Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Brandes, Heinrich Wilhelm: Vorlesungen über die Naturlehre. Bd. 2. Leipzig, 1831.

Bild:
<< vorherige Seite

strahl; wir werden also ein Licht noch für vollkommen grün ansehen,
so wohl wenn 5 als wenn 4,9 Milliontel dem Abstande der besten
Reflexion entsprechen; aber diese beiden grünen Lichtstrahlen geben
im strengsten Sinne genommen schon ungleiche Farbenringe dem
Durchmesser nach, wenn auch, so weit das Urtheil unseres Auges
geht, nicht der Farbe nach. Die Mitte der aus jenen beiden Licht-
strahlen entstehenden Ringe entspräche den Abständen 5 und 4,9;
15 und 14,7; 25 und 24,5 und so weiter; und hier käme schon
der zwanzigste Ring der einen Licht-Art fast genau auf die Mitte
zwischen den Ringen der andern Licht-Art, so daß dennoch endlich
ein Unkenntlichwerden der Ringe einträte. Dieses erfolgt, bei der
Schwierigkeit ein so gleichförmiges Licht zu erhalten, leicht noch
früher, und es ist ein Zeichen, daß man sehr gleichartiges Licht
habe, wenn die Zahl der Ringe groß ist.

Aber nicht bloß die Luftschichte zwischen zwei Objectivgläsern
ist geeignet, diese Farben zu zeigen, sondern auch, wenn der Zwi-
schenraum mit Wasser gefüllt ist, beobachtet man eben solche Far-
benringe, welche aber nun von viel geringerem Durchmesser sind,
und mattere Farben, jedoch in eben der Ordnung zeigen. Und
ebenso ist jedes dünne Blättchen eines Körpers, jede dünne Schichte
eines Flüssigen, geeignet, gewisse Farbenstrahlen zurückzuwerfen
und die übrigen durchzulassen, ja selbst im luftleeren Raume zeigen
sich ebenso Farbenringe. In allen Fällen aber ist die Art der
zurückgeworfenen Strahlen nach der Dicke der Schichte verschieden,
und zwar so verschieden, daß dieselben Farbenstrahlen bei der drei-
fachen, fünffachen, siebenfachen, neunfachen, elffachen Dicke zu-
rückgeworfen werden, wenn sie bei der einfachen Dicke zurückgewor-
fen wurden, und daß dagegen da, wo die zweifache, vierfache, sechs-
fache, achtfache, zehnfache Dicke statt findet, alle diese Farben-
strahlen durchgelassen werden. Jene einfache Dicke ist allemal
kleiner bei dem violetten Strahle und nach der Ordnung größer bei
den übrigen; auch ist das Verhältniß für die verschiedenen Farben-
strahlen immer gleich, so daß, wenn 4 Milliontel als dem äußersten
Violett, 51/4 als der Grenze des Grün und Gelb, 6 1/3 als dem äußer-
sten Roth entsprechend bei der Luft bekannt sind, man diese Zahlen
nur mit dem Brechungsverhältnisse zu multipliciren braucht, um
bei andern Körpern die jeder Farbe angemessene Dicke zu finden;

ſtrahl; wir werden alſo ein Licht noch fuͤr vollkommen gruͤn anſehen,
ſo wohl wenn 5 als wenn 4,9 Milliontel dem Abſtande der beſten
Reflexion entſprechen; aber dieſe beiden gruͤnen Lichtſtrahlen geben
im ſtrengſten Sinne genommen ſchon ungleiche Farbenringe dem
Durchmeſſer nach, wenn auch, ſo weit das Urtheil unſeres Auges
geht, nicht der Farbe nach. Die Mitte der aus jenen beiden Licht-
ſtrahlen entſtehenden Ringe entſpraͤche den Abſtaͤnden 5 und 4,9;
15 und 14,7; 25 und 24,5 und ſo weiter; und hier kaͤme ſchon
der zwanzigſte Ring der einen Licht-Art faſt genau auf die Mitte
zwiſchen den Ringen der andern Licht-Art, ſo daß dennoch endlich
ein Unkenntlichwerden der Ringe eintraͤte. Dieſes erfolgt, bei der
Schwierigkeit ein ſo gleichfoͤrmiges Licht zu erhalten, leicht noch
fruͤher, und es iſt ein Zeichen, daß man ſehr gleichartiges Licht
habe, wenn die Zahl der Ringe groß iſt.

