auf welcher Höhe man sich über dem Standpuncte befindet, wo das Barometer 28 Zoll hoch steht; wenn nicht die Wärme, deren ungleiche Grade die Luft in einen mehr oder minder dichten Zustand versetzen, hier noch berücksichtigt werden müßte.
Wenn die Wärme beinahe einen halben Grad über Null ist, so ist es bei trockner Luft genau wahr, daß man 73 Fuß steigen muß, um das Barometer von 28 Zoll auf 27 Zoll 11 Linien fallen zu sehen; dagegen muß man, wenn die ganze Luftsäule 10 Grade der 80theiligen Scale warm ist, 76 Fuß 5 Zoll steigen, um das Barometer ebenso fallen zu sehen. Die Luft dehnt sich nämlich bei zunehmender Wärme so sehr aus, daß sie bei 10 Grad Wärme fast um leichter ist, als bei 0° Wärme, und man also 73 = beinahe 761/2 Fuß, als diejenige Höhe erhält, die jetzt an Gewicht den vorigen 73 Fuß gleich ist; und in eben dem Verhältnisse neh- men alle Höhen der Tafel zu.
Um also die ganze Theorie des Höhenmessens mit dem Ba- rometer zu übersehen, reichen folgende wenige Regeln zu. Man muß erstlich die Barometerhöhe an den zwei Orten, deren Höhen- Unterschied man wissen will, sehr genau messen, und dieses so viel möglich zu gleicher Zeit, damit eine Aenderung im Stande des Barometers, so wie sie mit wechselnder Witterung verbunden zu sein pflegt, nicht eine Unrichtigkeit hervorbringe. Man muß zweitens die beobachtete Quecksilberhöhe auf die Wärme des ge- frierenden Wassers zurückführen, weil das Quecksilber bei größerer Wärme nicht die Dichtigkeit hat, die bei der Berechnung der vor- handenen Tafeln vorausgesetzt ist. Diese Correction beträgt für 10 Grade , also für 13 1/5 Grade fast genau oder 1 Linie auf 28 Zoll, das heißt, wenn das Barometer bei 13 1/5 Gr. Wärme auf 28 Zoll steht, so sinkt es auf 27 Zoll 11 Linien, wenn man es in die Eiskälte bringt; und wenn es bei - 13 1/5 Gr. oder bei einer so viel Grade unter Null betragenden Kälte auf 28 Zoll steht, so steigt es auf 28 Zoll 1 Lin., wenn man es in die Null- temperatur bringt. Man sucht drittens mit Hülfe einer solchen Tafel, wie sie oben angegeben ist, wie hoch der eine und wie hoch der andre Standpunct sich über demjenigen befindet, wo das Barometer 28 Zoll hoch steht, und würde daraus, weil diese Tafeln auf die Nulltemperatur eingerichtet zu sein pflegen, den Höhen-
auf welcher Hoͤhe man ſich uͤber dem Standpuncte befindet, wo das Barometer 28 Zoll hoch ſteht; wenn nicht die Waͤrme, deren ungleiche Grade die Luft in einen mehr oder minder dichten Zuſtand verſetzen, hier noch beruͤckſichtigt werden muͤßte.
Wenn die Waͤrme beinahe einen halben Grad uͤber Null iſt, ſo iſt es bei trockner Luft genau wahr, daß man 73 Fuß ſteigen muß, um das Barometer von 28 Zoll auf 27 Zoll 11 Linien fallen zu ſehen; dagegen muß man, wenn die ganze Luftſaͤule 10 Grade der 80theiligen Scale warm iſt, 76 Fuß 5 Zoll ſteigen, um das Barometer ebenſo fallen zu ſehen. Die Luft dehnt ſich naͤmlich bei zunehmender Waͤrme ſo ſehr aus, daß ſie bei 10 Grad Waͤrme faſt um leichter iſt, als bei 0° Waͤrme, und man alſo 73 ⋅ = beinahe 76½ Fuß, als diejenige Hoͤhe erhaͤlt, die jetzt an Gewicht den vorigen 73 Fuß gleich iſt; und in eben dem Verhaͤltniſſe neh- men alle Hoͤhen der Tafel zu.
