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Brandes, Heinrich Wilhelm: Vorlesungen über die Naturlehre. Bd. 1. Leipzig, 1830.

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entgegen setzt. Zwei Glasplatten nämlich, die wie DE, FG
(Fig. 27.) aufgestellt sind, tragen gewiß ein größeres Gewicht H,
als sie thun würden, wenn der Winkel bei EF größer wäre, und
ebenso trägt auch die Wölbung ABC ein größeres Gewicht, als es
bei flacherer Wölbung, wo die einzelnen Theile ab unter weniger
vortheilhaften Richtungen Widerstand leisten, der Fall sein würde.

Bei der Fortschaffung oder Hebung von Lasten, bei der Be-
wegung der Maschinen und in andern Fällen, kömmt diese Zerlegung
der Kraft bald vortheilhaft bald nachtheilig vor. Wenn die Last M
(Fig. 11.) auf dem horizontalen Boden fortgezogen werden soll, und
die Größe des Menschen oder Pferdes nicht wohl eine andre Rich-
tung des Zuges als BC gestattet, so wird nicht die ganze Kraft des
Zuges zum Fortführen der Last verwandt, sondern in dem Verhält-
nisse, wie BD kleiner, als BC, ist, wird die nützlich wirkende Kraft
kleiner, als die aufgewandte Kraft, sein. -- Wenn man (Fig. 12.)
das Rad BD durch ein bei E angebrachtes Gewicht zur Umdrehung
bringen wollte, so würde lange nicht das ganze Gewicht die Dre-
hung bewirken. Das Gewicht nämlich bringt theils einen Druck auf
den unterstützten Mittelpunkt A hervor und trägt theils zur Dre-
hung bei. Betrüge das ganze Gewicht, nach der Richtung EF wir-
kend, 10 Pfund, so müßte man, um die Größe jener beiden Wir-
kungen zu beurtheilen, 10 Theile Ef auf die Richtung der Schwer-
kraft auftragen, fe senkrecht auf den Halbmesser des Rades ziehen
und nun Ee, ef messen; nach der Angabe der Figur sind diese Li-
nien etwa 91/2 und 3, und also sind es nur 3 Pfund Kraft, mit
welcher die Drehung befördert wird, denn 3 Pfund nach Eg und
91/2 Pfund nach Ee wirkend würden nach Ef einen Druck von 10
Pfunden hervorbringen; es kommen also nur 3 Pfund als nützlich
wirkend in Betrachtung. So verhält es sich bei den Treträdern, wo
der Mensch in dem inneren Rande des Rades bis nach H hinauf-
geht und durch sein Gewicht das Rad umtreibt. Ebenso wirkt bei
den oberschlächtigen Wasserrädern das Gewicht des in den Kästen
befindlichen Wassers. Die Schwierigkeit, eine sehr große Last, ein
ganzes Schiff zum Beispiel, zu heben, überwinden wir dadurch,
daß wir die Last auf einer geneigten Ebne herauf ziehen. Hier ist
eine geringere Kraft zum Hinaufziehen nöthig, weil die Last PQ als
aus zwei Kräften PS, PR zusammengesetzt anzusehen ist (Fig. 13.)

entgegen ſetzt. Zwei Glasplatten naͤmlich, die wie DE, FG
(Fig. 27.) aufgeſtellt ſind, tragen gewiß ein groͤßeres Gewicht H,
als ſie thun wuͤrden, wenn der Winkel bei EF groͤßer waͤre, und
ebenſo traͤgt auch die Woͤlbung ABC ein groͤßeres Gewicht, als es
bei flacherer Woͤlbung, wo die einzelnen Theile ab unter weniger
vortheilhaften Richtungen Widerſtand leiſten, der Fall ſein wuͤrde.

