Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Brandes, Heinrich Wilhelm: Vorlesungen über die Naturlehre. Bd. 1. Leipzig, 1830.

Bild:
<< vorherige Seite

schwimmenden Körper eine solche Gestalt, wie ABC (Fig. 93.) giebt,
so ist diese Verschiedenheit des eingetauchten Volumens an dem dün-
nen Halse des Körpers, der nun ein Aräometer heißt, sehr merklich.
Wenn man zum Beispiel den Theil A 400 Cubiclinien groß machte,
und der cylindrische Theil BC hätte eine Quadratlinie Querschnitt,
so würde der Körper sich um 4 Linien tiefer eintauchen, wenn man
ihn in eine um nur ein Hunderttel weniger dichte Flüssigkeit brächte.
So sind diese Aräometer selbst dem oberflächlichen Beobachter brauch-
bar, der mit einem schnellen Blicke sehen will, ob der Weingeist,
welchen er eben vor sich hat, mehr oder weniger Wasser enthalte,
ob die Salzsohle mehr oder weniger mit Salz gesättigt sei u. s. w.
Aber auch zu den aller genauesten Versuchen sind die Aräometer
tauglich.

Obgleich die Aräometer auf sehr mannigfaltige Art eingerichtet
sind, so besteht doch ihre Hauptverschiedenheit nur darin, daß sie
entweder ganz unverändert in jede gegebne Flüssigkeit eingetaucht
werden, wo sie sich dann bis zu ungleichen Tiefen einsenken, oder
daß sie bald mit mehr bald mit weniger aufgelegten Gewichten be-
schwert, und dadurch in jeder Flüssigkeit bis zu gleicher Tiefe einge-
senkt werden. Die erste Art von Aräometern gewährt die Annehm-
lichkeit, an der an BC angebrachten Scale sogleich das zu lesen,
was man zu wissen verlangt. Sie sind entweder allgemein auf alle
Arten von Flüssigkeiten eingerichtet, und dann giebt die Scale an,
wie groß das specifische Gewicht des Flüssigen, wo die Eintauchung
bis zu einem gewissen Puncte geht, in Vergleichung gegen die des
Wassers sei, oder sie sind für Salzsohlen ins besondere oder für
Mischungen von Weingeist und Wasser so eingerichtet, daß sie so-
gleich zeigen, wie viel Theile Salz, oder wie viel Theile Weingeist
sich in dem Wasser befinden. Die mit Scalen versehenen Aräome-
ter würden unbequem werden, wenn ein einziges Aräometer für
alle flüssige Körper brauchbar sein sollte; man pflegt daher mehrere,
die eine regelmäßige Folge bilden, zu verfertigen, so daß bei dem
ersten derselben die Kugel A mit etwas mehr Gewicht, mit Queck-
silber oder mit Bleikügelchen, belastet ist, damit es in den schwer-
sten Flüssigkeiten, zum Beispiel in Schwefelsäure, die beinahe dop-
pelt so schwer, als Wasser ist, nur etwa bis B einsinke; das letzte
dagegen müßte mit so wenig Gewicht belastet sein, daß es selbst im

ſchwimmenden Koͤrper eine ſolche Geſtalt, wie ABC (Fig. 93.) giebt,
ſo iſt dieſe Verſchiedenheit des eingetauchten Volumens an dem duͤn-
nen Halſe des Koͤrpers, der nun ein Araͤometer heißt, ſehr merklich.
Wenn man zum Beiſpiel den Theil A 400 Cubiclinien groß machte,
und der cylindriſche Theil BC haͤtte eine Quadratlinie Querſchnitt,
ſo wuͤrde der Koͤrper ſich um 4 Linien tiefer eintauchen, wenn man
ihn in eine um nur ein Hunderttel weniger dichte Fluͤſſigkeit braͤchte.
So ſind dieſe Araͤometer ſelbſt dem oberflaͤchlichen Beobachter brauch-
bar, der mit einem ſchnellen Blicke ſehen will, ob der Weingeiſt,
welchen er eben vor ſich hat, mehr oder weniger Waſſer enthalte,
ob die Salzſohle mehr oder weniger mit Salz geſaͤttigt ſei u. ſ. w.
Aber auch zu den aller genaueſten Verſuchen ſind die Araͤometer
tauglich.

