Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Brandes, Heinrich Wilhelm: Vorlesungen über die Naturlehre. Bd. 2. Leipzig, 1831.

Bild:
<< vorherige Seite

sie mit Dünsten gemischt ist, so gelangen auch von den Sternen
die Lichtstrahlen ungleich gebrochen zum Auge, und der Stern scheint
uns zu zittern. Dieses Funkeln bemerken wir stärker an den Fix-
sternen, weniger an den Planeten, weil der scheinbare Durchmesser
der Fixsterne so höchst geringe ist. Wenn zum Beispiel jene Zitte-
rung im Funkeln 10 Secunden betrüge, so würde Sirius, der
noch lange keine Secunde im Durchmesser hat, um etwas sehr be-
deutendes hin und her wanken; beim Jupiter dagegen, dessen
scheinbarer Durchmesser 40 Secunden beträgt, würde diese anschei-
nende Vorrückung nur wenig in Vergleichung gegen seinen ganzen
Durchmesser betragen. Am Horizonte scheinen uns die Sterne,
besonders im Fernrohr gesehen, stärker zu zittern, und oft so sehr,
daß gar keine genaue Beobachtung mehr möglich ist. Dieses Zit-
tern ist oft bedeutend dadurch verstärkt, daß man das Instrument
zum Beobachten innerhalb eines offenen Fensters stehen hat, in
welchem die hinausziehende warme Luft sich mit der äußeren kalten
Luft mischt.

Welchen Zusammenhang mit der Witterung dieses Funkeln
der Sterne habe, darüber wage ich nicht etwas zu sagen. Es ist
oft sehr lebhaft bei großer Kälte, oft auch bei feuchter Luft, und
da es von ungleicher Erwärmung abhängen kann, so ist es wohl
möglich, daß zuweilen selbst örtliche Umstände darauf einwirken
können.



Neunte Vorlesung.


Diejenigen Erscheinungen, m. h. H., die von der Brechung
des Lichtes auf eine solche Weise abhängen, daß wir dabei an die
Farbenzerstreuung nicht nothwendig zu denken brauchen, sind so
überaus zahlreich, daß ich Sie lange Zeit damit habe unterhalten
müssen; und obgleich es vielleicht von der einen Seite zweckmäßiger
scheinen könnte, zuerst auch die Gesetze der Farben-Erscheinungen
zu entwickeln, so schien mir doch die Zusammenstellung jener An-

ſie mit Duͤnſten gemiſcht iſt, ſo gelangen auch von den Sternen
die Lichtſtrahlen ungleich gebrochen zum Auge, und der Stern ſcheint
uns zu zittern. Dieſes Funkeln bemerken wir ſtaͤrker an den Fix-
ſternen, weniger an den Planeten, weil der ſcheinbare Durchmeſſer
der Fixſterne ſo hoͤchſt geringe iſt. Wenn zum Beiſpiel jene Zitte-
rung im Funkeln 10 Secunden betruͤge, ſo wuͤrde Sirius, der
noch lange keine Secunde im Durchmeſſer hat, um etwas ſehr be-
deutendes hin und her wanken; beim Jupiter dagegen, deſſen
ſcheinbarer Durchmeſſer 40 Secunden betraͤgt, wuͤrde dieſe anſchei-
nende Vorruͤckung nur wenig in Vergleichung gegen ſeinen ganzen
Durchmeſſer betragen. Am Horizonte ſcheinen uns die Sterne,
beſonders im Fernrohr geſehen, ſtaͤrker zu zittern, und oft ſo ſehr,
daß gar keine genaue Beobachtung mehr moͤglich iſt. Dieſes Zit-
tern iſt oft bedeutend dadurch verſtaͤrkt, daß man das Inſtrument
zum Beobachten innerhalb eines offenen Fenſters ſtehen hat, in
welchem die hinausziehende warme Luft ſich mit der aͤußeren kalten
Luft miſcht.

Welchen Zuſammenhang mit der Witterung dieſes Funkeln
der Sterne habe, daruͤber wage ich nicht etwas zu ſagen. Es iſt
oft ſehr lebhaft bei großer Kaͤlte, oft auch bei feuchter Luft, und
da es von ungleicher Erwaͤrmung abhaͤngen kann, ſo iſt es wohl
moͤglich, daß zuweilen ſelbſt oͤrtliche Umſtaͤnde darauf einwirken
koͤnnen.



