um C in der Ebne des Papieres bewegliche Flügel eine Ebne BADE trägt, die mit der Seite AB vor der Ebne des Papieres liegt, wäh- rend die Seite DE hinter derselben ist. Wenn diese Fläche von einem Winde, der senkrecht gegen die Ebne des Papiers gerichtet ist, getroffen wird, so weicht sie dem unter ihr vorbei gehenden Winde oberwärts aus und gelangt nach abed, wo eben die Einwirkung fortwährt und die drehende Bewegung immerfort unterstützt. Wenn die Fläche, welche den Stoß empfängt, groß ist, so darf man ihr nicht mehr die Form einer Ebne geben, weil eine ganz gleiche Wir- kung in der Nähe von C eine schnellere Drehungsbewegung bewirken würde, und deshalb der Stoß auf die von C entferntern Theile des Flügels keinen hinreichenden Nutzen brächte; aus diesem Grunde ist die Flügelfläche windschief, in der Nähe von C weniger, entfern- ter von C mehr gegen die Ebne, in welcher der Flügel fortgeht, geneigt.
Mehr, als diese technische Anwendung, der Physik angehörend, ist die Anwendung, die man von einem Instrumente mit Wind- mühlenflügeln gemacht hat, um die Geschwindigkeit des Windes und des strömenden Wassers zu finden. Hat die in Fig. 110. dargestellte kleine Flügelfläche eine sehr geringe Neigung gegen die Ebne des Flügel-Umlaufs, so wird sie, fast senkrecht vom Winde getroffen, nur langsam nach der Seite ausweichen; stände sie bei- nahe senkrecht gegen jene Ebne, so würde sie ebenfalls langsam aus- weichen, weil der Wind, mit dessen Richtung ihre Lage beinahe überein stimmte, sie nur wenig träfe; -- in der genau mittleren Stellung dagegen weicht sie genau so schnell seitwärts aus, als der Wind selbst fortgeht. Hat man also das Instrument, welches unter dem Namen des Woltman'schen Anemometers bekannt ist, so eingerichtet, daß die Mitte der Fläche AE einen Kreis von 10 Fuß Länge (dessen Durchmesser 3 Fuß) durchläuft, so stimmt die Zeit eines Umlaufes der Flügel, deren man vier anzubringen pflegt, mit 10 Fuß Fortgang des Windes überein. Man richtet das Instru- ment so ein, daß die Axe der Flügel vermittelst einer Schraube ohne Ende ein Rad einmal umtreibt, während die Flügel 30mal um- laufen, und indem dieses Rad die Umläufe während einer halben Minute zählt, erhält man leicht die Geschwindigkeit des Win- des. Auf diese Weise findet man, daß bei heftigen Stürmen die
um C in der Ebne des Papieres bewegliche Fluͤgel eine Ebne BADE traͤgt, die mit der Seite AB vor der Ebne des Papieres liegt, waͤh- rend die Seite DE hinter derſelben iſt. Wenn dieſe Flaͤche von einem Winde, der ſenkrecht gegen die Ebne des Papiers gerichtet iſt, getroffen wird, ſo weicht ſie dem unter ihr vorbei gehenden Winde oberwaͤrts aus und gelangt nach abed, wo eben die Einwirkung fortwaͤhrt und die drehende Bewegung immerfort unterſtuͤtzt. Wenn die Flaͤche, welche den Stoß empfaͤngt, groß iſt, ſo darf man ihr nicht mehr die Form einer Ebne geben, weil eine ganz gleiche Wir- kung in der Naͤhe von C eine ſchnellere Drehungsbewegung bewirken wuͤrde, und deshalb der Stoß auf die von C entferntern Theile des Fluͤgels keinen hinreichenden Nutzen braͤchte; aus dieſem Grunde iſt die Fluͤgelflaͤche windſchief, in der Naͤhe von C weniger, entfern- ter von C mehr gegen die Ebne, in welcher der Fluͤgel fortgeht, geneigt.