Obgleich die Araͤometer auf ſehr mannigfaltige Art eingerichtet
ſind, ſo beſteht doch ihre Hauptverſchiedenheit nur darin, daß ſie
entweder ganz unveraͤndert in jede gegebne Fluͤſſigkeit eingetaucht
werden, wo ſie ſich dann bis zu ungleichen Tiefen einſenken, oder
daß ſie bald mit mehr bald mit weniger aufgelegten Gewichten be-
ſchwert, und dadurch in jeder Fluͤſſigkeit bis zu gleicher Tiefe einge-
ſenkt werden. Die erſte Art von Araͤometern gewaͤhrt die Annehm-
lichkeit, an der an BC angebrachten Scale ſogleich das zu leſen,
was man zu wiſſen verlangt. Sie ſind entweder allgemein auf alle
Arten von Fluͤſſigkeiten eingerichtet, und dann giebt die Scale an,
wie groß das ſpecifiſche Gewicht des Fluͤſſigen, wo die Eintauchung
bis zu einem gewiſſen Puncte geht, in Vergleichung gegen die des
Waſſers ſei, oder ſie ſind fuͤr Salzſohlen ins beſondere oder fuͤr
Miſchungen von Weingeiſt und Waſſer ſo eingerichtet, daß ſie ſo-
gleich zeigen, wie viel Theile Salz, oder wie viel Theile Weingeiſt
ſich in dem Waſſer befinden. Die mit Scalen verſehenen Araͤome-
ter wuͤrden unbequem werden, wenn ein einziges Araͤometer fuͤr
alle fluͤſſige Koͤrper brauchbar ſein ſollte; man pflegt daher mehrere,
die eine regelmaͤßige Folge bilden, zu verfertigen, ſo daß bei dem
erſten derſelben die Kugel A mit etwas mehr Gewicht, mit Queck-
ſilber oder mit Bleikuͤgelchen, belaſtet iſt, damit es in den ſchwer-
ſten Fluͤſſigkeiten, zum Beiſpiel in Schwefelſaͤure, die beinahe dop-
pelt ſo ſchwer, als Waſſer iſt, nur etwa bis B einſinke; das letzte
dagegen muͤßte mit ſo wenig Gewicht belaſtet ſein, daß es ſelbſt im