Aber nicht bloß die Luftſchichte zwiſchen zwei Objectivglaͤſern
iſt geeignet, dieſe Farben zu zeigen, ſondern auch, wenn der Zwi-
ſchenraum mit Waſſer gefuͤllt iſt, beobachtet man eben ſolche Far-
benringe, welche aber nun von viel geringerem Durchmeſſer ſind,
und mattere Farben, jedoch in eben der Ordnung zeigen. Und
ebenſo iſt jedes duͤnne Blaͤttchen eines Koͤrpers, jede duͤnne Schichte
eines Fluͤſſigen, geeignet, gewiſſe Farbenſtrahlen zuruͤckzuwerfen
und die uͤbrigen durchzulaſſen, ja ſelbſt im luftleeren Raume zeigen
ſich ebenſo Farbenringe. In allen Faͤllen aber iſt die Art der
zuruͤckgeworfenen Strahlen nach der Dicke der Schichte verſchieden,
und zwar ſo verſchieden, daß dieſelben Farbenſtrahlen bei der drei-
fachen, fuͤnffachen, ſiebenfachen, neunfachen, elffachen Dicke zu-
ruͤckgeworfen werden, wenn ſie bei der einfachen Dicke zuruͤckgewor-
fen wurden, und daß dagegen da, wo die zweifache, vierfache, ſechs-
fache, achtfache, zehnfache Dicke ſtatt findet, alle dieſe Farben-
ſtrahlen durchgelaſſen werden. Jene einfache Dicke iſt allemal
kleiner bei dem violetten Strahle und nach der Ordnung groͤßer bei
den uͤbrigen; auch iſt das Verhaͤltniß fuͤr die verſchiedenen Farben-
ſtrahlen immer gleich, ſo daß, wenn 4 Milliontel als dem aͤußerſten
Violett, 5¼ als der Grenze des Gruͤn und Gelb, 6⅓ als dem aͤußer-
ſten Roth entſprechend bei der Luft bekannt ſind, man dieſe Zahlen
nur mit dem Brechungsverhaͤltniſſe zu multipliciren braucht, um
bei andern Koͤrpern die jeder Farbe angemeſſene Dicke zu finden;