Mehr, als dieſe techniſche Anwendung, der Phyſik angehoͤrend, iſt die Anwendung, die man von einem Inſtrumente mit Wind- muͤhlenfluͤgeln gemacht hat, um die Geſchwindigkeit des Windes und des ſtroͤmenden Waſſers zu finden. Hat die in Fig. 110. dargeſtellte kleine Fluͤgelflaͤche eine ſehr geringe Neigung gegen die Ebne des Fluͤgel-Umlaufs, ſo wird ſie, faſt ſenkrecht vom Winde getroffen, nur langſam nach der Seite ausweichen; ſtaͤnde ſie bei- nahe ſenkrecht gegen jene Ebne, ſo wuͤrde ſie ebenfalls langſam aus- weichen, weil der Wind, mit deſſen Richtung ihre Lage beinahe uͤberein ſtimmte, ſie nur wenig traͤfe; — in der genau mittleren Stellung dagegen weicht ſie genau ſo ſchnell ſeitwaͤrts aus, als der Wind ſelbſt fortgeht. Hat man alſo das Inſtrument, welches unter dem Namen des Woltman'ſchen Anemometers bekannt iſt, ſo eingerichtet, daß die Mitte der Flaͤche AE einen Kreis von 10 Fuß Laͤnge (deſſen Durchmeſſer 3 Fuß) durchlaͤuft, ſo ſtimmt die Zeit eines Umlaufes der Fluͤgel, deren man vier anzubringen pflegt, mit 10 Fuß Fortgang des Windes uͤberein. Man richtet das Inſtru- ment ſo ein, daß die Axe der Fluͤgel vermittelſt einer Schraube ohne Ende ein Rad einmal umtreibt, waͤhrend die Fluͤgel 30mal um- laufen, und indem dieſes Rad die Umlaͤufe waͤhrend einer halben Minute zaͤhlt, erhaͤlt man leicht die Geſchwindigkeit des Win- des. Auf dieſe Weiſe findet man, daß bei heftigen Stuͤrmen die
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[188/0210]
um C in der Ebne des Papieres bewegliche Fluͤgel eine Ebne BADE
traͤgt, die mit der Seite AB vor der Ebne des Papieres liegt, waͤh-
rend die Seite DE hinter derſelben iſt. Wenn dieſe Flaͤche von
einem Winde, der ſenkrecht gegen die Ebne des Papiers gerichtet iſt,
getroffen wird, ſo weicht ſie dem unter ihr vorbei gehenden Winde
oberwaͤrts aus und gelangt nach abed, wo eben die Einwirkung
fortwaͤhrt und die drehende Bewegung immerfort unterſtuͤtzt. Wenn
die Flaͤche, welche den Stoß empfaͤngt, groß iſt, ſo darf man ihr
nicht mehr die Form einer Ebne geben, weil eine ganz gleiche Wir-
kung in der Naͤhe von C eine ſchnellere Drehungsbewegung bewirken
wuͤrde, und deshalb der Stoß auf die von C entferntern Theile des
Fluͤgels keinen hinreichenden Nutzen braͤchte; aus dieſem Grunde iſt
die Fluͤgelflaͤche windſchief, in der Naͤhe von C weniger, entfern-
ter von C mehr gegen die Ebne, in welcher der Fluͤgel fortgeht,
geneigt.
Mehr, als dieſe techniſche Anwendung, der Phyſik angehoͤrend,
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muͤhlenfluͤgeln gemacht hat, um die Geſchwindigkeit des Windes
und des ſtroͤmenden Waſſers zu finden. Hat die in Fig. 110.
dargeſtellte kleine Fluͤgelflaͤche eine ſehr geringe Neigung gegen die
Ebne des Fluͤgel-Umlaufs, ſo wird ſie, faſt ſenkrecht vom Winde
getroffen, nur langſam nach der Seite ausweichen; ſtaͤnde ſie bei-
nahe ſenkrecht gegen jene Ebne, ſo wuͤrde ſie ebenfalls langſam aus-
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uͤberein ſtimmte, ſie nur wenig traͤfe; — in der genau mittleren
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Wind ſelbſt fortgeht. Hat man alſo das Inſtrument, welches unter
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eines Umlaufes der Fluͤgel, deren man vier anzubringen pflegt, mit
10 Fuß Fortgang des Windes uͤberein. Man richtet das Inſtru-
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Ende ein Rad einmal umtreibt, waͤhrend die Fluͤgel 30mal um-
laufen, und indem dieſes Rad die Umlaͤufe waͤhrend einer halben
Minute zaͤhlt, erhaͤlt man leicht die Geſchwindigkeit des Win-
des. Auf dieſe Weiſe findet man, daß bei heftigen Stuͤrmen die
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Brandes, Heinrich Wilhelm: Vorlesungen über die Naturlehre. Bd. 1. Leipzig, 1830, S. 188. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/brandes_naturlehre01_1830/210>, abgerufen am 16.07.2024.
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