fallenden Strahlen zu verhindern; -- wo dieses schwarze Pigment fehlt, welches bei den Kakerlaken, deren Pupille daher roth aus- sieht, der Fall ist, da ist das Auge durch ein etwas stärkeres Licht leicht geblendet; -- ein Nachtheil, den jenes schwarze Pigment be- seitiget. Um dieser Blendung durch stärkeres Licht, welche auch bei gesunden, mit jenem schwarzen Pigment gehörig versehenen Augen statt finden kann, wenn das Bild im Auge von allzu zahl- reichen Lichtstrahlen hervorgebracht wird, zu begegnen, dient die merkwürdige Einrichtung der Iris oder Regenbogenhaut, daß sie die Pupille, die schwarze Oeffnung des Auges, erweitern oder ver- engern kann. Sobald nämlich ein zu starker Lichtreiz die Netzhaut des Auges trifft, so verengert sich die Oeffnung der Pupille und vermindert dadurch die Menge der eingelassenen Strahlen, folglich auch die Erleuchtung des Bildes im Auge und den damit verbunde- nen Lichtreitz auf die Netzhaut. Im Dunkeln dagegen erweitert sich die Pupille, um dem Bilde alle die Erleuchtung, die es durch Vermehrung der gesammelten Strahlen erhalten kann, zu gewäh- ren. Von dieser ungleichen Oeffnung der Pupille hängt es ab, daß wir, aus einem sehr erhellten Raume in einen dunkeln eintre- tend, fast gar nichts erkennen, aber nach einiger Zeit die schwach erhellten Gegenstände deutlicher gewahr zu werden anfangen. Es war nämlich bei unserm Eintritte in die Dunkelheit die Pupille so verkleinert, daß sie nur wenige Lichtstrahlen einließ, und daher durch die matt erleuchteten Gegenstände, die auf diesen kleinen Raum allzu wenig Licht senden, kein hinreichend lebhaftes Bild hervorgebracht werden konnte; aber beim Verweilen in der Dun- kelheit wird die Pupille größer und daher das Bild im Auge besser erleuchtet, obgleich die Gegenstände immer nur noch gleich viel Licht aussenden. In dieser Ungleichheit der Pupille liegt offenbar auch ein Grund, warum unser Auge über den Grad der Erleuchtung eines Gegenstandes kein strenges Urtheil besitzt, weil gleiche Erleuchtung bei verschiedenen Zuständen des Auges uns ungleich erscheinen muß. Ue- berdies auch ist die Reitzbarkeit unsrer Sehenerven nicht immer gleich.
Zu den Nebentheilen des Auges gehören noch die Mus- keln, welche die Bewegung des Auges bewirken, indem die seitwärts gerichtete Bewegung durch eine Dehnung des einen und Verkürzung des andern Muskels, die das Seitwärtsziehen bewir-
fallenden Strahlen zu verhindern; — wo dieſes ſchwarze Pigment fehlt, welches bei den Kakerlaken, deren Pupille daher roth aus- ſieht, der Fall iſt, da iſt das Auge durch ein etwas ſtaͤrkeres Licht leicht geblendet; — ein Nachtheil, den jenes ſchwarze Pigment be- ſeitiget. Um dieſer Blendung durch ſtaͤrkeres Licht, welche auch bei geſunden, mit jenem ſchwarzen Pigment gehoͤrig verſehenen Augen ſtatt finden kann, wenn das Bild im Auge von allzu zahl- reichen Lichtſtrahlen hervorgebracht wird, zu begegnen, dient die merkwuͤrdige Einrichtung der Iris oder Regenbogenhaut, daß ſie die Pupille, die ſchwarze Oeffnung des Auges, erweitern oder ver- engern kann. Sobald naͤmlich ein zu ſtarker Lichtreiz die Netzhaut des Auges trifft, ſo verengert ſich die Oeffnung der Pupille und vermindert dadurch die Menge der eingelaſſenen Strahlen, folglich auch die Erleuchtung des Bildes im Auge und den damit verbunde- nen Lichtreitz auf die Netzhaut. Im Dunkeln dagegen erweitert ſich die Pupille, um dem Bilde alle die Erleuchtung, die es durch Vermehrung der geſammelten Strahlen erhalten kann, zu gewaͤh- ren. Von dieſer ungleichen Oeffnung der Pupille haͤngt es ab, daß wir, aus einem ſehr erhellten Raume in einen dunkeln eintre- tend, faſt gar nichts erkennen, aber nach einiger Zeit die ſchwach erhellten Gegenſtaͤnde deutlicher gewahr zu werden anfangen. Es war naͤmlich bei unſerm Eintritte in die Dunkelheit die Pupille ſo verkleinert, daß ſie nur wenige Lichtſtrahlen einließ, und daher durch die matt erleuchteten Gegenſtaͤnde, die auf dieſen kleinen Raum allzu wenig Licht ſenden, kein hinreichend lebhaftes Bild hervorgebracht werden konnte; aber beim Verweilen in der Dun- kelheit wird die Pupille groͤßer und daher das Bild im Auge beſſer erleuchtet, obgleich die Gegenſtaͤnde immer nur noch gleich viel Licht ausſenden. In dieſer Ungleichheit der Pupille liegt offenbar auch ein Grund, warum unſer Auge uͤber den Grad der Erleuchtung eines Gegenſtandes kein ſtrenges Urtheil beſitzt, weil gleiche Erleuchtung bei verſchiedenen Zuſtaͤnden des Auges uns ungleich erſcheinen muß. Ue- berdies auch iſt die Reitzbarkeit unſrer Sehenerven nicht immer gleich.
