Brandes, Heinrich Wilhelm: Vorlesungen über die Naturlehre. Bd. 1. Leipzig, 1830.wir nur auf die festen Körper unsre Aufmerksamkeit, aber auch bei Gleichförmige Verbreitung des Druckes in flüssigen Körpern. Die flüssigen Körper haben alle die Eigenschaft, daß ihre wir nur auf die feſten Koͤrper unſre Aufmerkſamkeit, aber auch bei Gleichfoͤrmige Verbreitung des Druckes in fluͤſſigen Koͤrpern. Die fluͤſſigen Koͤrper haben alle die Eigenſchaft, daß ihre <TEI> <text> <body> <div n="1"> <p><pb facs="#f0150" n="128"/> wir nur auf die feſten Koͤrper unſre Aufmerkſamkeit, aber auch bei<lb/> fluͤſſigen Koͤrpern findet ein Zuſtand des Gleichgewichts und der<lb/> Bewegung ſtatt, und es ſcheint hier ſchwerer die Geſetze des Gleich-<lb/> gewichts und der Bewegung zu beſtimmen, da jedes Theilchen des<lb/> Fluͤſſigen ganz unabhaͤngig von dem andern ſcheint, ſtatt daß bei<lb/> feſten Koͤrpern nur die Bewegung einiger weniger Puncte be-<lb/> ſtimmt zu werden brauchte, und damit die Bewegung aller uͤb-<lb/> rigen zugleich gegeben war. Indeß auch hier bieten ſich uns<lb/> einfache Geſetze, wenigſtens fuͤr eine zahlreiche Menge von Erſchei-<lb/> nungen, dar.</p><lb/> <div n="2"> <head><hi rendition="#g">Gleichfoͤrmige Verbreitung des Druckes in fluͤſſigen<lb/> Koͤrpern</hi>.</head><lb/> <p>Die fluͤſſigen Koͤrper haben alle die Eigenſchaft, daß ihre<lb/> Theilchen jeder Einwirkung leicht folgend, ihre Lage gegen einander<lb/> bei der geringſten Veranlaſſung aͤndern, und deshalb, wenn irgend<lb/> eine Kraft auf ſie wirkt, zerfließen, wenn ſie nicht in ein Gefaͤß<lb/> eingeſchloſſen ſind. Da wo ein Gefaͤß dieſes Zerfließen hindert,<lb/> zeigen ſie uns eine andre Eigenſchaft, wodurch ſie ſich auffallend<lb/> von den feſten Koͤrpern unterſcheiden, naͤmlich die Eigenſchaft der<lb/> nach allen Seiten gleichfoͤrmigen Verbreitung des Druckes. Wenn<lb/> ein feſter Koͤrper von einer Kraft nach der Richtung <hi rendition="#aq"><hi rendition="#b">BA</hi></hi> ge-<lb/> druͤckt wird (<hi rendition="#aq"><hi rendition="#b">Fig. 73.</hi></hi>), ſo bedarf es nur eines feſten Bodens <hi rendition="#aq"><hi rendition="#b">CD,</hi></hi><lb/> gegen welchen ſenkrecht der Druck gerichtet iſt, um ihn ganz in<lb/> Ruhe zu erhalten; waͤre der Koͤrper ganz in ein Gefaͤß <hi rendition="#aq"><hi rendition="#b">EFGH</hi></hi><lb/> eingeſchloſſen, das ihn dicht anſchließend umgaͤbe, ſo wuͤrde dieſes<lb/> an den Waͤnden <hi rendition="#aq"><hi rendition="#b">EF, GH</hi></hi> gar keinen Druck leiden, ſondern<lb/> bloß der Boden <hi rendition="#aq"><hi rendition="#b">FG</hi></hi> wuͤrde eine hinreichende Feſtigkeit haben<lb/> muͤſſen, um nicht auszuweichen. Iſt dagegen das rund um ge-<lb/> ſchloſſene Gefaͤß <hi rendition="#aq"><hi rendition="#b">EFGH</hi></hi> mit Waſſer gefuͤllt, und wird auf dieſes<lb/> Waſſer vermittelſt eines in der Roͤhre <hi rendition="#aq"><hi rendition="#b">Aaa</hi></hi> beweglichen