Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Brandes, Heinrich Wilhelm: Vorlesungen über die Naturlehre. Bd. 1. Leipzig, 1830.

Bild:
<< vorherige Seite

kraft auf das Vierfache, bei dreifacher Geschwindigkeit auf das
Neunfache und so ferner.

Versuche mit der Schwungmaschine.

Die Schwungmaschine zeigt dies für eine Menge von Fällen.
Sie ist am besten so eingerichtet, daß eine mit mäßiger Geschwin-
digkeit gedrehte Scheibe QR eine zweite Scheibe DE, entweder
durch eingreifende Zähne oder auch nur durch eine um AB (Fig.
58.
) gehende Schnur in sehr schnelle Bewegung setzt; zählt man
dann die Umdrehungen der einen Scheibe, so kennt man die Ge-
schwindigkeit der andern, und kann diese bis zu einem hohen Grade
vermehren. Legt man nun zuerst auf die schnellere Scheibe kleine
Kugeln in ungleichen Entfernungen vom Mittelpuncte in flachen
Vertiefungen auf, so werden bei mäßiger Schnelligkeit zuerst die
entfernteren Kugeln, endlich bei größerer Schnelligkeit auch die
dem Mittelpuncte näheren herausgeworfen und nur die im Mittel-
puncte selbst aufliegende bleibt immer in Ruhe. Wenn man über
dieser Scheibe ein Metallstäbchen so befestigt, daß es, wie LM, mit
der Scheibe parallel durch die Axe der Drehung geht, und durch-
bohrte Kugeln auf dasselbe aufschiebt, so gehen diese bei jeder Dre-
hung sogleich dem Umfange zu; denn obgleich die Bewegung nach
der Tangente durch das Metallstäbchen gehindert wird, so bleibt
doch das Bestreben, sich vom Mittelpuncte zu entfernen, und so
wie dadurch in andern Fällen bloß der Faden gespannt wird, so zeigt
sich hier ein Zurückweichen vom Mittelpuncte. Verbindet man zwei
Kugeln N, O, mit einem Faden, und stellt sie an die entgegenge-
setzten Seiten des Mittelpunctes, so streben sie bei der Drehung ein-
ander entgegen, und es erhellt erstlich leicht, daß keine zurückwei-
chen kann, wenn beide gleich und beide in gleichen Abständen vom
Mittelpuncte sind, aber auch wenn N zwei Loth, O ein Loth wiegt,
jene aber halb so weit als diese vom Mittelpuncte entfernt ist, so
halten sich die Schwungkräfte im Gleichgewichte, weil bei gleichen
Kugeln die halb so entfernt vom Centro befindliche nur halb so viel
Kraft ausüben würde, bei ungleichen Kugeln also unter den ange-
gebenen Umständen eine Gleichheit der Kraft eintritt.

Die Schwungmaschine kann zu genauer Abmessung der
Schwungkraft angewandt werden. Zu diesem Zwecke ist in der

kraft auf das Vierfache, bei dreifacher Geſchwindigkeit auf das
Neunfache und ſo ferner.

Verſuche mit der Schwungmaſchine.

Die Schwungmaſchine zeigt dies fuͤr eine Menge von Faͤllen.
Sie iſt am beſten ſo eingerichtet, daß eine mit maͤßiger Geſchwin-
digkeit gedrehte Scheibe QR eine zweite Scheibe DE, entweder
durch eingreifende Zaͤhne oder auch nur durch eine um AB (Fig.
58.
) gehende Schnur in ſehr ſchnelle Bewegung ſetzt; zaͤhlt man
dann die Umdrehungen der einen Scheibe, ſo kennt man die Ge-
ſchwindigkeit der andern, und kann dieſe bis zu einem hohen Grade
vermehren. Legt man nun zuerſt auf die ſchnellere Scheibe kleine
Kugeln in ungleichen Entfernungen vom Mittelpuncte in flachen
Vertiefungen auf, ſo werden bei maͤßiger Schnelligkeit zuerſt die
entfernteren Kugeln, endlich bei groͤßerer Schnelligkeit auch die
dem Mittelpuncte naͤheren herausgeworfen und nur die im Mittel-
puncte ſelbſt aufliegende bleibt immer in Ruhe. Wenn man uͤber
dieſer Scheibe ein Metallſtaͤbchen ſo befeſtigt, daß es, wie LM, mit
der Scheibe parallel durch die Axe der Drehung geht, und durch-
bohrte Kugeln auf dasſelbe aufſchiebt, ſo gehen dieſe bei jeder Dre-
hung ſogleich dem Umfange zu; denn obgleich die Bewegung nach
der Tangente durch das Metallſtaͤbchen gehindert wird, ſo bleibt
doch das Beſtreben, ſich vom Mittelpuncte zu entfernen, und ſo
wie dadurch in andern Faͤllen bloß der Faden geſpannt wird, ſo zeigt
ſich hier ein Zuruͤckweichen vom Mittelpuncte. Verbindet man zwei
Kugeln N, O, mit einem Faden, und ſtellt ſie an die entgegenge-
ſetzten Seiten des Mittelpunctes, ſo ſtreben ſie bei der Drehung ein-
ander entgegen, und es erhellt erſtlich leicht, daß keine zuruͤckwei-
chen kann, wenn beide gleich und beide in gleichen Abſtaͤnden vom
Mittelpuncte ſind, aber auch wenn N zwei Loth, O ein Loth wiegt,
jene aber halb ſo weit als dieſe vom Mittelpuncte entfernt iſt, ſo
halten ſich die Schwungkraͤfte im Gleichgewichte, weil bei gleichen
Kugeln die halb ſo entfernt vom Centro befindliche nur halb ſo viel
Kraft ausuͤben wuͤrde, bei ungleichen Kugeln alſo unter den ange-
gebenen Umſtaͤnden eine Gleichheit der Kraft eintritt.

