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Brandes, Heinrich Wilhelm: Vorlesungen über die Naturlehre. Bd. 1. Leipzig, 1830.

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Richtung DB herankommenden Kugel getroffen wird. Indem die
Kugeln sich in M berühren, wo LN die gemeinschaftliche Be-
rührungslinie beider Kugeln ist, wird nur die auf LN senkrechte
Bewegung aufgehalten, die mit LN parallele Bewegung der
Kugel B bleibt dagegen ungestört. Wir wissen, daß bei gleichen
elastischen Kugeln ein Vertauschen der Geschwindigkeiten eintritt,
und dieses Vertauschen bezieht sich hier bloß auf die gegen LN
senkrechte Geschwindigkeit, so daß, wenn DB den Weg in 1 Se-
cunde, also DE das Annähern gegen LN in 1 Secunde angiebt,
diese Geschwindigkeit sich ganz auf A überträgt und für B ver-
lohren geht. Die Kugel B behält daher allein die mit LN pa-
rallele Geschwindigkeit und kommt in der nächsten Secunde nach
G, so daß BG = EB ist, die Kugel A dagegen erlangt keine
andre, als die auf LN senkrechte Geschwindigkeit und geht nach
AF so fort, daß sie in 1 Secunde bis f, wo Af = DE, ge-
langt. Hierin liegt der Grund, warum man die Kugel A, die
nach der Richtung AF gehen soll, an der Seite bei M und
zwar da treffen muß, wo die Berührungslinie LN senkrecht auf
die verlangte Richtung ist.

Die Bestimmung, daß B nach BG und A nach AF fort-
geht, würde ganz genau sein, wenn beide Kugeln ohne Rotation
fortgingen; aber dies ist beim Billardspiele nicht der Fall und
sehr geschickte Spieler wissen die Abweichungen, die dadurch ent-
stehen, sehr wohl zu benutzen. Um von diesen Abweichungen
nur etwas anzuführen, bleibe ich bei den einfachsten Fällen stehen.
Wenn eine Kugel grade gegen den Mittelpunct einer gleich großen
Kugel gestoßen wird, so sollte sie dieser ihre ganze Geschwindigkeit
ertheilen, und selbst ruhend bleiben; hat sie aber eine drehende Be-
wegung, durch welche die obern Theile vorwärts geführt werden,
so wird sie noch auf der Tafel fort, vorwärts rollen, obgleich die
Bewegung des Mittelpuncts ganz gehemmt sein sollte, und könnte
man ihr eine entgegengesetzte Bewegung ertheilen, so daß die
obern Theile beim Rotiren zurückgingen, so müßte sie auf der
Tafel rückwärts rollen. Aus einem ähnlichen Grunde wird der
Winkel beim Zurückprallen nicht immer genau dem Einfallswinkel
gleich sein, sondern wenn die Rotation ein Hinwärtsgehen nach der
Zurückwerfungs-Ebne zu hervorbrächte, so wird der Winkel zu

Richtung DB herankommenden Kugel getroffen wird. Indem die
Kugeln ſich in M beruͤhren, wo LN die gemeinſchaftliche Be-
ruͤhrungslinie beider Kugeln iſt, wird nur die auf LN ſenkrechte
Bewegung aufgehalten, die mit LN parallele Bewegung der
Kugel B bleibt dagegen ungeſtoͤrt. Wir wiſſen, daß bei gleichen
elaſtiſchen Kugeln ein Vertauſchen der Geſchwindigkeiten eintritt,
und dieſes Vertauſchen bezieht ſich hier bloß auf die gegen LN
ſenkrechte Geſchwindigkeit, ſo daß, wenn DB den Weg in 1 Se-
cunde, alſo DE das Annaͤhern gegen LN in 1 Secunde angiebt,
dieſe Geſchwindigkeit ſich ganz auf A uͤbertraͤgt und fuͤr B ver-
lohren geht. Die Kugel B behaͤlt daher allein die mit LN pa-
rallele Geſchwindigkeit und kommt in der naͤchſten Secunde nach
G, ſo daß BG = EB iſt, die Kugel A dagegen erlangt keine
andre, als die auf LN ſenkrechte Geſchwindigkeit und geht nach
AF ſo fort, daß ſie in 1 Secunde bis f, wo Af = DE, ge-
langt. Hierin liegt der Grund, warum man die Kugel A, die
nach der Richtung AF gehen ſoll, an der Seite bei M und
zwar da treffen muß, wo die Beruͤhrungslinie LN ſenkrecht auf
die verlangte Richtung iſt.