Neunte Vorleſung.


Diejenigen Erſcheinungen, m. h. H., die von der Brechung
des Lichtes auf eine ſolche Weiſe abhaͤngen, daß wir dabei an die
Farbenzerſtreuung nicht nothwendig zu denken brauchen, ſind ſo
uͤberaus zahlreich, daß ich Sie lange Zeit damit habe unterhalten
muͤſſen; und obgleich es vielleicht von der einen Seite zweckmaͤßiger
ſcheinen koͤnnte, zuerſt auch die Geſetze der Farben-Erſcheinungen
zu entwickeln, ſo ſchien mir doch die Zuſammenſtellung jener An-

<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <p><pb facs="#f0182" n="168"/>
&#x017F;ie mit Du&#x0364;n&#x017F;ten gemi&#x017F;cht                         i&#x017F;t, &#x017F;o gelangen auch von den Sternen<lb/>
die                         Licht&#x017F;trahlen ungleich gebrochen zum Auge, und der Stern                         &#x017F;cheint<lb/>
uns zu zittern. Die&#x017F;es Funkeln bemerken                         wir &#x017F;ta&#x0364;rker an den Fix-<lb/>
&#x017F;ternen,                         weniger an den Planeten, weil der &#x017F;cheinbare                         Durchme&#x017F;&#x017F;er<lb/>
der Fix&#x017F;terne &#x017F;o                         ho&#x0364;ch&#x017F;t geringe i&#x017F;t. Wenn zum                         Bei&#x017F;piel jene Zitte-<lb/>
rung im Funkeln 10 Secunden                         betru&#x0364;ge, &#x017F;o wu&#x0364;rde <hi rendition="#g">Sirius</hi>, der<lb/>
noch lange keine Secunde im                         Durchme&#x017F;&#x017F;er hat, um etwas &#x017F;ehr                         be-<lb/>
deutendes hin und her wanken; beim <hi rendition="#g">Jupiter</hi> dagegen, de&#x017F;&#x017F;en<lb/>
&#x017F;cheinbarer                         Durchme&#x017F;&#x017F;er 40 Secunden betra&#x0364;gt,                         wu&#x0364;rde die&#x017F;e an&#x017F;chei-<lb/>
nende                         Vorru&#x0364;ckung nur wenig in Vergleichung gegen &#x017F;einen                         ganzen<lb/>
Durchme&#x017F;&#x017F;er betragen. Am Horizonte                         &#x017F;cheinen uns die Sterne,<lb/>
be&#x017F;onders im Fernrohr                         ge&#x017F;ehen, &#x017F;ta&#x0364;rker zu zittern, und oft                         &#x017F;o &#x017F;ehr,<lb/>
daß gar keine genaue Beobachtung mehr                         mo&#x0364;glich i&#x017F;t. Die&#x017F;es Zit-<lb/>
tern                         i&#x017F;t oft bedeutend dadurch ver&#x017F;ta&#x0364;rkt, daß                         man das In&#x017F;trument<lb/>
zum Beobachten innerhalb eines offenen                         Fen&#x017F;ters &#x017F;tehen hat, in<lb/>
welchem die hinausziehende                         warme Luft &#x017F;ich mit der a&#x0364;ußeren kalten<lb/>
Luft                         mi&#x017F;cht.</p><lb/>
          <p>Welchen Zu&#x017F;ammenhang mit der Witterung die&#x017F;es                         Funkeln<lb/>
der Sterne habe, daru&#x0364;ber wage ich nicht etwas zu                         &#x017F;agen. Es i&#x017F;t<lb/>
oft &#x017F;ehr lebhaft bei                         großer Ka&#x0364;lte, oft auch bei feuchter Luft, und<lb/>
da es von                         ungleicher Erwa&#x0364;rmung abha&#x0364;ngen kann, &#x017F;o                         i&#x017F;t es wohl<lb/>
mo&#x0364;glich, daß zuweilen                         &#x017F;elb&#x017F;t o&#x0364;rtliche                         Um&#x017F;ta&#x0364;nde darauf einwirken<lb/>
ko&#x0364;nnen.</p>
        </div>
      </div><lb/>