<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <p><pb facs="#f0180" n="158"/>
&#x017F;chwimmenden Ko&#x0364;rper eine &#x017F;olche Ge&#x017F;talt, wie <hi rendition="#aq"><hi rendition="#b">ABC</hi></hi> (<hi rendition="#aq"><hi rendition="#b">Fig. 93.</hi></hi>) giebt,<lb/>
&#x017F;o i&#x017F;t die&#x017F;e Ver&#x017F;chiedenheit des eingetauchten Volumens an dem du&#x0364;n-<lb/>
nen Hal&#x017F;e des Ko&#x0364;rpers, der nun ein Ara&#x0364;ometer heißt, &#x017F;ehr merklich.<lb/>
Wenn man zum Bei&#x017F;piel den Theil <hi rendition="#aq"><hi rendition="#b">A</hi></hi> 400 Cubiclinien groß machte,<lb/>
und der cylindri&#x017F;che Theil <hi rendition="#aq"><hi rendition="#b">BC</hi></hi> ha&#x0364;tte eine Quadratlinie Quer&#x017F;chnitt,<lb/>
&#x017F;o wu&#x0364;rde der Ko&#x0364;rper &#x017F;ich um 4 Linien tiefer eintauchen, wenn man<lb/>
ihn in eine um nur ein Hunderttel weniger dichte Flu&#x0364;&#x017F;&#x017F;igkeit bra&#x0364;chte.<lb/>
So &#x017F;ind die&#x017F;e Ara&#x0364;ometer &#x017F;elb&#x017F;t dem oberfla&#x0364;chlichen Beobachter brauch-<lb/>
bar, der mit einem &#x017F;chnellen Blicke &#x017F;ehen will, ob der Weingei&#x017F;t,<lb/>
welchen er eben vor &#x017F;ich hat, mehr oder weniger Wa&#x017F;&#x017F;er enthalte,<lb/>
ob die Salz&#x017F;ohle mehr oder weniger mit Salz ge&#x017F;a&#x0364;ttigt &#x017F;ei u. &#x017F;. w.<lb/>
Aber auch zu den aller genaue&#x017F;ten Ver&#x017F;uchen &#x017F;ind die Ara&#x0364;ometer<lb/>
tauglich.</p><lb/>
          <p>Obgleich die Ara&#x0364;ometer auf &#x017F;ehr mannigfaltige Art eingerichtet<lb/>
&#x017F;ind, &#x017F;o be&#x017F;teht doch ihre Hauptver&#x017F;chiedenheit nur darin, daß &#x017F;ie<lb/>
entweder ganz unvera&#x0364;ndert in jede gegebne Flu&#x0364;&#x017F;&#x017F;igkeit eingetaucht<lb/>
werden, wo &#x017F;ie &#x017F;ich dann bis zu ungleichen Tiefen ein&#x017F;enken, oder<lb/>
daß &#x017F;ie bald mit mehr bald mit weniger aufgelegten Gewichten be-<lb/>
&#x017F;chwert, und dadurch in jeder Flu&#x0364;&#x017F;&#x017F;igkeit bis zu gleicher Tiefe einge-<lb/>
&#x017F;enkt werden. Die er&#x017F;te Art von Ara&#x0364;ometern gewa&#x0364;hrt die Annehm-<lb/>
lichkeit, an der an <hi rendition="#aq"><hi rendition="#b">BC</hi></hi> angebrachten Scale &#x017F;ogleich das zu le&#x017F;en,<lb/>
was man zu wi&#x017F;&#x017F;en verlangt. Sie &#x017F;ind entweder allgemein auf alle<lb/>
Arten von Flu&#x0364;&#x017F;&#x017F;igkeiten eingerichtet, und dann giebt die Scale an,<lb/>
wie groß das &#x017F;pecifi&#x017F;che Gewicht des Flu&#x0364;&#x017F;&#x017F;igen, wo die Eintauchung<lb/>
bis zu einem gewi&#x017F;&#x017F;en Puncte geht, in Vergleichung gegen die des<lb/>
Wa&#x017F;&#x017F;ers &#x017F;ei, oder &#x017F;ie &#x017F;ind fu&#x0364;r Salz&#x017F;ohlen ins be&#x017F;ondere oder fu&#x0364;r<lb/>
Mi&#x017F;chungen von Weingei&#x017F;t und Wa&#x017F;&#x017F;er &#x017F;o eingerichtet, daß &#x017F;ie &#x017F;o-<lb/>
gleich zeigen, wie viel Theile Salz, oder wie viel Theile Weingei&#x017F;t<lb/>
&#x017F;ich in dem Wa&#x017F;&#x017F;er befinden. Die mit Scalen ver&#x017F;ehenen Ara&#x0364;ome-<lb/>
ter wu&#x0364;rden unbequem werden, wenn ein einziges Ara&#x0364;ometer fu&#x0364;r<lb/>
alle flu&#x0364;&#x017F;&#x017F;ige Ko&#x0364;rper brauchbar &#x017F;ein &#x017F;ollte; man pflegt daher mehrere,<lb/>
die eine regelma&#x0364;ßige Folge bilden, zu verfertigen, &#x017F;o daß bei dem<lb/>
