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Brandes, Heinrich Wilhelm: Vorlesungen über die Naturlehre. Bd. 1. Leipzig, 1830.

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Porosität.

An diese Eigenschaften der Körper schließt sich eine andere an,
die wir freilich nicht als nothwendig mit dem Begriffe der Materie
verbunden ansehen können; -- die Porosität. Ein Körper
nimmt einen gewissen Raum ein, und da wir Gründe haben,
bei dem einen Körper mehr materielle Theilchen in demselben
Raume anzunehmen, als bei dem andern, so legen wir den
Körpern eine ungleiche Dichtigkeit bei; aber der Körper er-
füllt seinen Raum nicht auf eine stetige, überall gleiche Weise,
sondern selbst unser bloßes Auge zeigt uns Zwischenräume, die
nicht mit der Materie des Körpers erfüllt sind; das Microscop
läßt uns diese Poren noch deutlicher wahrnehmen. Da die Körper,
die wir zu beobachten Gelegenheit haben, fast immer lange in der
Luft gewesen sind, so können wir meistens annehmen, daß die zwischen
den Theilchen der Körper leer bleibenden Stellen, oder die Poren, mit
Luft gefüllt sind; diese Luft sehen wir daher gewöhnlich beim Ein-
tauchen in Wasser, indem das Wasser in die Poren eindringt, in
Blasen hervorkommen, und wo das Wasser unter den gewöhn-
lichen Verhältnissen auch nicht in die Poren eindringt, da ge-
schieht es doch, wenn man unter der Luftpumpe das Hervortreten
der Luft aus diesen Poren bewirkt. Selbst im Wasser, obgleich
von einem Wahrnehmen der Poren des Wassers nicht die Rede
sein kann, befindet sich Luft, die wir beim Kochen und unter
der Luftpumpe, bei aufgehobenem Drucke der Luft, hervorgehen
sehen.

Daß von dieser Porosität es zum Theil abhängt, daß einige
Körper leichter, weniger dicht, als andere sind, ist ziemlich in
die Augen fallend, oder läßt sich wenigstens aus den Verände-
rungen schließen, die man bei starker Zusammenpressung derselben
wahrnimmt. Wir sind gewohnt, Holz als weniger dicht in Ver-
gleichung gegen Wasser anzusehen; aber Scoresby erzählt einen
Fall, wo ein Boot, durch einen weit in die Tiefe gehenden Wall-
fisch hinabgezogen, als der Wallfisch getödtet und nun das an
ihm festhängende Boot heraufgezogen war, eine solche Dichtigkeit
erlangt hatte, daß es nicht mehr über Wasser zu erhalten und
selbst nach dem Austrocknen unbrauchbar geworden war. Wir

I. B
Poroſitaͤt.

An dieſe Eigenſchaften der Koͤrper ſchließt ſich eine andere an,
die wir freilich nicht als nothwendig mit dem Begriffe der Materie
verbunden anſehen koͤnnen; — die Poroſitaͤt. Ein Koͤrper
nimmt einen gewiſſen Raum ein, und da wir Gruͤnde haben,
bei dem einen Koͤrper mehr materielle Theilchen in demſelben
Raume anzunehmen, als bei dem andern, ſo legen wir den
Koͤrpern eine ungleiche Dichtigkeit bei; aber der Koͤrper er-
fuͤllt ſeinen Raum nicht auf eine ſtetige, uͤberall gleiche Weiſe,
ſondern ſelbſt unſer bloßes Auge zeigt uns Zwiſchenraͤume, die
nicht mit der Materie des Koͤrpers erfuͤllt ſind; das Microſcop
laͤßt uns dieſe Poren noch deutlicher wahrnehmen. Da die Koͤrper,
die wir zu beobachten Gelegenheit haben, faſt immer lange in der
Luft geweſen ſind, ſo koͤnnen wir meiſtens annehmen, daß die zwiſchen
den Theilchen der Koͤrper leer bleibenden Stellen, oder die Poren, mit
Luft gefuͤllt ſind; dieſe Luft ſehen wir daher gewoͤhnlich beim Ein-
tauchen in Waſſer, indem das Waſſer in die Poren eindringt, in
Blaſen hervorkommen, und wo das Waſſer unter den gewoͤhn-
lichen Verhaͤltniſſen auch nicht in die Poren eindringt, da ge-
ſchieht es doch, wenn man unter der Luftpumpe das Hervortreten
der Luft aus dieſen Poren bewirkt. Selbſt im Waſſer, obgleich
von einem Wahrnehmen der Poren des Waſſers nicht die Rede
ſein kann, befindet ſich Luft, die wir beim Kochen und unter
der Luftpumpe, bei aufgehobenem Drucke der Luft, hervorgehen
ſehen.

