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Brandes, Heinrich Wilhelm: Vorlesungen über die Naturlehre. Bd. 2. Leipzig, 1831.

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der machen. Die den flüssigen Körper einschließenden Glasplatten
müssen genau an beiden Seiten parallel geschliffen sein, und ob sie
das sind, erkennt man daran, daß der Gegenstand, den man durch
das bloß mit Luft gefüllte Prisma sieht, in unveränderter Rich-
tung, ebenso als wenn das Prisma ganz weggelassen wird, er-
scheint; wenn dieses nicht der Fall ist, so haben die Glasscheiben
selbst eine etwas prismatische Form und man erhält daher bei der
Beobachtung der Brechung durch das mit Flüssigkeit gefüllte Pris-
ma die Brechung durch diese etwas fehlerhaft. Um aber doch die
Unsicherheit, die aus den Farben hervorgeht, welche sich im Pris-
ma zeigen, hier nicht ganz unerwähnt zu lassen, muß ich noch die
Bemerkung beifügen, daß man bei solchen Messungen immer auf
eine und dieselbe Farbe die Messung richten muß. Sie werden in
der Folge sehen, mit welcher Genauigkeit sich die dann hervorge-
henden Bestimmungen angeben lassen.

Selbst die Luft, so fein sie auch ist, bringt dennoch eine Bre-
chung des Lichtes hervor, deren Kenntniß besonders dem Astrono-
men wichtig ist, und auch diese Brechung läßt sich mit Hülfe des
hohlen Prisma's bestimmen. Macht man nämlich die Höhlung
AD so klein, daß beim Auspumpen der Luft aus derselben kein Zer-
brechen und keine bedeutende Krümmung der Glasscheiben AB,
CD
zu befürchten ist, so kann man durch einen seitwärts angebrach-
ten Hahn mit Hülfe der Luftpumpe diesen Raum luftleer machen;
der bei CD eindringende Lichtstrahl wird dann, indem er in ver-
dünnte Luft oder in einen beinahe luftleeren Raum übergeht, ein
wenig vom Einfallslothe abwärts, und indem er bei AB wieder
in die dichtere Luft gelangt, ein wenig gegen das Einfallsloth zu
gebrochen, und so wenig dies auch beträgt, so haben doch Biot
und Arago aus solchen Versuchen die Brechung bei dem Ueber-
gange aus dem leeren Raume in die Luft genau bestimmt. Die
Brechung in künstlichen Luft-Arten haben eben diese Beobachter
dadurch kennen gelehrt, daß sie jenen mit Glasplatten geschlossenen
Raum mit diesen Luft-Arten füllten.

Zur Bestimmung der Brechung in Körpern, die zu klein
oder unregelmäßig geformt oder nicht vollkommen durchsichtig sind,
werden wir noch andre Mittel kennen lernen.


der machen. Die den fluͤſſigen Koͤrper einſchließenden Glasplatten
muͤſſen genau an beiden Seiten parallel geſchliffen ſein, und ob ſie
das ſind, erkennt man daran, daß der Gegenſtand, den man durch
das bloß mit Luft gefuͤllte Prisma ſieht, in unveraͤnderter Rich-
tung, ebenſo als wenn das Prisma ganz weggelaſſen wird, er-
ſcheint; wenn dieſes nicht der Fall iſt, ſo haben die Glasſcheiben
ſelbſt eine etwas prismatiſche Form und man erhaͤlt daher bei der
Beobachtung der Brechung durch das mit Fluͤſſigkeit gefuͤllte Pris-
ma die Brechung durch dieſe etwas fehlerhaft. Um aber doch die
Unſicherheit, die aus den Farben hervorgeht, welche ſich im Pris-
ma zeigen, hier nicht ganz unerwaͤhnt zu laſſen, muß ich noch die
Bemerkung beifuͤgen, daß man bei ſolchen Meſſungen immer auf
eine und dieſelbe Farbe die Meſſung richten muß. Sie werden in
der Folge ſehen, mit welcher Genauigkeit ſich die dann hervorge-
henden Beſtimmungen angeben laſſen.