er&#x017F;ten der&#x017F;elben die Kugel <hi rendition="#aq"><hi rendition="#b">A</hi></hi> mit etwas mehr Gewicht, mit Queck-<lb/>
&#x017F;ilber oder mit Bleiku&#x0364;gelchen, bela&#x017F;tet i&#x017F;t, damit es in den &#x017F;chwer-<lb/>
&#x017F;ten Flu&#x0364;&#x017F;&#x017F;igkeiten, zum Bei&#x017F;piel in Schwefel&#x017F;a&#x0364;ure, die beinahe dop-<lb/>
pelt &#x017F;o &#x017F;chwer, als Wa&#x017F;&#x017F;er i&#x017F;t, nur etwa bis <hi rendition="#aq"><hi rendition="#b">B</hi></hi> ein&#x017F;inke; das letzte<lb/>
dagegen mu&#x0364;ßte mit &#x017F;o wenig Gewicht bela&#x017F;tet &#x017F;ein, daß es &#x017F;elb&#x017F;t im<lb/></p>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[158/0180] ſchwimmenden Koͤrper eine ſolche Geſtalt, wie ABC (Fig. 93.) giebt, ſo iſt dieſe Verſchiedenheit des eingetauchten Volumens an dem duͤn- nen Halſe des Koͤrpers, der nun ein Araͤometer heißt, ſehr merklich. Wenn man zum Beiſpiel den Theil A 400 Cubiclinien groß machte, und der cylindriſche Theil BC haͤtte eine Quadratlinie Querſchnitt, ſo wuͤrde der Koͤrper ſich um 4 Linien tiefer eintauchen, wenn man ihn in eine um nur ein Hunderttel weniger dichte Fluͤſſigkeit braͤchte. So ſind dieſe Araͤometer ſelbſt dem oberflaͤchlichen Beobachter brauch- bar, der mit einem ſchnellen Blicke ſehen will, ob der Weingeiſt, welchen er eben vor ſich hat, mehr oder weniger Waſſer enthalte, ob die Salzſohle mehr oder weniger mit Salz geſaͤttigt ſei u. ſ. w. Aber auch zu den aller genaueſten Verſuchen ſind die Araͤometer tauglich. Obgleich die Araͤometer auf ſehr mannigfaltige Art eingerichtet ſind, ſo beſteht doch ihre Hauptverſchiedenheit nur darin, daß ſie entweder ganz unveraͤndert in jede gegebne Fluͤſſigkeit eingetaucht werden, wo ſie ſich dann bis zu ungleichen Tiefen einſenken, oder daß ſie bald mit mehr bald mit weniger aufgelegten Gewichten be- ſchwert, und dadurch in jeder Fluͤſſigkeit bis zu gleicher Tiefe einge- ſenkt werden. Die erſte Art von Araͤometern gewaͤhrt die Annehm- lichkeit, an der an BC angebrachten Scale ſogleich das zu leſen, was man zu wiſſen verlangt. Sie ſind entweder allgemein auf alle Arten von Fluͤſſigkeiten eingerichtet, und dann giebt die Scale an, wie groß das ſpecifiſche Gewicht des Fluͤſſigen, wo die Eintauchung bis zu einem gewiſſen Puncte geht, in Vergleichung gegen die des Waſſers ſei, oder ſie ſind fuͤr Salzſohlen ins beſondere oder fuͤr Miſchungen von Weingeiſt und Waſſer ſo eingerichtet, daß ſie ſo- gleich zeigen, wie viel Theile Salz, oder wie viel Theile Weingeiſt ſich in dem Waſſer befinden. Die mit Scalen verſehenen Araͤome- ter wuͤrden unbequem werden, wenn ein einziges Araͤometer fuͤr alle fluͤſſige Koͤrper brauchbar ſein ſollte; man pflegt daher mehrere, die eine regelmaͤßige Folge bilden, zu verfertigen, ſo daß bei dem erſten derſelben die Kugel A mit etwas mehr Gewicht, mit Queck- ſilber oder mit Bleikuͤgelchen, belaſtet iſt, damit es in den ſchwer- ſten Fluͤſſigkeiten, zum Beiſpiel in Schwefelſaͤure, die beinahe dop- pelt ſo ſchwer, als Waſſer iſt, nur etwa bis B einſinke; das letzte dagegen muͤßte mit ſo wenig Gewicht belaſtet ſein, daß es ſelbſt im

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/brandes_naturlehre01_1830
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/brandes_naturlehre01_1830/180
Zitationshilfe: Brandes, Heinrich Wilhelm: Vorlesungen über die Naturlehre. Bd. 1. Leipzig, 1830, S. 158. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/brandes_naturlehre01_1830/180>, abgerufen am 28.11.2024.