Die Schwungmaſchine kann zu genauer Abmeſſung der
Schwungkraft angewandt werden. Zu dieſem Zwecke iſt in der

<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <p><pb facs="#f0114" n="92"/>
kraft auf das Vierfache, bei dreifacher Ge&#x017F;chwindigkeit auf das<lb/>
Neunfache und &#x017F;o ferner.</p>
        </div><lb/>
        <div n="2">
          <head><hi rendition="#g">Ver&#x017F;uche mit der Schwungma&#x017F;chine</hi>.</head><lb/>
          <p>Die Schwungma&#x017F;chine zeigt dies fu&#x0364;r eine Menge von Fa&#x0364;llen.<lb/>
Sie i&#x017F;t am be&#x017F;ten &#x017F;o eingerichtet, daß eine mit ma&#x0364;ßiger Ge&#x017F;chwin-<lb/>
digkeit gedrehte Scheibe <hi rendition="#aq"><hi rendition="#b">QR</hi></hi> eine zweite Scheibe <hi rendition="#aq"><hi rendition="#b">DE,</hi></hi> entweder<lb/>
durch eingreifende Za&#x0364;hne oder auch nur durch eine um <hi rendition="#aq"><hi rendition="#b">AB</hi></hi> (<hi rendition="#aq"><hi rendition="#b">Fig.<lb/>
58.</hi></hi>) gehende Schnur in &#x017F;ehr &#x017F;chnelle Bewegung &#x017F;etzt; za&#x0364;hlt man<lb/>
dann die Umdrehungen der einen Scheibe, &#x017F;o kennt man die Ge-<lb/>
&#x017F;chwindigkeit der andern, und kann die&#x017F;e bis zu einem hohen Grade<lb/>
vermehren. Legt man nun zuer&#x017F;t auf die &#x017F;chnellere Scheibe kleine<lb/>
Kugeln in ungleichen Entfernungen vom Mittelpuncte in flachen<lb/>
Vertiefungen auf, &#x017F;o werden bei ma&#x0364;ßiger Schnelligkeit zuer&#x017F;t die<lb/>
entfernteren Kugeln, endlich bei gro&#x0364;ßerer Schnelligkeit auch die<lb/>
dem Mittelpuncte na&#x0364;heren herausgeworfen und nur die im Mittel-<lb/>
puncte &#x017F;elb&#x017F;t aufliegende bleibt immer in Ruhe. Wenn man u&#x0364;ber<lb/>
die&#x017F;er Scheibe ein Metall&#x017F;ta&#x0364;bchen &#x017F;o befe&#x017F;tigt, daß es, wie <hi rendition="#aq"><hi rendition="#b">LM,</hi></hi> mit<lb/>
der Scheibe parallel durch die Axe der Drehung geht, und durch-<lb/>
bohrte Kugeln auf das&#x017F;elbe auf&#x017F;chiebt, &#x017F;o gehen die&#x017F;e bei jeder Dre-<lb/>
hung &#x017F;ogleich dem Umfange zu; denn obgleich die Bewegung nach<lb/>
der Tangente durch das Metall&#x017F;ta&#x0364;bchen gehindert wird, &#x017F;o bleibt<lb/>
doch das Be&#x017F;treben, &#x017F;ich vom Mittelpuncte zu entfernen, und &#x017F;o<lb/>
wie dadurch in andern Fa&#x0364;llen bloß der Faden ge&#x017F;pannt wird, &#x017F;o zeigt<lb/>
&#x017F;ich hier ein Zuru&#x0364;ckweichen vom Mittelpuncte. Verbindet man zwei<lb/>
Kugeln <hi rendition="#aq"><hi rendition="#b">N, O,</hi></hi> mit einem Faden, und &#x017F;tellt &#x017F;ie an die entgegenge-<lb/>
&#x017F;etzten Seiten des Mittelpunctes, &#x017F;o &#x017F;treben &#x017F;ie bei der Drehung ein-<lb/>
ander entgegen, und es erhellt er&#x017F;tlich leicht, daß keine zuru&#x0364;ckwei-<lb/>
chen kann, wenn beide gleich und beide in gleichen Ab&#x017F;ta&#x0364;nden vom<lb/>
Mittelpuncte &#x017F;ind, aber auch wenn <hi rendition="#aq"><hi rendition="#b">N</hi></hi> zwei Loth, <hi rendition="#aq"><hi rendition="#b">O</hi></hi> ein Loth wiegt,<lb/>
jene aber halb &#x017F;o weit als die&#x017F;e vom Mittelpuncte entfernt i&#x017F;t, &#x017F;o<lb/>
