Brandes, Heinrich Wilhelm: Vorlesungen über die Naturlehre. Bd. 2. Leipzig, 1831.bringt nämlich die beiden Glasplatten einander so nahe, daß nur Diese Beobachtungen gehören wohl unstreitig zu den feinsten, bringt naͤmlich die beiden Glasplatten einander ſo nahe, daß nur Dieſe Beobachtungen gehoͤren wohl unſtreitig zu den feinſten, <TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <p><pb facs="#f0018" n="4"/> bringt naͤmlich die beiden Glasplatten einander ſo nahe, daß nur<lb/> noch ein duͤnner Silberfaden zwiſchen ihnen Platz hat, ſchraubt,<lb/> waͤhrend die Glasplatten noch in ihrer Entfernung erhalten werden,<lb/> (<hi rendition="#aq"><hi rendition="#b">Fig. 2.</hi></hi>) <hi rendition="#aq"><hi rendition="#b">F</hi></hi> nach <hi rendition="#aq"><hi rendition="#b">f,</hi></hi> zum Beiſpiel in einem der Verſuche 4½ Lin.<lb/> (ein Centimeter) weit, laͤßt dann die Platte <hi rendition="#aq"><hi rendition="#b">CD</hi></hi> frei und beobach-<lb/> tet die Zeit ihres erſten Pendelſchwunges. Statt nun daß dieſe<lb/> erſte Schwingung 91 Secunden gebrauchte, wenn der Silberfaden<lb/> die Platten in ⅑ Linie Entfernung erhalten hatte, ſo betrug die<lb/> Zeit 217 Secunden, wenn dieſe Entfernung nur <formula notation="TeX">\frac{7}{100}</formula> Linie gewe-<lb/> ſen war, und 440 Secunden, wenn die Entfernung nur <formula notation="TeX">\frac{1}{40}</formula> Linie<lb/> betragen hatte. Stellen Sie ſich naͤmlich in <hi rendition="#aq"><hi rendition="#b">Fig. 2.</hi></hi> dieſe kleinen<lb/> Bewegungen ſtark vergroͤßert vor, ſo iſt in dem Augenblicke, wo<lb/> die Platte <hi rendition="#aq"><hi rendition="#b">CD</hi></hi> ihre Bewegung anfaͤngt, der Faden <hi rendition="#aq"><hi rendition="#b">Cf</hi></hi> ſeitwaͤrts<lb/> abgelenkt; die Platte <hi rendition="#aq"><hi rendition="#b">CD</hi></hi> ſollte alſo, weil ſie doch um etwas we-<lb/> niges ſpecifiſch ſchwerer als Waſſer iſt, eine langſame Pendelbewe-<lb/> gung anfangen; aber die anziehende Kraft der Platte <hi rendition="#aq"><hi rendition="#b">AB</hi></hi> und des<lb/> zwiſchen beiden durch die ausgeuͤbte Anziehung verdichteten Waſſers<lb/> haͤlt <hi rendition="#aq"><hi rendition="#b">CD</hi></hi> zuruͤck, bewirkt alſo, daß die Zeit der erſten Oſcillation<lb/> laͤnger wird. Nach <hi rendition="#g">Girards</hi> Beſchreibung bemerkt man dieſe<lb/> zuruͤckgehaltene Bewegung auch an der Art, wie die Bewegung erſt<lb/> nach ſehr langer Zeit merklich wird. War ein ſo ſehr duͤnner Sil-<lb/> berdrath von <formula notation="TeX">\frac{1}{20}</formula> oder <formula notation="TeX">\frac{1}{40}</formula> Linie dick zwiſchen die Platten gelegt, ſo<lb/> ſchien die frei gelaſſene Platte ſich anfangs gar nicht zu bewegen,<lb/> aber nach einer erheblichen Zeit ſah man doch, daß waͤhrend dieſer<lb/> hoͤchſt langſamen Fortruͤckung der Abſtand zugenommen hatte, und<lb/> daß die noch immer durch die andre Platte zuruͤckgezogene Platte<lb/> allmaͤhlig ſchneller fortruͤckte. Erſt wenn der Abſtand ungefehr 1<lb/> Linie wird, ſcheint die Platte ſich der anziehenden Kraft der andern<lb/> zu entreißen und nimmt eine ſchnellere Bewegung an.