Kolbens<lb/> ein Druck ausgeuͤbt, der nach <hi rendition="#aq"><hi rendition="#b">BA,</hi></hi> gegen den Boden <hi rendition="#aq"><hi rendition="#b">FG,</hi></hi> ge-<lb/> richtet iſt, ſo hat das Waſſer dadurch nicht allein ein Beſtreben<lb/> gegen den Boden zu, ſondern wenn bei <hi rendition="#aq"><hi rendition="#b">f</hi></hi> oder ſelbſt bei <hi rendition="#aq"><hi rendition="#b">g</hi></hi> eine<lb/> Oeffnung waͤre, ſo wuͤrde auch da das Waſſer hervordringen,<lb/> alſo ſelbſt an den Stellen, wo ein feſter Koͤrper gar keinen Druck<lb/> auf die Waͤnde, vermoͤge des auf ihn ausgeuͤbten Druckes, zeigen<lb/></p> </div> </div> </body> </text> </TEI> [128/0150]
wir nur auf die feſten Koͤrper unſre Aufmerkſamkeit, aber auch bei
fluͤſſigen Koͤrpern findet ein Zuſtand des Gleichgewichts und der
Bewegung ſtatt, und es ſcheint hier ſchwerer die Geſetze des Gleich-
gewichts und der Bewegung zu beſtimmen, da jedes Theilchen des
Fluͤſſigen ganz unabhaͤngig von dem andern ſcheint, ſtatt daß bei
feſten Koͤrpern nur die Bewegung einiger weniger Puncte be-
ſtimmt zu werden brauchte, und damit die Bewegung aller uͤb-
rigen zugleich gegeben war. Indeß auch hier bieten ſich uns
einfache Geſetze, wenigſtens fuͤr eine zahlreiche Menge von Erſchei-
nungen, dar.
Gleichfoͤrmige Verbreitung des Druckes in fluͤſſigen
Koͤrpern.
Die fluͤſſigen Koͤrper haben alle die Eigenſchaft, daß ihre
Theilchen jeder Einwirkung leicht folgend, ihre Lage gegen einander
bei der geringſten Veranlaſſung aͤndern, und deshalb, wenn irgend
eine Kraft auf ſie wirkt, zerfließen, wenn ſie nicht in ein Gefaͤß
eingeſchloſſen ſind. Da wo ein Gefaͤß dieſes Zerfließen hindert,
zeigen ſie uns eine andre Eigenſchaft, wodurch ſie ſich auffallend
von den feſten Koͤrpern unterſcheiden, naͤmlich die Eigenſchaft der
nach allen Seiten gleichfoͤrmigen Verbreitung des Druckes. Wenn
ein feſter Koͤrper von einer Kraft nach der Richtung BA ge-
druͤckt wird (Fig. 73.), ſo bedarf es nur eines feſten Bodens CD,
gegen welchen ſenkrecht der Druck gerichtet iſt, um ihn ganz in
Ruhe zu erhalten; waͤre der Koͤrper ganz in ein Gefaͤß EFGH
eingeſchloſſen, das ihn dicht anſchließend umgaͤbe, ſo wuͤrde dieſes
an den Waͤnden EF, GH gar keinen Druck leiden, ſondern
bloß der Boden FG wuͤrde eine hinreichende Feſtigkeit haben
muͤſſen, um nicht auszuweichen. Iſt dagegen das rund um ge-
ſchloſſene Gefaͤß EFGH mit Waſſer gefuͤllt, und wird auf dieſes
Waſſer vermittelſt eines in der Roͤhre Aaa beweglichen Kolbens
ein Druck ausgeuͤbt, der nach BA, gegen den Boden FG, ge-
richtet iſt, ſo hat das Waſſer dadurch nicht allein ein Beſtreben
gegen den Boden zu, ſondern wenn bei f oder ſelbſt bei g eine
Oeffnung waͤre, ſo wuͤrde auch da das Waſſer hervordringen,
alſo ſelbſt an den Stellen, wo ein feſter Koͤrper gar keinen Druck
auf die Waͤnde, vermoͤge des auf ihn ausgeuͤbten Druckes, zeigen
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