Daß von dieſer Poroſitaͤt es zum Theil abhaͤngt, daß einige
Koͤrper leichter, weniger dicht, als andere ſind, iſt ziemlich in
die Augen fallend, oder laͤßt ſich wenigſtens aus den Veraͤnde-
rungen ſchließen, die man bei ſtarker Zuſammenpreſſung derſelben
wahrnimmt. Wir ſind gewohnt, Holz als weniger dicht in Ver-
gleichung gegen Waſſer anzuſehen; aber Scoresby erzaͤhlt einen
Fall, wo ein Boot, durch einen weit in die Tiefe gehenden Wall-
fiſch hinabgezogen, als der Wallfiſch getoͤdtet und nun das an
ihm feſthaͤngende Boot heraufgezogen war, eine ſolche Dichtigkeit
erlangt hatte, daß es nicht mehr uͤber Waſſer zu erhalten und
ſelbſt nach dem Austrocknen unbrauchbar geworden war. Wir

I. B
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[17/0039] Poroſitaͤt. An dieſe Eigenſchaften der Koͤrper ſchließt ſich eine andere an, die wir freilich nicht als nothwendig mit dem Begriffe der Materie verbunden anſehen koͤnnen; — die Poroſitaͤt. Ein Koͤrper nimmt einen gewiſſen Raum ein, und da wir Gruͤnde haben, bei dem einen Koͤrper mehr materielle Theilchen in demſelben Raume anzunehmen, als bei dem andern, ſo legen wir den Koͤrpern eine ungleiche Dichtigkeit bei; aber der Koͤrper er- fuͤllt ſeinen Raum nicht auf eine ſtetige, uͤberall gleiche Weiſe, ſondern ſelbſt unſer bloßes Auge zeigt uns Zwiſchenraͤume, die nicht mit der Materie des Koͤrpers erfuͤllt ſind; das Microſcop laͤßt uns dieſe Poren noch deutlicher wahrnehmen. Da die Koͤrper, die wir zu beobachten Gelegenheit haben, faſt immer lange in der Luft geweſen ſind, ſo koͤnnen wir meiſtens annehmen, daß die zwiſchen den Theilchen der Koͤrper leer bleibenden Stellen, oder die Poren, mit Luft gefuͤllt ſind; dieſe Luft ſehen wir daher gewoͤhnlich beim Ein- tauchen in Waſſer, indem das Waſſer in die Poren eindringt, in Blaſen hervorkommen, und wo das Waſſer unter den gewoͤhn- lichen Verhaͤltniſſen auch nicht in die Poren eindringt, da ge- ſchieht es doch, wenn man unter der Luftpumpe das Hervortreten der Luft aus dieſen Poren bewirkt. Selbſt im Waſſer, obgleich von einem Wahrnehmen der Poren des Waſſers nicht die Rede ſein kann, befindet ſich Luft, die wir beim Kochen und unter der Luftpumpe, bei aufgehobenem Drucke der Luft, hervorgehen ſehen. Daß von dieſer Poroſitaͤt es zum Theil abhaͤngt, daß einige Koͤrper leichter, weniger dicht, als andere ſind, iſt ziemlich in die Augen fallend, oder laͤßt ſich wenigſtens aus den Veraͤnde- rungen ſchließen, die man bei ſtarker Zuſammenpreſſung derſelben wahrnimmt. Wir ſind gewohnt, Holz als weniger dicht in Ver- gleichung gegen Waſſer anzuſehen; aber Scoresby erzaͤhlt einen Fall, wo ein Boot, durch einen weit in die Tiefe gehenden Wall- fiſch hinabgezogen, als der Wallfiſch getoͤdtet und nun das an ihm feſthaͤngende Boot heraufgezogen war, eine ſolche Dichtigkeit erlangt hatte, daß es nicht mehr uͤber Waſſer zu erhalten und ſelbſt nach dem Austrocknen unbrauchbar geworden war. Wir I. B

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Zitationshilfe: Brandes, Heinrich Wilhelm: Vorlesungen über die Naturlehre. Bd. 1. Leipzig, 1830, S. 17. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/brandes_naturlehre01_1830/39>, abgerufen am 21.11.2024.