halten &#x017F;ich die Schwungkra&#x0364;fte im Gleichgewichte, weil bei gleichen<lb/>
Kugeln die halb &#x017F;o entfernt vom Centro befindliche nur halb &#x017F;o viel<lb/>
Kraft ausu&#x0364;ben wu&#x0364;rde, bei ungleichen Kugeln al&#x017F;o unter den ange-<lb/>
gebenen Um&#x017F;ta&#x0364;nden eine Gleichheit der Kraft eintritt.</p><lb/>
          <p>Die Schwungma&#x017F;chine kann zu genauer Abme&#x017F;&#x017F;ung der<lb/>
Schwungkraft angewandt werden. Zu die&#x017F;em Zwecke i&#x017F;t in der<lb/></p>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[92/0114] kraft auf das Vierfache, bei dreifacher Geſchwindigkeit auf das Neunfache und ſo ferner. Verſuche mit der Schwungmaſchine. Die Schwungmaſchine zeigt dies fuͤr eine Menge von Faͤllen. Sie iſt am beſten ſo eingerichtet, daß eine mit maͤßiger Geſchwin- digkeit gedrehte Scheibe QR eine zweite Scheibe DE, entweder durch eingreifende Zaͤhne oder auch nur durch eine um AB (Fig. 58.) gehende Schnur in ſehr ſchnelle Bewegung ſetzt; zaͤhlt man dann die Umdrehungen der einen Scheibe, ſo kennt man die Ge- ſchwindigkeit der andern, und kann dieſe bis zu einem hohen Grade vermehren. Legt man nun zuerſt auf die ſchnellere Scheibe kleine Kugeln in ungleichen Entfernungen vom Mittelpuncte in flachen Vertiefungen auf, ſo werden bei maͤßiger Schnelligkeit zuerſt die entfernteren Kugeln, endlich bei groͤßerer Schnelligkeit auch die dem Mittelpuncte naͤheren herausgeworfen und nur die im Mittel- puncte ſelbſt aufliegende bleibt immer in Ruhe. Wenn man uͤber dieſer Scheibe ein Metallſtaͤbchen ſo befeſtigt, daß es, wie LM, mit der Scheibe parallel durch die Axe der Drehung geht, und durch- bohrte Kugeln auf dasſelbe aufſchiebt, ſo gehen dieſe bei jeder Dre- hung ſogleich dem Umfange zu; denn obgleich die Bewegung nach der Tangente durch das Metallſtaͤbchen gehindert wird, ſo bleibt doch das Beſtreben, ſich vom Mittelpuncte zu entfernen, und ſo wie dadurch in andern Faͤllen bloß der Faden geſpannt wird, ſo zeigt ſich hier ein Zuruͤckweichen vom Mittelpuncte. Verbindet man zwei Kugeln N, O, mit einem Faden, und ſtellt ſie an die entgegenge- ſetzten Seiten des Mittelpunctes, ſo ſtreben ſie bei der Drehung ein- ander entgegen, und es erhellt erſtlich leicht, daß keine zuruͤckwei- chen kann, wenn beide gleich und beide in gleichen Abſtaͤnden vom Mittelpuncte ſind, aber auch wenn N zwei Loth, O ein Loth wiegt, jene aber halb ſo weit als dieſe vom Mittelpuncte entfernt iſt, ſo halten ſich die Schwungkraͤfte im Gleichgewichte, weil bei gleichen Kugeln die halb ſo entfernt vom Centro befindliche nur halb ſo viel Kraft ausuͤben wuͤrde, bei ungleichen Kugeln alſo unter den ange- gebenen Umſtaͤnden eine Gleichheit der Kraft eintritt. Die Schwungmaſchine kann zu genauer Abmeſſung der Schwungkraft angewandt werden. Zu dieſem Zwecke iſt in der

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/brandes_naturlehre01_1830
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/brandes_naturlehre01_1830/114
Zitationshilfe: Brandes, Heinrich Wilhelm: Vorlesungen über die Naturlehre. Bd. 1. Leipzig, 1830, S. 92. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/brandes_naturlehre01_1830/114>, abgerufen am 21.11.2024.