Bei der Fortſchaffung oder Hebung von Laſten, bei der Be-
wegung der Maſchinen und in andern Faͤllen, koͤmmt dieſe Zerlegung
der Kraft bald vortheilhaft bald nachtheilig vor. Wenn die Laſt M
(Fig. 11.) auf dem horizontalen Boden fortgezogen werden ſoll, und
die Groͤße des Menſchen oder Pferdes nicht wohl eine andre Rich-
tung des Zuges als BC geſtattet, ſo wird nicht die ganze Kraft des
Zuges zum Fortfuͤhren der Laſt verwandt, ſondern in dem Verhaͤlt-
niſſe, wie BD kleiner, als BC, iſt, wird die nuͤtzlich wirkende Kraft
kleiner, als die aufgewandte Kraft, ſein. — Wenn man (Fig. 12.)
das Rad BD durch ein bei E angebrachtes Gewicht zur Umdrehung
bringen wollte, ſo wuͤrde lange nicht das ganze Gewicht die Dre-
hung bewirken. Das Gewicht naͤmlich bringt theils einen Druck auf
den unterſtuͤtzten Mittelpunkt A hervor und traͤgt theils zur Dre-
hung bei. Betruͤge das ganze Gewicht, nach der Richtung EF wir-
kend, 10 Pfund, ſo muͤßte man, um die Groͤße jener beiden Wir-
kungen zu beurtheilen, 10 Theile Ef auf die Richtung der Schwer-
kraft auftragen, fe ſenkrecht auf den Halbmeſſer des Rades ziehen
und nun Ee, ef meſſen; nach der Angabe der Figur ſind dieſe Li-
nien etwa 9½ und 3, und alſo ſind es nur 3 Pfund Kraft, mit
welcher die Drehung befoͤrdert wird, denn 3 Pfund nach Eg und
9½ Pfund nach Ee wirkend wuͤrden nach Ef einen Druck von 10
Pfunden hervorbringen; es kommen alſo nur 3 Pfund als nuͤtzlich
wirkend in Betrachtung. So verhaͤlt es ſich bei den Tretraͤdern, wo
der Menſch in dem inneren Rande des Rades bis nach H hinauf-
geht und durch ſein Gewicht das Rad umtreibt. Ebenſo wirkt bei
den oberſchlaͤchtigen Waſſerraͤdern das Gewicht des in den Kaͤſten
befindlichen Waſſers. Die Schwierigkeit, eine ſehr große Laſt, ein
ganzes Schiff zum Beiſpiel, zu heben, uͤberwinden wir dadurch,
daß wir die Laſt auf einer geneigten Ebne herauf ziehen. Hier iſt
eine geringere Kraft zum Hinaufziehen noͤthig, weil die Laſt PQ als
aus zwei Kraͤften PS, PR zuſammengeſetzt anzuſehen iſt (Fig. 13.)

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[45/0067] entgegen ſetzt. Zwei Glasplatten naͤmlich, die wie DE, FG (Fig. 27.) aufgeſtellt ſind, tragen gewiß ein groͤßeres Gewicht H, als ſie thun wuͤrden, wenn der Winkel bei EF groͤßer waͤre, und ebenſo traͤgt auch die Woͤlbung ABC ein groͤßeres Gewicht, als es bei flacherer Woͤlbung, wo die einzelnen Theile ab unter weniger vortheilhaften Richtungen Widerſtand leiſten, der Fall ſein wuͤrde. Bei der Fortſchaffung oder Hebung von Laſten, bei der Be- wegung der Maſchinen und in andern Faͤllen, koͤmmt dieſe Zerlegung der Kraft bald vortheilhaft bald nachtheilig vor. Wenn die Laſt M (Fig. 11.) auf dem horizontalen Boden fortgezogen werden ſoll, und die Groͤße des Menſchen oder Pferdes nicht wohl eine andre Rich- tung des Zuges als BC geſtattet, ſo wird nicht die ganze Kraft des Zuges zum Fortfuͤhren der Laſt verwandt, ſondern in dem Verhaͤlt- niſſe, wie BD kleiner, als BC, iſt, wird die nuͤtzlich wirkende Kraft kleiner, als die aufgewandte Kraft, ſein. — Wenn man (Fig. 12.) das Rad BD durch ein bei E angebrachtes Gewicht zur Umdrehung bringen wollte, ſo wuͤrde lange nicht das ganze Gewicht die Dre- hung bewirken. Das Gewicht naͤmlich bringt theils einen Druck auf den unterſtuͤtzten Mittelpunkt A hervor und traͤgt theils zur Dre- hung bei. Betruͤge das ganze Gewicht, nach der Richtung EF wir- kend, 10 Pfund, ſo muͤßte man, um die Groͤße jener beiden Wir- kungen zu beurtheilen, 10 Theile Ef auf die Richtung der Schwer- kraft auftragen, fe ſenkrecht auf den Halbmeſſer des Rades ziehen und nun Ee, ef meſſen; nach der Angabe der Figur ſind dieſe Li- nien etwa 9½ und 3, und alſo ſind es nur 3 Pfund Kraft, mit welcher die Drehung befoͤrdert wird, denn 3 Pfund nach Eg und 9½ Pfund nach Ee wirkend wuͤrden nach Ef einen Druck von 10 Pfunden hervorbringen; es kommen alſo nur 3 Pfund als nuͤtzlich wirkend in Betrachtung. So verhaͤlt es ſich bei den Tretraͤdern, wo der Menſch in dem inneren Rande des Rades bis nach H hinauf- geht und durch ſein Gewicht das Rad umtreibt. Ebenſo wirkt bei den oberſchlaͤchtigen Waſſerraͤdern das Gewicht des in den Kaͤſten befindlichen Waſſers. Die Schwierigkeit, eine ſehr große Laſt, ein ganzes Schiff zum Beiſpiel, zu heben, uͤberwinden wir dadurch, daß wir die Laſt auf einer geneigten Ebne herauf ziehen. Hier iſt eine geringere Kraft zum Hinaufziehen noͤthig, weil die Laſt PQ als aus zwei Kraͤften PS, PR zuſammengeſetzt anzuſehen iſt (Fig. 13.)

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Zitationshilfe: Brandes, Heinrich Wilhelm: Vorlesungen über die Naturlehre. Bd. 1. Leipzig, 1830, S. 45. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/brandes_naturlehre01_1830/67>, abgerufen am 22.11.2024.