Selbſt die Luft, ſo fein ſie auch iſt, bringt dennoch eine Bre-
chung des Lichtes hervor, deren Kenntniß beſonders dem Aſtrono-
men wichtig iſt, und auch dieſe Brechung laͤßt ſich mit Huͤlfe des
hohlen Prisma's beſtimmen. Macht man naͤmlich die Hoͤhlung
AD ſo klein, daß beim Auspumpen der Luft aus derſelben kein Zer-
brechen und keine bedeutende Kruͤmmung der Glasſcheiben AB,
CD
zu befuͤrchten iſt, ſo kann man durch einen ſeitwaͤrts angebrach-
ten Hahn mit Huͤlfe der Luftpumpe dieſen Raum luftleer machen;
der bei CD eindringende Lichtſtrahl wird dann, indem er in ver-
duͤnnte Luft oder in einen beinahe luftleeren Raum uͤbergeht, ein
wenig vom Einfallslothe abwaͤrts, und indem er bei AB wieder
in die dichtere Luft gelangt, ein wenig gegen das Einfallsloth zu
gebrochen, und ſo wenig dies auch betraͤgt, ſo haben doch Biot
und Arago aus ſolchen Verſuchen die Brechung bei dem Ueber-
gange aus dem leeren Raume in die Luft genau beſtimmt. Die
Brechung in kuͤnſtlichen Luft-Arten haben eben dieſe Beobachter
dadurch kennen gelehrt, daß ſie jenen mit Glasplatten geſchloſſenen
Raum mit dieſen Luft-Arten fuͤllten.

Zur Beſtimmung der Brechung in Koͤrpern, die zu klein
oder unregelmaͤßig geformt oder nicht vollkommen durchſichtig ſind,
werden wir noch andre Mittel kennen lernen.


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[112/0126] der machen. Die den fluͤſſigen Koͤrper einſchließenden Glasplatten muͤſſen genau an beiden Seiten parallel geſchliffen ſein, und ob ſie das ſind, erkennt man daran, daß der Gegenſtand, den man durch das bloß mit Luft gefuͤllte Prisma ſieht, in unveraͤnderter Rich- tung, ebenſo als wenn das Prisma ganz weggelaſſen wird, er- ſcheint; wenn dieſes nicht der Fall iſt, ſo haben die Glasſcheiben ſelbſt eine etwas prismatiſche Form und man erhaͤlt daher bei der Beobachtung der Brechung durch das mit Fluͤſſigkeit gefuͤllte Pris- ma die Brechung durch dieſe etwas fehlerhaft. Um aber doch die Unſicherheit, die aus den Farben hervorgeht, welche ſich im Pris- ma zeigen, hier nicht ganz unerwaͤhnt zu laſſen, muß ich noch die Bemerkung beifuͤgen, daß man bei ſolchen Meſſungen immer auf eine und dieſelbe Farbe die Meſſung richten muß. Sie werden in der Folge ſehen, mit welcher Genauigkeit ſich die dann hervorge- henden Beſtimmungen angeben laſſen. Selbſt die Luft, ſo fein ſie auch iſt, bringt dennoch eine Bre- chung des Lichtes hervor, deren Kenntniß beſonders dem Aſtrono- men wichtig iſt, und auch dieſe Brechung laͤßt ſich mit Huͤlfe des hohlen Prisma's beſtimmen. Macht man naͤmlich die Hoͤhlung AD ſo klein, daß beim Auspumpen der Luft aus derſelben kein Zer- brechen und keine bedeutende Kruͤmmung der Glasſcheiben AB, CD zu befuͤrchten iſt, ſo kann man durch einen ſeitwaͤrts angebrach- ten Hahn mit Huͤlfe der Luftpumpe dieſen Raum luftleer machen; der bei CD eindringende Lichtſtrahl wird dann, indem er in ver- duͤnnte Luft oder in einen beinahe luftleeren Raum uͤbergeht, ein wenig vom Einfallslothe abwaͤrts, und indem er bei AB wieder in die dichtere Luft gelangt, ein wenig gegen das Einfallsloth zu gebrochen, und ſo wenig dies auch betraͤgt, ſo haben doch Biot und Arago aus ſolchen Verſuchen die Brechung bei dem Ueber- gange aus dem leeren Raume in die Luft genau beſtimmt. Die Brechung in kuͤnſtlichen Luft-Arten haben eben dieſe Beobachter dadurch kennen gelehrt, daß ſie jenen mit Glasplatten geſchloſſenen Raum mit dieſen Luft-Arten fuͤllten. Zur Beſtimmung der Brechung in Koͤrpern, die zu klein oder unregelmaͤßig geformt oder nicht vollkommen durchſichtig ſind, werden wir noch andre Mittel kennen lernen.

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Zitationshilfe: Brandes, Heinrich Wilhelm: Vorlesungen über die Naturlehre. Bd. 2. Leipzig, 1831, S. 112. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/brandes_naturlehre02_1831/126>, abgerufen am 13.05.2024.