Um alſo die ganze Theorie des Hoͤhenmeſſens mit dem Ba- rometer zu uͤberſehen, reichen folgende wenige Regeln zu. Man muß erſtlich die Barometerhoͤhe an den zwei Orten, deren Hoͤhen- Unterſchied man wiſſen will, ſehr genau meſſen, und dieſes ſo viel moͤglich zu gleicher Zeit, damit eine Aenderung im Stande des Barometers, ſo wie ſie mit wechſelnder Witterung verbunden zu ſein pflegt, nicht eine Unrichtigkeit hervorbringe. Man muß zweitens die beobachtete Queckſilberhoͤhe auf die Waͤrme des ge- frierenden Waſſers zuruͤckfuͤhren, weil das Queckſilber bei groͤßerer Waͤrme nicht die Dichtigkeit hat, die bei der Berechnung der vor- handenen Tafeln vorausgeſetzt iſt. Dieſe Correction betraͤgt fuͤr 10 Grade , alſo fuͤr 13⅕ Grade faſt genau oder 1 Linie auf 28 Zoll, das heißt, wenn das Barometer bei 13⅕ Gr. Waͤrme auf 28 Zoll ſteht, ſo ſinkt es auf 27 Zoll 11 Linien, wenn man es in die Eiskaͤlte bringt; und wenn es bei - 13⅕ Gr. oder bei einer ſo viel Grade unter Null betragenden Kaͤlte auf 28 Zoll ſteht, ſo ſteigt es auf 28 Zoll 1 Lin., wenn man es in die Null- temperatur bringt. Man ſucht drittens mit Huͤlfe einer ſolchen Tafel, wie ſie oben angegeben iſt, wie hoch der eine und wie hoch der andre Standpunct ſich uͤber demjenigen befindet, wo das Barometer 28 Zoll hoch ſteht, und wuͤrde daraus, weil dieſe Tafeln auf die Nulltemperatur eingerichtet zu ſein pflegen, den Hoͤhen-
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auf welcher Hoͤhe man ſich uͤber dem Standpuncte befindet, wo
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Wenn die Waͤrme beinahe einen halben Grad uͤber Null iſt,
ſo iſt es bei trockner Luft genau wahr, daß man 73 Fuß ſteigen
muß, um das Barometer von 28 Zoll auf 27 Zoll 11 Linien fallen
zu ſehen; dagegen muß man, wenn die ganze Luftſaͤule 10 Grade
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Um alſo die ganze Theorie des Hoͤhenmeſſens mit dem Ba-
rometer zu uͤberſehen, reichen folgende wenige Regeln zu. Man
muß erſtlich die Barometerhoͤhe an den zwei Orten, deren Hoͤhen-
Unterſchied man wiſſen will, ſehr genau meſſen, und dieſes ſo
viel moͤglich zu gleicher Zeit, damit eine Aenderung im Stande
des Barometers, ſo wie ſie mit wechſelnder Witterung verbunden
zu ſein pflegt, nicht eine Unrichtigkeit hervorbringe. Man muß
zweitens die beobachtete Queckſilberhoͤhe auf die Waͤrme des ge-
frierenden Waſſers zuruͤckfuͤhren, weil das Queckſilber bei groͤßerer
Waͤrme nicht die Dichtigkeit hat, die bei der Berechnung der vor-
handenen Tafeln vorausgeſetzt iſt. Dieſe Correction betraͤgt fuͤr
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auf 28 Zoll ſteht, ſo ſinkt es auf 27 Zoll 11 Linien, wenn man
es in die Eiskaͤlte bringt; und wenn es bei - 13⅕ Gr. oder
bei einer ſo viel Grade unter Null betragenden Kaͤlte auf 28 Zoll
ſteht, ſo ſteigt es auf 28 Zoll 1 Lin., wenn man es in die Null-
temperatur bringt. Man ſucht drittens mit Huͤlfe einer ſolchen
Tafel, wie ſie oben angegeben iſt, wie hoch der eine und wie
hoch der andre Standpunct ſich uͤber demjenigen befindet, wo das
Barometer 28 Zoll hoch ſteht, und wuͤrde daraus, weil dieſe Tafeln
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Brandes, Heinrich Wilhelm: Vorlesungen über die Naturlehre. Bd. 1. Leipzig, 1830, S. 216. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/brandes_naturlehre01_1830/238>, abgerufen am 24.11.2024.
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