Zu den Nebentheilen des Auges gehoͤren noch die Mus- keln, welche die Bewegung des Auges bewirken, indem die ſeitwaͤrts gerichtete Bewegung durch eine Dehnung des einen und Verkuͤrzung des andern Muskels, die das Seitwaͤrtsziehen bewir-
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fallenden Strahlen zu verhindern; — wo dieſes ſchwarze Pigment
fehlt, welches bei den Kakerlaken, deren Pupille daher roth aus-
ſieht, der Fall iſt, da iſt das Auge durch ein etwas ſtaͤrkeres Licht
leicht geblendet; — ein Nachtheil, den jenes ſchwarze Pigment be-
ſeitiget. Um dieſer Blendung durch ſtaͤrkeres Licht, welche auch
bei geſunden, mit jenem ſchwarzen Pigment gehoͤrig verſehenen
Augen ſtatt finden kann, wenn das Bild im Auge von allzu zahl-
reichen Lichtſtrahlen hervorgebracht wird, zu begegnen, dient die
merkwuͤrdige Einrichtung der Iris oder Regenbogenhaut, daß ſie
die Pupille, die ſchwarze Oeffnung des Auges, erweitern oder ver-
engern kann. Sobald naͤmlich ein zu ſtarker Lichtreiz die Netzhaut
des Auges trifft, ſo verengert ſich die Oeffnung der Pupille und
vermindert dadurch die Menge der eingelaſſenen Strahlen, folglich
auch die Erleuchtung des Bildes im Auge und den damit verbunde-
nen Lichtreitz auf die Netzhaut. Im Dunkeln dagegen erweitert
ſich die Pupille, um dem Bilde alle die Erleuchtung, die es durch
Vermehrung der geſammelten Strahlen erhalten kann, zu gewaͤh-
ren. Von dieſer ungleichen Oeffnung der Pupille haͤngt es ab,
daß wir, aus einem ſehr erhellten Raume in einen dunkeln eintre-
tend, faſt gar nichts erkennen, aber nach einiger Zeit die ſchwach
erhellten Gegenſtaͤnde deutlicher gewahr zu werden anfangen. Es
war naͤmlich bei unſerm Eintritte in die Dunkelheit die Pupille ſo
verkleinert, daß ſie nur wenige Lichtſtrahlen einließ, und daher
durch die matt erleuchteten Gegenſtaͤnde, die auf dieſen kleinen
Raum allzu wenig Licht ſenden, kein hinreichend lebhaftes Bild
hervorgebracht werden konnte; aber beim Verweilen in der Dun-
kelheit wird die Pupille groͤßer und daher das Bild im Auge beſſer
erleuchtet, obgleich die Gegenſtaͤnde immer nur noch gleich viel Licht
ausſenden. In dieſer Ungleichheit der Pupille liegt offenbar auch
ein Grund, warum unſer Auge uͤber den Grad der Erleuchtung eines
Gegenſtandes kein ſtrenges Urtheil beſitzt, weil gleiche Erleuchtung bei
verſchiedenen Zuſtaͤnden des Auges uns ungleich erſcheinen muß. Ue-
berdies auch iſt die Reitzbarkeit unſrer Sehenerven nicht immer gleich.
Zu den Nebentheilen des Auges gehoͤren noch die Mus-
keln, welche die Bewegung des Auges bewirken, indem die
ſeitwaͤrts gerichtete Bewegung durch eine Dehnung des einen und
Verkuͤrzung des andern Muskels, die das Seitwaͤrtsziehen bewir-
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Brandes, Heinrich Wilhelm: Vorlesungen über die Naturlehre. Bd. 2. Leipzig, 1831, S. 128. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/brandes_naturlehre02_1831/142>, abgerufen am 27.11.2024.
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