<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <p><pb facs="#f0281" n="267"/>
&#x017F;trahl; wir werden                         al&#x017F;o ein Licht noch fu&#x0364;r vollkommen gru&#x0364;n                         an&#x017F;ehen,<lb/>
&#x017F;o wohl wenn 5 als wenn 4,9 Milliontel                         dem Ab&#x017F;tande der be&#x017F;ten<lb/>
Reflexion                         ent&#x017F;prechen; aber die&#x017F;e beiden gru&#x0364;nen                         Licht&#x017F;trahlen geben<lb/>
im &#x017F;treng&#x017F;ten Sinne                         genommen &#x017F;chon ungleiche Farbenringe                         dem<lb/>
Durchme&#x017F;&#x017F;er nach, wenn auch, &#x017F;o                         weit das Urtheil un&#x017F;eres Auges<lb/>
geht, nicht der Farbe nach.                         Die Mitte der aus jenen beiden Licht-<lb/>
&#x017F;trahlen                         ent&#x017F;tehenden Ringe ent&#x017F;pra&#x0364;che den                         Ab&#x017F;ta&#x0364;nden 5 und 4,9;<lb/>
15 und 14,7; 25 und 24,5 und                         &#x017F;o weiter; und hier ka&#x0364;me &#x017F;chon<lb/>
der                         zwanzig&#x017F;te Ring der einen Licht-Art fa&#x017F;t genau auf die                         Mitte<lb/>
zwi&#x017F;chen den Ringen der andern Licht-Art, &#x017F;o                         daß dennoch endlich<lb/>
ein Unkenntlichwerden der Ringe                         eintra&#x0364;te. Die&#x017F;es erfolgt, bei der<lb/>
Schwierigkeit                         ein &#x017F;o gleichfo&#x0364;rmiges Licht zu erhalten, leicht                         noch<lb/>
fru&#x0364;her, und es i&#x017F;t ein Zeichen, daß man                         &#x017F;ehr gleichartiges Licht<lb/>
habe, wenn die Zahl der Ringe groß                         i&#x017F;t.</p><lb/>
          <p>Aber nicht bloß die Luft&#x017F;chichte zwi&#x017F;chen zwei                         Objectivgla&#x0364;&#x017F;ern<lb/>
i&#x017F;t geeignet,                         die&#x017F;e Farben zu zeigen, &#x017F;ondern auch, wenn der                         Zwi-<lb/>
&#x017F;chenraum mit Wa&#x017F;&#x017F;er                         gefu&#x0364;llt i&#x017F;t, beobachtet man eben &#x017F;olche                         Far-<lb/>
benringe, welche aber nun von viel geringerem                         Durchme&#x017F;&#x017F;er &#x017F;ind,<lb/>
und mattere Farben,                         jedoch in eben der Ordnung zeigen. Und<lb/>
eben&#x017F;o i&#x017F;t                         jedes du&#x0364;nne Bla&#x0364;ttchen eines Ko&#x0364;rpers,                         jede du&#x0364;nne Schichte<lb/>
eines                         Flu&#x0364;&#x017F;&#x017F;igen, geeignet,                         gewi&#x017F;&#x017F;e Farben&#x017F;trahlen                         zuru&#x0364;ckzuwerfen<lb/>
und die u&#x0364;brigen                         durchzula&#x017F;&#x017F;en, ja &#x017F;elb&#x017F;t im                         luftleeren Raume zeigen<lb/>
&#x017F;ich eben&#x017F;o Farbenringe.                         In allen Fa&#x0364;llen aber i&#x017F;t die Art                         der<lb/>
zuru&#x0364;ckgeworfenen Strahlen nach der Dicke der Schichte                         ver&#x017F;chieden,<lb/>
und zwar &#x017F;o ver&#x017F;chieden,                         daß die&#x017F;elben Farben&#x017F;trahlen bei der drei-<lb/>
fachen,                         fu&#x0364;nffachen, &#x017F;iebenfachen, neunfachen, elffachen Dicke                         zu-<lb/>
ru&#x0364;ckgeworfen werden, wenn &#x017F;ie bei der                         einfachen Dicke zuru&#x0364;ckgewor-<lb/>
fen wurden, und daß dagegen da,                         wo die zweifache, vierfache, &#x017F;echs-<lb/>
fache, achtfache,                         zehnfache Dicke &#x017F;tatt findet, alle die&#x017F;e                         Farben-<lb/>