Die Beſtimmung, daß B nach BG und A nach AF fort-
geht, wuͤrde ganz genau ſein, wenn beide Kugeln ohne Rotation
fortgingen; aber dies iſt beim Billardſpiele nicht der Fall und
ſehr geſchickte Spieler wiſſen die Abweichungen, die dadurch ent-
ſtehen, ſehr wohl zu benutzen. Um von dieſen Abweichungen
nur etwas anzufuͤhren, bleibe ich bei den einfachſten Faͤllen ſtehen.
Wenn eine Kugel grade gegen den Mittelpunct einer gleich großen
Kugel geſtoßen wird, ſo ſollte ſie dieſer ihre ganze Geſchwindigkeit
ertheilen, und ſelbſt ruhend bleiben; hat ſie aber eine drehende Be-
wegung, durch welche die obern Theile vorwaͤrts gefuͤhrt werden,
ſo wird ſie noch auf der Tafel fort, vorwaͤrts rollen, obgleich die
Bewegung des Mittelpuncts ganz gehemmt ſein ſollte, und koͤnnte
man ihr eine entgegengeſetzte Bewegung ertheilen, ſo daß die
obern Theile beim Rotiren zuruͤckgingen, ſo muͤßte ſie auf der
Tafel ruͤckwaͤrts rollen. Aus einem aͤhnlichen Grunde wird der
Winkel beim Zuruͤckprallen nicht immer genau dem Einfallswinkel
gleich ſein, ſondern wenn die Rotation ein Hinwaͤrtsgehen nach der
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[125/0147] Richtung DB herankommenden Kugel getroffen wird. Indem die Kugeln ſich in M beruͤhren, wo LN die gemeinſchaftliche Be- ruͤhrungslinie beider Kugeln iſt, wird nur die auf LN ſenkrechte Bewegung aufgehalten, die mit LN parallele Bewegung der Kugel B bleibt dagegen ungeſtoͤrt. Wir wiſſen, daß bei gleichen elaſtiſchen Kugeln ein Vertauſchen der Geſchwindigkeiten eintritt, und dieſes Vertauſchen bezieht ſich hier bloß auf die gegen LN ſenkrechte Geſchwindigkeit, ſo daß, wenn DB den Weg in 1 Se- cunde, alſo DE das Annaͤhern gegen LN in 1 Secunde angiebt, dieſe Geſchwindigkeit ſich ganz auf A uͤbertraͤgt und fuͤr B ver- lohren geht. Die Kugel B behaͤlt daher allein die mit LN pa- rallele Geſchwindigkeit und kommt in der naͤchſten Secunde nach G, ſo daß BG = EB iſt, die Kugel A dagegen erlangt keine andre, als die auf LN ſenkrechte Geſchwindigkeit und geht nach AF ſo fort, daß ſie in 1 Secunde bis f, wo Af = DE, ge- langt. Hierin liegt der Grund, warum man die Kugel A, die nach der Richtung AF gehen ſoll, an der Seite bei M und zwar da treffen muß, wo die Beruͤhrungslinie LN ſenkrecht auf die verlangte Richtung iſt. Die Beſtimmung, daß B nach BG und A nach AF fort- geht, wuͤrde ganz genau ſein, wenn beide Kugeln ohne Rotation fortgingen; aber dies iſt beim Billardſpiele nicht der Fall und ſehr geſchickte Spieler wiſſen die Abweichungen, die dadurch ent- ſtehen, ſehr wohl zu benutzen. Um von dieſen Abweichungen nur etwas anzufuͤhren, bleibe ich bei den einfachſten Faͤllen ſtehen. Wenn eine Kugel grade gegen den Mittelpunct einer gleich großen Kugel geſtoßen wird, ſo ſollte ſie dieſer ihre ganze Geſchwindigkeit ertheilen, und ſelbſt ruhend bleiben; hat ſie aber eine drehende Be- wegung, durch welche die obern Theile vorwaͤrts gefuͤhrt werden, ſo wird ſie noch auf der Tafel fort, vorwaͤrts rollen, obgleich die Bewegung des Mittelpuncts ganz gehemmt ſein ſollte, und koͤnnte man ihr eine entgegengeſetzte Bewegung ertheilen, ſo daß die obern Theile beim Rotiren zuruͤckgingen, ſo muͤßte ſie auf der Tafel ruͤckwaͤrts rollen. Aus einem aͤhnlichen Grunde wird der Winkel beim Zuruͤckprallen nicht immer genau dem Einfallswinkel gleich ſein, ſondern wenn die Rotation ein Hinwaͤrtsgehen nach der Zuruͤckwerfungs-Ebne zu hervorbraͤchte, ſo wird der Winkel zu

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Zitationshilfe: Brandes, Heinrich Wilhelm: Vorlesungen über die Naturlehre. Bd. 1. Leipzig, 1830, S. 125. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/brandes_naturlehre01_1830/147>, abgerufen am 23.11.2024.