſten Oberflaͤche zuruͤckgehende befindet; indeß ſo
lange die Dicke nicht viel von ¼ Wellenlaͤnge abweicht, verſtaͤrken ſie
ſich dennoch einander, aber das Licht erſcheint hier minder lebhaft; —
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Brandes, Heinrich Wilhelm: Vorlesungen über die Naturlehre. Bd. 2. Leipzig, 1831, S. 272. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/brandes_naturlehre02_1831/286>, abgerufen am 21.11.2024.
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