&#x017F;trahlen durchgela&#x017F;&#x017F;en werden.                         Jene einfache Dicke i&#x017F;t allemal<lb/>
kleiner bei dem violetten                         Strahle und nach der Ordnung gro&#x0364;ßer bei<lb/>
den                         u&#x0364;brigen; auch i&#x017F;t das Verha&#x0364;ltniß                         fu&#x0364;r die ver&#x017F;chiedenen Farben-<lb/>
&#x017F;trahlen                         immer gleich, &#x017F;o daß, wenn 4 Milliontel als dem                         a&#x0364;ußer&#x017F;ten<lb/>
Violett, 5¼ als der Grenze                         des Gru&#x0364;n und Gelb, 6&#x2153; als dem                         a&#x0364;ußer-<lb/>
&#x017F;ten Roth ent&#x017F;prechend bei der                         Luft bekannt &#x017F;ind, man die&#x017F;e Zahlen<lb/>
nur mit dem                         Brechungsverha&#x0364;ltni&#x017F;&#x017F;e zu multipliciren                         braucht, um<lb/>
bei andern Ko&#x0364;rpern die jeder Farbe                         angeme&#x017F;&#x017F;ene Dicke zu finden;<lb/></p>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[267/0281] ſtrahl; wir werden alſo ein Licht noch fuͤr vollkommen gruͤn anſehen, ſo wohl wenn 5 als wenn 4,9 Milliontel dem Abſtande der beſten Reflexion entſprechen; aber dieſe beiden gruͤnen Lichtſtrahlen geben im ſtrengſten Sinne genommen ſchon ungleiche Farbenringe dem Durchmeſſer nach, wenn auch, ſo weit das Urtheil unſeres Auges geht, nicht der Farbe nach. Die Mitte der aus jenen beiden Licht- ſtrahlen entſtehenden Ringe entſpraͤche den Abſtaͤnden 5 und 4,9; 15 und 14,7; 25 und 24,5 und ſo weiter; und hier kaͤme ſchon der zwanzigſte Ring der einen Licht-Art faſt genau auf die Mitte zwiſchen den Ringen der andern Licht-Art, ſo daß dennoch endlich ein Unkenntlichwerden der Ringe eintraͤte. Dieſes erfolgt, bei der Schwierigkeit ein ſo gleichfoͤrmiges Licht zu erhalten, leicht noch fruͤher, und es iſt ein Zeichen, daß man ſehr gleichartiges Licht habe, wenn die Zahl der Ringe groß iſt. Aber nicht bloß die Luftſchichte zwiſchen zwei Objectivglaͤſern iſt geeignet, dieſe Farben zu zeigen, ſondern auch, wenn der Zwi- ſchenraum mit Waſſer gefuͤllt iſt, beobachtet man eben ſolche Far- benringe, welche aber nun von viel geringerem Durchmeſſer ſind, und mattere Farben, jedoch in eben der Ordnung zeigen. Und ebenſo iſt jedes duͤnne Blaͤttchen eines Koͤrpers, jede duͤnne Schichte eines Fluͤſſigen, geeignet, gewiſſe Farbenſtrahlen zuruͤckzuwerfen und die uͤbrigen durchzulaſſen, ja ſelbſt im luftleeren Raume zeigen ſich ebenſo Farbenringe. In allen Faͤllen aber iſt die Art der zuruͤckgeworfenen Strahlen nach der Dicke der Schichte verſchieden, und zwar ſo verſchieden, daß dieſelben Farbenſtrahlen bei der drei- fachen, fuͤnffachen, ſiebenfachen, neunfachen, elffachen Dicke zu- ruͤckgeworfen werden, wenn ſie bei der einfachen Dicke zuruͤckgewor- fen wurden, und daß dagegen da, wo die zweifache, vierfache, ſechs- fache, achtfache, zehnfache Dicke ſtatt findet, alle dieſe Farben- ſtrahlen durchgelaſſen werden. Jene einfache Dicke iſt allemal kleiner bei dem violetten Strahle und nach der Ordnung groͤßer bei den uͤbrigen; auch iſt das Verhaͤltniß fuͤr die verſchiedenen Farben- ſtrahlen immer gleich, ſo daß, wenn 4 Milliontel als dem aͤußerſten Violett, 5¼ als der Grenze des Gruͤn und Gelb, 6⅓ als dem aͤußer- ſten Roth entſprechend bei der Luft bekannt ſind, man dieſe Zahlen nur mit dem Brechungsverhaͤltniſſe zu multipliciren braucht, um bei andern Koͤrpern die jeder Farbe angemeſſene Dicke zu finden;

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/brandes_naturlehre02_1831
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/brandes_naturlehre02_1831/281
Zitationshilfe: Brandes, Heinrich Wilhelm: Vorlesungen über die Naturlehre. Bd. 2. Leipzig, 1831, S. 267. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/brandes_naturlehre02_1831/281>, abgerufen am 22.11.2024.