      <milestone rendition="#hr" unit="section"/>
      <div n="1">
        <head> <hi rendition="#b"><hi rendition="#g">Neunte Vorle&#x017F;ung</hi>.</hi> </head><lb/>
        <milestone rendition="#hr" unit="section"/>
        <p>Diejenigen Er&#x017F;cheinungen, m. h. H., die von der Brechung<lb/>
des                     Lichtes auf eine &#x017F;olche Wei&#x017F;e abha&#x0364;ngen, daß                     wir dabei an die<lb/>
Farbenzer&#x017F;treuung nicht nothwendig zu denken                     brauchen, &#x017F;ind &#x017F;o<lb/>
u&#x0364;beraus zahlreich, daß                     ich Sie lange Zeit damit habe                     unterhalten<lb/>
mu&#x0364;&#x017F;&#x017F;en; und obgleich es                     vielleicht von der einen Seite zweckma&#x0364;ßiger<lb/>
&#x017F;cheinen                     ko&#x0364;nnte, zuer&#x017F;t auch die Ge&#x017F;etze der                     Farben-Er&#x017F;cheinungen<lb/>
zu entwickeln, &#x017F;o                     &#x017F;chien mir doch die Zu&#x017F;ammen&#x017F;tellung jener                         An-<lb/></p>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[168/0182] ſie mit Duͤnſten gemiſcht iſt, ſo gelangen auch von den Sternen die Lichtſtrahlen ungleich gebrochen zum Auge, und der Stern ſcheint uns zu zittern. Dieſes Funkeln bemerken wir ſtaͤrker an den Fix- ſternen, weniger an den Planeten, weil der ſcheinbare Durchmeſſer der Fixſterne ſo hoͤchſt geringe iſt. Wenn zum Beiſpiel jene Zitte- rung im Funkeln 10 Secunden betruͤge, ſo wuͤrde Sirius, der noch lange keine Secunde im Durchmeſſer hat, um etwas ſehr be- deutendes hin und her wanken; beim Jupiter dagegen, deſſen ſcheinbarer Durchmeſſer 40 Secunden betraͤgt, wuͤrde dieſe anſchei- nende Vorruͤckung nur wenig in Vergleichung gegen ſeinen ganzen Durchmeſſer betragen. Am Horizonte ſcheinen uns die Sterne, beſonders im Fernrohr geſehen, ſtaͤrker zu zittern, und oft ſo ſehr, daß gar keine genaue Beobachtung mehr moͤglich iſt. Dieſes Zit- tern iſt oft bedeutend dadurch verſtaͤrkt, daß man das Inſtrument zum Beobachten innerhalb eines offenen Fenſters ſtehen hat, in welchem die hinausziehende warme Luft ſich mit der aͤußeren kalten Luft miſcht. Welchen Zuſammenhang mit der Witterung dieſes Funkeln der Sterne habe, daruͤber wage ich nicht etwas zu ſagen. Es iſt oft ſehr lebhaft bei großer Kaͤlte, oft auch bei feuchter Luft, und da es von ungleicher Erwaͤrmung abhaͤngen kann, ſo iſt es wohl moͤglich, daß zuweilen ſelbſt oͤrtliche Umſtaͤnde darauf einwirken koͤnnen. Neunte Vorleſung. Diejenigen Erſcheinungen, m. h. H., die von der Brechung des Lichtes auf eine ſolche Weiſe abhaͤngen, daß wir dabei an die Farbenzerſtreuung nicht nothwendig zu denken brauchen, ſind ſo uͤberaus zahlreich, daß ich Sie lange Zeit damit habe unterhalten muͤſſen; und obgleich es vielleicht von der einen Seite zweckmaͤßiger ſcheinen koͤnnte, zuerſt auch die Geſetze der Farben-Erſcheinungen zu entwickeln, ſo ſchien mir doch die Zuſammenſtellung jener An-

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
TCF (tokenisiert, serialisiert, lemmatisiert, normalisiert)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/brandes_naturlehre02_1831
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/brandes_naturlehre02_1831/182
Zitationshilfe: Brandes, Heinrich Wilhelm: Vorlesungen über die Naturlehre. Bd. 2. Leipzig, 1831, S. 168. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/brandes_naturlehre02_1831/182>, abgerufen am 12.05.2024.