</p><lb/> <p>Dieſe Beobachtungen gehoͤren wohl unſtreitig zu den feinſten,<lb/> die man anſtellen kann, offenbar ſind ſie, eben dieſer Feinheit<lb/> wegen, auch manchen Irrthuͤmern unterworfen; aber da <hi rendition="#g">Girard</hi><lb/> als ein genauer und zuverlaͤſſiger Beobachter angeſehen wird, ſo<lb/> darf man doch wohl einiges Vertrauen auf dieſe Behauptungen<lb/> ſetzen, und daher annehmen, daß die Anziehungskraft theils der<lb/> Platten auf einander, theils noch mehr der Platten auf das Waſſer,<lb/> welches dadurch in einen etwas verdichteten Zuſtand verſetzt zu<lb/></p> </div> </div> </body> </text> </TEI> [4/0018]
bringt naͤmlich die beiden Glasplatten einander ſo nahe, daß nur
noch ein duͤnner Silberfaden zwiſchen ihnen Platz hat, ſchraubt,
waͤhrend die Glasplatten noch in ihrer Entfernung erhalten werden,
(Fig. 2.) F nach f, zum Beiſpiel in einem der Verſuche 4½ Lin.
(ein Centimeter) weit, laͤßt dann die Platte CD frei und beobach-
tet die Zeit ihres erſten Pendelſchwunges. Statt nun daß dieſe
erſte Schwingung 91 Secunden gebrauchte, wenn der Silberfaden
die Platten in ⅑ Linie Entfernung erhalten hatte, ſo betrug die
Zeit 217 Secunden, wenn dieſe Entfernung nur [FORMEL] Linie gewe-
ſen war, und 440 Secunden, wenn die Entfernung nur [FORMEL] Linie
betragen hatte. Stellen Sie ſich naͤmlich in Fig. 2. dieſe kleinen
Bewegungen ſtark vergroͤßert vor, ſo iſt in dem Augenblicke, wo
die Platte CD ihre Bewegung anfaͤngt, der Faden Cf ſeitwaͤrts
abgelenkt; die Platte CD ſollte alſo, weil ſie doch um etwas we-
niges ſpecifiſch ſchwerer als Waſſer iſt, eine langſame Pendelbewe-
gung anfangen; aber die anziehende Kraft der Platte AB und des
zwiſchen beiden durch die ausgeuͤbte Anziehung verdichteten Waſſers
haͤlt CD zuruͤck, bewirkt alſo, daß die Zeit der erſten Oſcillation
laͤnger wird. Nach Girards Beſchreibung bemerkt man dieſe
zuruͤckgehaltene Bewegung auch an der Art, wie die Bewegung erſt
nach ſehr langer Zeit merklich wird. War ein ſo ſehr duͤnner Sil-
berdrath von [FORMEL] oder [FORMEL] Linie dick zwiſchen die Platten gelegt, ſo
ſchien die frei gelaſſene Platte ſich anfangs gar nicht zu bewegen,
aber nach einer erheblichen Zeit ſah man doch, daß waͤhrend dieſer
hoͤchſt langſamen Fortruͤckung der Abſtand zugenommen hatte, und
daß die noch immer durch die andre Platte zuruͤckgezogene Platte
allmaͤhlig ſchneller fortruͤckte. Erſt wenn der Abſtand ungefehr 1
Linie wird, ſcheint die Platte ſich der anziehenden Kraft der andern
zu entreißen und nimmt eine ſchnellere Bewegung an.
Dieſe Beobachtungen gehoͤren wohl unſtreitig zu den feinſten,
die man anſtellen kann, offenbar ſind ſie, eben dieſer Feinheit
wegen, auch manchen Irrthuͤmern unterworfen; aber da Girard
als ein genauer und zuverlaͤſſiger Beobachter angeſehen wird, ſo
darf man doch wohl einiges Vertrauen auf dieſe Behauptungen
ſetzen, und daher annehmen, daß die Anziehungskraft theils der
Platten auf einander, theils noch mehr der Platten auf das Waſſer,
welches dadurch in einen etwas verdichteten Zuſtand verſetzt zu
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